Deutsche Zeitung in Norwegen
Die Deutsche Zeitung in Norwegen war eine Tageszeitung mit Redaktionssitz in Oslo, die während des Zweiten Weltkriegs vom 20. Mai 1940 an, noch vor der Kapitulation der letzten norwegischen Soldaten, erschien. Die Zeitung wurde vom Europa-Verlag, eine Tochterfirma des von Max Amann geleiteten Franz-Eher-Verlags, herausgegeben.[1] Sie erwies sich schnell als lukrativ, was nicht zuletzt daran geschuldet war, dass die Besatzungsbehörden Amanns Zeitungen gewöhnlich eine Mindestabnahme von 30–40.000 Exemplaren garantierten.[2] So diente die Deutsche Zeitung in Norwegen dann auch Vorbild für die Deutsche Zeitung in den Niederlanden,[3] der noch weitere Besatzungszeitungen folgten. Im Januar 1943 erreichten diese Blätter schließlich eine Gesamtauflage von über einer Million Exemplaren.[2]
Die Zeitung war als Zivilzeitung konzipiert, auch wenn ihre Leserschaft eigentlich nur aus Soldaten bestehen konnte.[4] Hier bestand ein deutlicher Unterschied zur Deutschen Zeitung in den Niederlanden, die zusätzlich auch Auslandsdeutsche und die niederländische Bevölkerung erreichen sollte.[3] In Norwegen erschien auch die Wochenzeitung Wacht im Norden, die kostenlos an Soldaten versandt wurde. Diese sah die Deutsche Zeitung in Norwegen durchaus als Konkurrenz an.[5] Im übrigen sorgte der Verlag der letzteren trotz dieser Situation auch für den Druck der Wacht im Norden.[6]
Aufgrund der schwierigen Vertriebssituation, die durch die teilweise großen Entfernungen begründet war, wurde bereits Ende 1940 beschlossen, einen Ableger in der nordnorwegischen Stadt Tromsø zu gründen. Dieser sollte bereits Mitte Januar 1941 starten, dieser Termin musste jedoch auf Februar verschoben werden, da keine Redakteure und Setzer in Deutschland gefunden worden konnten, die bereit waren, eine Tätigkeit derart hoch im Norden aufzunehmen.[7] Aufgrund dessen griff man als Notlösung vorerst auf die bestehende Redaktion des örtlichen Kamerad im Norden zurück und gliederte diese Soldatenzeitung für eine Weile als Beilage in die neue Deutsche Polarzeitung ein.[4] Allerdings brachte die Zugehörigkeit zum Verlag der Deutschen Zeitung in Norwegen auch Vorteile, denn die Luftwaffe stellte in den Nachtstunden eine Fernschreibleitung nach Tromsø zur Verfügung, sodass der Inhalt der Zeitung tagesaktuell gehalten werden konnte.[8] Das aus 23 Mitarbeitern bestehende Personal entstammte aus verschiedensten Teilen der Wehrmacht, jedoch sollte die Deutsche Polarzeitung wie ihre Mutterzeitung eine Zivilzeitung werden, die vollständige Umwandlung in eine solche zog sich bis Juli 1943 hin. Die Auflage schwankte zwischen 15.000 und 17.000 Exemplaren. Im Anschluss an den Waffenstillstand Finnlands mit der Sowjetunion im September 1944 wurde die Zeitung zwei Monate später mit dem Lappland-Kurier zum neuen Polar-Kurier zusammengelegt.[9]
Nach Angaben Ammans hatten die Redakteure seiner Besatzungszeitungen größere Freiheit als die des Deutschen Reiches, doch bei näherer Betrachtung konnte von einem großen Unterschied zu den letzteren nicht die Rede sein.[10] Bis Mitte Juli 1940 durchlief die Deutsche Zeitung in Norwegen eine militärische Zensur bei der Propagandastaffel Norwegen, die auch für personelle Unterstützung sorgte, anschließend wurde die Überwachung durch die Dienststelle des Wehrmacht-Propaganda-Offiziers übernommen.[11] Die Zeitung war wie ihre Schwesterblätter für die alliierte Abwehr oft von noch größerem Interesse als die des Reichs, da sich über sie wichtige Informationen über die Aktionen und Absichten der deutschen Besatzungsbehörden gewinnen ließen.[12]
Die Deutsche Zeitung in Norwegen und ihr Ableger konnten bis zum Kriegsende in Europa, also dem 8. Mai 1945, erscheinen, da das Land bis zuletzt besetzt blieb. Damit war sie die langlebigste deutsche zivile Besatzungszeitung im Zweiten Weltkrieg (annektierte Gebiete ausgenommen).[13]
Literatur
- Heinz-Werner Eckhardt: Die Frontzeitungen des deutschen Heeres 1939–1945, Wilhelm Braumüller Universitäts-Verlagsbuchhandlung, Wien / Stuttgart 1975, ISBN 3-7003-0080-8
- Oron J. Hale: Presse in der Zwangsjacke 1933-45, Droste, Düsseldorf 1965, dt. Übersetzung von The captive press in the Third Reich, University Press, Princeton 1964
- Thomas Tavernaro: Der Verlag Hitlers und der NSDAP: Die Franz Eher Nachfolger GmbH, Praesens, Wien 2004, ISBN 3-7069-0220-6
Einzelnachweise
- ↑ Paul Hoser, Franz Eher Nachf. Verlag (Zentralverlag der NSDAP), in: Historisches Lexikon Bayerns, letzter Abruf 7. April 2008 u. Christoph Sauer: Die Deutsche Zeitung in den Niederlanden, in: Markku Moilanen, Liisa Tiittula (Herausgeber): Überredung in der Presse: Texte, Strategien, Analysen, de Gruyter, Berlin 1994, ISBN 978-3-11-014346-1, S. 199.
- ↑ a b Oron J. Hale: Presse in der Zwangsjacke 1933-45, Droste, Düsseldorf 1965, dt. Übersetzung von The captive press in the Third Reich, University Press, Princeton 1964, S. 280.
- ↑ a b Christoph Sauer: Die Deutsche Zeitung in den Niederlanden, in: Markku Moilanen, Liisa Tiittula (Herausgeber): Überredung in der Presse: Texte, Strategien, Analysen, de Gruyter, Berlin 1994, ISBN 978-3-11-014346-1, S. 198.
- ↑ a b Heinz-Werner Eckhardt: Die Frontzeitungen des deutschen Heeres 1939–1945, Wilhelm Braumüller Universitäts-Verlagsbuchhandlung, Wien / Stuttgart 1975, ISBN 3-7003-0080-8, S. 41.
- ↑ Eckhardt 1975, S. 39.
- ↑ Eckhardt 1975, S. 39–40.
- ↑ Eckhardt 1975, S. 38 u. 40.
- ↑ Eckhardt 1975, S. 41–42.
- ↑ Eckhardt 1975, S. 43–45.
- ↑ Hale 1964, S. 281.
- ↑ Eckhardt 1975, S. 37–38.
- ↑ Hale 1964, S. 281.
- ↑ Eckhardt 1975, S. 5 u. 45.