Nationaler Waffenstillstandsvertrag von 2015

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Unter dem Nationalen Waffenstillstandsvertrag von 2015 (တစ်နိုင်ငံလုံး ပစ်ခတ်တိုက်ခိုက်မှု ရပ်စဲရေးသဘောတူစာချုပ်, Englisch National Ceasefire Agreement, NCA) versteht man den Vertrag, der im Jahre 2015 bewaffneten ethnischen Organisationen in Myanmar zur Unterzeichnung überbracht worden sind. Mit diesem Vertrag sollte sich das Militär und die bewaffneten ethnischen Organisationen verpflichten, Feindseligkeiten einzustellen und die Gebiete der jeweils anderen Partei zu respektieren. Die Vertragspartner hätten sich auch verpflichtet, Regruppierungen und die Aufstockung von Truppen in den Gebieten zu unterlassen. Des Weiteren wurden Verbindungsbüros zwischen den Konfliktparteien im Vertrag festgelegt und Mechanismen, die eine friedliche Koordination von Problemen vorsahen.[1] Der Vertrag wurde am 31. März 2015 von der Mehrheit der Delegierten der bewaffneten Organisationen angenommen und am 15. Oktober 2015 vom Präsidenten des Landes Thein Sein unterschrieben. Von den 15 ursprünglich angeschriebenen ethnischen Organisationen unterschrieben 8 diesen Vertrag. Zwei weitere, ursprünglich nicht angeschriebene Organisationen, unterschrieben den Vertrag später. 7 weitere angeschriebene Organisationen weigerten sich nach zähen Verhandlungen, den Vertrag zu unterzeichnen. Der Vertrag wurde von den Vereinten Nationen und den USA gefördert und begleitet. Der Vertrag verstand sich für einen ersten Schritt auf dem Weg für einen andauernden Frieden im Land.[2] Nach dem Militärputsch am 1. Februar 2021 fühlten sich die meisten Unterzeichner nicht mehr an den Vertrag gebunden.

Liste der beteiligten bewaffneten ethnischen Organisationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aus der Liste geht hervor, dass die kampfstarken angesprochenen Organisationen mit Ausnahme der KNLA, der SSA-RCSS und der ALA nicht unterschrieben haben. Die SSA-RCSS und die KNLA befanden sich 2015 in einer schwierigen militärischen Situation und hatten durch den Waffenstillstand wenig zu verlieren, während die Nichtunterzeichner durch jahrzehntelangen Frieden in der Lage gewesen waren, eine solide finanzielle Basis (Minen, Bergwerke, Wasserkraft, Spielkasinos und andere wirtschaftliche Aktivitäten sowie im illegalen Drogengeschäft) aufzubauen, was es ihnen ermöglichte, schlagkräftige Verteidigungseinheiten zu betreiben. Primär unterschrieben aber kleine bewaffneten ethnischen Organisationen an der Grenze zu Thailand.[3]

Politische Organisation Militärische Organisation Geschätzte Stärke (Mannschaften) Grenzgebiet Unterschrieben Bemerkung
Reconstruction Council of Shan State Restoration Council of Shan State (RCSS) Reconstruction Council of Shan State Shan State Army-South (SSA/RCSS) auch (SSA-S) Unter 10.000 Thailand Unterschrieben Fühlte sich 2024 dem Vertrag verpflichtet
Karen National Union (KNU) Karen National Liberation Army (KNLA), Karen National Defense Organization (KNDO) Mehr wie 15.000 Thailand Unterschrieben KNU hielt sich offiziell an den Vertrag, Teile der KNLA und KNDO bekämpfen die Militärregierung
Pa-O National Liberation Organisation (PNLO) Pa-O National Liberation Army (PNLA) 1000 Thailand Unterschrieben Bekämpfte 2024 die Militärregierung, verbündet mit der Exilregierung
Democratic Karen Buddhist Organisation (DKBO) Democratic Karen Benevolent Army (DKBA-5) 3000 Thailand Unterschrieben Hauptquartier hält sich an Waffenstillstand, Teile aber nicht und bekämpften Militärregierung
All-Burma Students’ Democratic Front (ABSDF) All-Burma Students’ Democratic Front (ABSDF) Unter 1.000 Thailand Unterschrieben Bekämpfte 2024 die Militärregierung, verbündet mit der Exilregierung
Arakan Liberation Party (ALP) Arakan Liberation Army (ALA) 1.000 Bangladesh Unterschrieben Bekämpfte 2024 die Arakan Army AA auf Seiten der Militärregierung
New Mon State Party (NMSP) Mon National Liberation Army (MNLA) 1.500 Thailand Nicht eingeladen, später unterschrieben Hält sich primär an den Vertrag
Lahu Democratic Union (LDU) Lahu Democratic Union (LDU) Mehr wie 1.000[4] Thailand Nicht eingeladen, später unterschrieben Hält sich primär an den Vertrag
Chin National Front (CNF) Chin National Army (CNA) 10.000 Indien / Bangladesh Unterschrieben Bekämpfte 2024 die Militärregierung, verbündet mit der Exilregierung
KNU/KNLA Peace Council (KNU/KNLA-PC) KNU/KNLA Peace Council (KNU/KNLA-PC) 500 Thailand Unterschrieben Hält sich primär an den Vertrag
United Wa State Party (UWSP) United Wa State Army United Wa State Army (UWSA) 40.000 China / Thailand[5] Nicht unterschrieben Hält sich Stand 2024 an ein Waffenstillstandsabkommen aus dem Jahre 1989.
Kachin Independence Organization (KIO) Kachin Independence Army (KIA) 30.000 China Nicht unterschrieben Bekämpfte 2024 die Militärregierung, verbündet mit der Exilregierung
Myanmar National Truth and Justice Party (MNTJP) Myanmar Nationalities Democratic Alliance Army (MNDAA) 6.000 China Nicht unterschrieben Kokang Teilnahme an Operation 1027, bekämpfte 2024 Militärregierung
Palaung State Liberation Front (PSLF) Ta’ang National Liberation Army (TNLA) 15.000 China Nicht unterschrieben Teilnahme an Operation 1027, bekämpfte 2024 Militärregierung
National Democratic Alliance Army-Eastern Shan State Peace and Solidarity Committee (PSC) National Democratic Alliance Army-Eastern Shan State National Democratic Alliance Army-Eastern Shan State (NDAA-ESS) 4.000 China / Laos Nicht unterschrieben Basis in Mong La, gilt als militärnah bzw. neutral. Unterschrieb 1989 ein Waffenstillstandsabkommen.
Shan State Progress Party (SSPP) Shan State Army – North (SSA-N) 8.000 China Nicht unterschrieben Gefechte mit der Militärregierung
United League of Arakan (ULA) Arakan Army (AA) 30.000 Bangladesh / China[6] Nicht unterschrieben Teilnahme an Operation 1027, bekämpfte 2024 Militärregierung

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise und Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. United Nation Vertrag als PDF
  2. Institute for Security and Development Policy
  3. Yuko Kobayashi, Josephine King: Myanmar’s strategy in the China–Myanmar Economic Corridor: a failure in hedging?, International Affairs 2022, Oxford University Press, 2022, Seite 1020
  4. MM Peace Monitor LDU
  5. Die UWSA hielt auch Gebiete an der Grenze zu Thailand (Region 171) und stationierte 4 Divisionen im Gebiet.
  6. Etwa 15.000 Mannschaften operierten im nördlichen Shan-Staat an der Grenze zu China.