Quelltext der Seite Brandenburgisches Interregnum

[[Datei:Illustration-tripartite-mahzor-knights.jpg|mini|hochkant=1.2|Die [[Schlacht bei Mühldorf|Schlacht bei Mühl&shy;dorf]] von 1322 ent&shy;schied die Nach&shy;folge in [[Heiliges Römisches Reich|Reich]] und [[Mark Brandenburg|Mark]]. Die [[Juden|jüdische]] [[Manuskript|Hand&shy;schrift]] stellte das Ge&shy;scheh&shy;en als Zwei&shy;kampf zwi&shy;schen [[Ludwig IV. (HRR)|Lud&shy;wig IV.]] und [[Friedrich der Schöne|Fried&shy;rich I.]] dar.<ref name="Mark2_9–24">Johannes Schultze: ''Die Mark Brandenburg. 2. Band''. 4. Auflage, Duncker & Humblot, Berlin 2011, ISBN 978-3-428-13480-9, I. Die Mark unter dem Hause Wittelsbach. 1. Der Streit um das Erbe (1319–1323), S. 9–24.</ref>]]

Das '''Märkische''' oder '''Brandenburgische Interregnum''' währte von 1319/1320 bis 1323. In dieser Zeit [[Herrschaft|herrschte]] kein anerkannter [[Kurfürst]] über die [[Mark Brandenburg]].<ref name="BbgGesch_132–136">Helmut Assing: ''Die Landesherrschaft der Askanier, Wittelsbacher und Luxemburger (Mitte des 12. bis Anfang des 15. Jahrhunderts)''. In: ''Brandenburgische Geschichte''. Akademie Verlag, Berlin 1995, ISBN 3-05-002508-5, Das Ende der Askanier, das märkische Interregnum und der Übergang der Markgrafschaft an die Wittelsbacher (1308 bis 1323/24), S. 132–136.</ref><ref name="Mark2_9–24" />

== Verlauf des Interregnums ==
Zwischen den [[Territorialisierung|Landesherrschaften]] der [[Askanier]] und [[Wittelsbach]]er gab es mehrere verworrene, unübersichtliche, chronologisch schwer erfassbare Jahre. Sie gingen als Brandenburgisches [[Interregnum]] in die Geschichte ein. Sein Beginn lag streng genommen im Jahr 1320, aber der Streit ums Erbe entbrannte bereits ein Jahr zuvor. Im August 1319 verstarb [[Waldemar (Brandenburg)|Waldemar]], [[Liste der Herrscher von Brandenburg|Markgraf von Brandenburg]] (1308–1319) an einem [[Fieber]]. Die Nachricht von seinem unerwarteten Tod verbreitete sich sehr schnell. Während das Land klagte, hofften die Nachbarn auf reiche Beute. Der Aufstieg der [[Mark Brandenburg]] zu einem der mächtigsten [[Fürstentum|Fürstentümer]] im [[Heiliges Römisches Reich|Heiligen Römischen Reich]] schmerzte sie schon lange wie ein Dorn im Auge.<ref name="BbgGesch_132–136" /><ref name="Mark2_9–24" /><ref name="ChronikBB_27">Lew Hohmann: ''Eroberer, Siedler und Raubritter 928–1411''. In: ''Die Brandenburger''. Be.Bra Verlag, Berlin 1998, ISBN 3-930863-47-2, S. 10–27.</ref>

[[Heinrich II. (Brandenburg)|Heinrich&nbsp;II.]] war der letzte männliche Askanier der brandenburgischen Linie. Eine Notiz in einer damals angefertigten [[Chronik]] behauptete, dass der kinderlose Waldemar ihn als Erben angenommen habe. Keine andere Schrift[[Quelle (Geschichtswissenschaft)|quelle]] bestätigte diese Aussage, und kein Beteiligter verhielt sich entsprechend. Offenbar hatte der [[Kurfürst]] versäumt, seinen Cousin mit [[Lehnswesen|Lehnsrechten]] auszustatten und so die Nachfolge zu regeln. Die reichspolitischen Umstände sorgten für zusätzliche Schwierigkeiten. Bei der [[Krönung der römisch-deutschen Könige und Kaiser|Königskür]] 1314 war es zu keiner Einigung gekommen. Seitdem stritten [[Ludwig IV. (HRR)|Ludwig&nbsp;IV.]] aus dem Haus Wittelsbach und [[Friedrich der Schöne|Friedrich&nbsp;I.]] aus dem [[Habsburg|Haus Habsburg]] – für ihn hatte Waldemar [[Kur (Heiliges Römisches Reich)|gestimmt]] – um den [[Thron]]. Somit gab es keinen anerkannten König, der eine Belehnung aussprechen konnte.<ref name="BbgGesch_132–136" /><ref name="Mark2_9–24" />

