Verein Berliner Kaufleute und Industrieller

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VBKI-Logo

Der Verein Berliner Kaufleute und Industrieller (VBKI) ist ein deutscher Branchenverband mit 1.950 Mitgliedern. Er sieht sich als Sprachrohr und Interessenvertretung der Berliner Wirtschaft.

Geschichte

Am 6. Oktober 1879 gründeten 329 Berliner Kaufleute den Verein Berliner Kaufleute und Industrieller. Entstanden ist der VBKI in der ersten Berliner Gründerzeit, einer Zeit des Aufschwungs für Handel, Gewerbe und Baubranche, in der Impulsgeber, wie Walther Rathenau, Werner von Siemens, Ernst Christian Friedrich Schering oder die Industriellenfamilie Borsig mit ihrem unternehmerischen Elan eine brandenburgische Kleinstadt in eine Weltmetropole verwandelten. Der Erste Weltkrieg warf die Berliner Wirtschaft und den Verein Berliner Kaufleute und Industrieller weit zurück. Auf Revolution, Reparationen und Inflation folgte eine kurze Scheinblüte, die von der Weltwirtschaftskrise beendet wurde. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 wurde der VBKI gleichgeschaltet und zwangsarisiert. In kurzer Zeit verlor der VBKI zwei Drittel seiner Mitglieder. Am Ende des Krieges war Berlin zerstört.

1948 erwirkten Unternehmer um Jakob Dichter die Wiederzulassung des Vereins bei den Alliierten Behörden. Sie begannen, für den unternehmerischen Wiederaufbau zu arbeiten – teilungsbedingt vor allem im Westen Berlins. Als Bannerträger der Freien Marktwirtschaft in einer belagerten Teilstadt standen der Verein und seine Mitglieder für den Durchhaltewillen der Unternehmer, die für einen Neuanfang kämpften. Nach der Wende 1989/1990 dehnte der Verein seinen Wirkungskreis auf ganz Berlin und Brandenburg aus.

Tätigkeit

Der VBKI fördert gemeinnützige Projekte, wie den Sprachenwettbewerb „Kids – Fit für Europa“ und den VBKI-Wissenschaftspreis, und unterstützt im Rahmen einer eigenen Sportlerförderung Berliner Spitzensportler bei ihrer außersportlichen Karriere, beispielsweise durch Vermittlung von Praktika oder einer Aus- und Weiterbildung. Ein weiteres gemeinnütziges Projekt ist das Bürgernetzwerk Bildung, in dem sich Lese- und Lernpaten ehrenamtlich an Kindertagesstätten sowie Grund-, Förder- und Sekundarschulen engagieren.

In den VBKI-Ausschüssen und -Arbeitskreisen sind Personen aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft ehrenamtlich engagiert. Diese Think-Tanks beschäftigen sich mit Fragen aus dem jeweiligen Themenbereich (z.B. Immobilien, Wirtschaftspolitik, Finanzen, Wirtschaft&Ethik, Wissenschaft) und erarbeiten Antworten, beispielsweise in Form von Positionspapieren, die Entscheidern aus Politik und Wirtschaft zur Verfügung gestellt werden.

In öffentlichen Veranstaltungen des VBKI diskutieren Experten zu aktuellen Themen.

Der VBKI beschäftigt sich mit zentralen Fragen zu Wertvorstellungen in der Ökonomie. Der Arbeitskreis Wirtschaft und Ethik hat dazu die „Leitsätze ehrbaren Wirtschaftshandelns“ formuliert.

Themenfelder

Die inhaltliche Arbeit des VBKI gliedert sich in folgende Themenfelder:

  • Politik
  • Standort Berlin
  • Gründer
  • Bildung & Wissenschaft
  • Kultur
  • Gemeinwohl
  • Sport
  • Wirtschaftsethik
  • Frauen in der Wirtschaft

gemeinnütziges Engagement

Ein Beispiel für das bürgerschaftliche Engagement des VBKI ist das 2005 von der ehemaligen Berliner Schulsenatorin Sybille Volkholz gegründete „Bürgernetzwerk Bildung“, das ehrenamtliche Lese- und Lernpaten an Schulen und Kindertagesstätten vermittelt. 2.000 Paten betreuen wöchentlich 10.000 Kinder und Jugendliche in 180 Schulen und 90 Kitas. Im Mittelpunkt der Förderung stehen Einrichtungen mit einem Anteil an Kindern mit Migrationshintergrund von über 40 Prozent oder einem entsprechenden Anteil von Eltern, die von der Lernmittelzuzahlung befreit sind. Sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche erhalten so eine zusätzliche Förderung.

Ein weiteres gemeinnütziges Projekt ist der VBKI-Wissenschaftspreis, der seit 2012 an herausragende Nachwuchswissenschaftler Berliner und Brandenburger Universitäten und Fachhochschulen verliehen wird, die sich mit grundlegenden Fragen der Modernisierung Berlins und seiner Region beschäftigen.

Mit der VBKI-Sportlerförderung begleitet der VBKI Berliner Hochleistungssportler auf dem Weg zu Olympia. Die Athleten werden sowohl finanziell unterstützt als auch durch Aus- und Weiterbildungsprogramme auf die Zeit nach der Sportler-Karriere vorbereitet.

Organisation

Rechtlich ist der VBKI in drei Gesellschaften gegliedert, als Gesellschafter der Veranstaltungsmanagement GmbH und der VBKI gGmbH fungiert jeweils der VBKI e.V. Das in der Mitgliederversammlung gewählte Präsidium formuliert die Leitlinien und bestimmt die Richtung, in die sich der Verein entwickelt. Präsident Markus Voigt (seit 09/2011) und Geschäftsführer Udo Marin (seit 1999) vertreten den Verein nach außen.

Die Mitgliederversammlung tagt mindestens einmal jährlich.

Literatur

  • Peter Lemburg, Werner Hildebrandt, Jörg Wewel-Blake: Aufbruch im Wandel. Der Weg zum Ludwig Erhard Haus. Brandenburgisches Verlagshaus, Berlin 1998, ISBN 3-89488-127-5.
  • Christof Biggeleben: Das „Bollwerk des Bürgertums“ – Die Berliner Kaufmannschaft 1870–1920. Schriftenreihe zur Zeitschrift für Unternehmensgeschichte, Band 17, Verlag C.H. Beck, ISBN 978-3-406-54993-9
  • Sybille Volkholz: Lesepaten in Berlin oder wie man Bildung zur gesellschaftlichen Aufgabe macht: Das Bürgernetzwerk Bildung in der Trägerschaft des Vereins Berliner Kaufleute und Industrieller (VBKI) Waxmann Verlag, Berlin 2011, ISBN 978-3-8309-2500-2

Weblinks