„Maralinga“ – Versionsunterschied

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'''Maralinga''', in der Sprache der Ureinwohner ''Land des Donners'', ist ein Gebiet im Westen des australischen Bundesstaats [[South Australia]] in der [[Nullarbor-Wüste]]. Auch der dort ansässige Stamm der [[Aborigines]], die zu den [[Pitjantjatjara]] gehören, bezeichnen sich als Maralinga.
'''Maralinga''' (aborigisch ''Land des Donners'') in [[South Australia]] (''Südaustralien'') wurde in den 1950er Jahren als britisches [[Kernwaffe|Atombombentestgelände]] genutzt und war Bestandteil der [[Woomera Prohibited Area]]. Es wurde nur spärlich gekennzeichnet, zu wenig abgegrenzt und nur zwei von der Regierung beauftragte Personen sollten in dem riesigen gefährdeten Gebiet die Umsiedlung der gefährdeten [[Spinifex People]], einem Stamm der [[Aborigines]], organisieren. Die Spinifex People, die zum ersten Mal in ihrem Leben Weiße sahen, verstanden die Schilder, auf denen „Warning, keep out!“ (deutsch: „Achtung, nicht betreten!“) stand, nicht. Viele starben, weil sie sich während der Tests im Gebiet befanden und den großen [[Kernwaffenexplosion#Pilzwolke (Atompilz)|Atompilz]] bestaunten.
Bekannt wurde das Gebiet, das zur [[Woomera Prohibited Area]] gehört, weil es in den 50er Jahren dem britischen Militär für Atomwaffentests zur Verfügung gestellt wurde. Zuerst wurden 1953 im weiter nördlich gelegenen Emu zwei Versuche durchgeführt, dann entschied man sich sich zum Umzug in das leichter zugängliche Maralinga-Gebiet. Eine Militärbasis wurde unter dem Namen Maralinga Village aufgebaut, die bis zu 2000 Soldaten und Militärpersonal als Unterkunft diente. In der Maralinga Forward Area wurden zwischen 1955 und 1963 sieben große Atomwaffenversuche und hunderte kleinerer Tests durchgeführt. Insgesamt wurden durch Explosionen 22 kg radioaktives Plutonium im Testgelände freigesetzt. Noch in den 60er Jahren wurden die Testanlagen abgebaut und einbetoniert. Das verseuchte Erdreich wurde umgegraben.


Als in den 80er Jahren den Maralinga- und Yalata-Aborigines ein 80.000 km² großes Gebiet im [[Maralinga Tjarutja]] Land Rights Act<ref>[http://www.legislation.sa.gov.au/LZ/C/A/MARALINGA%20TJARUTJA%20LAND%20RIGHTS%20ACT%201984/CURRENT/1984.3.UN.PDF Text Maralinga Tjarutja Land Rights Act]</ref> übereignet wurde, war davon das darin enthaltene 3.126 km² große Land um Maralinga Village und Forward Area ausgenommen. Das auch als Section 400 bekannte Gelände blieb im Besitz des australischen Staats. Zwar sollte auch dieser Bereich gemäß dem Land Rights Act wieder den Ureinwohnern zufallen, allerdings zeigten sich in den 80ern erhebliche Spätfolgen der Belastung durch die radioaktive Strahlung sowohl bei Aborigines als auch den Militärangehörigen, die dort beschäftigt gewesen waren. Eine Untersuchung des Geländes ergab weiterhin eine viel zu hohe Kontamination, so dass man Mitte der 90er noch einmal an die Säuberung des Gebiets ging. Diesmal wurden die belasteten Erdschichten komplett abgetragen und in tiefen Gräben versenkt und abgedeckt. Die Arbeiten dauerten bis April 2000 und kostete 108 Millionen australische Dollar.
Noch heute leben viele Nachkommen der Aborigines mit Strahlenschäden.


Seitdem wird über eine Rückgabe des Gebiets an die Nachfahren der früheren Bewohner verhandelt. Maralinga Village, das seit der Säuberung unbewohnt ist bis auf ein Ehepaar, das die Einrichtung beaufsichtigt, soll dabei einmal zu einer Touristenunterkunft umgebaut werden.
==Siehe Auch==
* [[Völker der Aborigines]]
* [[Australische Sprachen]]


== Literatur ==
== Literatur ==
Gerhard Leitner: ''Die Aborigines Australiens''. S. 37, Beck-Verlag, München 2006, ISBN 3406508898.
Gerhard Leitner: ''Die Aborigines Australiens''. S. 37, Beck-Verlag, München 2006, ISBN 3406508898.

