Benutzerin:Widescreen/Warum ich ein Troll wurde

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Ich bin ein Wikipedia-Troll. Kein Demokratietroll oder was es sonst hier angeblich für Trolle gibt. Ich trolle für oder gegen die Wikipedia. Ich bin ein echter Troll, nicht was manche denken, was trollen ausmacht. Ich trolle mit Absicht, mit Einfühlungsvermögen und mit Taktik. Benutzerin:Widescreen/Vorlageneinbindung:Kritik Viele denken, wenn sie einen scharf formulierten oder irgendwie persönlichen Diskussionsbeitrag nicht verstehen, muss es sich um einen Trollbeitrag handeln. Das ist natürlich ein Irrtum! Trollen hat ein Ziel, eine Bestimmung und eine Richtung. Trollen kann Diskussionen mit wenigen Beiträgen in Richtungen lenken, provozieren, Benutzer in peinliche Erklärungslagen bringen.

Trollen ist eine Kunst, die beherrscht werden will. Es ist eine feine Abstimmung von Angriff, Verteidigung und gezielter Unterwürfigkeit. Trollen ist niemals unbeherrscht. Dann wird es zu Vandalismus.

Das Ziel eines Trolles wie mir ist Veränderung, Aufwecken, Anstacheln, aber auch nachdenklich stimmen.

Die Ziele meines Trollens hier sind bestimmte Strukturen in der Wikipedia. Diese Strukturen sind für mich nicht haltbar. Sie müssen verändert werden, oder ich müsste dieses Projekt verlassen. Das Projekt hier freiwillig zu verlassen, ist allerdings ein Ding der Unmöglichkeit.

Schön können viele Dinge sein. Ein schönes Gesicht des Menschen, den man liebt, die Natur, wie die lykische Küste. Schön können aber auch Momente sein, wie ein Ziel zu erreichen, welches man lange angestrebt hat. Schönheit zeigt sich aber auch in Gedanken. Zu einer Gemeinschaft zu gehören. Ein bestechender Schachzug kann schön sein, manche sagen, Mathematik hätte Schönheit in sich. Der Weltfrieden, auch wenn man weiß, dass man ihn selber niemals erleben wird.

Der Gedanke, das Wissen der Welt für alle Menschen frei zugänglich zu machen, ist so ein Gedanke. Mein erstes Lexikon (Mein großes Kinderlexikon) bekam ich mit acht Jahren geschenkt. Es war fortan mein Lieblingsbuch. Ich konnte es fast auswendig, so wie meine "Was ist Was"-Serie. Einige Dinge störten mich. Ich konnte mir z.B. nicht vorstellen, dass ein Iglu warm genug wird, dass man sich darin barbusig aufhalten kann, wie es ein Bild zeigte. Aber ich stellte meine kindliche Skepsis unter die Weisheit des Lexikons.

Die Idee, eine Enzyklopädie zu schreiben, wie sie einst Denis Diderot vervollkommnete, ist die Idee, das Wissen, was sonst nur im harten und teurem Studium zu erwerben ist, für alle Menschen zugänglich, ja geradezu alltäglich zu machen.

Würden nur alle Menschen das Wissen von Naturwissenschaft und Philosophie kennen, wäre dem Despotismus ein Ende bereitet. Die falsche Annahme von der Gewalt durch Gottes Gnaden wäre ein Ende gesetzt. Alle könnten die Gedanken der gelehrten Geister einfach erwerben, durch den Kauf der Enzyklopädie. Es ist das Mittel, alles Wissen der Welt für jeden Menschen zugänglich zu machen. In dieser Tradition, der Aufklärung, steht auch die Wikipedia. Und noch lange ist das Werk Diderots nicht vollendet. Es wird niemals vollendet sein, da das Wissen niemals vollständig sein wird. Heute leben wir in einer Demokratie, die uns genau diese Aufklärung geschenkt hat.

"Jimbo" Diderot: Aufklärer? Visionär?

Die Wikipedia steht zwar in der Tradition der Aufklärung, doch die Strukturen hier erinnern eher an das Mittelalter. Jimbo Wales, erinnert eher an einen verhinderten Bill Gates denn an einen gelehrten Aufklärer wie Diderot. Und so verhält sich auch die Gemeinschaft, welche diese wunderbare Idee ins Gegenteil verkehrt.

Als freiwilliger Autor muss man hier Anfeindungen ertragen, die einen in der freien Wirtschaft trotz Finanzkrise zur sofortigen Kündigung gedrängt hätten. Doch hier geht es um etwas anderes. Hier geht es nicht darum, seinen Lebensunterhalt zu bestreiten, hier geht es um etwas Höheres. Ob das alle genau so sehen, oder zumindest spüren, frage ich mich schon seit langem. Hier geht es darum zu bestimmen, was Wahrheit, sogar was Realität ist, in den Gedanken von tausenden.

