Quelltext der Seite Chemin de fer Bière–Apples–Morges

<!--schweizbezogen-->
{| class="wikitable float-right"
{{BS-header|Chemin de fer Bière–Apples–Morges}}
{{BS-daten
|CH-FPF=156, 157
|LÄNGE=29,68
|SPURWEITE=1000
|STROMW=15&nbsp;kV&nbsp;16,7&nbsp;Hz
|NEIGUNG=35
|RADIUS=100
|BILDPFAD_FOTO=Stadler Be 4-4 MBC (3y F W).jpg
|PIXEL_FOTO=300px
|TEXT_FOTO=Zug der BAM mit [[Schloss Vufflens]]
|BILDPFAD_KARTE=Bam carte.png
|PIXEL_KARTE=300px
|CH-STRECKENNR=156 <small>(Morges–Apples–Bière)</small><br />157 <small>(Apples–L’Isle)</small>}}
{{BS-header|Morges–Apples–Bière}}
{{BS-table}}
{{BS3|||STR|||[[Bahnstrecke Lausanne–Genf|von Lausanne]]}}
{{BS3||KBHFa|BHF|0,00|[[Bahnhof Morges|Morges]]||{{Höhe|382|CH|link=1}}}}
{{BS3||STR|STRl|||[[Bahnstrecke Lausanne–Genf|nach Genf]]}}
{{BS|SKRZ-Yo|||Brücke [[Autobahn 1 (Schweiz)|A1]] Morges (68 m)}}
{{BS|HST|0,98|La Gottaz||{{Höhe|391|CH}} }}
{{BS|HST|1,48|Prélionne||{{Höhe|415|CH}} }}
{{BS|BST|2,0 &nbsp;<!--Swisstopo-->||Beginn Doppelspurabschnitt}}
{{BS|ÜST|2,4 &nbsp;<!--Swisstopo-->||[[Überleitstelle|Spurwechsel]] und [[Blockstelle]]}}
{{BS|BHF|2,45|[[Chigny VD|Chigny]]||435 m&nbsp;ü.&nbsp;M.}}
{{BS|BST|2,6 &nbsp;<!--Swisstopo-->||Ende Doppelspurabschnitt}}
{{BS|HST|3,59|[[Vufflens-le-Château]]||472 m ü. M.}}
{{BS|HST|4,48|[[Le Marais]]||505 m ü. M.}}
{{BS|BHF|5,78|[[Bussy-sur-Morges|Bussy-Chardonney]]|<br />bis 2009: ''Bussy-sur-Morges''|505 m ü. M.|T=STR}}
{{BS|BHF|7,45|[[Yens]]||524 m ü. M.}}
{{BS|HST|9,39|[[Chardonney-Château]]||577 m ü. M.}}
{{BS|HST|10,18|[[Reverolle]]||602 m ü. M.}}
{{BS|ABZg+r|||Zweiglinie nach L’Isle|}}
{{BS|BHF|11,55|[[Apples]]|Keilbahnhof|{{Höhe|639|CH}}}}
{{BS|HST|14,23|[[Froideville VD|Ballens-Froideville]]|<br />bis 2009: ''Froideville''|681 m ü. M.|T=STR}}
{{BS3||BHF|lGIPr|15,59|[[Ballens]]|Kulminationspunkt|710 m ü. M.}}
{{BS|DST|{{BSkm|17.81|0,00}}|Bière-Jonction||697 m ü. M.}}
{{BS3||ABZgl|STR+r|}}
{{BS3||KBHFe|STR|19,08|[[Bière]]||692 m ü. M.}}
{{BS3|||STR|||Depot und Werkstätte}}
{{BS3|||hKRZWae|||Brücke [[Aubonne (Fluss)|Aubonne]] (144 m)}}
{{BS3|||pKHSTe|1,89|Bière-Casernes||673 m&nbsp;ü.&nbsp;M.}}
|}
|-
{{BS-header|Apples–L’Isle}}
{{BS-table1}}
{{BS|STR|||von Bière}}
{{BS|BHF|0,08|[[Apples]]|Keilbahnhof|639 m ü. M.}}
{{BS|ABZgr|||nach Morges}}
{{BS|HST|1,33|Le Manège||627 m ü. M.}}
{{BS|BHF|3,27|[[Pampigny]]-[[Sévery]]||625 m ü. M.}}
{{BS|HST|4,35|[[Mauraz]]||645 m ü. M.}}
{{BS|HST|6,05|Tuilerie||670 m ü. M.}}
{{BS|BHF|7,71|[[Montricher VD|Montricher]]||676 m ü. M.}}
{{BS|HST|9,71|[[Villars-Bozon]]||663 m ü. M.}}
{{BS|KBHFe|10,68|[[L’Isle VD|L’Isle]]||665 m ü. M.}}
{{BS||||Remise}}
|}
|}
Die '''Compagnie du Chemin de fer Bière–Apples–Morges''' ('''BAM''') ist eine ehemalige [[Schweizer Privatbahnen|Privatbahngesellschaft]] im [[Kanton Waadt]] in der [[Schweiz]].
Sie übernahm  die [[Standseilbahn Cossonay|Standseilbahn Cossonay Gare–Ville]] (CG) und nannte sich im Juli 2003 in [[Transports de la région Morges–Bière–Cossonay]] (MBC) um.<ref>''BAM übernimmt Standseilbahn.'' In: ''Schweizer Eisenbahn-Revue''. Nr. 8/2003, S.&nbsp;344.</ref> Die BAM betrieb neben ihrer ursprünglichen Bahnstrecke auch mehrere Buslinien in der Region Morges.

