Cairn von Barnenez

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„Tumulus“ von Barnenez

Der jungsteinzeitliche Cairn von Barnenez liegt in der bretonischen Gemeinde Plouezoc'h, auf der Halbinsel Kernéléhen im Nord-Finistère in Frankreich. Barnenez entstand etwa 4500 v. Chr. und ist damit eine der ältesten Megalithanlagen der Welt; rund 2000 Jahre älter als die ägyptischen Pyramiden. Zur Zeit seiner Erbauung überblickte der Cairn noch eine fruchtbare Tiefebene, die heutige Bucht von Morlaix. Er hat gewaltige Abmessungen. Das 13.000 bis 14.000 Tonnen wiegende Bauwerk ist 72 m lang, bis zu 25 m breit und 8 m hoch.

Ausgrabung

Eingang in den Tumulus
Datei:Barnerez symbols.png
Symbole von Barnenez

Bereits im Jahre 1850 wurde die Anlage von Barnenez im Rahmen eines Kongresses der gelehrten Gesellschaft von Morlaix als Tumulus eingeordnet. Als Anfang der 1950er Jahre Steine zum Straßenbau abgetragen wurden, stieß man auf die teils mit Kraggewölben versehenen tholosartigen Dolmen, die die megalithische Einstufung des ansonsten aus kleinformatigem Gestein in zwei Phasen aufgeschichteten Tumulus begründen. Die Anlage wurde noch als Steinbruch genutzt, bis sich 1954 die Gemeinde einschaltete um den Cairn zu schützen. Zwischen 1954 und 1968 wurde er restauriert und von Pflanzenwuchs befreit. Ebenfalls erfolgten Ausgrabungen um die gesamte Anlage, deren Ergebnisse heute in der angegliederten Ausstellung im Empfangsgebäude zu besichtigen sind.

Beschreibung

Datei:Megawal9.JPG
Plan des Cairns von Barnenez

Nach französischer Terminologie handelt es sich bei den 11 Kammern im Cairn von Barnenez um Dolmen à couloir. Sie bestehen aus Stein-, Schiefer- und Granitplatten. In der ersten Bauphase wurde im Osten ein schwach trapezoidaler Hügel (32 m x 13 m) mit zweifacher Umfassung und fünf Dolmen errichtet (Cairn 1, ca. 4.500 v. Chr.). Daran an schließt eine Hügelerweitererung mit sechs Dolmen (Cairn 2, ca. 4.200 - 3.900 v. Chr.). Alle 11 Dolmen haben einen langen Gang und wurden parallel angeordnet, die Kammern unterscheiden sich in Form und Bauweise leicht. Die Breite des über 72 m langen und ca. 6 m hohen Hügels wird auf ursprünglich 8 bis 9 m geschätzt.

Neun schmale Gänge führen in eine Kammer aus Kraggewölbe, das auf Tragsteinen ruht und in einem Fall (als echte Tholos) vom Boden ausgeht. Für die Wände wurden Trockensteinmauern oder Steinplatten benutzt. Alle Gänge wurden horizontal mit Überliegern abgedeckt. Ein Dolmen besitzt eine Vorkammer mit einer Kuppel aus Trockensteinen. In drei Dolmen sind Gravierungen vorhanden. Sie zeigen Bögen, Beile und Wellensymbole. Eine der gravierten Steinplatten stammt aus einem anderen Dolmen und wurde im Cairn von Barnenez sekundär verwendet. Tonscherben, die auf dem Vorplatz gefunden wurden, belegen, dass das Bauwerk bis in die Bronzezeit genutzt wurde.

Nachbildung der Dolmengöttin von Barnenez

Nur im Cairn 2, in den Kammern A, C und D, wurden bei der Ausgrabung Funde aus dem Neolithikum geborgen. Dabei handelt es sich um Keramik, geschliffene Beile aus Dolerit, Klingen aus Feuerstein und Pfeilspitzen. Ein Kupferdolch und eine geflügelte Pfeilspitze mit Widerhaken stammen aus dem Chalkolithikum. Ein weiterer Fund waren fünf mit Gavuren verzierte Blöcke. Die Symbole von Barnenez ähneln den Gravuren, die in anderen Megalithanlagen der Bretagne gefunden wurden. Wiederkehrende Symbole sind so genannte Dolmengöttinen, U- oder hornförmige Zeichen, die Bögen, Beile, Äxte, Dexel und als Schlangen interpretierte Zeichen.

22 ähnliche, vermutlich zeitgleiche Cairns sind Frankreich und auf Jersey zu finden. In der Bretagne sind es Larcuste-Colpo, Le Bono, Petit Mont, Ty-Floc´h, Gavrinis, Île Carn, bei Ploudalmézeau und Guennoc (I´ile Gaignoc - auch Guénioc geschrieben) vor der Küste von Landéda. Dabei ist der Erhaltungszustand auf den Inseln etwas besser. Im gepflasterten Tholos 3 B von Guennoc steht ein kleiner Menhir seitlich des Eingangs.

Statistisches

Für einen Kubikmeter des Cairns von Barnenez benötigten seine Erbauer 1.500 kg Stein. Vom Brechen und Spalten der Steine, über den Transport und das Aufschichten bedeutet dies vier Tage Arbeit für einen Arbeiter, bei einem angenommenen 10-Stundentag. Unter Berücksichtigung der Hohlräume des ursprünglichen Cairns, kommt man auf ein Volumen von 2.000 Kubikmetern. Dies bedeutet dass hier ca. 3.000 Tonnen Dolerit und 1.000 Tonnen Granit verarbeitet wurden. Die Gesamtarbeitszeit am Cairn hätte, laut P.-R. Giot, 15.000 bis 20.000 Arbeitstage in Anspruch genommen. Bei 200 Arbeitern hätte die Errichtung des Cairns ca. 3 Monate gedauert. Das Gesamtvolumen der verschiedenen Abschnitte des Cairns beträgt fast das Dreifache des Volumens des Cairns der ersten Phase.

Literatur

  • Briard J. & Fediaevsky N.: Mégalithes de Bretagne 1987
  • Giot Pierre-Roland: Barnenez - ein großer megalithischer Cairn 1991
  • Giot, Pierre-Roland: Vorgeschichte der Bretagne, ISBN 2-855-43-103-4
  • Walkowitz J.E.: Das Megalithsyndrom. Bd. 36 in Beitraege zur Ur- und Frühgeschichte Mitteleuropas, 2003. ISBN 3-930036-70-3
Commons: Dolmen – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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