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Datei:Albrecht von Graefe. Offener Brief an Adolf Hitler. Nr. 68. München-Augsburger Abendzeitung. 11.03.1926, Titelseite.jpg

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Beschreibung

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Deutsch: Soweit zweifelsfrei leserlich ist, ist im folgendem ein Transkript des Briefs zu lesen:

Der Streit im völkischen Lager Wir haben seinerzeit über den Verlauf der Versammlung berichtet, in der die Herren v. Graefe und Graf Reventlow in München über völkische Politik sprechen wollten, daran aber durch die Nationalsozialisten unter Effers (Essers?) Führung gehindert worden sind. Zu diesen Vorgängen erhalten wir nun von Herrn v. Graefe den nachstehenden offenen Brief, den wir wiedergeben wollen, ohne uns in diesen Streit zu mischen. Die Darlegungen v. Graefes beanspruchen jedenfalls ein gewisses historisches und allgemein-politisches Interesse. Schriftleitung. Offener Brief an Hitler „Eine denkwürdige Versammlung“ nennt ihr „Völk.Beob.“ die von Ihnen planmäßig gesprengte völkische Versammlung im Hofbräuhaussaal am 24. Februar d.J. Ihr Jubel über diesen „Erfolg“ der N.S.D.A.P. wird in ungemischter Freude voll schadenfrohen Hohn geteilt… von der schwarzrotgoldenen Internationale. Ich will mich nicht in diesen Konkurrenzstreit um den „Erfolg“ zwischen Ihnen und denen mischen, von denen ich bisher glaubte, daß wir sie gemeinsame bekämpften, aber ich will Ihnen gegenüber vor aller Oeffentlichkeit ein paar Feststellungen machen, die ich der völkischen Bewegung und vielleicht auch mir selbst schuldig bin. 1. Seit jenem Tage, an dem Sie, aus Landsberg zurückgekehrt, das auf der großen völkischen Tagung in Weimar machtvoll zum Ausdruck gekommene Sehnen der organisatorischen Vereinigung unserer beiden völkischen Bewegungen bewußt mißachteten, ja sogar eine gemeinsame Aussprache mit Ludendorff und mir darüber ablehnten, haben wir von der deutschvölkischen Freiheitsbewegung im Norden Deutschlands, trotz aller erfahrenen persönlichen Kränkungen den Glauben an die schließliche Gemeinsamkeit unserer völkischen Ziele nicht aufgegeben, auch wenn sich unsere Wege zunächst trennten, weil Sie des m.E. irrigen Glaubens waren, ohne uns das Vertrauen der Arbeiterkreise leichter gewinnen zu können. Wir haben eine stillschweigende Kameradschaft zwischen uns auch weiterhin anerkannt; wir haben sie nicht in der Fraktionsgemeinschaft mit Ihren Freunden im Reichstag aufrecht erhalten, sondern wir haben sie auch im Lande praktisch (?) bewährt, indem wir sowohl gegenüber Ihren eigenen Versammlungen im Norden Deutschlands, wie diejenigen Ihrer Vertreter hier oben eine absolut freundschaftliche Haltung bekundeten. Nicht ein einziger Angriff ist in den Diskussionen der N.S.D.A.P.-Versammlungen von unserer Seite erfolgt, unsere Zeitungen haben vielmehr die freundlichsten Berichte über Ihre und Ihrer Freunde Veranstaltungen gebracht. Damit vergleichen Sie bitte die „Begrüßung“, die Sie persönlich meinem Freunde Reventlow und mir im „V.B.“ vom 24. Februar entgegenbrachten… 2. Ich will aus der Fülle der Scheltworte, mit denen Sie uns bedenken, nur das äußerlich zwar am wenigsten krasse, innerlich aber schnödeste herausgreifen: Sie sprechen von uns als „Feinden“! Das sagen Sie zu den Männern, die in weiten Kreisen Norddeutschlands Ihren Namen überhaupt erst so gepredigt haben, daß Sie daraufhin an eine Agitation für die N.S.D.A.P. in diesen Gebieten denken konnten, -- daß sagen Sie zu dem Manne, der am 9. November 1923 an Ihrer Seite zum Odeonsplatz marschierte! Wer hat am Abend des 9. November auf der Redaktion des „V.B.