Vasmer-Kreuz

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Vasmer-Kreuz, Replik auf Original-Sockel

Das Vasmer-Kreuz ist ein Sühnekreuz im Bremer Stadtteil Mitte, Ortsteil Ostertor, an der Straße Beim Steinernen Kreuz Nr. 10. Es wurde 1435 als Sühnemal für die Hinrichtung des Bremer Bürgermeisters Johann Vasmer errichtet. Das Objekt steht seit 1973 als Bestandteil des Ensembles Beim Steinernen Kreuz unter Denkmalschutz.[1] Es ist das nach dem Roland älteste Denkmal in Bremen.[2]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vasmer wurde vom Rat der Stadt Bremen in einem fragwürdigen Verfahren[3] des Hochverrats beschuldigt, am 20. Juni 1430 zum Tode verurteilt und gleichentags vor dem Ostertor in der Nähe des Paulsklosters enthauptet. Sein Sohn Heinrich Vasmer zwang mittels eines Mandats des Kaisers Sigismund im Sommer 1435 den Rat der Stadt zur Rehabilitation des Vaters, zu umfangreichen Entschädigungs- und Sühneleistungen und zur Erlaubnis, an der Hinrichtungsstätte ein Sühnekreuz zu errichten, das die Stadt dauerhaft erhalten muss.[4][5]

Original auf Sockelnachbildung im Focke-Museum

Denkmal[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Denkmal ist ein Schaftkreuz aus Obernkirchener Sandstein auf einem sechseckigen Sockel aus Sandstein. Die Sichtfläche des Kreuzes trägt ein Flachrelief mit farbig gefasstem Hintergrund. Das eigentliche Balkenkreuz zeigt den Gekreuzigten und Evangelistensymbole. Auf dem breiteren Schaft ist der betende Johann Vasmer und sein Wappen mit Helmzier dargestellt.[6]

Die Sockelplatte trägt eine zweizeilige, umlaufende Inschrift in gotischen Minuskeln: „in deme iare unsers heren mcccc an deme xxx iare des dinxedaghes vor iohanis baptiste ward her johan vasmer borghermester hir ghedodet. biddet got vor de sele.“[7][8] Der Boden im Umfeld des Denkmals ist mit Steinplatten befestigt. Hier wurde anlässlich Vasmers 500sten Todestages eine steinerne Gedenkplatte mit der Inschrift „Bürgermeister Vasmer hingerichtet 20. Juni 1430“ eingefügt.[2]

Die Historische Gesellschaft regte 1902 bei der Baukommission des Senats an, das Denkmal und seine Umgebung instand zu setzen. Bei der Arbeit wurde entdeckt, dass die unzugängliche Rückseite des Kreuzes wie die Vorderseite gestaltet ist.[9] Das Denkmal wurde 1964 gereinigt und der farbige Hintergrund erneuert. 1977 wurde das Kreuz durch eine Replik auf dem Originalsockel ersetzt. Das alte Kreuz steht im Focke-Museum auf einer Nachbildung des Sockels.[1][6]

Unsicher ist, ob der heutige Denkmal-Standort auch der ursprüngliche ist (siehe unten, Quellenlage). Alte Bilder belegen, dass sich zumindest das Umfeld mehrmals wesentlich geändert hat.[1][10] Im Zweiten Weltkrieg war das Kreuz zu seinem Schutz zeitweise im Dom eingelagert.[11]

Quellenlage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Vasmer-Kreuz entstand im Spätmittelalter und die Ereignisse wurden teilweise eher im Stil einer Erzählung als einer sachlichen Chronik überliefert. Geänderte Schreibweisen sind zu berücksichtigen und die Folgen der Kalenderreform korrekt einzuordnen. Die Quellenlage zu einigen Details ist daher widersprüchlich:[12]

  • Hinrichtung Vasmer am 20., 21. oder 30. Juni
  • Richtstätte auf dem Paulsberg, Mühlenberg oder im/beim Fedelhören (Vedelhören)[13][14]
  • Errichtung des Kreuzes
    • 1435 oder 1436
    • durch die Stadt oder die Familie Vasmer
  • Das Kreuz steht noch am ursprünglichen Ort oder es wurde wegen der Abtragung des Mühlenbergs oder im Zuge der Bebauung des Ostertorviertels versetzt.
  • Vorname des Sohnes Heinrich, Hinrich, oder Hinerk

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Denkmaldatenbank des LfD Bremen
  2. a b Friedrich Prüser: Vierzig Jahre Historische Gesellschaft 1922–1962. In: Bremisches Jahrbuch. Band 48. Bremen 1962, S. 9 (uni-bremen.de [abgerufen am 6. Juli 2019]).
  3. Alfred Kühtmann: Eine neue Beurteilung des Vassmerschen Prozesses (1430). In: Bremisches Jahrbuch. Band 18. Bremen 1896, S. 116–150 (uni-bremen.de [abgerufen am 4. Juli 2019]).
  4. Johann Renner: Chronika der Stadt Bremen. Teil 1,Transkripion von Lieselotte Klink. Universität Bremen, Bremen 1995, S. 395–398 (uni-bremen.de [abgerufen am 5. Juli 2019]).
  5. Wilhelm von Bippen: Geschichte der Stadt Bremen. Band 1. C. Ed. Müllers Verlagsbuchhandlung, Bremen 1894, S. 319–322 (uni-bremen.de [abgerufen am 4. Juli 2019]).
  6. a b k: kunst im öffentlichen raum bremen
  7. Das Steinerne Kreuz. bellgart-stadtfuehrungen.de, abgerufen am 7. Juli 2019: „Auf dem sechseckigen Sockel steht, in heutiges Deutsch übertragen: »In dem Jahre unseres Herrn 1430 des Dienstags vor Johannes’ Taufe [= 30.6.] wurde Herr Johann Vasmer, Bürgermeister, hier getötet. Bittet Gott für seine Seele.«“ Statt Johannes’ Taufe muss es wohl Johannes der Täufer (= 24. Juni) heißen.
  8. Herbert Schwarzwälder: Das Große Bremen-Lexikon. 2. Auflage. Edition Temmen, Bremen 2003, ISBN 3-86108-693-X, S. 915–916.
  9. Alwin Lonke: Die Historische Gesellschaft als Treuhänder Bremischer Altertümer. In: Bremisches Jahrbuch. Band 37. Bremen 1937, S. 14 (uni-bremen.de [abgerufen am 10. Juli 2019]).
  10. Herbert Schwarzwälder: Geschichte der Freien Hansestadt Bremen. 2. Auflage. Band I. Edition Temmen, Bremen 1995, ISBN 3-86108-283-7, S. 111, 115, 116.
  11. Herbert Schwarzwälder: Geschichte der Freien Hansestadt Bremen. 2. Auflage. Band IV. Edition Temmen, Bremen 1995, ISBN 3-86108-283-7, S. 572.
  12. vergl. Einzelnachweise und Weblinks
  13. Adam Storck: Ansichten der Freien Hansestadt Bremen und ihrer Umgebungen. Friedrich Wilmans, Frankfurt M. 1822, S. 69–72, 590 (uni-bremen.de [abgerufen am 8. Juli 2019]). Korrektur zu Fedelhören: S.590
  14. Renner, S. 395: „[...] togen mit ohme wech na sunte Pawel jegen den berch dar de windemole up steit, by der Vedelhorne, dar huwen se ohme den kopp af [...]“

Koordinaten: 53° 4′ 25,8″ N, 8° 49′ 14,4″ O