Die Sünden der Väter (1913)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Film
Titel Die Sünden der Väter
Produktionsland Deutschland
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 1913
Länge 3 Akte, 911 Meter, bei 18 BpS rund 45 Minuten
Produktions­unternehmen Deutsche Bioscop für PAGU
Stab
Regie Urban Gad
Drehbuch Urban Gad
Kamera Guido Seeber
Besetzung

Die Sünden der Väter ist der Titel eines „Mimischen Dramas“ (so der Untertitel des Stummfilms), das Urban Gad nach eigenem Drehbuche 1913 mit Asta Nielsen in der Hauptrolle für die Deutsche Bioscop GmbH in Berlin inszenierte. Die literarische Vorlage war ein Roman des deutschen Autors Hermann Sudermann.

Hannas Vater ist dem Alkohol verfallen und vertrinkt das Geld. Um die Haushaltskasse aufzubessern, nimmt sie eine Stelle als Modell bei einer Malakademie an. Dort lernt sie den jungen Maler Marten kennen und lieben. Der beginnt zwar ein Verhältnis mit ihr, vergisst sie aber rasch wieder, als er sich zu einem Studienaufenthalt nach Italien aufmacht. Enttäuscht beginnt Hanna nun ebenfalls zu trinken, um sich zu trösten.

Nach seiner Rückkehr aus Italien kennt Marten Hanna nicht mehr. Er spricht sie in einem Lokal an und bittet sie, ihm für eine allegorische Darstellung der Trunksucht Modell zu stehen. Hanna willigt ein. Doch als das Bild vollendet ist, zerstört sie es aus Rache wieder. Wie ihr Vater geht sie vor der Zeit zugrunde.

Die Aufnahmen entstanden zum Jahreswechsel 1912/13 im Bioscop-Atelier in Berlin-Neubabelsberg, Chausseestrasse 123.[2] An der Kamera stand der sächsische Kinopionier Guido Seeber, der 1911–1913 für die PAGU eine Reihe von Asta Nielsen-Filmen fotografiert hat.[3]

Der Film lag am 28. Januar 1913 der Berliner Zensur vor und wurde unter der Nr. 13.7 für Jugendliche verboten. Er lief auch unter dem Titel Die Sünde ihrer Väter. Die Erstaufführung fand am 28. Februar 1913 in Berlin statt. Den Erstverleih übernahm die Internationale Film-Vertriebs GmbH (Frankfurt am Main und Wien).[4]

In Dänemark hatte er erst am 25. August 1913 Première. Am 26. April 1914 lief er in den Vereinigten Staaten unter dem Titel The Devil’s Assistant an, alternativ hieß er dort auch Regina. Importiert wurde er durch Pathé Frères, vertrieben durch die General Film Company.[5]

Der Film ist nicht zu verwechseln mit dem fünf Jahre später entstandenen Aufklärungsfilm gleichen Titels, der auch unter dem Titel Vergiftete Menschen verliehen wurde. Darin ging es aber nicht um Alkoholismus, sondern um Geschlechtskrankheiten.[6]

„Die Geschichte von Maler und Modell nimmt hier eine rebellische Wendung: Auf die Erhöhung der Frau im Kunstwerk folgt der Fall, den eben diese Frau in der Wirklichkeit erleidet. Am Ende zerstört sie das Bild, für das sie als Vorbild des »Elends der Hoffnungslosen« herhalten musste.“

»Die Filmprimadonna«[7]

Der Film wurde besprochen in:

  • Union Theater Zeitung Nr. 8, 1913.
  • Union Theater Zeitung Nr. 9, 1913.
  • Lichtbildbühne Nr. 23, 1913.
  • Verbotene Kinematographenbilder Nr. 100, 1913, S. 132.

und ist verzeichnet bei

  • Lamprecht Vol. 13 No. 170
  • Birett: Verzeichnis in Deutschland gelaufener Filme. München 1980 (München) No. 311, 1913.

Er wurde aufgeführt

  • in den Lichtspielen Rendsburg, Schleifmühlenstraße 8, vom 17. bis 19. Mai 1913 unter dem Titel Die Sünden der Väter.

Im Rendsburger Tageblatt (Rendsburg) vom Samstag, den 17. Mai 1913 wurde der Film wie folgt angekündigt:

„Clou der Saison! […] Großartiges Schauspiel in 3 Akten von Urban Gad mit der weltberühmten Tragödin Asta Nielsen. »Die Sünden der Väter« ist der beste Kunstfilm, den uns Asta Nielsen und Urban Gad bis zum heutigen Tag gebracht haben. Nur 3 Tage ein Sensationsprogramm, welches wohl kaum übertroffen wird.“

Und nach gehabter Vorstellung ergänzte man am 19. Mai 1913 noch:

„Die erste Aufführung erzielte einen durchschlagenden Riesenerfolg bei besetztem Hause.“

Programm der Lichtspiele Rendsburg auf German Early Cinema Database[8]
  • im Kino „Colosseum“ Leipzig,[9] im „Wintergarten“ Leipzig[10] und im „Schloss Lindenfels“ Leipzig[11] am 28. Juli 1914 unter dem Titel Die Sünden der Väter.