Diese Verantwortung ist kaum zu tragen. Ist es Verantwortung, dieses halbgare Wissen der Menschheit schon jetzt zu präsentieren? Ist es Verantwortung, möglicherweise falsche Inhalte, in die Tradition der Aufklärung zu stellen? Können wir verantworten, auch nur einen einzigen falschen Satz in einem bedeutenden Artikel stehen zu lassen? Pragmatik ist die einzig denkbare Antwort auf diese Fragen, die niemanden zufriedenstellen darf!

Können wir es uns leisten, auch nur einen Autoren zu verlieren, der einen falschen Zusammenhang entlarven könnte? Können wir uns erlauben eine Änderung zu revertieren, welche einen falschen Gedanken, eine falsche Tatsache richtig stellt? Können wir unter diesen Umständen einem einzigen Mitarbeiter das Wort abschneiden, egal ob er bestätigter, angemeldeter Benutzer oder IP ist? Ich denke nein! Es ist keine Frage von Gerechtigkeit oder Demokratie! Es ist die reine Vernunft, das Erstellen einer Enzyklopädie unter diesen Bedingungen auf die Basis vieler Schultern zu stellen.

Ca. 5000 ständige Mitarbeiter müssen 2.962.586 Artikel verwalten, mehren und korrigieren. Das sind etwa 170 Artikel pro Benutzer. Nur eine Handvoll dieser Benutzer sind Akademiker. Noch viel weniger sind mit wissenschaftlichem Arbeiten vertraut. Unter diesen Umständen geht Funktion über alles. Leistung zählt! Wer hat überhaupt noch Zeit, exzellente Artikel zu schreiben, wo er sich doch um 169 weitere kümmern muss? Wie kann man sich unter einem solchen Druck erlauben, überhaupt noch Adminwahlen abzuhalten? Ernennt sie doch einfach! Die Mehrzahl der abgegebenen Stimmen sind eh von Admins. Auf das Detail achten, auf Kleinigkeiten, ist reine Zeitverschwendung. Qualität wird im Prozess definiert. Änderungen im Minutentakt sind gefragt: So, ist das irgendwie nicht richtig?! Egal, weg damit! Was? Der hat was dagegen? Troll! Sperren! Weiter! Alles andere ist reine Zeitverschwendung.

Viele Admins scheinen genau zu wissen, was richtig und was falsch ist. Schreibt ein Benutzer haufenweise Unsinn, nervt er auf Diskussionsseiten herum, um Punkte, die doch jedem klar zu sein scheinen, wird er gesperrt. Früher oder später. Das muss so sein, denn ohne das könnte man hier nicht in Ruhe arbeiten. Auch Benutzer, die das Projekt selbst kritisieren, angreifen, müssen beseitigt werden, denn es scheint der Mehrzahl klar zu sein, dass es sich dabei um substanzlose Kritik handelt. Der betreffende Benutzer hat den Sinn der Interventionen im Sinne der Erstellung einer Enzyklopädie einfach nicht verstanden. Seine Aktionen rauben Zeit, die man für die Erstellung und Bearbeitung von Artikeln benötigt. Vielleicht will der betreffende Benutzer ja gar nicht an der Mehrung des reinen Wissens teilhaben? Vielleicht hat er die Idee, die hinter der Wikipedia steckt, einfach nicht verstanden? Ihm geht es darum, hier Demokratie zu schaffen, die niemandem nutzen kann. Er will vielleicht Beachtung, Macht oder Aufmerksamkeit. Vielleicht hat er einfach zu viel Zeit und zu wenig Wissen, um hier nützlich zu sein?

Fakt ist, dieses Projekt wird bis zu seiner Auflösung irgendwann unvollkommen sein. Niemals fertig, immer im Begriff zu entstehen. Worauf arbeiten wir hin? Dass es in 2 Jahren 1.000.000 Artikel gibt? Dass diese Enzyklopädie bis zum 12. Okt. 2020 fertig geschrieben ist? Was sind schon 100.000 Edits für einen Benutzer, wenn in 123 Jahren ein anderer Benutzer die 5.000.000-Edit-Grenze überschreitet? Ein Rechtschreibexperte vielleicht? Das, was wir hier am meisten zur Verfügung haben, ist Zeit! Diese Zeit sollten wir uns nehmen, um zu überlegen, wie wir dieses Projekt angehen. Was wollen wir in Artikel schreiben? Wie kann es uns gelingen, möglichst viele gute Artikel zustande zu bringen? Wie können wir die Arbeitsbedingungen so verändern, dass möglichst viele Autoren zufrieden sind? Was benötigen sie dazu? Wie können wir weitere Autoren rekrutieren? Wie interessieren wir ältere, wie interessieren wir jüngere? Und wie können wir es schaffen, dass der Druck, wegen jedem Kinkerlitzchen gesperrt zu werden (es sei denn, man ist Admin oder heißt Björn Bornhöft), aufhört? Wie können wir objektiv daran arbeiten, den Tonfall, der hier allerorts herrscht, zu verbessern?

