VEB Atomkraftwerk

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VEB Atomkraftwerk war eine Anfang der 1950er Jahre geschaffene Institution zur Entwicklung, Planung und zum Bau von Atomkraftwerken. Ab Ende der 1960er Jahre trug es den Namen VEB Kraftwerksanlagenbau, ab April 1969 VEB Kombinat Kraftwerksanlagenbau und ab Juli 1978 Kombinat Kraftwerksanlagenbau.[1]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bereits Anfang der 1950er Jahre befasste sich die DDR mit der Entwicklung von Atomkraftwerken. Dies resultierte aus der Erkenntnis des steigenden Energiebedarfs bei gleichzeitigem Mangel an eigenen Rohstoffen wie Erdöl und Erdgas und dem Bedürfnis, von Lieferungen aus dem Ausland unabhängig zu werden.[2]

Als 1955 die Kernforschung für die DDR von der Sowjetunion freigegeben wurde, entstanden schnell mehrere Einrichtungen, die dieses Gebiet vorantreiben sollten:

In diese Zeit fällt die Gründung des VEB Atomkraftwerk (VEB AKW), welches einen Betriebsteil in Berlin und dort ein Rechenzentrum hatte.[5][6] Es unterstand dem Amt für Kernforschung und Kerntechnik (AKK).[7] 1963 gab es einen Betriebsteil Berlin Pankow des VEB Atomkraftwerk.[8]

In den Jahren 1964 bis 1966 führte der VEB Atomkraftwerk (VEB AKW) einen heftigen Streit mit dem Zentralinstitut für Kernphysik (ZfK) in Rossendorf um die weitere Orientierung der Nutzung der Kernkraft in der DDR. Dabei wollte der VEB AKW die Entwicklung des Druckwasserreaktors (DWR) weiter verfolgen.[9] Das ZfK hielt die Entwicklung des DWR für abgeschlossen und konzentrierte sich auf den Schnellen Brüter.[10][11]

Ab Ende der 1960er Jahre ging der VEB Atomkraftwerk in den VEB Kraftwerksanlagenbau und ab April 1969 in das VEB Kombinat Kraftwerksanlagenbau Berlin über.[5][1] Im April 1969 wurden die Betriebe VEB Kraftwerksbau Radebeul, VEB Kernkraftwerksbau Berlin, VEB Energieprojektierung Berlin und VEB Wissenschaftlich-Technische Zentrum (WTZ) Kraftwerksanlagenbau Pirna zum "VEB Kombinat Kraftwerksanlagenbau" zusammengeschlossen. Als im Mai 1978 die Vereinigungen Volkseigener Betriebe (VVB) aufgelöst und Kombinate gebildet wurden, erhielt es ab Juli 1978 den Namen Kombinat Kraftwerksanlagenbau.[1] Von 1969 bis 1983 war Karl Rambusch Bereichsdirektor im Kombinat Kraftwerksanlagenbau in Berlin.[4]

Aufgaben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Aufgaben des VEB Atomkraftwerk waren

  • Konzeption eines Kernenergieprogramms
  • Standortfindung für Kernkraftwerke
  • Entwicklung von Bautechnologien
  • Weiterentwicklung der Elektrotechnik
  • Vorbereitung des Imports sowjetischer Kernkraftwerksanlagen[12]
  • Bau von Gebäuden
  • Entwicklung, Montage und Inbetriebnahme von Hilfsanlagen des 1. Kreislaufs
  • Ausrüstungen für den 2. Kreislaufs
  • Wasseraufbereitung und -versorgung
  • Übertragungsleitungen, Straßen- und Verkehrswege[6]
  • Gesamtkoordination für die Entwicklung, Konstruktion, Fertigung und Erprobung von Ausrüstungen zur Herstellung von Brennstoffelementen; ab 1969, schon unter dem Namen VEB Kraftwerksanlagenbau.[13]
  • Koordination des Ausbaus des Kernkraftwerks Greifswald, Blöcke 5 und 6; ab 1976, schon unter dem Namen VEB Kombinat Kraftwerksanlagenbau.[14]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Johannes Abele: Kernkraft in der DDR, Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung e.V. an der Technischen Universität Dresden, Bericht und Studien Nr. 26, 2000, ISBN 3-931648-29-X online, pdf
  • Peter Liewers: Reaktorphysikalische Forschungen in der DDR, Sitzungsberichte der Leibniz-Sozietät 89, 2007, 39–54 online, pdf
  • Olaf Strauß: Die Kernforschung und Kerntechnologieentwicklung in der DDR 1945 – 1965 Rahmenbedingungen, Politik der Staatspartei und Umsetzung, Dissertation, 2011 online, pdf

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c KRAFTWERKSANLAGENBAU bei prenzlberger-ansichten.de/. Abgerufen am 28. März 2020.
  2. Johannes Abele: Kernkraft in der DDR, S. 7, Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung e.V. an der Technischen Universität Dresden, Bericht und Studien Nr. 26, 2000, ISBN 3-931648-29-X online, pdf
  3. Johannes Abele: Kernkraft in der DDR, S. 12, 13, Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung e.V. an der Technischen Universität Dresden, Bericht und Studien Nr. 26, 2000, ISBN 3-931648-29-X online, pdf
  4. a b Olaf Strauß: Die Kernforschung und Kerntechnologieentwicklung in der DDR 1945 – 1965 Rahmenbedingungen, Politik der Staatspartei und Umsetzung, S. 200, Dissertation, 2011 online, pdf
  5. a b Physiker spricht über Glaube und Naturwissenschaft bei schwerin-lokal.de. Abgerufen am 28. März 2020.
  6. a b Johannes Abele: Kernkraft in der DDR, S. 26, 27, Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung e.V. an der Technischen Universität Dresden, Bericht und Studien Nr. 26, 2000, ISBN 3-931648-29-X online, pdf
  7. Olaf Strauß: Die Kernforschung und Kerntechnologieentwicklung in der DDR 1945 – 1965 Rahmenbedingungen, Politik der Staatspartei und Umsetzung, S. 563, Dissertation, 2011 online, pdf
  8. VEB Atomkraftwerk, Betriebsteil Berlin-Pankow.-Jahresbericht 1963 bei deutsche-digitale-bibliothek.de. Abgerufen am 28. März 2020.
  9. Johannes Abele: Kernkraft in der DDR, S. 30, Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung e.V. an der Technischen Universität Dresden, Bericht und Studien Nr. 26, 2000, ISBN 3-931648-29-X online, pdf
  10. Peter Liewers: Reaktorphysikalische Forschungen in der DDR, S. 10, Sitzungsberichte der Leibniz-Sozietät 89, 2007, 39–54 online, pdf
  11. Johannes Abele: Kernkraft in der DDR, S. 22–24, Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung e.V. an der Technischen Universität Dresden, Bericht und Studien Nr. 26, 2000, ISBN 3-931648-29-X online, pdf
  12. Johannes Abele: Kernkraft in der DDR, S. 32, Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung e.V. an der Technischen Universität Dresden, Bericht und Studien Nr. 26, 2000, ISBN 3-931648-29-X online, pdf
  13. Johannes Abele: Kernkraft in der DDR, S. 37, Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung e.V. an der Technischen Universität Dresden, Bericht und Studien Nr. 26, 2000, ISBN 3-931648-29-X online, pdf
  14. Johannes Abele: Kernkraft in der DDR, S. 62–64, Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung e.V. an der Technischen Universität Dresden, Bericht und Studien Nr. 26, 2000, ISBN 3-931648-29-X online, pdf

Koordinaten: 52° 31′ 38,6″ N, 13° 25′ 23,6″ O