Die Leipziger Volkszeitung (Leipzig) vom 28. Juli 1914 kündigte Die Sünden der Väter als „Ergreifendes Drama in 2 Akten. Nordischer Kunstfilm“ an ; er wurde zusammen mit dem Film Der Totgeglaubte – Ein Roman aus dem Leben in 3 Kapiteln. aufgeführt.[12]

In Prag lief der Film vom 23. April bis zum 1. Mai 1913 im Grand Theâtre Electrique Elite, Pořič 5.[13]

  • Gerald Bär: Das Motiv des Doppelgängers als Spaltungsphantasie in der Literatur und im deutschen Stummfilm (= Band 84 von Internationale Forschungen zur allgemeinen und vergleichenden Literaturwissenschaft, ISSN 0929-6999). Verlag Rodopi, 2005, ISBN 90-420-1874-7, S. 626.
  • Herbert Birett: Stummfilmmusik. Materialsammlung. Deutsche Kinemathek, Berlin 1970.
  • Heinrich Fraenkel: Unsterblicher Film. Die grosse Chronik. Von der Laterna Magica bis zum Tonfilm. Bildteil von Wilhelm Winckel. Kindler, München 1956 (Die hier auf S. 324, 327 abgebildeten Photos gehören jedoch zu dem amerikanischen part talkie (Teiltonfilm) Sins of the fathers von 1928 mit Ruth Chatterton und Emil Jannings!)
  • Gerhard Lamprecht: Deutsche Stummfilme, Bde. 1-8 und Gesamtregister: Deutsche Stummfilme aus den Jahren 1903 bis 1931. Deutsche Kinemathek, Berlin 1970.
  • Nicolaj Meyer: Asta Nielsen: Die Inszenierung „der Duse“ in Prag. Die Kinoanzeigen der Asta-Nielsen-Serie 1912/13 im Prager Tagblatt. Seminararbeit aus dem Seminar „Die ersten Filmstars“ im Fach Medienwissenschaft an der Universität Trier im Sommersemester 2013. (PDF online)
  • Ingrid Nohl: Das dramatische Werk Hermann Sudermanns. Versuch einer Darstellung seiner Gesellschaftskritik auf dem Theater im 19. und 20. Jahrhundert und im Film. Dissertation. Köln 1973 Vgl. Heidi
  • Stiftung Deutsche Kinemathek (Hrsg.): Das wandernde Bild. Der Filmpionier Guido Seeber (1879–1940). Kameramann, Erfinder, Techniker, Künstler, Filmemacher, Publizist. Elefanten Press, Berlin 1979.
  • Verbotene Kinematographenbilder. Alphabet. Verzeichnis verbot. Films zum Gebr. f. d. Polizei-Behörden u. Kinematographen-Inhaber. König, Guben o. J. – DNB 587306335.
  • Heide Schlüpmann, Eric de Kuyper, Karola Gramann, Sabine Nessel, Michael Wedel (Hrsg.): Unmögliche Liebe. Asta Nielsen, ihr Kino. 2. Auflage. Band 1, Verlag Filmarchiv Austria, Wien 2010, ISBN 978-3-902531-82-7.
  • Heide Schlüpmann, Eric de Kuyper, Karola Gramann, Sabine Nessel, Michael Wedel (Hrsg.): Nachtfalter. Asta Nielsen, ihre Filme. 2. Auflage. Band 2, Verlag Filmarchiv Austria, Wien 2010, ISBN 978-3-902531-83-4.
  • Friedrich von Zglinicki: Der Weg des Films. Geschichte der Kinematographie und ihrer Vorläufer. Rembrandt Verlag, Berlin 1956.

Abbildungen

  • Anzeige des Grand Theâtre Electrique Elite für den Film aus dem Prager Tagblatt vom 27. April 1913, „Packender Lebensroman in drei Akten von Urban Gad“, abgeb. bei Meyer PDF online
  • Standfoto aus dem Filmarchiv Austria

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Bei Frl. Stoike handelt es sich um eine der beiden zu dieser Zeit an Berliner Bühnen beschäftigten Schwestern Irma und Else Stoike
  2. Berliner Film-Ateliers. Ein kleines Lexikon, cinegraph.de
  3. 1911 In dem grossen Augenblick, Zigeunerblut, Die arme Jenny, Der fremde Vogel ; 1912 Das Mädchen ohne Vaterland, Die Kinder des Generals, Der Totentanz, Wenn die Maske fällt, Jugend und Tollheit, Der Tod In Sevilla und eben Die Sünden der Väter, vgl. Das Wandernde Bild S. 68 und cinematographers.nl (Memento vom 26. September 2023 im Internet Archive), dort auch Bilder von Seeber mit Kamera
  4. gegründet von dem rheinischen Kino-Unternehmer Christoph Mülleneisen, zusammen mit der Projektions-Aktien-Gesellschaft Union (PAGU) und der Österreichisch-Ungarischen Kino-Industrie GmbH., vgl. Meyer S. 3.
  5. IMDb/releaseinfo
  6. Die Sünden der Väter. In: filmportal.de. Deutsches Filminstitut, abgerufen am 10. Juli 2021.
  7. filmarchiv.at, S. 12 PDF online (Memento vom 26. Juni 2015 im Internet Archive)
  8. Programm der Lichtspiele Rendsburg (Memento des Originals vom 26. Juni 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.earlycinema.uni-koeln.de vom 19. Mai 1913, auf German Early Cinema Database.
  9. Colosseum, 1908–1928 Kino im Gebäude Roßplatz 12/13, vgl. Leipzig-Lexikon und Kinowiki
  10. Wintergarten-Lichtspiele, 1909–1989 Kino in der Eisenbahnstraße 56 (Neuschönefeld), vgl. Leipzig-Lexikon und Kinowiki
  11. Schaubühne Schloss Lindenfels, Leipzig-Plagwitz, Karl Heine Str. 50, eröffnet am 13. Februar 1913, vgl. allekinos.com
  12. GECD Programme #1262
  13. unter namentlicher Nennung Asta Nielsens und ihres Regisseurs Urban Gad in der Zeitungswerbung, vgl. Meyer, S. 8 : „Für Die Sünden der Väter, den Prager Abschlussfilm der Serie, findet der Drehbuchautor und Regisseur sogar in allen sechs Anzeigen Platz“.