<div style="float:right;">[[Datei:Logo Chemin de fer Bière-Apples-Morges.svg|mini|links|200px|Logo der BAM]]</div>
BAM, kurz für ''Bière–Apples–Morges'', verblieb zehn Jahre lang als Markenname für den Bahnbetrieb der MBC. Am 19. Juni 2013 teilte das Unternehmen mit, dass künftig sämtliche Aktivitäten unter dem Label MBC auftreten.

Die 19,1 Kilometer lange Hauptstrecke führt von [[Morges]] am Ufer des [[Genfersee]]s über [[Apples]] nach [[Bière]] am Fusse des [[Jura (Gebirge)|Juras]]. Eine 10,6 Kilometer lange Zweigstrecke verbindet Apples mit [[L’Isle VD|L’Isle–Mont-la-Ville]].

== Streckenbeschreibung ==
[[Datei:Stadler Be 4-4 MBC (3y A W).jpg|mini|links|Pendelzug der MBC bei [[Vufflens-le-Château]]. In Hintergrund Genfersee mit dem französischen Ufer.]]
[[Datei:MBC Ge 4-4 Vufflens-le-Château.jpg|mini|links|Ge 4/4 mit einem mit Zucker&shy;rüben beladenen Rollbockzug, dahinter das Schloss Vufflens]]
Nach Verlassen des Bahnhofs von Morges verläuft die BAM-Strecke rund 500 Meter parallel zur [[Schweizerische Bundesbahnen|SBB]]-[[Bahnstrecke Lausanne–Genf|Hauptlinie nach Genf]] in südwestlicher Richtung. Nach einer Rechtskurve verläuft die Bahn in Richtung Norden und überquert die 1964 eröffnete [[Autobahn 2 (Schweiz)|Autobahn A2]]. Im Wechsel von Einschnitten und Dämmen führt das Trasse durch Getreidefelder und Rebberge nach [[Chigny VD|Chigny]], wo sich seit 2015 ein 600 Meter langer Doppelspurabschnitt befindet. An dessen südlichem Ende wurde ein Abstellgleis für Bauzüge oder für den [[Zuckerrübe]]nverlad erstellt.<ref name="SER_2'15_2">Theo Stolz, Mathias Rellstab: ''Doppelspurabschnitt bei der BAM.'' In: ''Schweizer Eisenbahn-Revue''. Nr. 2/2015, S.&nbsp;60.</ref>

Beim von weitem sichtbaren [[Schloss Vufflens]] wendet sich das Gleis westwärts. Über [[Bussy-sur-Morges|Bussy]], wo eine umfangreiche Güteranlage besteht, verläuft die Strecke in westlicher und südwestlicher Richtung bis [[Yens]], wo sie sich in einer [[Kehre (Eisenbahn)|Kehre]] nach Norden wendet. Die Bahn fährt auf einer Steigung zwischen 26 und 35 [[Promille]] nach Apples.