Die beste Möglichkeit, Ansprüche zu untermauern, bot die [[Munt|Vormundschaft]] über Heinrich das Kind. Als erster handelte [[Wartislaw IV.|Wartislaw&nbsp;IV.]], [[Herzog]] von [[Pommern-Wolgast]] (1309–1326). Ihn unterstützten einflussreiche Kreise der [[Ständeordnung#Politische Stände|Stände]] der [[Neumark (Landschaft)|Mark über Oder]], an ihrer Spitze Hasso [[Wedel (Adelsgeschlecht)|von Wedel]]. Der Pommer fiel ins Land ein, bemächtigte sich des väterlicherseits entfernt Verwandten und übte bereits am 4. September 1319 [[landesherr]]liche Rechte aus – eine damals durchaus übliche Vorgehensweise. Bald darauf [[Urkunden des Mittelalters und der Frühen Neuzeit|urkundete]] er ebenfalls im [[Land Lebus]]. Zu seinem Widersacher wurde [[Rudolf I. (Sachsen-Wittenberg)|Rudolf&nbsp;I.]], Herzog von [[Sachsen-Wittenberg]] (1298–1356). Der Askanier war in [[Stammlinie|männlicher Linie]] verwandt mit Heinrich dem Kind. Die fehlende Zugehörigkeit zur brandenburgischen Linie schloss eine Anwartschaft jedoch eigentlich aus. Neben der [[Mark Lausitz]] brachte er bis Anfang 1320 [[Zauche]], [[Havelland]], [[Teltow (Landschaft)|Teltow]] und [[Barnim]] unter seine Kontrolle. Die einzelnen [[Herrschaftssystem der Mark Brandenburg#Landschaften|landschaftlichen]] [[Herrschaftssystem der Mark Brandenburg#Ständische Verfassung|Stände]] billigten das Vorgehen, ob freiwillig oder unter Zwang ist ungeklärt.<ref name="BbgGesch_132–136" /><ref name="Mark2_9–24" /><ref name="ChronikBB_27" />

[[Datei:Rudolf-I-von-Sachsen.jpg|mini|hochkant|[[Rudolf I. (Sachsen-Wittenberg)|Rudolf I.]], [[Herzog|Her&shy;zog]] von [[Sachsen-Wittenberg|Sach&shy;sen-Witten&shy;berg]]]]

Allseitig bewirkten die Nachbarn eine Zerstückelung. Waldemar hatte am 10. August 1319 sein Gebiet [[Herzogtum Sagan|Sagan]]-[[Herzogtum Crossen|Krossen]] gegen [[Świebodzin|Schwiebus]]-[[Sulechów|Züllichau]] eingetauscht. Der Fall des kinderlosen Tods des Kurfürsten sah einen Anfall beider Gebiete an die Herzöge von [[Herzogtum Glogau|Schlesien-Glogau]] vor. Die Klausel griff bereits im selben Monat. Günther [[Kevernburg (Adelsgeschlecht)|von Käfernburg]], Rat am [[Markgraf|markgräflichen]] [[Hofstaat|Hof]], versuchte, zumindest Sagan-Krossen zurückzuerhalten. [[Heinrich IV. (Glogau)|Heinrich&nbsp;IV.]], Herzog von Schlesien-Glogau (1312–1342) verhinderte dies. Zudem meldete er als Gatte [[Mechthild von Brandenburg|Mechthilds von Brandenburg]], der Schwester von [[Agnes von Brandenburg (1298–1334)|Agnes von Brandenburg]], Anspruch auf die Mark an. Das Gleiche tat [[Heinrich I. (Schweidnitz)|Heinrich&nbsp;I.]], Herzog von [[Herzogtum Schweidnitz-Jauer|Schlesien-Jauer]] (1312–1346) als Sohn von Beatrix, Tochter [[Otto (V.) (Brandenburg)|Ottos&nbsp;V.]] Er übernahm das [[Land Görlitz]] ohne Rechtsanspruch. Das westlich davon gelegene [[Land Budissin]] riss [[Johann von Böhmen|Johann]], [[Liste der böhmischen Herrscher|König von Böhmen]] (1311–1346) mit Zustimmung der Stände an sich. Erst die Belehnung durch Ludwig&nbsp;IV. am 13. September 1320 legitimierte das Vorgehen. Der militärische Vorstoß des Böhmen in die Mark Lausitz blieb ohne Erfolg. Dieses [[Liste der Territorien im Heiligen Römischen Reich|Reichsterritorium]] beanspruchte ebenfalls das [[Haus Wettin]].<ref name="Winkel2011_56–63">Jan Winkelmann: ''Die Mark Brandenburg des 14. Jahrhunderts''. 1. Auflage, Lukas Verlag, Berlin 2011, ISBN 978-3-86732-112-9, Die Mark Brandenburg im 14. Jahrhundert. Eine Zeit fortgesetzter Krisen? Zum Begriff der Krise, S. 56–63, hier S. 59–63.</ref><!-- für: Zerstückelung --><ref>Johannes Schultze: ''Die Mark Brandenburg. 1. Band''. 4. Auflage, Duncker & Humblot, Berlin 2011, ISBN 978-3-428-13480-9, 22. Markgraf Woldemar Alleinherrscher (1317–1319), S. 233–242, Schwiebus-Züllichau: S. 237–238, Günther von Käfernburg: S. 239–240.</ref><ref name="Mark2_9–24" /><ref>Marek Wejwoda: ''Spielball mächtiger Nachbarn? „Die Lausitzen“ im 14. Jahrhundert''. In: [[Heinz-Dieter Heimann]], [[Klaus Neitmann]], [[Uwe Tresp]] (Hrsg.): ''Die Nieder- und Oberlausitz – Konturen einer Integrationslandschaft. Band I: Mittelalter'' (= ''Die Nieder- und Oberlausitz – Konturen einer Integrationslandschaft''). 3 Bände, Lukas Verlag für Kunst- und Geistesgeschichte, Berlin 2013, ISBN 978-3-86732-160-0, S. 191–203, hier S. 192–193.</ref>

