„Rissani“ – Versionsunterschied

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== Lage ==
== Lage ==
Rissani liegt in einer Höhe von ca. 750 m ü. d. M. etwa 22 km südlich von [[Erfoud]] an der N 13, die auch weiter nach [[Merzouga]] führt. Gleichzeitig bildet es den östlichen Endpunkt der N 12 bzw. R 108, die aus dem [[Wadi Draa|Draâ-Tal]] kommt.
Rissani liegt in einer Höhe von ca. 750 m ü. d. M. etwa 22 km südlich von [[Erfoud]] an der N 13, die auch weiter nach [[Merzouga]] führt. Gleichzeitig bildet Rissani den östlichen Endpunkt der N 12 bzw. R 108, die aus dem [[Wadi Draa|Draâ-Tal]] kommt.
== Geschichte ==
== Geschichte ==
Rissani liegt unweit der Ruinen der ehemaligen Karawanenstadt [[Sidschilmasa]], die im Mittelalter für Marokko von großer Bedeutung war. Der Ursprung von Rissani ist eng verbunden mit der − angeblich arabisch-stämmigen − Dynastie der [[Alawiden]] die seit dem 17. Jahrhundert über Marokko regiert. Die Alawiden zeigen sich auch heute noch sehr heimatverbunden, denn immer wieder werden die Stadt und ihre Umgebung mit einem neuen Bauwerk (Stadttor) geschmückt, oder aber ältere Bauwerke werden restauriert (Mausoleum, Ksar Abouam).
Rissani liegt unweit der Ruinen der ehemaligen Karawanenstadt [[Sidschilmasa]], die im Mittelalter für Marokko von großer Bedeutung war. Der Ursprung von Rissani ist eng verbunden mit der − angeblich arabisch-stämmigen − Dynastie der [[Alawiden]] die seit dem 17. Jahrhundert über Marokko regiert. Die Alawiden zeigen sich auch heute noch sehr heimatverbunden, denn immer wieder werden die Stadt und ihre Umgebung mit einem neuen Bauwerk (Stadttor) geschmückt, oder aber ältere Bauwerke werden restauriert (Mausoleum, Ksar Abouam).
== Ortsbild ==
== Ortsbild ==
=== Häuser ===
=== Häuser ===
Das heutige Ortsbild ist geprägt von hellrot angestrichenen neuen Häusern mit Wänden aus [[Hohlblockstein]]en, Decken aus Gussbeton, großen Fenstern und Satellitenschüsseln. Das Erdgeschoss der meisten Wohnhäuser wird als Geschäft, Handwerksbetrieb, Werkstatt oder Büro genutzt.
Das heutige Ortsbild ist geprägt von breiten, weitgehend geradlinigen Straßenzügen mit hellrot angestrichenen neuen Häusern mit Wänden aus [[Hohlblockstein]]en, Decken aus Gussbeton, großen Fenstern und Satellitenschüsseln. Das Erdgeschoss der meisten Wohnhäuser wird als Geschäft, Handwerksbetrieb, Werkstatt oder Büro genutzt. Eine Altstadt ([[Medina]]) gibt es nicht.
=== Markt ===
=== Markt ===
Zum Ortsbild gehört der − mittlerweile täglich stattfindende − Markt (''[[suq]]'') unbedingt dazu. Hier findet sich beinahe alles zu kaufen: Lebende und tote Tiere, gebrauchte und neue Küchengeräte, Werkzeug, Fossilien, Gemüse, Fahrräder, Kleidung aus zweiter oder dritter Hand, Schmuck, Keramik u. v. m. Es gibt wohl keinen so lebendigen und vielfältigen Markt in ganz Marokko.
Zum Ortsbild gehört der − mittlerweile täglich stattfindende − Markt (''[[suq]]'') unbedingt dazu. Hier findet sich beinahe alles: Lebende und tote Tiere, gebrauchte und neue Küchengeräte, Werkzeug, Fossilien, Gemüse, Fahrräder, Kleidung aus zweiter oder dritter Hand, Schmuck, Keramik, Naturheilmittel u. v. m. Es gibt wohl keinen so lebendigen und vielfältigen Markt in ganz Marokko.