[[Datei:MBC Ge 4-4 Reverolle - Apples.jpg|mini|links|Güterzug mit Aushubmaterial zwi&shy;schen [[Reverolle]] und Apples, im Hinter&shy;grund Lausanne, Genfersee und Alpen]]
Der Bahnhof am westlichen Dorfrand von Apples ist als [[Keilbahnhof]] angelegt, das Stationsgebäude befindet sich dabei zwischen den Gleisen der Hauptstrecke und jenen der Zweigstrecke nach [[L’Isle VD|L’Isle]]. Es gab und gibt keine fahrplanmässigen Direktzüge von Morges nach L’Isle. Gelegentliche direkte Züge müssen den Bahnhof Apples Richtung Bière verlassen und danach zurücksetzen. Die Hauptstrecke führt westwärts über flaches bis sanft ansteigendes Gelände, das wegen seiner [[Schneeverwehung]]en gefürchtet ist. Bei [[Ballens]] wird der höchste Punkt des Streckennetzes erreicht.

Die Endstation in Bière ist der Betriebsmittelpunkt mit Depot und Werkstatt und einer Garage für den bahneigenen Busdienst. Rund einen Kilometer vor dem Streckenende bei Bière zweigt ein 1,9 Kilometer langes Anschlussgleis zur Kaserne der [[Schweizer Armee]] ab, das ausschliesslich dem Gütertransport dient.

Die Zweigstrecke führt von Apples aus nordwärts über flaches Gelände. Von den meistens kleinen Dörfern werden [[Pampigny]] und L’Isle direkt von der Bahn erschlossen. Steigungen und Gefälle wechseln sich ab. Nach Pampigny führt die Strecke westwärts bis [[Montricher VD|Montricher]], dessen Bahnhof rund einen Kilometer vom Dorfzentrum entfernt liegt. Hier biegt die Strecke in einer scharfen Rechtskurve nach Nordosten ab und endet schliesslich im Bahnhof von L’Isle. Die drei von der Zweigstrecke bedienten Ortschaften Pampigny, [[Sévery]] und L’Isle haben zusammen weniger als 3000 Einwohner.
<div style="clear:left;"></div>

== Geschichte ==
=== Bau und Zusammenschluss mit der Chemin de fer Apples–L’Isle ===
[[Datei:BAM la gare d'Apples 1900.jpg|mini|links|Keilbahnhof Apples um die Jahr&shy;hundertwende. Der Zug links fährt nach L’Isle, der rechts kommt von Morges.]]
Die Schaffung der Kaserne in [[Bière]] im Jahr 1873 und der damit anfallende Güterverkehr war der Hauptgrund für die Projektierung einer Bahnstrecke dem [[Jura (Gebirge)|Jura]] entlang. Geplant war eine Streckenführung von [[Yverdon-les-Bains]] über [[Orbe]], [[L’Isle VD|L’Isle]], [[Montricher VD|Montricher]], Bière, [[Gimel VD|Gimel]] und [[Genolier]] nach [[Nyon]]. Doch dieses Projekt scheiterte wegen zu hoher Kosten.
Nach langen Bemühungen wurde am 10. Oktober 1893<ref>Hans Waldburger: ''100 Jahre Bière – Apples – Morges-Bahn.'' In: ''Schweizer Eisenbahn-Revue.'' Nr. 7/1995, S.&nbsp;307.</ref> die Bahngesellschaft gegründet und die [[Konzession]] für eine Schmalspurstrecke Bière–Apples–Morges beantragt. Am 5. August 1893 begannen die Bauarbeiten, am 1. Juli 1895 konnte die Strecke eröffnet werden.

{{Anker|AL}}In der Zwischenzeit gründeten Gemeinden und Private die Chemin de fer Apples–L’Isle (AL), die am 21. Dezember 1894 die Konzession für ihre Strecke erlangte. Die Eröffnung der nach den [[Normalie (Eisenbahn)|Normalien]] der BAM erbauten Zweiglinie erfolgte am 12. September 1896. Sie übergab wie die BAM die Betriebsführung der [[Jura-Simplon-Bahn]] (JS). Die AL steckte schnell in finanziellen Nöten, weshalb sie per 1. Juli 1899 von der BAM übernommen wurde.
<div style="clear:left;"></div>

=== Dampfbetrieb ===
[[Datei:Chemin de fer Bière - Apples - Morges à toute vapeur.jpg|mini|links|Soldatentransport mit der Dampf&shy;lokomotive Ge 3/3 2 kurz vor der Elektrifizierung]]
Nach der Verstaatlichung der JS führten die [[Schweizerische Bundesbahnen|SBB]] den Betrieb des inzwischen vereinigten Unternehmens, worauf die BAM am 1. Januar 1916 den Eigenbetrieb aufnahm. Zur Erweiterung des bei Betriebseröffnung bescheidenen Fahrzeugparks konnten eine Dampflokomotive [[JBL G 3/3|G 3/3]] von der [[Brünigbahn]] und mehrere Wagen von der [[Rhätische Bahn|Rhätischen Bahn]] (RhB) übernommen werden.

