XPa (Inschrift)

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Die Inschrift XPaa am Nordpfosten der westlichen Türöffnung
XPaa mit der altpersischen Sprachversion in der Mitte und der elamischen links und der babylonischen rechts davon

XPa ist die Abkürzung einer Inschrift von Xerxes I. (X). Sie wurde in Persepolis (P) entdeckt und von der Wissenschaft mit einem Index (a) versehen. Die Inschrift liegt in altpersischer, elamischer und babylonischer Sprache vor. Die Inschrift ist in vierfacher Ausführung überliefert. Jede Ausführung wird von der Wissenschaft mit einem zusätzlichen Index identifiziert.

Inhalt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

§1. Der große Gott (ist) Ahuramazda, der diese Erde erschaffen hat, der jenen Himmel erschaffen hat, der den Menschen erschaffen hat, der das Glück erschaffen hat für den Menschen, der Xerxes (zum) König gemacht hat, den einen (zum) König über viele, den einen (zum) Gebieter über viele.

§2. Ich (bin) Xerxes, der große König, König der Könige, König der Länder mit vielen Stämmen, König auf dieser großen Erde auch weithin, des Dareios, des Königs, Sohn, ein Achaimenide.

§3. Es kündet Xerxes, der König: Nach dem Willen Ahuramazdas habe ich diese ‚All-Länder‘-Torhalle errichtet. In großer Zahl (ist) auch anderes Gutes/Schönes geschaffen (worden) (hier) in diesem Persepolis, das ich geschaffen habe und das mein Vater geschaffen hat; welches Werk nun gut/schön erscheint, das alles haben wir nach dem Willen Ahuramazdas geschaffen.“

Xerxes I.: Schmitt 2009

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Inschrift XPa ist in vier Ausführungen überliefert, die mit einem zusätzlichen alphabetischen Buchstaben unterschieden werden. Alle vier Versionen sind im Inhalt identisch. XPaa und XPab unterscheiden sich gegenüber den Fassungen XPac und XPad in der Zeileneinteilung.[1] Die Inschrift ist in allen Sprachversionen und Ausführungen jeweils 20 Zeilen lang.

Die Anordnung der Sprachversionen zeigt ein Muster. Die mittlere Position ist immer durch die altpersische Sprachversion besetzt, während die elamische die dem Ausgang am nächsten gelegene und die babylonische die entsprechend entgegengesetzte Position innehaben.

Alle vier Ausführungen befinden sich in situ (am Ursprungsort).

Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das vielfach „Tor aller Länder“ oder „Tor des Xerxes“ genannte Gebäude wird in der Inschrift mit dem altpersischen Begriff visa-dahyu- bezeichnet. Durch die babylonische Entsprechung ist es als Eigenname markiert und kann über das Altpersische wörtlich mit „alle Länder betreffend“ oder „für alle Länder bestimmt“ übersetzt werden. Statt des verbreiteten Namens übersetzt es Rüdiger Schmitt mit „‚All-Länder‘-Torhalle“.[2] Dass der Name für das Gebäude kein einfacher ist, zeigt sich in anderen Übersetzungen: „Torland ‚Allland‘“,[3] „Säulengang aller Länder“[4] und „ALL-LAND-Torgang“.[5]

Parsa ist allgemein die Bezeichnung für das Kernland der Achämeniden und wird mit Persis übersetzt. In der Inschrift XPa wird die räumliche Angabe mit Unterstützung der elamischen Sprachversion zum Ortsnamen von Persepolis. Franz Heinrich Weißbach übersetzte es in XPa 1911 mit „Persien“,[6] George G. Cameron 1953 mit „Parsa“[7] und Roland Grubb Kent 1953 mit „Persepolis“.[8] XPa ist die einzige Inschrift, in der Parsa mit Persepolis übersetzt wird.[9]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Claudius James Rich: Narrative of a Journey to the Site of Babylon in 1811: And Other Memoirs. (Cambridge Library Collection – Archaeology). 1839, Tafel 24–26. (Cambridge University Press)
  • Niels Ludvig Westergaard: Zur Entzifferung der Achämenidischen Keilschrift zweiter Gattung. In: Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes. Band 6, 1845, Tafel D. (digitale-sammlungen.de, Digitalisat)
  • Niels Ludvig Westergaard: On the deciphering of the second Achaemenian or Median species of arrowheaded writing. In: Mémoires de la Société royale des antiquaires du Nord. 1845, Band 2, Tafel xiv. (archive.org)
  • Christian Lassen: Die Altpersischen Inschriften nach Hrn. N. L. Westergaard’s Mittheilungen. In: Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes. 1845, Band 6, S 135–143 und 171–172. (digitale-sammlungen.de)
  • Eugène Flandin, Pascal Coste: Voyage en Perse. Paris 1851–1854, Band 2, Tafel 83–86. (bibliotheque-numerique.inha.fr).
  • Franz Stolze: Persepolis: die achaemenidischen und sasanidischen Denkmäler und Inschriften von Persepolis, Istakhr, Pasargadae, Shâhpûr. Berlin 1882, 2. Band, S. 89–92. (gallica.bnf.fr)
  • Franz Heinrich Weißbach: Die Keilinschriften der Achämeniden. Leipzig 1911, S. xxiii und 106–109. (idb.ub.uni-tuebingen.de)
  • Erich Friedrich Schmidt: Persepolis. I: Structures, Reliefs, Inscriptions. (= Oriental Institute Publications. Band 68). University of Chicago Press, Chicago 1953, S. 65–66, 68, Tafeln 9–14. (oi.uchicago.edu)
  • Roland Grubb Kent: Old Persian: Grammar, Texts, Lexicon. 2. revidierte Auflage (=American Oriental Series. Band 33). New Haven 1953, S. 112 und 147–148. (babel.hathitrust.org)
  • François Vallat: Corpus des inscriptions royales en élamite achéménide. Dissertation Université la Sorbonne, Paris 1977, S. 198–199. (archive.org, Digitalisat)
  • Alireza Shapour Shahbazi: Old Persian Inscriptions of the Persepolis platform. London 1985, S. 18, Tafeln 38–40.
  • Pierre Lecoq: Les inscriptions de la Perse achéménide traduit du vieux-perse, de l’élamite, du babylonien et de l’araméen. Paris 1997, S. 103–104 und 251–252. (elamit.net)
  • Günter Schweiger: Kritische Neuedition der achaemenidischen Keilinschriften. 2 Bände. Schweiger VWT-Verlag, Taimering 1998, Band 1, S. 16–17, Band 2, S. 41–46.
  • Amélie Kuhrt: The Persian Empire. A Corpus of Sources from the Achaemenid Empire. London/ New York 2007. ISBN 978-0-415-43628-1. S. 581.
  • Rüdiger Schmitt: Die altpersischen Inschriften der Achaimeniden. Editio minor mit deutscher Übersetzung. Reichert, Wiesbaden 2009, S. 19 und 152–154. (Digitalisat)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Weißbach 1911, S. 106.
  2. Schmitt 2009, S. 154.
  3. Weißbach 1911, S. 109.
  4. „Colonnade of All lands“. Kent 1953, S. 148.
  5. Schweiger 1998, Band 1, S. 17.
  6. Weißbach 1911, S. 109.
  7. Schmidt 1953, S. 65.
  8. Kent 1953, S. 148.
  9. siehe dazu Kent 1953, S. 196.