African Lace

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„African Lace“ der frühen 1970er Jahre
„African Lace“ der 1980er Jahre

African Lace oder Austrian Lace, auch als Swiss Lace bezeichnet, sind Stickereistoffe, die in erster Linie im österreichischen Vorarlberg hergestellt werden und in der afrikanischen Modewelt einen exklusiven Status eingenommen haben.[1][2][3] Sie prägen insbesondere die Modekultur der Yoruba in Nigeria aber auch angrenzender Volksgruppen in Westafrika. So zählen die Hausa in Nordnigeria, aber auch die Akan in Ghana zu wichtigen Kunden.

Am afrikanischen Kontinent ist für Mali eine 900-jährige Sticktradition nachgewiesen. Eine frühe Verbreitung textiler Techniken ging von Mali aus bis nach Liberia, Senegambia und bis zu den Hausa in Nordnigeria. Kano war Handelsumschlagplatz zwischen den Nupe und Yoruba im Süden und den Völkern in Mauretanien, Nordafrika und der arabischen Welt im Mittleren Osten.[4] Die alten Städte Nordnigerias (Sokoto, Kano) und Malis (Djenné, Timbuktu) waren wichtige Fernhandelsplätze, auch für Stickereiwaren, Während des heiligen Krieges waren reiche Stickereien noch verpönt. Dies änderte sich als die herrschende Oberschicht nach religiöser Kleidung verlangte. Um der Versklavung zu entgehen, trugen Menschen bestickte, dem Islam zugehörende Kleider. Bis in entlegene Dörfer wurde gestickt, teilweise mit edelsten und teuren Materialien. Es entstand ein Netzwerk aus Webern und Stickern in Westafrika. In Liberia wurde mit Baumwoll- und Wollgarnen gestickt.

Vorarlberger Stickerei

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Bis in die 1970er Jahre war die Textilindustrie die Leitindustrie in Vorarlberg. 70 % der Gesamtwertschöpfung erwirtschaftete Vorarlberg mit Textilien und Bekleidung. Im Jahr 1966 sind einem Lustenauer Geschäftsmann in Lagos die bestickten Gewänder der Afrikanerinnen aufgefallen. Dies war der Beginn einer intensiven Geschäftsbeziehung zwischen der Vorarlberger Stickereiindustrie und Westafrikanischen Absatzmärkten.[5] Vor allem die engen Geschäftsbeziehungen der Vorarlberger Sticker zu den Yoruba führte in Vorarlberg zu Exporten nach Nigeria. 1977 ging in Lustenau als Jahr des „Nigeria-Schocks“ ein. Eine totales Importverbot in Nigeria führte die Händler in die Illegalität. Entdeckte Schmugglerware aus Lustenau wurden in Nigeria öffentlich verbrannt.[6] Heute ist Nigeria einer der Hauptmärkte für die Vorarlberger Sticker. Die Außenhandelsstatistik zeigt, dass Textilien Österreichs Hauptexportgut in das westafrikanische Land sind. 2010 wurden Stickereien im Wert von 55 Millionen € produziert. Nach Afrika wurden davon rund 20 Millionen € exportiert.[7] Die Zahlen belegen einen Rückgang der Exporte, Konkurrenz aus Asien hat den Markt für sich entdeckt. 2002 betrugen die Exporte von Stickereien nach Nigeria noch 44,8 Millionen Euro. Berücksichtigt man die indirekten Exporte, die über Großhändler in Benin, England oder den Emiraten ihr Ziel erreichen, überstieg der Wert der Stickereien im vergangenen Jahr 55 Millionen Euro.[8] Die Vorarlberger Stickereien aus Österreich prägen in starkem Ausmaß das Erscheinungsbild der heutigen westafrikanischen Gesellschaft. Das Zentrum für die Stickereiproduktion liegt in Lustenau. Jahr für Jahr reisen nigerianische Kaufleute nach Lustenau, um die neuesten Kollektionen für ihren Heimatmarkt zu erwerben.[9][10] Mit dem Handel der Yoruba verbreiteten sich Stoffe und Designs weit über das Gebiet Nigeria hinaus. Heute beträgt der Anteil der Textilindustrie an der Gesamtwertschöpfung 8 %, Vorarlberg gilt als das viertgrößte Stickereigebiet der Welt.

  • H. M. Akou: Nationalism without a nation: understanding the dress of Somali women in Minnesota. In: Jean Allman (Hrsg.): Fashioning Africa: Power and the Politics of Dress. Bloomington: Indiana University Press, 2004, Seiten 50–63.
  • B.Gardi: Boubou c´est chic. Gewänder aus Mali und anderen Ländern Westafrikas. Museum der Kulturen Basel. Basel: Christoph Merian Verlag, 2000.
  • G. Gerlich: Waxprints im soziokulturellen Kontext Ghanas. Arbeitspapier Nr. 54. Institut für Ethnologie und Afrikastudien. Johannes Gutenberg Universität Mainz, 2004
  • J. Gillow: african textiles. Colour and creativity across a continent. London: Thames & Hudson Ltd, 2003
  • M. L. Joseph: Introductory Textile Science. 2. Aufl. New York: Holt, Rinehart and Winston, 1972
  • Wirtschaftsstandort Vorarlberg Gesellschaft: Standortdokumentation, März 2011

Einzelnachweise

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  1. Zusammenfassung Projektstudie Entdecken Vorarlberger Stickerei in Westafrika
  2. Video zur Präsentation Projektstudie Entdecken Vorarlberger Stickerei in Westafrika
  3. Trendy Africa - Austrian Fabrics: the West African Heritage
  4. Austrian High-end Quality Embroideries as Integral Part of West African Cultures (Memento des Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ijmc.org
  5. Karin Schuh: Stickerei-Export nach Afrika. Online auf DiePresse.com vom 24. Juli 2010.
  6. Walter Fink: Schöne Stoffe für schwarze Frauen. In: Vorarlberger Nachrichten vom 30. August 2013.
  7. Vorarlberger Stickereien für Nigeria. In: Wirtschaftsblatt vom 10. April 2011.
  8. Sylvia Maier: Stickereien sind im Export Spitze (Memento vom 4. Oktober 2013 im Internet Archive). Online auf Wirtschaftsblatt.at vom 22. Mai 2003.
  9. Südwind - Made im Ländle für Nigeria (Memento vom 4. Oktober 2013 im Internet Archive)
  10. Westafrika neu entdecken will Vorarlbergs Stickereiwirtschaft