Die vorwiegend dem Personenverkehr dienende BAM hatte seit ihrer Eröffnung erhebliche finanzielle Probleme. Nach der Übernahme der schwer defizitären AL reichten auch die [[Subventionen]] der Anliegergemeinden zur [[Budgetdefizit|Defizitdeckung]] nicht aus. Obwohl die BAM 1914 vom Kriegsausbruch profitierte, musste 1919 ihre [[Bilanz]] saniert werden, wobei die [[Banque Cantonale Vaudoise|Waadtländische Kantonalbank]] auf geschuldete [[Anleihe]]zinsen in der Höhe von 1,2 Millionen Franken verzichtete.<ref>[https://bahndaten.ch/content/bahnen-detail/21/bieres-apples-morges Bières–Apples–Morges]. In: ''bahndaten.ch. Daten zu den Schweizer Eisenbahnen 1847–1920''. Thomas Frey und Hans-Ulrich Schiedt, ViaStoria, abgerufen am 1. März 2022.</ref> Wie der Erste führte auch der Zweite Weltkrieg zu einem Anstieg des Verkehrs, der nach Kriegsende wieder abflachte.

Die Alterung der [[Dampflokomotive]]n und der vernachlässigte Unterhalt an Anlagen und Fahrzeugen verlangten nach einer finanziellen und technischen Sanierung, die jedoch vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs nicht mehr realisiert werden konnte.
<div style="clear:left;"></div>

=== Elektrischer Betrieb ===
[[Datei:BAM la gare d'Apples 1948.jpg|mini|Drei Triebwagen [[BAM BCFe 4/4|BCFe 4/4 (BDe 4/4)]] im Jahr 1948 in Apples]]
Bereits 1904 hatte es Pläne für die Elektrifizierung gegeben, doch diese wurden erst nach Beginn des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] umgesetzt, als das 1939 in Kraft getretene [[Privatbahnhilfegesetz]] die Finanzierung ermöglichte. Der elektrische Betrieb zwischen Morges, Apples und Bière wurde am 11. Mai 1943 mit [[Bahnstrom#Wechselstrom mit verminderter Frequenz|15&nbsp;000 Volt 16&nbsp;⅔ Hertz]] aufgenommen. Die BAM war die erste Schmalspurbahn in der Schweiz, die mit dem Stromsystem der SBB elektrifiziert wurde.<ref>Peter Willen: ''Lokomotiven der Schweiz 2 – Schmalspur-Triebfahrzeuge.'' Orell Füssli Verlag, Zürich, 1971, ohne ISBN, S.&nbsp;10–11.</ref> Zwischen Apples und L’Isle verkehren die Züge seit dem 14. November 1943 elektrisch, nachdem auf Verlangen des Bundes geprüft worden war, ob auf die Zweigstrecke verzichtet werden könnte. Weil die finanziellen Mittel fehlten, musste der alte Wagenpark für den elektrischen Betrieb angepasst werden. Mit der Elektrifizierung wechselte die BAM von der [[Vakuumbremse|Vakuum-]] zur [[Druckluftbremse (Eisenbahn)|Druckluftbremse]] und führte [[+GF+-Kupplung]]en ein.

Zu Beginn der 1960er Jahre gab es Überlegungen, den Bahnbetrieb einzustellen, doch die Anliegergemeinden wehrten sich erfolgreich dagegen. Es folgte eine gründliche Modernisierung. 1964 konnte die BAM neue Personenwagen und ein Jahr später [[Rollwagen (Transport)#Eisenbahn|Rollschemel]] beschaffen. Erst 1978 konnten zur Entlastung der aus den 1940er Jahren stammenden fünf Triebfahrzeugen drei neue Triebwagen bestellt werden.

1986 verursachten [[Elektrischer Kurzschluss|Kurzschlüsse]] Brände in den Streckenkabel. Dies veranlasste die BAM, die überalterte [[Oberleitung|Fahrleitung]] zu erneuern und die Holzmasten durch [[Differdingen|Differdinger]]&shy;masten zu ersetzen.

