Marseillois
Kampf zwischen der frz. Vengeur (rechts) und der HMS Brunswick (Mitte). Links die frz. Annibal | ||
Schiffsdaten | ||
Name: | Vengeur du Peuple, vorher Le Marseillois | |
Kiellegung: | Februar 1767 | |
Stapellauf (Schiffstaufe): | 16. Juli 1767 | |
Fertigstellung: | November 1767 | |
Bauwerft: | Marinewerft in Toulon, Frankreich | |
Schicksal: | Am 1. Juni 1794 in der 3. Seeschlacht am 13. Prairial gesunken | |
Technische Daten | ||
Typ: | Batterieschiff (Holzbau) | |
Länge über alles: | 55 m | |
Breite: | 14,1 m | |
Antrieb: | Segel | |
Verdrängung: | ca. 1550 t | |
Tiefgang: | 6,7 m | |
Panzerungssystem: | ohne | |
Bewaffnung | ||
Bewaffnung: | 74 Kanonen |
Die Marseillois bzw. Vengeur war ein französisches Linienschiff mit 74 Kanonen, das 1767 unter dem Namen Le Marseillois in Toulon gebaut wurde.
Geschichte
Königreich Frankreich
Die Le Marseillois wurde im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg eingesetzt.
Am 13. August 1778 kämpfte sie gegen die britische HMS Preston. Am 11. Juli 1779 war sie mit dem Geschwader des Admirals d’Estaing bei der Eroberung Grenadas beteiligt. Am 5. September 1781 nahm sie an der Seeschlacht von Chesapeake des Grafen de Grasse in der Chesapeake Bay teil.
Französische Republik
Im Jahre 1794 gab ihr die neue Französische Republik den Namen Vengeur oder Vengeur du Peuple (dt. Rächer oder Rächer des Volks).
Am 16. April desselben Jahres schloss sie sich vor Brest dem Geschwader von Villaret-Joyeuse an, welches eine Ladung Getreide aus Amerika eskortierte. Am 11. und 12. Prairial des Jahres II traf dieses Geschwader mit englischen Schiffen zusammen. Bei der Seeschlacht am 13. Prairial (1. Juni 1794) hatte die Vengeur einen 4 Stunden andauernden heftigen Kampf gegen die HMS Brunswick auf 47° 24′ N, 17° 28′ W . Am Ende hatte sie alle drei Masten verloren und Wassereinbrüche in allen Räumen; zudem war ein Drittel ihrer Mannschaft kampfunfähig.
Sie ergab sich und britische Schiffe bargen an die 400 Seeleute und Offiziere, darunter auch ihren Kapitän Jean-Françcois Renaudin.
Die Verletzten und einige Seeleute, die auf dem Schiff bleiben wollten, gingen mit der Vengeur unter.
Die ersten Berichte, die den Abgeordneten des Nationalkonvents in Paris geschickt wurden, berichteten vom Verlust eines Schiffs, der Vengeur, die, mit ihrer ganzen Mannschaft rufend „Vive la Patrie, vive la République!“ („Es lebe das Vaterland, es lebe die Republik!“), untergegangen wäre.
Bei den bis dahin schlechten Leistungen der französischen Revolutionsmarine ist daraus prompt ein Mythos entstanden. Ein Modell der Vengeur wurde ins Panthéon gehängt, und ein Schiff, das schon in Bau in Brest war, erhielt im Gedenken an den „berühmten“ Vorgänger den Namen Vengeur.
Das Thema inspirierte auch Künstler: der Dichter André Chénier schrieb lobpreisende Verse, der Komponist Charles Simon Catel und der Lyriker Ponce-Denis Écouchard-Lebrun machten eine Ode für Bariton und Orchester, und der Untergang wurde von zahlreichen Malern thematisiert.
Literatur
- Réimpression de l'ancien Moniteur: seule histoire authentique et inaltérée de la révolution française depuis la réunion des États-généraux jusqu'au Consulat (mai 1789-novembre 1799). Bd. 21, S. 173–175 Bericht der Debatte im Nationalkonvent (franz.)
- Ollivier-Zabulon Diaz de Soria: Le Marseillais, devenu plus tard le Vengeur du peuple : vaisseau de 74 canons, 1766-1794, l'histoire et la légende. Chambre de commerce de Marseille, Marseille 1954.
- Herbert Schneider: Le mythe du vaisseau Le Vengeur de 1794 à 1951. In: Acta Musicologica, Bd. 77, Nr. 1, 2005, ISSN 0001-6241, S. 71–121.