Nicht besser sah die Lage im Norden aus. Bereits vor der Beisetzung Waldemars rückte [[Heinrich II. (Mecklenburg)|Heinrich&nbsp;II.]], Fürst von [[Mecklenburg]] (1302–1329) aufgrund des [[Friede von Templin]] (24. November 1317) in die [[Burg Wredenhagen|Burgen Wredenhagen]] und [[Eldenburg (Lübz)|Lübz]] ein. Sein Eindringen in die [[Prignitz]] erfolgte ohne Berechtigung. Stück für Stück holte er [[Stadt#Mittelalterliche Stadtgründungen|Städte]] und [[Adel]] auf seine Seite. Am 20. August 1319 schlossen erste Adelige Dienstverträge ab, darunter zwei [[Quitzow (Adelsgeschlecht)|Quitzows]]. 1319/1320 traten Droyseke [[Kröcher (Adelsgeschlecht)|von Kröcher]] und Redeke [[Redern|von Redern]] ihm für 20.000&nbsp;[[Mark (Währung)|Mark]] die [[Pfand (Recht)|Pfandschaft]] über weite Teile der Prignitz ab – [[Havelberg]], [[Kyritz]], [[Perleberg]] und [[Pritzwalk]] – außerdem das [[Land Grabow|Ländchen Grabow]]<!-- auch Herrschaft Grabow genannt --> samt gleichnamigen [[Grabow (Elde)|Flecken an der Elde]]. Am 21. September 1319 unterstellten sich die [[Alsleben (Adelsgeschlecht)|von Alsleben]] mit Ländchen, [[Lenzen (Elbe)|Stadt]] und [[Lenzen (Elbe)#Burg Lenzen|Burg Lenzen]] dem Mecklenburger. Günzel [[Gans zu Putlitz]] erkannte am 2. November den neuen Landesherrn an. Dem schloss sich [[Heinrich III. (Havelberg)|Heinrich&nbsp;III.]], [[Liste der Bischöfe von Havelberg|Bischof von Havelberg]] (1319–1324) an. Damit war der Übergang in trockenen Tüchern. Wahrscheinlich im September 1319 rückte Heinrich&nbsp;II. von Mecklenburg mit Einvernehmen seines Schwagers Rudolf&nbsp;I. ins [[Uckermark|Uckerland]] ein. Er zwang Städte und [[Vasall]]en zur [[Huldigung]]. Der Vorstoß stieß auf Widerstand. Die [[Liste der Herzöge von Pommern|Herzöge von Pommern]] versuchten hier ebenfalls Interessen durchzusetzen, dabei besetzten sie die Gegend um [[Prenzlau]] und [[Pasewalk]]. Ulrich&nbsp;II., Graf [[Lindow-Ruppin|von Lindow-Ruppin]] drang in den Norden des [[Havelland]]s ein. Der Zugriff auf [[Havel#Untere Havel|Unterhavel]] und [[Rathenow]] sollte eine Verbindung zwischen der [[Herrschaft Ruppin]] und seinen südlichen Territorien herstellen.<ref name="Mark2_9–24" /><ref name="BbgGesch_132–136" /><ref name="EndersPrignitz_127–131">[[Lieselott Enders]]: ''Die Prignitz. Geschichte einer kurmärkischen Landschaft vom 12. bis zum 18. Jahrhundert'' (= [[Klaus Neitmann]] [Hrsg.]: ''Veröffentlichungen des Brandenburgischen Landeshauptarchivs''. Band 38). 1. Auflage, Verlag für Berlin-Brandenburg, Potsdam 2000, ISBN 3-935035-00-4, A. Die politischen Verhältnisse. 1. Die Landesherrschaft der weltlichen Fürsten. Instabilität, S. 127–131.</ref><!-- für: 1319/1320, 4 Städte (samt Umland) und Herrschaft Grabow --><ref>Gerd Heinrich: ''Kulturatlas Brandenburg''. 4. Auflage, Hendrik Bäßler Verlag, Berlin 2015, ISBN 978-3-930388-63-9, Brandenburg im Spätmittelalter, Landesteile und historische Stätten, S. 10–11.</ref><!-- für: Verortung Land Grabow, Grabow ein Flecken --><ref>Gerd Heinrich (Hrsg.): ''Anhang''. In: ''Berlin und Brandenburg''. 3. Auflage, Alfred Kröner Verlag, Stuttgart 1995, ISBN 3-520-31103-8, Bischofslisten der brandenburgischen Bistümer, S. 500–501.</ref><ref>[[Gerd Heinrich (Historiker)|Gerd Heinrich]]: ''Die Grafen von Arnstein'' (= [[Reinhold Olesch]], [[Walter Schlesinger]], Ludwig Erich Schmitt [Hrsg.]: ''Mitteldeutsche Forschungen''. Band 21). Böhlau Verlag, Köln / Graz 1961, {{DNB|451926129}}, 2. Teil. Entstehung und Ausbildung der Herrschaften der Grafen von Arnstein, Grafen von Barby und Grafen von Lindow. VII. Die Grafen von Lindow-Ruppin. B. Der Grundbesitz, S. 341–379, hier S. 358.</ref>

