Die Bauernhochzeit

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Die Bauernhochzeit (Pieter Brueghel der Ältere)
Die Bauernhochzeit
Pieter Brueghel der Ältere, um 1568
Öl auf Eichenholz
114 × 164 cm
Kunsthistorisches Museum Wien
Vorlage:Infobox Gemälde/Wartung/Museum

Die Bauernhochzeit (niederländisch: De Boerenbruiloft) ist ein Gemälde des flämischen Malers Pieter Brueghel des Älteren.

Das Gemälde

Inhalt und Beschreibung

Das Bild zeigt das Innere einer großen Scheune, in der eine bäuerliche Hochzeitsgesellschaft feiert. Im Gegensatz zu früheren Werken verzichtet Bruegel hier auf die Übersicht, sondern zeigt das Geschehen direkt aus Augenhöhe. An der weiß gedeckten Tafel herrscht lebhaftes Gedränge. Die Gäste sitzen auf derben Holzbänken ohne Lehne sowie auf einfachen Hockern. Auf der Strohwand hinter der Braut hängt ein grünes Tuch, auf dem die papierene Brautkrone befestigt ist –- ein Bräutigam ist nicht zu bestimmen.

Zwei Männer tragen auf einer Holztüre gefüllte, flache Breiteller heran. Der Vordere ist die am größten dimensionierte Figur und farblich mit der blauen Jacke kontrastierend gestaltet. Bei ihm treffen sich die Halbdiagonalen der vorderen Sitzreihen, die hinteren Stücke seiner Schürze zeigen die Mittelachse an. Der Zweite trägt einen Holzlöffel am Hut und ist so als Wanderarbeiter zu erkennen. [1]

Ein an der Stirnseite der Tafel sitzender Mann reicht die Teller an die Gäste weiter, die von einem an der Stirnseite der Tafel sitzenden Mann an die Gäste weitergereicht werden, während am linken Bildrand ein Helfer das Hochzeitsbier in kleinere Krüge umfüllt. Neben der Braut im hohen Lehnstuhl sitzt der Notar, rechts davon unterhält sich ein Franziskanermönch mit dem Gutsherrn, dessen Hund unter dem Tisch hervorlugt.[2] Für Musik sorgen zwei Sackpfeifer, von denen der eine sehnsüchtig nach den Essen schaut. Im Vordergrund leckt ein Kind eine schon leergegessene Schüssel aus.

Löffel waren damals rund (die heutige ovale Form kam erst viel später auf) und Messer galten als vielseitige Werkzeuge, auch das Kind im Vordergrund trägt eines davon.Referenzfehler: Ungültige <ref>-Verwendung: „ref“ ohne Namen muss einen Inhalt haben.

Motiv und Deutung

Ausschnitt (Bildmitte)

Er ist mit der Braut gekommen lautet ein flämisches Sprichwort, wenn jemand nicht arbeitet, auch die Braut durfte an der Tafel keinerlei Tätigkeit verrichten und auch nicht essen und sprechen. Die Arbeit bleibt jedoch durch die Strohwand und die gekreuzten Garben mit Rechen gegenwärtig.[3] Der Bräutigam fehlt, weil dieser traditionell bei der Hochzeitstafel nicht anwesend sein durfte.[2] Die essenden und trinkenden Bauern mögen erheiternd wirken, es spricht jedoch einiges dafür dass Bruegel durchaus ernste Absichten verfolgte. Ein beliebtes biblisches Motiv war etwa im 16. Jahrhundert die Hochzeit von Kana, bei der (nach Joh 2,1-12 EU) Jesus Wasser in Wein verwandelte. Bei solchen Darstellungen ist nicht nur stets eine Tafelgesellschaft zu sehen, sondern immer auch ein Mann der Krüge füllt - wie in Bruegels Bild links vorne. Außerdem war Spott vor allem in Drucken üblich.[3]

Geschichte

1594 erwarb Erzherzog Ernst in Brüssel Die Bauernhochzeit. Später wanderte sie nach Prag in die Sammlung von Kaiser Rudolf II.. Heute befindet sie sich im Kunsthistorischen Museum Wien, Saal 10, gemeinsam mit dem Turmbau zu Babel, den Kinderspielen und dem Kampf zwischen Karneval und Fasten.[4] Das Bild wurde zu einem unbekannten Zeitpunkt unten beschnitten und später wieder ergänzt.