Zwischen 1992 und 1995 wurde der Bahnhof Morges komplett neu gebaut. Die BAM erhielt einen überdachten Bahnsteig und die ursprünglich stark verflochtenen [[Normalspur|Normal-]] und [[Meterspur]]gleise, zum Teil mit [[Dreischienengleis]]en, wurden getrennt. 1994 lieferte die Industrie zwei leistungsfähige [[Drehstromantrieb (Eisenbahn)#Drehstromantrieb mit Umrichter|Umrichterlokomotiven]] [[BAM Ge 4/4|Ge&nbsp;4/4]] für den Güterverkehr. Die Eröffnung des Anschlussgleises zur Kaserne in Bière erfolgte am 10. April 1997.

Zur Einführung des Halbstundentakts und wegen der Verkehrszunahme durch die umfangreichen Kiestransporte wurde 2014/15 bei [[Chigny VD|Chigny]] ein Doppelspurabschnitt erstellt. Er ist in der Mitte mit einem [[Überleitstelle|Spurwechsel]] und einer [[Blockstelle]] unterteilt. Damit können sich zwei Personenzüge [[Zugkreuzung|kreuzen]], während ein Güterzug auf die Weiterfahrt wartet.<ref name="SER_2'15_2" />

'''Bildeindrücke aus der Zeit um 1970:'''
<gallery widths="200" heights="130">
 Trains du Bière-Apples-Morges (5).jpg
 Trains du Bière-Apples-Morges (2).jpg
 Trains du Bière-Apples-Morges (4).jpg
 Trains du Bière-Apples-Morges (3).jpg
 </gallery>

=== Unfälle ===
* Am 25. März 1983 führte die Entgleisung von Rollböcken in der Vufflens-Kurve zum Auslaufen von Öl aus zwei [[Kesselwagen]], worauf das Erdreich ausgebaggert werden musste.
* 1984 stiess ein Weidevieh ein Tränke um. Die geriet auf das Gleis und führte zur Entgleisung eines Steuerwagens. Der Schaden an Triebwagen und Fahrleitung betrug fast eine Viertelmillion Franken.
* 1986 forderte die Kollision eines Zugs der BAM mit einer SBB-Rangierkomposition das Leben eines SBB-Angestellten.
* Am 27. Oktober 1997 erfasste auf einem unbewachten [[Bahnübergang]] bei [[Bussy-Chardonney|Bussy]] ein Regionalzug ein aus einem [[Traktor]] und zwei Anhängern mit zwölf Tonnen Zuckerrüben bestehendes Gefährt. Der Steuerwagen entgleiste und prallte in einen Fahrleitungsmast. Der Lokomotivführer verstarb, vier Passagiere wurden verletzt, der Landwirt blieb unverletzt.<ref>''Unfall bei Bussy-Chardonney VD.'' In: ''Schweizer Eisenbahn-Revue''. Nr. 12/1997, S.&nbsp;561.</ref><ref>Walter von Andrian: ''Prozess um BAM-Unfall.'' In: ''Schweizer Eisenbahn-Revue''. Nr. 1/2000, S.&nbsp;12.</ref>

== Güterverkehr ==
[[Datei: BAM Ge 4-4 21 Morges 260716.jpg|mini|Güterzug mit aufgebockten Panzertransportwagen in Morges]]
Bei der Betriebseröffnung besass die BAM rund ein Dutzend Güterwagen, wenig angesichts des Waffenplatzes in Bière und der Bedeutung der Landwirtschaft. Obwohl die Trassierung problemlos den [[Rollwagen (Transport)#Schweiz|Rollschemelbetrieb]] erlaubt, wurde er erst 1965 eingeführt. 1981 ging die BAM zum [[Rollbock#System Vevey|Rollbock-System Vevey]] über. Damit konnten auch die etwas höheren [[Leopard 2#Schweiz|Panzer 87 (Leopard 2)]] transportiert werden. Anfänglich entgleisten mehrmals Rollböcke und die Normalspurwagen kippten um. Seit man diese direkt an das Triebfahrzeug kuppelt, kommt es nicht mehr zu Achsentlastungen des an der Zugspitze laufenden Rollbocks. Die schmalspurigen Güterwagen wurden veräussert oder zum grossen Teil bereits 1976 bis 1978 abgebrochen. Seit den 1990er Jahren wird der Güterverkehr fast ausschliesslich mit Normalspurwagen abgewickelt.

