„Mên-an-Tol“ – Versionsunterschied

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== Sagen und Rituale ==
== Sagen und Rituale ==
Angeblich wurde eine Frau, die bei Vollmond siebenmal rückwärts durch das Loch steigt, bald daraufhin schwanger. Es wurde auch erzählt, dass derjenige, der durch das Loch kriecht, von Rückenerkrankungen und Gliederschmerzen geheilt wird. Kinder konnten vor Krankheiten zu geschützt werden, wenn man sie durch das Loch des Steins reichte.
Mên-an-Tol hat eine große Fülle von Folklore und Traditionen hervorgebracht. So wurde eine Frau, die bei Vollmond siebenmal rückwärts durch das Loch stieg, angeblich bald darauf schwanger. Es wurde auch erzählt, dass derjenige, der durch das Loch kroch, von Rückenerkrankungen und Gliederschmerzen geheilt wurde. Kinder konnten vor Krankheiten zu geschützt werden, wenn man sie durch das Loch des Steins reichte. Die Anlage wurde auch zur Wahrsagerei und Abwehr von Verwünschungen genützt.


== Forschungsgeschichte ==
== Forschungsgeschichte ==
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[[Bild:Menantol8.jpg|thumb|Vermutliche Lage des Steinkreises]]
[[Bild:Menantol8.jpg|thumb|Vermutliche Lage des Steinkreises]]


1749 wurde die Formation erstmals archäologisch näher untersucht von William Borlase, der auch den abgebildeten Plan anfertigte. Wie gut zu erkennen ist, standen die Megalithen nicht wie heute auf einer Linie, sondern bildeten damals einen Winkel von etwa 135°. Die Position der Steine muss also seitdem verändert worden sein. Borlase berichtete auch, dass Bauern aus der Umgebung schon einige Menhire abtransportiert hatten. Von ihm stammen erste schriftliche Aufzeichnungen von Sagen und Ritualen. Borlase stellte auch erste Mutmaßungen darüber an, wie die Anlage in prähistorischer Zeit genutzt worden sein könnte, nämlich für [[Initiation|Initiationsriten]] und [[Opfer (Religion)|Opferhandlungen]].<ref>Borlase William: ''Antiquities Historical and Monumental of the County of Cornwall'', Bowyer and Nichols, London 1769</ref> 1872 lieferte William Copeland Borlase, ein Urenkel des älteren Borlase, eine detailliertere Beschreibung der gesamten Gegend und berichtete, dass Steine von zahlreichen [[Dolmen]] aus der Umgebung anderen Verwendungen zugeführt wurden. Die Nutzung für Rituale bewahrte offenbar den Mên-an-Tol vor einem Abtransport.<ref>Borlase William Copeland: ''Naenia Cornubiae'', Longmans 1872</ref>
1749 wurde die Formation erstmals archäologisch näher untersucht von William Borlase, der auch den abgebildeten Plan anfertigte. Wie gut zu erkennen ist, standen die Megalithen nicht wie heute auf einer Linie, sondern bildeten damals einen Winkel von etwa 135°. Die Position der Steine muss also seitdem verändert worden sein. Vermutlich wurde der Ringstein genau zwischen die beiden anderen gesetzt. Borlase berichtete auch, dass Bauern aus der Umgebung schon einige Menhire abtransportiert hatten. Von ihm stammen erste schriftliche Aufzeichnungen von Sagen und Ritualen. Borlase stellte auch erste Mutmaßungen darüber an, wie die Anlage in prähistorischer Zeit genutzt worden sein könnte, nämlich für [[Initiation|Initiationsriten]] und [[Opfer (Religion)|Opferhandlungen]].<ref>Borlase William: ''Antiquities Historical and Monumental of the County of Cornwall'', Bowyer and Nichols, London 1769</ref> Mitte des 19. Jahrhunderts äußerte der örtliche Antiquar J.T. Blight erstmals die Vermutung, dass die Megalithen Reste eines Steinkreises sein könnten. 1872 lieferte William Copeland Borlase, ein Urenkel des älteren Borlase, eine detailliertere Beschreibung der gesamten Gegend und berichtete, dass Steine von zahlreichen [[Dolmen]] aus der Umgebung anderen Verwendungen zugeführt wurden. Die Nutzung für Rituale bewahrte offenbar den Mên-an-Tol vor einem Abtransport.<ref>Borlase William Copeland: ''Naenia Cornubiae'', Longmans 1872</ref>