Einen wesentlichen Faktor stellte das [[Wittum]]<!-- unzählbar --> der überlebenden Markgräfinnen dar. Zu dem [[Anna von Österreich (1280–1327)|Annas von Österreich]], Witwe [[Hermann (Brandenburg)|Hermanns]] und nun [[Liste der Herzöge von Schlesien|Herzogin von Schlesien]]-Breslau zählten [[Werben (Elbe)|Werben an der Elbe]], [[Seehausen (Altmark)|Stadt]] und [[Seehausenscher Kreis|Kreis Seehausen]], [[Arneburg|Stadt]] und [[Arneburgischer Kreis|Kreis Arneburg]]. An Agnes von Brandenburg, Witwe Waldemars fielen die [[Mittelmark|mittelmärkischen]] Städte [[Altlandsberg]], [[Alt-Berlin|Berlin]]-[[Alt-Kölln|Kölln]], [[Berlin-Köpenick|Köpenick]], [[Liebenwalde]], [[Mittenwalde|Mittenwalde im Teltow]], Rathenow, [[Berlin-Spandau|Spandau]] und [[Teltow]], ferner im [[Land Jerichow|Elbe-Havel-Winkel]] die Stadt [[Sandau (Elbe)|Sandau]] mit dem Ländchen [[Kamern]]. Jenseits des [[Strom (Gewässerart)|Stroms]] kamen [[Tangermünde]], [[Stendal]], [[Salzwedel]] und die drei nach ihnen benannten [[Herrschaftssystem der Mark Brandenburg#Kreise|Kreise]] sowie [[Osterburg (Altmark)|Osterburg]] und [[Gardelegen]] hinzu. Die dortige [[Geografie der Mark Brandenburg#märkische Landschaft|märkische Landschaft]] wuchs erst in dieser Zeit unter dem Namen [[Altmark]] ({{lang|la|''Antiqua Marchia''}}) zusammen.<ref name="Mark2_9–24" /><ref name="BbgGesch_132–136" /><ref>Rosemarie Baudisch: ''Geographische Grundlagen und historisch-politische Gliederung Brandenburgs''. In: ''Brandenburgische Geschichte''. Akademie Verlag, Berlin 1995, ISBN 3-05-002508-5, Landschaften. Altmark, S. 22.</ref>

Die erwähnten Ländereien westlich der Elbe umfassten das ursprüngliche [[Allod]] der Askanier und jetzige [[Lehnswesen|Lehen]] des [[Liste der Erzbischöfe und Bischöfe von Magdeburg|Erzbischofs von Magdeburg]]. Der [[Fürstbischof]] hatte der Verschreibung zugestimmt. Er konnte daher zunächst das Territorium nicht selbst beanspruchen oder neu vergeben. Rudolf&nbsp;I. fand hingegen einen Weg das umfangreiche Wittum Agnes von Brandenburg an sich zu nehmen – als ältester [[Agnat]] erklärte er sich zu deren Vormund. Der Plan ging nicht auf, denn die Witwe Waldemars entzog sich dem durch eine rasche Heirat Ende 1319 mit [[Otto (Braunschweig-Göttingen)|Otto]], Fürst von [[Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel|Braunschweig]] (1318–1344). Noch bedrängter fiel die Lage für Anna von Österreich aus. Ihr Wittum weckte Begehrlichkeiten bei Heinrich&nbsp;II. von Mecklenburg, [[Otto II. (Braunschweig-Lüneburg)|Otto&nbsp;II.]], Fürst von [[Fürstentum Lüneburg|Lüneburg]] (1277–1330) sowie Rudolf. Der mit 1000&nbsp;Mark bestochene [[Albrecht I. (Anhalt)|Albrecht&nbsp;I.]], [[Liste der Bischöfe von Halberstadt|Bischof von Halberstadt]] (1304–1324) und Verwandter Rudolfs stellte am 6. April 1320 eine unrechtmäßige Belehnung für die Drei aus. Das Vorhaben scheiterte. Dennoch fand die Methode noch mehrfach Anwendung. So ließ sich Otto&nbsp;II. von Lüneburg etwa gleichzeitig durch [[Nikolaus von Kesselhut|Nikolaus]], [[Liste der Bischöfe von Verden|Bischof von Verden]] (1312–1331) mit dem Seehausenschen Kreis nebst [[Wische]] belehnen.<ref name="Mark2_9–24" /><ref name="BbgGesch_132–136" />

[[Datei:Karte Mark Brandenburg 1320.png|mini|hochkant=1.3|Ausdehnung der [[Mark Brandenburg|Mark Bran&shy;den&shy;burg]] am En&shy;de der [[Askanier]]&shy;zeit]]

Währenddessen konnte Rudolf&nbsp;I. seine Position festigen. Die Zauche, ebenfalls einst askanisches Allod und nun [[Erzstift Magdeburg|erzmagdeburgisches]] Lehen, betrachtete [[Burchard III. (Magdeburg)|Burchard&nbsp;III.]], [[Erzbischof]] von Magdeburg (1307–1325) als heimgefallen. Im Waffengang Anfang 1320 setzte sich der Herzog von Sachsen-Wittenberg durch. Dass er zum selben Zeitpunkt Heinrich das Kind in seine Gewalt bekam, musste bezweifelt werden. Beurkundungen im Namen des Knaben stellten sowohl Rudolf (5. März 1320, 11. Juni) als auch Wartislaw&nbsp;IV. (14. März) aus. Dennoch missfiel Ludwig&nbsp;IV. als Onkel des Brandenburgers der Legitimitätszuwachs Rudolfs. Zumal dieser als Enkel [[Rudolf I. (Böhmen)|Rudolfs&nbsp;VI. von]]<!-- Betonung liegt auf Habsburg --> und Sohn Agnes von Habsburg reichspolitisch auf der Gegenseite stand. Daher erklärte der Wittelsbacher am 18. Juni 1320 Heinrich&nbsp;II. für [[Volljährigkeit|mündig]]. Seine Belehnung mit der Mark unterblieb jedoch. Ein einziges Mal trat er selbständig handelnd auf – zusammen mit seiner Mutter [[Agnes von Bayern|Agnes von Wittelsbach]] bei einer Schenkung ans [[Sabinen-Kloster Prenzlau]]. Die beherbergende Stadt lag im pommerschen Machtbereich. Bald darauf, im Juli 1320 starb Heinrich&nbsp;II. Als Todesursache stand eine Krankheit im Raum, die seine Lebensfähigkeit von Anfang an beschränkte. Andererseits gab es Gerüchte über eine [[Vergiftung]]. Auf jeden Fall endete mit ihm die askanische Ära in Brandenburg, was zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht feststand.<ref name="Mark2_9–24" /><ref name="BbgGesch_132–136" />