Zu Beginn der 2010er Jahre transportierte die BAM jährlich rund 40&nbsp;000 Tonnen Güter, vorwiegend Armeepanzer, Zuckerrüben und Getreide. Im Herbst 2013 nahm sie den Transport von etwa 170&nbsp;000 Tonnen [[Kies]] pro Jahr aus Apples nach Morges und weiter auf der SBB-Strecke nach [[Gland VD|Gland]] auf. Um die Kiesgrube auszufüllen, befördert die MBC in der Gegenrichtung 100&nbsp;000 Tonnen [[Aushub]]material. Dafür war der Kauf 20 dazu geeigneter Güterwagen notwendig.<ref>Matthias Rellstab: ''Kiesverkehr Apples – Gland geplant.'' In: ''Schweizer Eisenbahn-Revue''. Nr. 4/2013, S.&nbsp;167.</ref> Für die Traktion auf dem Normalspurabschnitt Morges–Gland erwarb die MBC von der [[BLS AG|BLS]] die dort nicht mehr benötigte [[SBB Re 4/4 II|Re&nbsp;420]]&nbsp;506. Die gleichzeitig von den [[Travys]] übernommene Re&nbsp;420&nbsp;503 dient als Reserve.<ref>Matthias Rellstab: ''Re 420 für MBC und TRAVYS.'' In: ''Schweizer Eisenbahn-Revue''. Nr. 5/2013, S.&nbsp;217.</ref>

<gallery widths="200" heights="130">
 MBC Fans-U.jpg|Normalspurwagen des Typs [[Offener Güterwagen#Offene Güterwagen der Sonderbauart F|Fans-u]] der MBC für Kiestransporte
 BAM Be 4-4 (15 A W).jpg|Triebwagen Be 4/4 15 mit Güterwagen Typ Fans-u
 MBC Faccns 33 54 69 85 259-4 CZ-MBC Biere 010616.jpg|Aufgebockter Selbstentladewagen Typ [[Offener Güterwagen#Offene Güterwagen der Sonderbauart F|Faccns]] der MBC
 MBC Re 420 506-8 Morges 240316.jpg|Normalspurige Güterzuglokomotive [[SBB Re 4/4 II|Re&nbsp;420]] 506
 </gallery>

== Rollmaterial ==
=== Elektrische Triebfahrzeuge ===
[[Datei:MBC Be 4-4 Chigny.jpg|mini|Zwei Be 4/4 mit Niederflur-Zwischenwagen auf dem Doppelspurabschnitt bei [[Chigny VD|Chigny]]]]

Im Rahmen einer Gemeinschaftsbestellung mit den [[Travys]], der [[Montreux–Berner Oberland-Bahn|MOB]] und den [[Freiburgische Verkehrsbetriebe|TPF]] lieferte [[Stadler Rail|Stadler]] 2015/2016 drei zweiteilige Triebzüge [[Stadler Westschweizer Meterspurzüge|Be&nbsp;4/4 + Be&nbsp;4/4]] und einen dreiteiligen Triebzug Be&nbsp;4/4 + B + Be&nbsp;4/4. Die Zweiteiler wurden mit den 2010 ausgelieferten [[Niederflurtechnik|Niederflurwagen]] zu Dreiteilern ergänzt. Die Fahrzeuge lösten einen Teil der [[Wendezug|Pendelzüge]] von 1981 ab und ermöglichen den [[Taktfahrplan|Halbstundentakt]] zwischen Morges und Bière.<ref>Mathias Rellstab: ''17 Stadler-Züge für vier Westschweizer Meterspurbahnen.'' In: ''Schweizer Eisenbahn-Revue.'' Nr. 4/2013, S.&nbsp;168.</ref>

2021 schrieben die MBC gemeinsam mit der MOB bis zu zehn Lokomotiven aus. Die Maschinen der MBC werden für 15&nbsp;000 [[Volt]] [[Bahnstrom#Wechselstrom mit verminderter Frequenz|Wechselspannung]], die der MOB für 900 und allenfalls für 1500 Volt [[Bahnstrom#Gleichspannung|Gleichspannung]] ausgelegt. Sie sollen in [[Doppeltraktion]] auf der 35 Promille steilen Strecke der BAM bis zu 680 Tonnen [[Wagenzugmasse|Anhängelast]] befördern. Ein Teil der Lokomotiven soll zusätzlich über einen Dieselmotor für den Betrieb auf nicht elektrifizierten Gleisen verfügen.<ref>Mathias Rellstab: ''Lokomotiven für MBC und MOB.'' In: ''Schweizer Eisenbahn-Revue.'' Nr. 6/2021, S.&nbsp;304.</ref>