1932 verfasste Hugh O'Neill Hencken eine erste moderne wissenschaftliche Darstellung der archäologischen Fundstätte. Er äußerte darin die Vermutung, dass die Steine keiner prähistorischen Anordnung entsprechen, sondern in ihrer Position erheblichen verändert wurden. Der Lochstein war seiner Ansicht nach Teil einer zerstörten Grabanlage. Ihm wurde noch von Bauern erzählt, die bei Rücken- oder Gliederbeschwerden durch den Lochstein gekrochen waren, um ihre Schmerzen zu lindern. Daher stammt auch die Bezeichnung als ''Crick Stone'' (Verrenkungsstein).<ref>Hencken Hugh O'Neill: ''The Archaeology of Cornwall and Scilly'', Metheun 1932</ref> 1982 erschien von John Barnatt eine ausführliche Abhandlung mit den neuesten Forschungsergebnissen. Demnach stammen die zylindrischen Menhire ursprünglich von einem [[Steinkreis]] aus der [[Bronzezeit]], der aus 18 bis 20 Steinen bestand, von denen bis jetzt 11 lokalisiert werden konnten. Der Steinring hingegen könnte Teil eines [[Portal tomb|Portalgrabs]] aus der [[Jungsteinzeit]] sein. Solche Steinringe dienten allerdings selten als Bestandteil einer Grabkammer. Denkbar ist, dass der Lochstein im Mittelpunkt des Steinkreises stand. Dagegen spricht, dass eine derartige Verwendung eines Lochsteins nicht bekannt ist.<ref>Barnatt John: ''Prehistoric Cornwall: The Ceremonial Monuments'', Turnstone Press Limited 1982</ref>
1932 verfasste Hugh O'Neill Hencken eine erste moderne wissenschaftliche Darstellung der archäologischen Fundstätte. Er ging davon aus, dass die Steine keiner prähistorischen Anordnung entsprechen, sondern in ihrer Position erheblichen verändert wurden. Der Lochstein war seiner Ansicht nach Teil einer zerstörten Grabanlage. Ihm wurde noch von Bauern erzählt, die bei Rücken- oder Gliederbeschwerden durch den Lochstein gekrochen waren, um ihre Schmerzen zu lindern. Daher stammt auch die Bezeichnung als ''Crick Stone'' (Verrenkungsstein).<ref>Hencken Hugh O'Neill: ''The Archaeology of Cornwall and Scilly'', Metheun 1932</ref> 1993 veröffentlichte der Cornwall Historic Environment Service eine ausführliche Abhandlung mit den neuesten Forschungsergebnissen. Demnach stammen die zylindrischen Menhire ursprünglich von einem [[Steinkreis]] aus der [[Bronzezeit]], der aus 18 bis 20 Steinen bestand, von denen bis jetzt 11 lokalisiert werden konnten. Der Steinring hingegen könnte Teil eines nahe gelegenen [[Portal tomb|Portalgrabs]] aus der [[Jungsteinzeit]] sein, denn Gräber befanden sich in einigen Fällen in unmittelbarer Umgebung von Steinkreisen und bildeten mit diesen größere rituelle Bezirke. Allerdings konnte ein Steinring mit einer solchen großen Öffnung bisher nicht als Bestandteil einer Grabkammer nachgewiesen werden. Denkbar ist, dass der Lochstein im Mittelpunkt des Steinkreises stand und zum Anvisieren besonderer Punkte am Horizont diente. Dagegen spricht, dass eine derartige Verwendung eines Lochsteins nicht bekannt ist.<ref>Preston-Jones Ann: ''The Men-an-Tol. Management and Survey'', Historic Environment Service, Cornwall County Council 1993</ref>
== Einzelnachweis ==
== Einzelnachweis ==
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==Literatur==
==Literatur==
* John Barnatt: ''Prehistoric Cornwall: The Ceremonial Monuments'', Turnstone Press Limited 1982. ISBN 0855001291
* John Barnatt: ''Prehistoric Cornwall: The Ceremonial Monuments'', Turnstone Press Limited 1982. ISBN 0855001291
*Robin Payne: ''The Romance of the Stones: Cornwall's Pagan Past'', Alexander Associates 1999. ISBN 899526668
* Ian McNeil Cooke: ''Standing Stones of the Land's End'', Cornwall: Men-an-Tol Studio 1998, ISBN 0951237195
* Ian McNeil Cooke: ''Standing Stones of the Land's End'', Cornwall: Men-an-Tol Studio 1998, ISBN 0951237195