== Quellen ==
<references />

== Weblinks ==
* [http://www.environment.sa.gov.au/parks/pdfs/PARKS_PDFS_UNNAMED_MAP.PDF Karte der Maralinga Tjarutja Lands] (englisch)
* [http://www.abc.net.au/sa/stories/s656146.htm Returning the MT-Lands]
* [http://www.umweltbundesamt.de/boden-und-altlasten/altlast/web1/berichte/mooreeng/dmeng02.htm Bericht zu Atomtests]
* [http://www.abc.net.au/rn/talks/bbing/stories/s120383.htm Maralings: The Fall Out Continues] (Hintergrund zur Säuberung; englisch)
* [http://www.parliament.sa.gov.au/NR/rdonlyres/DCD90A1D-D114-4384-A4AB-B1B6D7B34239/7760/AnnualReport0506.pdf Kommissionsbericht 2005/06 zum Stand der Entwicklung der Aborigines-Gebiete]


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[[Kategorie:Kernwaffentestgelände]]
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[[Kategorie:South Australia]]
[[Kategorie:Ort in South Australia]]


[[en:Maralinga, South Australia]]
[[en:Maralinga, South Australia]]

Version vom 1. April 2009, 18:38 Uhr

Maralinga, in der Sprache der Ureinwohner Land des Donners, ist ein Gebiet im Westen des australischen Bundesstaats South Australia in der Nullarbor-Wüste. Auch der dort ansässige Stamm der Aborigines, die zu den Pitjantjatjara gehören, bezeichnen sich als Maralinga.

Bekannt wurde das Gebiet, das zur Woomera Prohibited Area gehört, weil es in den 50er Jahren dem britischen Militär für Atomwaffentests zur Verfügung gestellt wurde. Zuerst wurden 1953 im weiter nördlich gelegenen Emu zwei Versuche durchgeführt, dann entschied man sich sich zum Umzug in das leichter zugängliche Maralinga-Gebiet. Eine Militärbasis wurde unter dem Namen Maralinga Village aufgebaut, die bis zu 2000 Soldaten und Militärpersonal als Unterkunft diente. In der Maralinga Forward Area wurden zwischen 1955 und 1963 sieben große Atomwaffenversuche und hunderte kleinerer Tests durchgeführt. Insgesamt wurden durch Explosionen 22 kg radioaktives Plutonium im Testgelände freigesetzt. Noch in den 60er Jahren wurden die Testanlagen abgebaut und einbetoniert. Das verseuchte Erdreich wurde umgegraben.

Als in den 80er Jahren den Maralinga- und Yalata-Aborigines ein 80.000 km² großes Gebiet im Maralinga Tjarutja Land Rights Act[1] übereignet wurde, war davon das darin enthaltene 3.126 km² große Land um Maralinga Village und Forward Area ausgenommen. Das auch als Section 400 bekannte Gelände blieb im Besitz des australischen Staats. Zwar sollte auch dieser Bereich gemäß dem Land Rights Act wieder den Ureinwohnern zufallen, allerdings zeigten sich in den 80ern erhebliche Spätfolgen der Belastung durch die radioaktive Strahlung sowohl bei Aborigines als auch den Militärangehörigen, die dort beschäftigt gewesen waren. Eine Untersuchung des Geländes ergab weiterhin eine viel zu hohe Kontamination, so dass man Mitte der 90er noch einmal an die Säuberung des Gebiets ging. Diesmal wurden die belasteten Erdschichten komplett abgetragen und in tiefen Gräben versenkt und abgedeckt. Die Arbeiten dauerten bis April 2000 und kostete 108 Millionen australische Dollar.

Seitdem wird über eine Rückgabe des Gebiets an die Nachfahren der früheren Bewohner verhandelt. Maralinga Village, das seit der Säuberung unbewohnt ist bis auf ein Ehepaar, das die Einrichtung beaufsichtigt, soll dabei einmal zu einer Touristenunterkunft umgebaut werden.

Literatur

Gerhard Leitner: Die Aborigines Australiens. S. 37, Beck-Verlag, München 2006, ISBN 3406508898.

Quellen

  1. Text Maralinga Tjarutja Land Rights Act

Koordinaten: 30° 9′ 33″ S, 131° 34′ 47″ O