1981 erhielt die BAM drei Triebwagen [[ACMV Be 4/4|Be&nbsp;4/4]] 11–13 und ein Jahr später dazu passende Steuerwagen Bt&nbsp;51–53. Diese Pendelzüge wurden gemeinsam mit der [[Chemin de fer Yverdon–Ste-Croix]] (YSteC) beschafft. Eine der Kompositionen der [[Travys]], der Nachfolgerin der YSteC, übernahm die MBC im Jahr 2004. Die beiden modernen Lokomotiven [[BAM Ge 4/4|Ge 4/4]] 21 und 22 von 1994 werden im Güterverkehr eingesetzt.

Für die Aufnahme des elektrischen Betriebs beschaffte die BAM die [[BAM BCFe 4/4|BDe&nbsp;4/4]] 1–5, die bis 1981 den gesamten Verkehr bewältigten. Einer der fünf Triebwagen aus den Jahren 1943 und 1949 ist als historisches Fahrzeug erhalten geblieben und kommt als „train rétro“ zum Einsatz.

=== Traktoren ===
Im Jahre 2006 kaufte die Bahn für die Rollbockmanöver im Bahnhof Morges von den SBB die beiden normalspurigen Rangiertraktoren Te <sup>III</sup> 147 und 155. Diese wurden notwendig, nachdem [[SBB Cargo]] das Rangierteam aus Morges abzog.<ref>Mathias Rellstab: ''SBB-Traktoren für BAM.'' In: ''Schweizer Eisenbahn-Revue.'' Nr. 10/2007, S.&nbsp;463.</ref> Im Rahmen einer Gemeinschaftsbestellung beschaffte die BAM bei RACO den Dieseltraktor [[RACO Tm DT4H und CT4H (Baudienst)|Tm&nbsp;41]], der 1989 in Betrieb gesetzt wurde.

=== Reisezugwagen ===
[[Datei:BAM B 62 Biere 280811.jpg|mini|Einheitswagen B 62 im Jahr 2011]]
Im Jahre 2010 lieferte Stadler Altenrhein drei Zwischenwagen mit Niederflureinstieg. Sie wurden in den vorhanden Pendelzügen eingereiht,<ref>Mathias Rellstab: ''Neues Rollmaterial für die Meterspurbahnen am Genfer See.'' In: ''Schweizer Eisenbahn-Revue.'' Nr. 8/2010, S.&nbsp;384–385.</ref> um der gestiegenen Verkehrsnachfrage<ref>Mathias Rellstab: ''Stadler-Niederflurwagen in Bière.'' In: ''Schweizer Eisenbahn-Revue.'' Nr. 10/2010, S.&nbsp;497.</ref> und den Anforderungen des [[Behindertengleichstellungsgesetz (Schweiz)|Behindertengleichstellungsgesetzes]] zu genügen.

Vier [[Einheitswagen (Schmalspur)|FFA-Einheitswagen I]], wie sie auch die [[Rhätische Bahn]] (RhB) besitzt, rundeten ab 1964 den Wagenpark ab. Sie konnten als Zwischenwagen in die Pendelzüge eingereiht werden.
Drei Einheitswagen wurden 2019 nach [[Conakry]], der Hauptstadt Guineas, verschifft.<ref>Tibert Keller, Mathias Rellstab: ''Schweizer Meterspurwagen nach Afrika.'' In: ''Schweizer Eisenbahn-Revue.'' Nr. 10/2019, S.&nbsp;508.</ref>

=== Dampflokomotiven ===
Vor der Elektrifizierung besass die BAM vier [[Dampflokomotive|Tenderlokomotiven]] der Bauart [[BAM G 3/3|G&nbsp;3/3]] mit den Nummern 1–4. 1921 übernahm sie von der [[Schweizerische Bundesbahnen|SBB]]-[[Brünigbahn]] die [[JBL G 3/3|G&nbsp;3/3]] 109 und stellte sie als Nummer 6 ein. 1943 wurde diese Lok an die Firma Renfer in [[Biel]]-Mett verkauft und kam auf der dortigen Industriebahn zum Einsatz.