Was müssen wir tun, um dieses Gewusel – das unausgegorene Posten der eigenen unausgegorenen Verallgemeinerungen, das ständige Bestreben, den eigenen Einfluss zu erhöhen, die eigene unneutrale Meinung in Artikeln unterzubringen – in eine Gemeinschaft zu verwandeln, in der mehr als 5000 unzufriedene Benutzer an einem Werk der Aufklärung herumzukleistern?

Und hier wäre ich wieder bei dem Akt der Trollerei. Im Grunde erfülle ich eine Selbsterfüllende Prophezeiung. Mir ist vollkommen klar, dass sich die schlechten Bedingungen hier niemals ändern werden. Das Projekt zu verlassen und sich die letzte gebundene Ausgabe der Brockhaus zu kaufen, wäre die einzig richtige Entscheidung. Die einzige Entscheidung, um meine Unzufriedenheit hier beenden zu können. Doch die Hoffnung stirbt zuletzt, und eine schöne Idee aufgeben zu müssen, während man sie noch bearbeiten kann, ist zu abwegig.

  • Der Tonfall hier kommt zustande, da sich einige Benutzer, zumeist Admins, gegenüber vielen anderen Benutzern arrogante, herablassende, beleidigende Bemerkungen erlauben können. Jeder tut es ihnen gleich, nur bestimmte werden dafür gesperrt.
  • Warum ist das so schlimm? Admins sind doch nur Dresseure im Zoo: Wer beleidigen darf, sich einen herablassenden Tonfall erlauben kann, im Gegensatz zu anderen, hat die Möglichkeit, in Diskussionen enorm zu profitieren. Es ist möglich, so lange zu provozieren, bis der Kontrahent sich selbst im Ton vergreift. Daraufhin wird er gesperrt. Gibt entnervt auf oder lässt sich zu anderen unerlaubten Aktionen hinreißen. Admins können also diesen enormen Vorteil ungerecht verteilen. Geschieht das immer? Nein! Aber es geschieht zu oft, als dass es der Wikipedia zuträglich wäre. Der "Sieger" kann seine Version der Wahrheit oder der Realität in dem Artikel unterbringen. Sieger ist so nicht zwangsläufig der, der gerade zufällig die Wahrheit oder Realität auf seiner Seite hat. (Ein gutes Beispiel hierfür ist m.M.n. die Diskussion um die Kategorie:Pseudowissenschaft. Sie wurde nach 3 Jahren gelöscht, allerdings nur, da Fossa zufällig nicht gesperrt war und sich dafür engagiert hat. Mehr glückliche Zufälle als System. Ähnliches mit der Kategorie:Mörder. Hier war es Raschka, der sich nach Jahren eingeschaltet hat.)
  • Auch versuchen einige, wiederum zumeist Admins, Benutzer zu erziehen, zu "pädagogisieren". Sie versuchen, freiwillige, unbezahlte Autoren zu vermehrter harter Arbeit zu "zwingen". Durch eine Drohkulisse: Es gab mal Ansätze, Benutzer in Prozent zu bewerten. Wieviel Prozent Artikelarbeit, Benutzerdiskussionen, Artikeldiskussionen, Metadiskussionen? Wer hierbei unter 40% Artikelarbeit geleistet hat, stattdessen nur rumgeschwätzt oder getrollt hat, gehört gesperrt! So hieß es, bis das SG dem Treiben bei JahnHenne ein Ende gesetzt hat [sorry übrigens wegen BZ!]. Was für eine unausgegorene, hirnverbrannte Scheiße! Können wir bei dem Arbeitsaufkommen auf die 40% Artikelarbeit verzichten? Können wir aus diesen Zahlen bestimmen, worum sich die Diskussionen gedreht haben? Können wir überhaupt verlangen, dass sich jemand, der hier nur einen einzigen schweren Fehler korrigieren könnte, an überhaupt irgendetwas hält, was nicht in den Richtlinien steht? Nicht alle sind so fleißige Arbeitsbienchen wie Raschka, Cyron oder Björn Bornhöft. Tun sie dies wirklich für die Idee? Die Idee des freien Wissens? Die machen freiwillig mehr, andere machen freiwillig weniger. Ich habe nicht die Zeit und will sie mir auch nicht nehmen, meine gesamte Freizeit nur für Wikipedia zu opfern. Nichts in meinem Leben hat so eine Bedeutung.

Was kann man also tun, um diese Missstände zu beseitigen? Vor allem darf man sie nicht ignorieren. Man muss sich Zeit nehmen, mal zu überlegen, was eigentlich geschieht um einen herum. Manchem gelingt das (siehe Box). Andere sind möglicherweise nicht dazu fähig. Lösungen habe ich jedenfalls nicht parat. Aber ich bin der Meinung, dass man sie gemeinschaftlich wegtrollen kann. Anderswo würde man vielleicht von Diskutieren sprechen.