== Weblinks ==
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*[http://www.historic-cornwall.org.uk/a2m/bronze_age/stone_circle/men_an_tol/men_an_tol.htm www.historic-cornwall.org.uk]
*[http://www.megalithics.com/england/menantol/mentmain.htm www.megalithics.com]
*[http://www.megalithics.com/england/menantol/mentmain.htm www.megalithics.com]
*[http://www.stonepages.com/england/menantol.html www.stonepages.com]
*[http://www.stonepages.com/england/menantol.html www.stonepages.com]

Version vom 30. März 2008, 13:28 Uhr

Mên-an-Tol, Cornwall

Mên-an-Tol (kornisch für Lochstein) ist eine 3000 bis 4000 Jahre alte Megalithformation aus der frühen bis mittleren Bronzezeit und liegt in Cornwall, England. Die Anlage wurde früher auch als Crick Stone oder Devil's Eye bezeichnet.

Lage

Das frühzeitliche Steinmonument befindet sich in der Nähe von Penzance im District Penwith zwischen Madron und Morvah. Man gelangt zu ihm auf einem 1 km langen Fußweg, der auf der Straße nach Madron 2 km hinter Morvah nach links in Richtung Nordost abzweigt. In der Umgebung liegen weitere Megalithanlagen:

Aufbau

Die Formation besteht aus drei aufrecht stehenden Granitblöcken, einem mittleren, ringförmigen und zwei zapfenförmigen. Die Steine sind voneinander 3 m entfernt und ihre Höhe beträgt zwischen 1,10 m und 1,50 m. Der Durchmesser des Steinrings misst 1,30 m und die Öffnung ist 50 cm breit. Die drei Megalithen reihen sich ziemlich exakt entlang einer Linie von Südwest nach Nordost. Vor dem südöstlichen Menhir steckt ein weiterer Stein flach im Boden, zwei weitere befinden sich wenige Meter westlich. Weitere Steine konnten unter der Erdoberfläche lokalisiert werden.

Sagen und Rituale

Mên-an-Tol hat eine große Fülle von Folklore und Traditionen hervorgebracht. So wurde eine Frau, die bei Vollmond siebenmal rückwärts durch das Loch stieg, angeblich bald darauf schwanger. Es wurde auch erzählt, dass derjenige, der durch das Loch kroch, von Rückenerkrankungen und Gliederschmerzen geheilt wurde. Kinder konnten vor Krankheiten zu geschützt werden, wenn man sie durch das Loch des Steins reichte. Die Anlage wurde auch zur Wahrsagerei und Abwehr von Verwünschungen genützt.