Bei Agnes von Wittelsbach, Witwe [[Heinrich I. (Brandenburg)|Heinrichs&nbsp;I.]] von Brandenburg und Schwester Ludwig&nbsp;IV. verblieben als Wittum die [[Mark Landsberg]] und die [[Pfalzgrafschaft Sachsen]]. Diese beiden Reichsterritorien, die [[Reichsburg Kyffhausen|Reichsburgen Kyffhausen]] und [[Pfalz Allstedt|Allstedt]] vergab ihr Bruder am 27. September 1320 an [[Bernhard II. (Anhalt-Bernburg)|Bernhard&nbsp;II.]]<!-- Johannes Schultze 2011, Michael Menzel 2005: Bernhard III. -->, Fürst von [[Fürstentum Anhalt-Bernburg|Anhalt-Bernburg]] (1287–1323). Agnes von Wittelsbach stand die lebenslange [[Nutzungsrecht|Nutznießung]] zu. Bernhard gelobte in einem gesonderten Dokument im Fall einer Belehnung mit der Mark Brandenburg samt Kurstimme und [[Erzamt|Erzkämmereramt]] die vier Lehen zurückzugeben. Anscheinend wollte er ebenfalls die Nachfolge im Land antreten und Ludwig&nbsp;IV. versuchte ihn abzufinden.<ref name="Mark2_9–24" />

Bereits im Frühjahr 1320 fielen die uckerländischen Städte von Mecklenburg ab. Beim Vorstoß der pommerschen Herzöge im Juli 1320 eroberten sie auch das angrenzende [[Eberswalde]]. Am 27. Juli schloss Wartislaw&nbsp;IV. von Pommern-Wolgast ein Bündnis mit Heinrich&nbsp;I. von Schlesien-Jauer, das ihm den bisherigen Besitz und seinem Partner das Übrige versprach. Die Vereinbarung richtete sich offenbar gegen die Allianz von Heinrich&nbsp;II. von Mecklenburg und Rudolf&nbsp;I. von Sachsen-Wittenberg. Prenzlau und Pasewalk suchten Schutz bei [[Christoph II. (Dänemark)|Christoph&nbsp;II.]], [[Liste der Könige Dänemarks|König von Dänemark]] (1319–1326). In dessen Namen schlossen [[Otto I. (Pommern)|Otto&nbsp;I.]], Herzog von [[Pommern-Stettin]] (1295–1344) und Wartislaw&nbsp;IV. am 23. August einen Vertrag mit den zwei Städten. Darin versicherten sie gegen Kostenerstattung zurückzustehen, wenn ein einstimmig gewählter König das Land einem Fürsten mit besserem Anrecht gäbe. Am selben Tag wurde ein Abkommen mit [[Templin]] getroffen. Der Mecklenburger antwortete prompt, marschierte ins Uckerland ein, nahm letztgenannte Stadt (Huldigung am 1. Oktober) und andere Ortschaften ein. Gegen Ende 1320 zog Heinrich&nbsp;II. von Mecklenburg in Pommern bis nach [[Stettin]]. Auf Reichsebene strebten die Herzöge von Pommern nach einer Befreiung von der brandenburgischen Lehnshoheit. Ludwig&nbsp;IV. traf eine entsprechende Zusage, die er nicht einhalten würde. Ebenfalls der Erreichung des Ziels diente der Trick, ihr Land am 16. August von [[Konrad IV. (Cammin)|Konrad&nbsp;IV.]], [[Liste der Bischöfe von Cammin|Bischof von Cammin]] (1317–1324) zu Lehen zu nehmen.<ref name="Mark2_9–24" /><ref>Johannes Schultze: ''Die Mark Brandenburg. 2. Band''. 4. Auflage, Duncker & Humblot, Berlin 2011, ISBN 978-3-428-13480-9, I. Die Mark unter dem Hause Wittelsbach. 2. Markgraf Ludwig&nbsp;I. unter Vormundschaft (1323–1333), S. 25–50.</ref><!-- für: keine direkte Belehnung Pommerns -->

[[Datei:Louis IV de Bavière empereur germanique.jpg|mini|hochkant|Idea&shy;li&shy;sier&shy;te Dar&shy;stell&shy;ung [[Ludwig IV. (HRR)|Lud&shy;wigs IV.]], [[Liste der römisch-deutschen Herrscher|Kai&shy;ser vom Hei&shy;li&shy;gen Rö&shy;mi&shy;schen Reich]]]]