Rezeption

Es waren Bilder wie dieses, die Pieter Brueghel den Beinamen „Bauernbrueghel“ eintrugen. Er schildert die Hochzeit mit Humor, doch ohne Überheblichkeit des Städters, sondern vermittelte ein farbiges Bild der Lebensweise der Landbevölkerung, wie sie bis dahin in der Kunst unbekannt war.

Detail vom Ende der Tafel

Der flämische Schriftsteller und Maler Carel van Mander berichtete im Jahr 1604 über Brueghels Arbeitsweise:

Er arbeitete viel für einen Kaufmann Hans Francken, der ein wohlangesehener und braver Mann war und gern mit Brueghel verkehrte und täglich mit ihm zusammenkam. Mit diesem Francken ging Brueghel oftmals hinaus zu den Bauern, zu Kirmes und Hochzeit. Als Bauern verkleidet brachten sie Geschenke wie die andern, vorgebend, sie gehörten zu der Sippe oder der Landsmannschaft der Braut. Dabei ergötzte sich Brueghel daran, die Bauern in ihrer Art zu essen, trinken, tanzen, springen und lieben zu beobachten, was er sehr lustig und gefällig in Farben wiederzugeben verstand ... [5]

Die englische Buchautorin Sr. Wendy Beckett schreibt über das Bild:

Bei der berühmten Bauernhochzeit fallen zwar die derben Gestalten, die einfachen Gesichter und das zuweilen unbedarfte Lächeln auf, aber unser Amüsement hat, ebenso wie das Bruegels, einen bitteren Beigeschmack. Diese ärmliche, schlichte junge Braut ist mitleiderregend in ihrer kurzen Stunde des Triumphes, und wenn die Gäste das Mahl auch herunterschlingen, so sind es doch nur bescheidene Teller mit Grütze oder Brei. Und der spärliche Schmuck kann nicht darüber hinwegtäuschen, daß die Feier in der Scheune stattfindet. [6]

Moderne Populärkultur

In dem Comicband Asterix bei den Belgiern parodiert der Zeichner Albert Uderzo das Gemälde Bauernhochzeit, indem er es auf der vorletzten Seite beim Abschiedsfest in Belgien wiedergibt.

Literatur

  • Wendy Beckett: „Die Geschichte der Malerei: 8 Jahrhunderte abendländische Kunst in 455 Meisterwerken“. Köln DuMont, 1995. ISBN 3-7701-3560-1
  • Rose-Marie Hagen, Rainer Hagen: „Meisterwerke im Detail: Vom Teppich von Bayeux bis Diego Rivera. Band I“. Köln: Taschen Verlag, 2006. ISBN 3-8228-4787-9
  • Wieland Schmied (Hg.): „Harenberg Museum der Malerei. 525 Meisterwerke aus sieben Jahrhunderten“. Dortmund: Harenberg Lexikon Verlag, 1999. ISBN 3-611-00814-1
  • Manfred Wundram: „Die berühmtesten Gemälde der Welt“. Bergisch-Gladbach: Imprimatur Druck- und Verlagsgesellschaft, 1976

Belege

  1. Beschreibung der Folien des Medienpaketes „Auf den Spuren von Renaissance und Barock“ (Abschnitt: Pieter Bruegel d. Ä.: Das Hochzeitsessen, S. 13 bis 14) Abgerufen am 29. Dezember 2008
  2. a b Kunsthistorisches Museum, Wien. DVD-ROM: interactiv:visit –- Gemäldegalerie, 2. Aufl. 2007 Audio-Kommentar zu Bauernhochzeit ISBN 978-3-902491-09-1"
  3. a b Rose-Marie und Rainer Hagen - Pieter Bruegel d. Ä. - Bauern, Narren und Dämonen, Köln: Benedikt Taschen Verlag GmbH 1999 S. 71 ff.
  4. Kunsthistorisches Museum, Wien. DVD-ROM Navigation Saal 10
  5. Wundram: „Die berühmtesten Gemälde der Welt
  6. Beckett: „Die Geschichte der Malerei

Weblinks