Ti-Abstraktum

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Der Begriff ti-Abstraktum bezeichnet in der indogermanischen Linguistik ein Verbalabstraktum, das durch eine Erweiterung auf -ti gebildet ist. Diese Erweiterung setzt sich aus den beiden Determinativen t und i zusammen (als Determinativ definiert Hermann Hirt (vgl. die Quellen) ein Suffix, dessen Bedeutung nicht oder zumindest nicht unmittelbar erkannt werden kann). In einigen wenigen Fällen kann die Bildung auf -ti auch ein Nomen agentis bezeichnen. Verbalabstrakta können in (zumindest äußerlich) ähnlicher Weise auch auf -tu gebildet werden, man spricht dann von tu-Abstrakta. Eine Erweiterung des Suffixes -tu ist das Suffix -tūti.

Beispiele

  • Ein deutsches Beispiel ist das Wort Pflicht, das auf westgermanisches *pleh-ti- zurückgeht [1].
  • Ein weiteres ähnliches deutsches Beispiel ist Flucht (von fliegen; diese Aussage bezieht sich nicht auf Flucht von fliehen)[2].
  • Ein indogermanisches Beispiel ist *mn-ti- (Sinn, Gedanke; man beachte, dass das "n" silbisch ist).
  • Ein altindisches Beispiel ist gátis (Gehen, Gang).
  • Griechische Beispiele sind die Abstrakta auf -σις (-sis), z. B. βάσις (básis; Gang, Schritt), τάξις (táxis; Ordnung, Stellung).
  • Ein lateinisches Beispiel ist hostis (Feind), das ein Beispiel für die selteneren Nomina agentis in dieser Klasse ist.
  • Ein weiteres Beispiel für ein Nomen agentis ist das griechische μάντις (mántis; Seher, Wahrsager).
  • Ein Beispiel für ein tu-Abstraktum ist das lateinische fructus (Nutzung, Ertrag; davon deutsches Frucht)[3].

Quellen

  • Hirt, Hermann Alfred: Indogermanische Grammatik, III. Teil, Das Nomen, Heidelberg 1927, Neudruck Cambridge University Press 2009; S. 127–128
  • Köbler, Gerhard: Indogermanisch-neuhochdeutsches und neuhochdeutsch-indogermanisches Wörterbuch, Gießen-Lahn 1980, 2. Auflage 1982, S. XXV

Einzelnachweise

  1. Kluge: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, Berlin/Boston 2011, 25. Auflage, S. 699
  2. Kluge: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, Berlin/Boston 2011, 25. Auflage, S. 306
  3. Kluge: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, Berlin/Boston 2011, 25. Auflage, S. 321