1941 kam die [[BFD HG 3/4|HG&nbsp;3/4 7]] von der [[Furka-Oberalp-Bahn]] (FO) als Kriegsreserve zur BAM. Im Gegenzug wurde die G&nbsp;3/3 2 als fahrdrahtunabhängige Reserve auf der [[Montreux-Berner Oberland-Bahn]] (MOB) stationiert. Der Zahnradantrieb der HG&nbsp;3/4 wurde ausgebaut und durch Ballast ersetzt. Sie bewältigte eine [[Wagenzugmasse|Anhängelast]] von 110 Tonnen gegenüber 55 Tonnen der G&nbsp;3/3. Die HG&nbsp;3/4 wurde 1946 nach Frankreich verkauft.

Von den Dampflokomotiven ist die ehemalige Brünigbahn-Tenderlokomotive G&nbsp;3/3 6 bei der [[Museumsbahn Blonay–Chamby]] erhalten geblieben.

<gallery widths="200" heights="130">
 Bière 31.08.2015 (20763641964).jpg|Pendelzug mit Bt 53 und Be 4/4, dazwischen Niederflurwagen aus dem Jahr 2010
 2012-12-11 Be44 15 Bt54 Isle.jpg|Be 4/4 15 im ursprünglichen Anstrich der Travys in L’Isle
 MBC Ge 4-4 n° 22 "La Venoge" (14655466456).jpg|Ge 4/4 22 und zwei mit Holz be&shy;ladende Güterwagen in Apples
 MBC Te III 155 Morges 240316.jpg|Traktor Te 155 in Morges
</gallery>

== Busbetrieb ==
1929 setzte die BAM erstmals einen betriebseigenen Autobus ein, als die Strecke Apples–Bière wegen Schneeverwehungen gesperrt war. 1954 übernahm die BAM [[Postauto]]kurse, was zu einer Erweiterung des Wagenparks zwang. Mit Lastwagen wurden Aufträge für die Schneeräumung übernommen. 1966 wurde ein [[Minibus]] erworben, der schlecht ausgelastete Züge der Zweiglinie ersetzte und Schülertransporte ausführte. 1978 wurde der Lastwagen- und Ausflugsverkehr ausserhalb des eigenen Einzugsgebiet eingestellt.

1980 begann die BAM, in der Region Morges einen Busbetrieb aufzubauen. 1985 wurden die zuvor eingesetzten Minibusse durch grössere Fahrzeuge ersetzt. Unterdessen betreibt die MBC einen stattlichen Fahrzeugpark.

== Weblinks ==
{{Commonscat|Transports de la région Morges-Bière-Cossonay SA|audio=0|video=0}}
* [http://www.mbc.ch/ Website der Transports de la région Morges–Bière–Cossonay (MBC)]

== Literatur ==
* Hans G. Wägli: ''Schienennetz Schweiz und Bahnprofil Schweiz CH+'', in Schuber. [[AS Verlag]], Zürich, 2010, ISBN 978-3-909111-74-9.
* Hans Waldburger: ''100 Jahre Bière – Apples – Morges-Bahn.'' In: ''[[Schweizer Eisenbahn-Revue]].'' Nr. 7/1995. Minirex, {{ISSN|1022-7113}}, S.&nbsp;307–326.
* Peter Willen: ''Lokomotiven der Schweiz 2. Schmalspur Triebfahrzeuge.'' Orell Füssli Verlag, Zürich 1972, ohne ISBN, S.&nbsp;XI.
* Michel Granguillaume u. a.: ''Voies étroite de la campagne vaudoise.'' BVA, Lausanne 1986, ISBN 2-88125-004-1.
* Jean-Louis Rochaix u. a.: ''Chemins de fer privés vaudois 1873–2000.'' Editions La Raillère, Belmont 2000, {{Falsche ISBN|2-88125-011-8}}.<!-- in Verlagslisten (jedoch nicht in Bibliotken und nicht im Buch) erscheint auch die korrigierte ISBN 2-88125-011-4 -->
* Jean-Louis Rochaix u. a.: ''Chemins de fer privés vaudois 2000–2009.'' Editions La Raillère, Belmont 2009, ISBN 978-2-88125-012-5.

== Einzelnachweise ==
<references />

{{SORTIERUNG:Chemin de fer BiereApplesMorges}}
[[Kategorie:Bahngesellschaft (Schweiz)|BiereApplesMorges]]
[[Kategorie:Bahnstrecke im Kanton Waadt|BiereApplesMorges]]
[[Kategorie:Morges]]
[[Kategorie:Unternehmen (Kanton Waadt)]]