“ gesessen, um in Flugblättern, die in Tausenden von Exemplaren noch in derselben Nacht in Mönchen und bereits am folgenden Morgen in Berlin usw. verbreitet wurden, die ungeheuerlichen Vorgänge jenes Tages wahrheitsgemäß der Oeffentlichkeit zu künden? Da war kein Esser, kein Streicher, kein Buttmann und keiner der „tapferen Helden“ vom 24. Februar ds. Js. Zu finden, sondern da hat Viktor v. Koerber mit mir gesessen und bis spät in die Nacht hinein haben wir für Recht und Wahrheit gewirkt. -- -- Ich erinnere daran nicht etwa, um uns zu rühmen, denn uns war das selbstverständliche Pflicht, aber ich muß in dieser Stunde daran erinnern, wo Sie mich, den „fahlen Albrecht von Graefe“, als „Feind“ zu bezeichnen den traurigen Mut finden; denn ich lasse mir meine reine Soldatenehre als deutscher Mann und alter Frontkämpfer auch von Ihnen nicht beflecken! … (im Original) Haben Sie ganz die Stunde vergessen und alles, was Sie mir damals sagten, als wir uns zum ersten Male nach jenem Tage während des großen Prozesses in München wiedersahen und wohl fast eine Stunde allein miteinander den gemeinsamen Kampf der Zukunft besprachen?... (im Original) 3. Was ist seitdem geschehen, das aus dem „Freunde“ einen bittergehaßten „Feind“ machen konnte? Sie wissen, dass ich bis zur letzten Minute, -- -- ich erinnere Sie an meinen Brief, den ich Ihnen nach Landsberg schrieb -- - ehrlich darum gerungen hab, Sie von dem nach meiner Ueberzeugung grundfalschen Entschluß der Trennung unserer Bewegungen abzubringen; Ihre Vertreter in unserer gemeinsamen Reichstagsfraktion von damals sind dessen Zeuge, wie restlos ich alles Persönliche um der großen Sache willen zurückgestellt habe. Die Trennung war einzig und allein Ihr persönlicher Wille, nicht der meine. Hierauf können Sie also meine „Feindesrolle“ nicht gründen! – Es kam die Meinungsverschiedenheit über die Präsidentschaftskandidatur Ludendorffs. Diese Meinungsverschiedenheit konnten, wenn anders die Motive auf beiden Seiten wirklich ehrlicher Ueberzeugung entsprangen, niemals einen Grund für „Feindschaft“ bilden. 4. Sie sind ergrimmt darüber, daß wir die Freundschaft mit demjenigen Teile der Nationalsozialisten in Süddeutschland fortsetzen, die mit uns an der alten Gemeinschaft der völkischen Bewegung im Gegensatz zu Ihrem Trennungsbeschluß festhalten, und nach unserer Überzeugung damit den weiteren Blick für die Bedeutung und die Aufgaben der völkischen Bewegung gegenüber der Riesenmacht ihrer geeinten Feinde bekunden. Herr Hitler, Sie haben am allerwenigsten die Legitimation, nach allem, was zwischen uns beiden bestand, und was Sie ohne jeden inneren Grund von sich geworfen haben, denen Untreue vorzuwerfen, die an der großen völkischen Gemeinschaft festhalten wollen, und zu denen ein Mann von so schlichter, echter deutscher Treue gehört, wie Anton Drexler, der schon vor Ihnen das nationalsozialistische Banner mutvoll in Deutschland entrollte! Als „Feinde“ der völkischen Bewegung könnten viel eher diejenigen erscheinen, die das mehr oder minder kleine persönliche Ich mit dem großen Gedanken der Volksbewegung verwechseln und darüber den ehernen Grundsatz des großen Königs vergessen, daß wahre Führer die ersten Diener einer Gemeinschaft sein sollen… Darum, was Sie am 24. Februar aufgeführt haben, das war kein völkisches „Siegesfest“, das war eine triste Kopie der den Acheron aufwühlenden eitlen Methoden der finsteren, nur verneinenden Mächte, die wir einst gemeinsam bekämpfen wollte, und die, wills Gott, auch die nationalsozialistische Bewegung einmal wieder mit uns zusammen bekämpfen wird, wenn sie zu der Erkenntnis der für den Sieg unentbehrlichen, großen völkischen Gemeinschaft zurückgekehrt sein wird, und wenn vielleicht auch Sie sich zurückgefunden haben werden zu den Zeiten Ihrer ehemaligen schlichten Größe, wo Sie der hinreißende Trommler für den einstigen Diktator sein wollten, ohne dessen Mission selbst vorzugreifen. Inzwischen aber wird uns der 24. Februar nur das Verantwortlichkeitsgefühl dafür stärken können, ohne jede Bitterkeit gegen diejenigen, die uns zwar als „Feinde“ behandelten, in denen wir aber trotzdem keine Feinde, sondern nur zurzeit Irregeführte erkennen, den Kampf fortzuführen für die Einheit und Reinheit der großen völkischen Bewegung. Denn ohne solche Läuterung müßte auch die letzte Hoffnung auf eine Befreiung unseres deutschen Volkes aus seinen internationalkapitalistischen Sklavenketten zerschellen. Berlin, den 28. Februar 1926

A.v. Graefe-Goldebee.
English: open letter from Albrecht von Graefe (politician) to Adolf Hitler concerning the ongoing conflict between the NSDAP and the DVFB.
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Kurzbeschreibungen

Mikrofilm-Scan des Offenen Briefs von Albrecht von Graefe-Goldebee an Adolf Hitler. Der Brief erschien in der München-Augsburger-Abendzeitung, Titelseite

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