Rudolf&nbsp;I. suchte nach dem Wegfall der Vormundschaft über Heinrich das Kind nach neuen Wegen, seine Herrschaft rechtlich zu untermauern. Er spannte dafür Jutta [[Kranichfeld (Adelsgeschlecht)|von Kranichfeld]], [[Liste der Äbtissinnen von Quedlinburg|Äbtissin vom Reichsstift Quedlinburg]] (1308–1347) ein. Fünf Urkunden vom 19. September 1320 aus der [[Kanzlei]] Rudolfs sprachen davon, dass er aus ihren Händen die Zauche, den Teltow und [[Nauen]] erhielt. Die verstorbenen Markgrafen sollten sie zuvor ebenso als Lehen besessen haben. Dies war schlichtweg gelogen. Da lediglich Abschriften und Entwürfe überliefert wurden, die [[Äbtissin]] eine Zustimmung des [[Konvent (Kloster)|Konvents]] benötigte, fand der Rechtsakt vermutlich nicht statt. Als neues Argument führte Rudolf seine Ehe mit Jutta von Brandenburg auf. Als Tochter von Otto&nbsp;V. habe sie das askanische Erbe an die Söhne übertragen. In einem Vertrag vom 24. August 1321 folgten 23&nbsp;Städte dieser Auffassung. Deren Auflistung (Altlandsberg, [[Beelitz|Beelitz in der Zauche]], [[Beeskow]], Berlin, [[Bernau bei Berlin|Bernau]], [[Altstadt Brandenburg]], [[Neustadt Brandenburg]], Kölln, Eberswalde, [[Frankfurt/Oder|Frankfurt]], [[Fürstenwalde/Spree|Fürstenwalde]], [[Görzke]], [[Guben]], Köpenick, [[Luckau]], Mittenwalde im Teltow, [[Müncheberg]], Nauen, Rathenow, [[Lubsko|Sommerfeld in der &#91;Nieder-&#93;Lausitz]], Spandau, [[Strausberg]] und [[Treuenbrietzen|&#91;Treuen-&#93;Brietzen]]) umriss seinen Machtbereich, der Havelland, Zauche, Barnim, Land Lebus, Teltow und Mark Lausitz umfasste. Als eigentliche Landesherren galten seine Söhne, das Wittum der Agnes von Brandenburg blieb unangetastet.<ref name="Mark2_9–24" /><ref name="BbgGesch_132–136" />

Das Jahr 1322 erlebte einige Bündnisse und Kämpfe. Heinrich&nbsp;II. von Mecklenburg vereinbarte am 11. Mai einen Dienstvertrag mit [[Heinrich III. (Schwerin)|Heinrich&nbsp;III.]], [[Graf]] von [[Grafschaft Schwerin|Schwerin]]<!-- (?–1344) -->. Darin überließ er ihm Ländchen, Stadt und Burg Lenzen. Die Herzöge von Lüneburg und Braunschweig teilten am 29. Mai 1322 für die Zukunft das westelbische Wittum der Agnes von Brandenburg unter sich auf. Irgendeine Berechtigung nach dem Tod von Agnes über die Gebiete zu verfügen, besaßen die [[Welfen]] nicht. Die Pommernherzöge verbündeten sich am 5. Mai 1321 mit [[Wizlaw III. (Rügen)|Wizlaw&nbsp;III.]], Fürst von [[Fürstentum Rügen|Rügen]] (1302–1325), mit dem Bischof von Cammin und am 11. Juni 1322 mit den Herren von [[Herrschaft Werle|Werle]]. Die [[Heeresfolge]] im Dienst des Dänenkönigs richtete sich gegen die Bestrebungen Heinrich&nbsp;II. von Mecklenburg im Uckerland. Frieden sollte erst nach der Eroberung bestimmte Städte und Ländchen geschlossen werden. [[Johann II. (Werle)|Johann&nbsp;II.]], Herr von Werle-Güstrow (1316–1337) und [[Johann III. (Werle)|Johann&nbsp;III.]], Herr von Werle-Goldberg (1316–1350) standen zuvor auf der Seite Heinrichs&nbsp;II. von Mecklenburg. Alle drei stammten aus dem [[Obodriten (Adelsgeschlecht)|Haus Obodriten]]. Die nunmehrigen Rivalen trugen am 31. Dezember 1322 eine Schlacht in der Prignitz aus. Letzterer vertrieb Johann von Wenden aus der Burg [[Fretzdorf]], so die urkundliche Bezeichnung für den oder die Herren von Werle. Sie lösten das eingegangene Bündnis mangels Erfolgen rasch wieder auf.<ref name="Mark2_9–24" /><ref name="EndersPrignitz_127–131" />

Den meisten Akteuren gelang es Stücke aus der Mark Brandenburg herauszureißen. Zu den Verlierern zählte der Erzbischof von Magdeburg, seine Lehnsrechte fielen unter den Tisch. Der entscheidende Impuls zur Beendung des Interregnums kam aus dem Reich. Am 28. September 1322 siegte Ludwig&nbsp;IV. in der [[Schlacht bei Mühldorf]]. Er schaltete damit seinen habsburgischen Gegenspieler Friedrich&nbsp;I. aus, erkämpfte sich die Handlungsfreiheit. Chronisten berichteten, dass Ludwig&nbsp;IV. dem [[Haus Luxemburg|Luxemburger]] Johann von Böhmen für die geleistete Unterstützung Brandenburg in Aussicht stellte. Jener bedrängte ihn im April 1323 sein Versprechen einzulösen. Daraufhin regelte der deutsche König die Angelegenheit auf eigene Weise. Den Rahmen bot der [[Reichstag (Heiliges Römisches Reich)|Reichstag]] zu [[Nürnberg]] im selben Monat. Dort erklärte er unter Umgehung aller Rivalen seinen etwa 7-jährigen Sohn als [[Ludwig V. (Bayern)|Ludwig&nbsp;I.]] zum neuen Landesherrn. Ihn motivierte weniger der Ausbau der wittelsbachischen [[Hausmachtpolitik|Hausmacht]], sondern mehr das Ausbremsen des Hauses Luxemburg. Entsprechend lang dauerte es bis zur schriftlichen Bestätigung. Sie erfolgte erst Anfang 1327, rückdatiert auf den 24. Juni 1324. Da war die Kontroverse um die Mark längst in der nächsten Runde.<ref>Michael Menzel: ''Die Wittelsbacher Hausmachterweiterung in Brandenburg, Tirol und Holland''. In: ''Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters. Band 61''. Böhlau Verlag, Kölln 2005, Brandenburg, S. 107–127.</ref><ref name="Mark2_9–24" /><ref>Michael Menzel: ''Die Stiftslehen der Mark (1196–1449)''. In: ''Jahrbuch für die Geschichte Mittel- und Ostdeutschlands. Band 52''. K.&nbsp;G. Saur, München 2007, Kapitel II, S. 63–72.</ref><ref name="BbgGesch_132–136" /><ref>Lew Hohmann: ''Eroberer, Siedler und Raubritter 928–1411''. In: ''Die Brandenburger''. Be.Bra Verlag, Berlin 1998, ISBN 3-930863-47-2, Die Mark in Acht und Bann, S. 28–29.</ref>

