Šarrumma

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Šarruma umarmt Tudḫaliya, Relief aus Yazılıkaya

Šarruma ist in der westhurritschen Mythologie der Sohn des obersten hurritischen Götterpaars, der Göttin Ḫebat und des Wettergottes Teššub. Er wird häufig „Stierkalb des Teššub“ und „Bergkönig“ genannt.

Name

Die ursprüngliche Herkunft und Bedeutung des Namens ist unbekannt. In hethitischen und hurritischen Texten wurde sein Name mit dem akkadisch šarri „König“ verbunden, weshalb der Name mit dem Sumerogramm für König als LUGAL-ma geschrieben werden konnte. Im Hieroglyphenluwischen wurde sein Zeichen ein gehendes Beinpaar, das mit SARMA transkribiert wird.

Verbreitung

Šarruma war ursprünglich ein im syro-anatolischen Grenzland stiergestaltiger Berggott.

In der früheren Forschung wurde angenommen, dass Šarruma ursprünglich der Paredros der Göttin Ḫepat war, und dann von Teššup verdrängt, zum Sohn des Paares wurde.[1] Nach neueren Erkenntnissen war Ḫebat seit jeher die Begleiterin des Wettergottes von Ḫalba. Das Paar Ḫebat-Šarruma wurde als Mutter-Sohn konzipiert.[2]

Hethiter

Nachdem der hethitische Großkönig Šuppiluliuma I. seinen Sohn Telipinu als Priester in Ḫalba eingesetzt hatte, kam der Kult zu den Hethitern. Großkönig Tudḫaliya IV. erwählte ihn zu seinem persönlichen Schutzgott, Puduḫepa, der Gemahlin seines Vaters Ḫattušili III. erschien er im Traum, worauf sie gelobte, ihm zwölf Opferstellen im Gebirge einzurichten.[3] Die Siegel von Ḫattušilis Vorgänger Urḫi-Teššup als Kronprinz des Großkönigs Muwattalli II., seines Vaters, zeigen Urḫi-Teššup in der Umarmung des Gottes Šarruma.[4] In der Prozession der hethitischen Gottheiten in Yazılıkaya steht er hinter seiner Mutter Ḫebat auf einem Leoparden und ist zusätzlich in Kammer B als Beschützer Tudḫaliyas abgebildet. Auf dem Felsrelief von Hanyeri wird er in Stiergestalt dargestellt.[5][6] Als Doppelgottheit Šarrumanni trat Šarruma bei den Hethitern als Mittler und Nothelfer auf.[7]

Eisenzeitliche Luwier

Während der Eisenzeit blieb seine Verehrung in Syrien und Südostanatolien bestehen. So nannten ihn Wasu-Saruma, König Landes Tabal entgegen, der ihn in seiner hieroglyphenluwischen Inschrift von Topada immer an zweiter Stelle nach dem obersten Gott, dem Wettergott Tarhunza nannte.[8]

Literatur

Einzelnachweise

  1. so z.B.: Volkert Haas: Geschichte der hethitischen Religion. Brill 1994, ISBN 90-04-09799-6.
  2. Marie-Claude Trémouille: dḪebat. Une divinité syro-anatolienne. In: Eothen. 7, 1997, S. 189f.
  3. Volkert Haas: Handbuch der Orientalistik. Brill, 1994, ISBN 90-04-09799-6, S. 390.
  4. Piotr Taracha: Religions of Second Millennium Anatolia. Wiesbaden 2009, S. 91.
  5. Kay Kohlmeyer: Felsbilder der hethitischen Großreichszeit. In: Acta Praehistorica et Archaeologica. 15, 1983, S. 90.
  6. Horst Ehringhaus: Götter, Herrscher, Inschriften. Die Felsreliefs der hethitischen Großreichszeit in der Türkei. Zabern, Mainz 2005, ISBN 3-8053-3469-9, S. 78.
  7. Volkert Haas, Heidemarie Koch: Religionen des alten Orients: Hethiter und Iran. Göttingen 2011, S. 241.
  8. Annick Payne: Iron Age Hieroglyphic Luwian Inscriptions. Atlanta 2012, S. 54–59.