== Ksar Abouam ==
== Ksar Abouam ==
Unweit des Ortszentrums liegt der aus Stampflehm errichtete [[Ksar]] Abouam, einer von mehreren königlichen Ksour in der Umgebung von Rissani. Die rechtwinklig verlaufenden, engen und an vielen Stellen überbauten Gassen machen einen sehr armseligen Eindruck. Hier leben immer noch mehrere dunkelhäutige Familien, allesamt Nachfahren ehemaliger Sklaven aus Schwarzafrika ([[Haratin]]).
Unweit des Ortszentrums liegt der aus Stampflehm errichtete [[Ksar]] Abouam, einer von mehreren königlichen Ksour in der Umgebung von Rissani. Die rechtwinklig verlaufenden, engen und an vielen Stellen überbauten Gassen machen einen sehr armseligen Eindruck. Hier leben immer noch mehrere dunkelhäutige Familien, allesamt Nachfahren ehemaliger Sklaven aus Schwarzafrika ([[Haratin]]).
== Umgebung ==
== Umgebung ==
In der Umgebung von Rissani gibt es weitere Ksour: Ksar Ouled Hadim, Ksar Abbar u.a.. Diese wurden zumeist erst vor ca. 100 bis 200 Jahren erbaut und dienten teilweise als Rückzugs- oder Verbannungsort für Witwen oder andere unliebsame Mitglieder der Königsfamilie. Alle Bauten sind arg verfallen und dienen als heruntergekommene Unterkunft für die Wächterfamilien und andere Personen aus den ärmeren Bevölkerungskreisen. Lediglich die Reste von Bauornamentik an den Toren oder Türmen der Ksour zeigen an, dass diese Orte einst bessere Zeiten gesehen haben.
In der Umgebung von Rissani gibt es weitere Ksour mit einem geometrischen Grundriss: Ksar Ouled Abd-el-Halim, Ksar Abbar u. a.. Diese wurden zumeist erst vor ca. 100 bis 200 Jahren erbaut und dienten teilweise als Rückzugs- oder Verbannungsort für Witwen oder andere unliebsame Mitglieder der Königsfamilie. Alle Bauten sind arg verfallen und dienen als heruntergekommene Unterkunft für die Wächterfamilien und andere Personen aus den ärmeren Bevölkerungskreisen. Lediglich die Reste von Bauornamentik an den Toren oder Türmen der Ksour zeigen an, dass diese Orte einst bessere Zeiten gesehen haben.
[[Datei:Moulay Ali Cherif Mausoleum Rissani-Morocco.jpg|miniatur|Rissani - Mausoleum Moulay Ali Cherif]]
Unweit des Ksar Abbar liegt das Mausoleum für Moulay Ali Cherif, des im Jahr 1659 in Rissani verstorbenen Begründers der Alawiden-Dynastie. Große Teile der Anlage wurden erst in den 1960-er Jahren erbaut und werden von der marokkanischen Königsfamilie bestens ausgestattet und gepflegt. Die Bezeichnung 'Cherif' deutet daraufhin, dass man den Gründer der Dynastie und somit auch alle seine männlichen Nachkommen als direkte Nachfahren des Propheten Mohammed ansieht. Die gepflegte Parkanlage des Mausoleums ist für Touristen zugänglich, der eigentliche Grabbau kann dagegen nur von außen betrachtet werden.
== Literatur ==
== Literatur ==
* Arnold Betten. ''Marokko. Antike, Berbertraditionen und Islam - Geschichte, Kunst und Kultur im Maghreb'' DuMont-Verlag, Ostfildern 2009, S. 309f ISBN 978-3-7701-3935-4
* Arnold Betten. ''Marokko. Antike, Berbertraditionen und Islam - Geschichte, Kunst und Kultur im Maghreb'' DuMont-Verlag, Ostfildern 2009, S. 309f ISBN 978-3-7701-3935-4
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* [http://www.geo-reisecommunity.de/bild/388919/Ksar-Ouled-Abd-el-Halim-in-Rissani ''Ksar Ouled Abd-el-Halim - Foto'']

* [http://www.panoramio.com/photo/21471606 ''Mausoleum Moulay Ali Cherif - Fotos'']
[[Kategorie:Ort in Marokko]]
[[Kategorie:Ort in Marokko]]

Version vom 24. März 2012, 21:11 Uhr

Rissani ist eine Wüstenstadt mit etwa 8.000 Einwohnern in der Region Meknès-Tafilalet im Süden Marokkos.