== Lage im Land ==
Das Aussterben der brandenburgischen [[Askanier]] läutete ein knappes Jahrhundert der Wirren ein. Die Gefährdung während des [[Interregnum]]s strahlte in die Region aus. Anno 1321 verwehrte [[Hermann von Maltzan (Bischof)|Hermann&nbsp;II.]], [[Liste der Bischöfe von Schwerin|Bischof von Schwerin]] (1315–1322) eine [[Papst|päpstliche]] Ladung nach [[Rom]]. Aufgrund der allgemeinen Verwirrung, Zwietracht und Unsicherheit drohten [[Schweriner Dom|seiner Kirche]] und [[Bistum Schwerin|Bistum]] bei Abwesenheit der Verfall. Die einzelnen märkischen [[Herrschaftssystem der Mark Brandenburg#Landschaften|Landschaften]] schlossen [[Landfrieden]]s<nowiki />vereinbarungen. Im [[Altmark|altmärkischen]] [[Wittum]]sgebiet der [[Markgraf|Markgräfinnen]]<nowiki />witwen unterzeichneten acht Städte und die Schlossgesessenen das Abkommen (21. Dezember 1321, 22. Januar 1322). Dabei litt das Gebiet entgegen den anderen unter keinen Kampfhandlungen. In der [[Neumark (Landschaft)|Mark über Oder]] suchten [[Mieszkowice|Bärwalde in der Neumark]], [[Chojna|Königsberg in der Neumark]], [[Moryń|Mohrin]] und [[Trzcińsko-Zdrój|Schönfließ in der Neumark]] Schutz in einem [[Städtebund]] (23. April 1320).<ref>Joachim Stephan: ''Der märkische Adel im späten Mittelalter''. In: Clemens Bergstedt, [[Heinz-Dieter Heimann]], Knut Kiesant, Peter Knüvener, Mario Müller, Kurt Winkler (Hrsg.): ''Im Dialog mit Raubrittern und Schönen Madonnen. Die Mark Brandenburg im späten Mittelalter''. Begleitband zum Ausstellungsverbund Raubritter und Schöne Madonnen (= Heinz-Dieter Heimann, [[Klaus Neitmann]] im Auftrag [[Brandenburgische Historische Kommission]] und [[Brandenburgisches Landeshauptarchiv]] [Hrsg.]: ''Studien zur brandenburgischen und vergleichenden Landesgeschichte''. Band 6). 1. Auflage, Lukas Verlag für Kunst- und Geistesgeschichte, Berlin 2011, ISBN 978-3-86732-118-1, Adel und Landesherr, S. 299–304, hier S. 299.</ref><!-- für: Wirren --><ref name="Mark2_9–24" /><ref>Joachim Stephan: ''Der märkische Adel im späten Mittelalter''. In: Clemens Bergstedt, [[Heinz-Dieter Heimann]], Knut Kiesant, Peter Knüvener, Mario Müller, Kurt Winkler (Hrsg.): ''Im Dialog mit Raubrittern und Schönen Madonnen. Die Mark Brandenburg im späten Mittelalter''. Begleitband zum Ausstellungsverbund Raubritter und Schöne Madonnen (= Heinz-Dieter Heimann, [[Klaus Neitmann]] im Auftrag [[Brandenburgische Historische Kommission]] und [[Brandenburgisches Landeshauptarchiv]] [Hrsg.]: ''Studien zur brandenburgischen und vergleichenden Landesgeschichte''. Band 6). 1. Auflage, Lukas Verlag für Kunst- und Geistesgeschichte, Berlin 2011, ISBN 978-3-86732-118-1, Die neue adlige Oberschicht: die Schlossgesessenen, S. 298–299.</ref><!-- für: Landfrieden -->

== Einschätzung des Interregnums ==
Die Einschätzungen stimmten in einem Punkt überein: Die [[Mark Brandenburg]] entging während des [[Interregnum]]s nur knapp dem vollständigen Zerfall.<ref name="Heinrich1995_XVI–XIX">Gerd Heinrich: ''Geschichtliche Einführung''. In: ''Berlin und Brandenburg''. 3. Auflage, Alfred Kröner Verlag, Stuttgart 1995, ISBN 3-520-31103-8, VI. Das Späte Mittelalter, S. XXXVI–XLII, hier S. XXXVI–XXXVII.</ref><ref name="Winkel2011_56–63" />

[[Gerd Heinrich (Historiker)|Gerd Heinrich]] sah ein erwachtes Heimatgefühl als stabilisierenden Faktor. Die Märker begriffen sich zunehmend als Einheit. Die Mythen um die Landesgründung [[Albrecht I. (Brandenburg)|Albrechts des Bären]] und die Kämpfe [[Liste der Herrscher von Brandenburg|seiner Nachfolger]] wirkten nach. Der Ausgang zugunsten der [[Wittelsbach]]er verhinderte eine [[Askanier|askanische]] Gesamtherrschaft im Nordosten des [[Heiliges Römisches Reich|Reichs]] und einen gleichmäßigen Ausbau der inneren [[Territorialisierung|Landesherrschaft]].<ref name="Heinrich1995_XVI–XIX" />

