Union der Opferverbände Kommunistischer Gewaltherrschaft

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 5. Juli 2016 um 09:00 Uhr durch Bernd Schwabe in Hannover (Diskussion | Beiträge) (Rainer Wagner). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Die Union der Opferverbände Kommunistischer Gewaltherrschaft (UOKG) hat ihren Sitz im Gebäude des ehemaligen Ministeriums für Staatssicherheit der DDR in Berlin-Lichtenberg.

Geschichte

Die UOKG wurde 1991 gegründet. Unter ihrem Dach sind fast 40 Verbände aus Deutschland vereinigt, deren gemeinsames Ziel darin besteht, das Leid der Opfer realsozialistischer Gewaltherrschaft nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Dazu werden Veranstaltungen mit Zeitzeugen in der Öffentlichkeit und an Schulen durchgeführt. Das Unrecht des SED-Staates und der stalinistischen Speziallager hinterließ zahlreiche Opfer, deren Schicksal die UOKG und ihre Mitgliedsverbände aufarbeiten möchten.

Zu den Mitgliedsverbänden der UOKG zählen unter anderem Lagergemeinschaften der Opfer der sowjetischen Speziallager (Arbeitsgemeinschaft Fünfeichen, Arbeitsgemeinschaft Lager Sachsenhausen 1945–1950, Initiativgruppe Lager Mühlberg), Interessengruppen politischer Häftlinge aus der DDR (Cottbuser Häftlingsgemeinschaft), Aufarbeitungsinitiativen (Forum zur Aufklärung und Erneuerung), Gedenkstättenträger (Menschenrechtszentrum Cottbus e.V.), Menschenrechtsorganisationen (Internationale Gesellschaft für Menschenrechte), aber auch Initiativen wie Pro Universitätskirche aus Leipzig. Die älteste Vereinigung der ehemaligen politischen Häftlinge aus der SBZ/DDR, die Vereinigung der Opfer des Stalinismus (VOS), wurde nach ihrem Ausschluss 2008 Ende 2014 wieder in den Dachverband aufgenommen.

Die UOKG befindet sich in einem intensiven Erfahrungsaustausch mit Opferverbänden und Häftlingsorganisationen auf internationaler Ebene. Sie ist Mitglied in der "Internationalen Assoziation", dem Dachverband der Opferverbände in Europa sowie in der „Europäischen Plattform Gedächtnis und Gewissen“ (Platform of European Memory and Conscience).

Ein nach Ansicht der Verbände sowohl nachlässiger öffentlicher Umgang mit diesen Themen als auch das unbefriedigend gelöste Problem von Entschädigungszahlungen für erlittenes Unrecht[1] und der DDR-Haftzwangsarbeit[2] wird von der UOKG kritisiert und in Gesprächen und Kontakten mit politischen Gremien thematisiert. Die UOKG wendet sich gegen politischen Extremismus jeglicher Ausprägung, und hat dies seit August 2006 auch in ihrer Satzung verankert.[3] Dies setzt sie auch bei allen Mitgliedsverbänden voraus. Betont wird, dass insbesondere Antisemitismus in der aus verschiedensten Verbänden bestehenden Dachorganisation keinen Platz hat. Weiterhin wird beklagt, dass sich die Opfer der nationalsozialistischen Diktatur und diejenigen der realsozialistischen Gewaltherrschaft meist fremd gegenüberstehen.

Die UOKG beteiligt sich an der von der Großen Koalition eingerichteten Expertenkommission zur Zukunft der Stasi-Unterlagenbehörde.[4] Außerdem fordert sie Entschädigungen für Zwangsarbeiter in DDR-Gefängnissen.[5]

Dieter Dombrowski, der 1974 20 Monate lang in der DDR in politischer Haft war, ist seit Oktober 2015 der gewählte Vorsitzende der UOKG. Vor ihm war Rainer Wagner, von 1967 bis 1969 in DDR-Haft, von 2007 an Vorsitzender. Als weitere Vorstandsmitglieder wurden 2015 unter anderem der Potsdamer Rechtsanwalt Roland Lange, Ernst-Otto Schönemann von der Interessengemeinschaft der Zwangsausgesiedelten und Anita Goßler aus dem Frauenkreis der ehem. Hoheneckerinnen gewählt.

Von der UOKG wird in Zusammenarbeit mit dem BSV-Förderverein für Beratungen die Mitgliederzeitschrift Der Stacheldraht[6] in Berlin herausgegeben. Das Blatt, das den Untertitel Für Freiheit, Recht und Demokratie trägt und monatlich erscheint, wurde 1991 vom Landesverband Berlin des Bundes der Stalinistisch Verfolgten (BSV) gegründet.

Veröffentlichungen

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Forderungen zur Rehabilitierung von DDR-Unrecht und Entschädigungszahlungen
  2. Forderungen zur DDR-Zwangsarbeit in Haft
  3. Erklärung gegen Extremismus
  4. Mitteldeutsche Zeitung, Interview vom 17. April 2014
  5. DDR-ZWANGSARBEITER – Ausbeutung nach Plan, Deutschlandfunk vom 15. Juni 2014
  6. Mitgliederzeitschrift Der Stacheldraht