Forschungsgeschichte

Lageplan von W. Borlase 1769
Vermutliche Lage des Steinkreises

1749 wurde die Formation erstmals archäologisch näher untersucht von William Borlase, der auch den abgebildeten Plan anfertigte. Wie gut zu erkennen ist, standen die Megalithen nicht wie heute auf einer Linie, sondern bildeten damals einen Winkel von etwa 135°. Die Position der Steine muss also seitdem verändert worden sein. Vermutlich wurde der Ringstein genau zwischen die beiden anderen gesetzt. Borlase berichtete auch, dass Bauern aus der Umgebung schon einige Menhire abtransportiert hatten. Von ihm stammen erste schriftliche Aufzeichnungen von Sagen und Ritualen. Borlase stellte auch erste Mutmaßungen darüber an, wie die Anlage in prähistorischer Zeit genutzt worden sein könnte, nämlich für Initiationsriten und Opferhandlungen.[1] Mitte des 19. Jahrhunderts äußerte der örtliche Antiquar J.T. Blight erstmals die Vermutung, dass die Megalithen Reste eines Steinkreises sein könnten. 1872 lieferte William Copeland Borlase, ein Urenkel des älteren Borlase, eine detailliertere Beschreibung der gesamten Gegend und berichtete, dass Steine von zahlreichen Dolmen aus der Umgebung anderen Verwendungen zugeführt wurden. Die Nutzung für Rituale bewahrte offenbar den Mên-an-Tol vor einem Abtransport.[2]

1932 verfasste Hugh O'Neill Hencken eine erste moderne wissenschaftliche Darstellung der archäologischen Fundstätte. Er ging davon aus, dass die Steine keiner prähistorischen Anordnung entsprechen, sondern in ihrer Position erheblichen verändert wurden. Der Lochstein war seiner Ansicht nach Teil einer zerstörten Grabanlage. Ihm wurde noch von Bauern erzählt, die bei Rücken- oder Gliederbeschwerden durch den Lochstein gekrochen waren, um ihre Schmerzen zu lindern. Daher stammt auch die Bezeichnung als Crick Stone (Verrenkungsstein).[3] 1993 veröffentlichte der Cornwall Historic Environment Service eine ausführliche Abhandlung mit den neuesten Forschungsergebnissen. Demnach stammen die zylindrischen Menhire ursprünglich von einem Steinkreis aus der Bronzezeit, der aus 18 bis 20 Steinen bestand, von denen bis jetzt 11 lokalisiert werden konnten. Der Steinring hingegen könnte Teil eines nahe gelegenen Portalgrabs aus der Jungsteinzeit sein, denn Gräber befanden sich in einigen Fällen in unmittelbarer Umgebung von Steinkreisen und bildeten mit diesen größere rituelle Bezirke. Allerdings konnte ein Steinring mit einer solchen großen Öffnung bisher nicht als Bestandteil einer Grabkammer nachgewiesen werden. Denkbar ist, dass der Lochstein im Mittelpunkt des Steinkreises stand und zum Anvisieren besonderer Punkte am Horizont diente. Dagegen spricht, dass eine derartige Verwendung eines Lochsteins nicht bekannt ist.[4]

Einzelnachweis

  1. Borlase William: Antiquities Historical and Monumental of the County of Cornwall, Bowyer and Nichols, London 1769
  2. Borlase William Copeland: Naenia Cornubiae, Longmans 1872
  3. Hencken Hugh O'Neill: The Archaeology of Cornwall and Scilly, Metheun 1932
  4. Preston-Jones Ann: The Men-an-Tol. Management and Survey, Historic Environment Service, Cornwall County Council 1993

Literatur

  • John Barnatt: Prehistoric Cornwall: The Ceremonial Monuments, Turnstone Press Limited 1982. ISBN 0855001291
  • Robin Payne: The Romance of the Stones: Cornwall's Pagan Past, Alexander Associates 1999. ISBN 899526668
  • Ian McNeil Cooke: Standing Stones of the Land's End, Cornwall: Men-an-Tol Studio 1998, ISBN 0951237195
Commons: Mên-an-Tol – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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