Jan Winkelmann setzte beim raschen Auseinanderbrechen nach dem Aussterben der Gründer[[dynastie]] und dem willfährigen Unterwerfen der märkischen [[Herrschaftssystem der Mark Brandenburg#Landschaften|Landschaften]] unter neue [[Herrscher]] an. Er wertete dies als Indizien für eine mangelnde innere Herrschaftskonsolidierung und die unsichere [[Lehnswesen|lehnsrechtliche]] Lage der askanischen Lande. Das Erste führte zu einem fehlenden Landesbewusstsein, das Letztere erleichterte den benachbarten [[Fürst]]en den Zugriff. Der [[Historiker]] sprach der Mark Brandenburg zu diesem Zeitpunkt den Status eines [[Territorialstaat]]s ab, vielmehr standen die einzelnen Gebiete in unterschiedlicher Intensität und Dauer unter der Oberherrschaft der [[Markgraf]]en.<ref name="Winkel2011_56–63" />

== Literatur ==
:alphabetisch aufsteigend

* [[Helmut Assing]]: ''Die Landesherrschaft der Askanier, Wittelsbacher und Luxemburger (Mitte des 12. bis Anfang des 15. Jahrhunderts)''. In: [[Ingo Materna]], [[Wolfgang Ribbe]] (Hrsg.): ''Brandenburgische Geschichte''. Akademie Verlag, Berlin 1995, ISBN 3-05-002508-5, S. 85–168.
* [[Gerd Heinrich (Historiker)|Gerd Heinrich]]: ''Geschichtliche Einführung''. In: Gerd Heinrich (Hrsg.): ''Berlin und Brandenburg. Mit Neumark und Grenzmark Posen-Westpreußen'' (= ''[[Handbuch der historischen Stätten]] Deutschlands''. 10. Band; ''[[Kröners Taschenausgabe]]''. Band 311). 3., überarbeitete und ergänzte Auflage, Alfred Kröner Verlag, Stuttgart 1995, ISBN 3-520-31103-8, S. XV–CVI.
* [[Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften]] (Hrsg.): ''[[Neue Deutsche Biographie]]''. Duncker & Humblot, 28 Bände, Berlin 1953–2020.
* Lew Hohmann: ''Eroberer, Siedler und Raubritter 928–1411''. In: Lew Hohmann, Johannes Unger: ''Die Brandenburger. Chronik eines Landes. Begleitbuch zur TV-Reihe mit [[Kurt Böwe]]''. Vorwort von [[Hansjürgen Rosenbauer]]. Be.Bra Verlag, Berlin 1998, ISBN 3-930863-47-2, S. 10–37.
* [[Michael Menzel (Historiker)|Michael Menzel]]: ''Die Wittelsbacher Hausmachterweiterung in Brandenburg, Tirol und Holland''. In: [[Johannes Fried]], [[Rudolf Schieffer]] namens [[Monumenta Germaniae Historica]] (Hrsg.): ''[[Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters]]. Band 61''. Böhlau Verlag, Kölln / Weimar / Wien 2005, ISSN 0012-1223, S. 103–159 ([http://www.digizeitschriften.de/dms/img/?PID=PPN345858735_0061%7Clog11 Digitalisat] in [[DigiZeitschriften]] [PDF; 7,0&nbsp;MB; abgerufen am 11. Mai 2019]).
* Michael Menzel: ''Die Stiftslehen der Mark (1196–1449)''. In: [[Klaus Neitmann]], [[Wolfgang Neugebauer (Historiker, 1953)|Wolfgang Neugebauer]] im Auftrag [[Historische Kommission zu Berlin]] und [[Brandenburgisches Landeshauptarchiv]] (Hrsg.): ''[[Jahrbuch für die Geschichte Mittel- und Ostdeutschlands]]. Band 52''. K.&nbsp;G. Saur, München 2007, ISSN 0075-2614, S. 55–88 ([https://www.mgh-bibliothek.de/dokumente/a/a145387.pdf Volltext] in Monumenta Germaniae Historica [PDF; 2,5&nbsp;MB; abgerufen am 11. Mai 2019]).
* [[Johannes Schultze (Historiker)|Johannes Schultze]]: ''Die Mark Brandenburg. 2. Band. Die Mark unter Herrschaft der Wittelsbacher und Luxemburger (1319–1415)''. In: ''Die Mark Brandenburg''. Vorwort von [[Werner Vogel (Archivar)|Werner Vogel]]. 5 Bände, 4. Auflage, Duncker & Humblot, Berlin 2011, ISBN 978-3-428-13480-9 (Erstausgabe 1961).
* Jan Winkelmann: ''Die Mark Brandenburg des 14. Jahrhunderts. Markgräfliche Herrschaft zwischen räumlicher „Ferne“ und politischer „Krise“''. Dissertation [[Universität Potsdam]] 2010 (= [[Heinz-Dieter Heimann]], [[Klaus Neitmann]] im Auftrag Brandenburgische Historische Kommission und Brandenburgisches Landeshauptarchiv [Hrsg.]: ''Studien zur brandenburgischen und vergleichenden Landesgeschichte''. Band 5). 1. Auflage, Lukas Verlag für Kunst- und Geistesgeschichte, Berlin 2011, ISBN 978-3-86732-112-9.

== Einzelnachweise ==
Die Amtszeiten entstammen zumeist [[Deutschsprachige Wikipedia|Wikipedia]].

<references responsive />

{{Personenleiste|VORGÄNGER=[[Heinrich II. (Brandenburg)|Heinrich&nbsp;II.]]|NACHFOLGER=[[Ludwig V. (Bayern)|Ludwig&nbsp;I.]]|AMT=[[Liste der Herrscher von Brandenburg|Markgraf von Brandenburg]]|ZEIT=1320–1323}}

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