Lage

Rissani liegt in einer Höhe von ca. 750 m ü. d. M. etwa 22 km südlich von Erfoud an der N 13, die auch weiter nach Merzouga führt. Gleichzeitig bildet Rissani den östlichen Endpunkt der N 12 bzw. R 108, die aus dem Draâ-Tal kommt.

Geschichte

Rissani liegt unweit der Ruinen der ehemaligen Karawanenstadt Sidschilmasa, die im Mittelalter für Marokko von großer Bedeutung war. Der Ursprung von Rissani ist eng verbunden mit der − angeblich arabisch-stämmigen − Dynastie der Alawiden die seit dem 17. Jahrhundert über Marokko regiert. Die Alawiden zeigen sich auch heute noch sehr heimatverbunden, denn immer wieder werden die Stadt und ihre Umgebung mit einem neuen Bauwerk (Stadttor) geschmückt, oder aber ältere Bauwerke werden restauriert (Mausoleum, Ksar Abouam).

Ortsbild

Häuser

Das heutige Ortsbild ist geprägt von breiten, weitgehend geradlinigen Straßenzügen mit hellrot angestrichenen neuen Häusern mit Wänden aus Hohlblocksteinen, Decken aus Gussbeton, großen Fenstern und Satellitenschüsseln. Das Erdgeschoss der meisten Wohnhäuser wird als Geschäft, Handwerksbetrieb, Werkstatt oder Büro genutzt. Eine Altstadt (Medina) gibt es nicht.

Markt

Zum Ortsbild gehört der − mittlerweile täglich stattfindende − Markt (suq) unbedingt dazu. Hier findet sich beinahe alles: Lebende und tote Tiere, gebrauchte und neue Küchengeräte, Werkzeug, Fossilien, Gemüse, Fahrräder, Kleidung aus zweiter oder dritter Hand, Schmuck, Keramik, Naturheilmittel u. v. m. Es gibt wohl keinen so lebendigen und vielfältigen Markt in ganz Marokko.

Ksar Abouam

Unweit des Ortszentrums liegt der aus Stampflehm errichtete Ksar Abouam, einer von mehreren königlichen Ksour in der Umgebung von Rissani. Die rechtwinklig verlaufenden, engen und an vielen Stellen überbauten Gassen machen einen sehr armseligen Eindruck. Hier leben immer noch mehrere dunkelhäutige Familien, allesamt Nachfahren ehemaliger Sklaven aus Schwarzafrika (Haratin).

Umgebung

In der Umgebung von Rissani gibt es weitere Ksour mit einem geometrischen Grundriss: Ksar Ouled Abd-el-Halim, Ksar Abbar u. a.. Diese wurden zumeist erst vor ca. 100 bis 200 Jahren erbaut und dienten teilweise als Rückzugs- oder Verbannungsort für Witwen oder andere unliebsame Mitglieder der Königsfamilie. Alle Bauten sind arg verfallen und dienen als heruntergekommene Unterkunft für die Wächterfamilien und andere Personen aus den ärmeren Bevölkerungskreisen. Lediglich die Reste von Bauornamentik an den Toren oder Türmen der Ksour zeigen an, dass diese Orte einst bessere Zeiten gesehen haben.

Rissani - Mausoleum Moulay Ali Cherif

Unweit des Ksar Abbar liegt das Mausoleum für Moulay Ali Cherif, des im Jahr 1659 in Rissani verstorbenen Begründers der Alawiden-Dynastie. Große Teile der Anlage wurden erst in den 1960-er Jahren erbaut und werden von der marokkanischen Königsfamilie bestens ausgestattet und gepflegt. Die Bezeichnung 'Cherif' deutet daraufhin, dass man den Gründer der Dynastie und somit auch alle seine männlichen Nachkommen als direkte Nachfahren des Propheten Mohammed ansieht. Die gepflegte Parkanlage des Mausoleums ist für Touristen zugänglich, der eigentliche Grabbau kann dagegen nur von außen betrachtet werden.

Literatur

  • Arnold Betten. Marokko. Antike, Berbertraditionen und Islam - Geschichte, Kunst und Kultur im Maghreb DuMont-Verlag, Ostfildern 2009, S. 309f ISBN 978-3-7701-3935-4
  • Ingeborg Lehmann, Rita Henss u. a.: Marokko. Baedeker-Verlag, Ostfildern 2010, S. 466ff ISBN 978-3-8397-1251-4