„Dionysosheiligtümer von Pergamon“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[ungesichtete Version][ungesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
K Änderungen von Piha75 (Diskussion) rückgängig gemacht und letzte Version von Spuk968 wiederhergestellt (HG)
Piha75 (Diskussion | Beiträge)
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 1: Zeile 1:
<big>1. Der Dionysoskult in Pergamon
{{QS-Antrag|16. Januar 2011|2=Nicht wikifizierte Textwüste, Relevanz zu prüfen. --[[Benutzer:Scooter|Scooter]] <small> [[Benutzer Diskussion:Scooter|<span style="color:#0000FF"><sup>Sprich!</sup></span>]] </small> 13:39, 16. Jan. 2011 (CET)}}
1.1. Der Ursprung des Kultes
1.2. Die Attalisten


2. Die Heiligtümer
[[Datei:Modell Pergamonmuseum.jpg|miniatur|Der Tempel des Dionysos ist das untere Gebäude links]]
2.1. Der Tempel des Dionysos
Die '''Dionysosheiligtümer von Pergamon''' wurden Ende des 19. Jahrhunderts von deutschen Archäologen zusammen mit der Theaterterrasse freigelegt. Seitdem hat es mehrere Grabungen gegeben, die viele neue Kenntnisse über die Heiligtümer und den Kult des des [[Dionysos]] in [[Pergamon]] ergeben haben.
2.2. Das Attaleion


3. Forschungsgeschichte
==Der Dionysoskult in Pergamon==


4. Literatur
==Der Ursprung des Kultes==
Die Anfänge des Dionyoskultes in Pergamon sind nicht fassbar. Möglicherweise wurde der [[Gott]], der in Pergamon den Beinamen ''Kathegemon'' (= der Anführer) trug, bereits unter dem pergamenischen König [[Attalos I.]] (241 – 197 v. Chr.), spätestens aber unter seinem Nachfolger [[Eumenes II.]] (197-159 v. Chr.) zum obersten Gott des Königshauses aufgebaut. Die enge Verbindung zwischen Dionysoskult und Königshaus zeigte sich auch darin, dass der König vom Priester selbst und nicht vom Demos bestimmt wurde, dass er ein Mann aus der nächsten Verwandtschaft des Königs war. Der Priester brachte gemeinsam mit dem König die Opfer dar – aufgrund dieser und weiterer Eigenheiten, die im Zusammenhang mit dem Dionysoskult von Pergamon anhand von Inschriften ans Licht gebracht wurden, lässt sich schließen, dass die Bindungen zwischen der Königsfamilie und dem Dionysos Kathegemon besonders eng gewesen sein müssen Die Häufigkeit der Weihungen ließ manche Forscher zu dem Schluss kommen, die pergamenischen Könige hätten Dionysos als ihren Stammvater betrachtet (Scheer S.131), wofür es nach derzeitigem Forschungsstand aber keine Anhaltspunkte gibt. Neben der wichtigen Rolle, die Dionysos als Haus- und Familiengott der pergamenischen Könige spielte, war er aber vor allem ein Gott des Theaters und der unterhaltenden Künste, der Gott der musisch-heiteren Lebenskultur.


5. Weblinks
==Die Attalisten==
Die Attalisten waren eine Künstler[[gilde]], die als Dionysische [[Technitai|Techniten]] ihren Sitz ursprünglich in der Stadt [[Teos]], (an der kleinasiatischen Küste gelegen, etwa 35 km südwestlich von [[Izmir]], dem antiken [[Smyrna]],) hatte. Dort gab es ebenfalls ein großes Dionysos-Heiligtum. Diese Techniten kamen unter die Befehlsgewalt Pergamons, nachdem Eumenes II. nach dem [[Friede von Apameia|Frieden von Apameia]] im Jahr 188 v. Chr. auch jenes Gebiet an der Südküste Kleinasiens zugesprochen bekam, in dem sich die Stadt Teos befand. In Pergamon bildete sich dann ein Zweig dieser Vereinigung, der dann den Namen Attalisten (Attalai) erhielt. Diese Attalisten waren wohl Hofschauspieler und Musiker und ihre Hauptaufgabe war die Durchführung des Herrscherkults. Inschriften, die über die Aufgaben genauer Auskunft geben, wurden in Teos gefunden aber man nimmt an, dass sie sich auf Pergamon beziehen. Wahrscheinlich handelte es sich bei den Inschriften in Teos um Zweitschriften von Verordnungen, Beschlüssen usw., deren Originale in Pergamon aufgestellt waren, sich aber nicht erhalten haben. Wahrscheinlich ist, dass ein Nischenbau neben dem Theater von Pergamon, das Attaleion, den Attalisten als Vereinshaus zur Ausübung ihres Kultes gedient hat.


6. Einzelnachweise</big>
==Die Heiligtümer==
==Der Tempel des Dionysos==
<big>Der Ursprung des Kultes</big> Die Anfänge des [Dionyoskultes] in Pergamon sind nicht fassbar. Möglicherweise wurde der [Gott], der in Pergamon den Beinamen Kathegemon (= der Anführer) trug, bereits unter dem pergamenischen König [Attalos] I (241 – 197 v. Chr.), spätestens aber unter seinem Nachfolger [Eumenes] II (197-159 v. Chr.) zum obersten Gott des Königshauses aufgebaut.<ref>Radt, W.: Pergamon: Geschichte und Bauten einer antiken Metropole (Darmstadt 1999)S.188</ref> Die enge Verbindung zwischen [Dionysoskult] und Königshaus zeigte sich auch darin, dass der König vom [Priester] selbst und nicht vom [Demos] bestimmt wurde<ref>Ohlemutz, E.: Die Kulte und Heiligtümer der Götter in Pergamon (Darmstadt 1968) S.92</ref> dass er ein Mann aus der nächsten Verwandtschaft des Königs war. Der Priester brachte gemeinsam mit dem König die Opfer dar – aufgrund dieser und weiterer Eigenheiten, die im Zusammenhang mit dem [Dionysoskult] von [Pergamon] anhand von [Inschriften] ans Licht gebracht wurden, lässt sich schließen, dass die Bindungen zwischen der Königsfamilie und dem [Dionysos] Kathegemon besonders eng gewesen sein müssen Die Häufigkeit der [Weihungen] ließ manche Forscher zu dem Schluss kommen, die pergamenischen Könige hätten [Dionysos] als ihren Stammvater betrachtet, wofür es nach derzeitigem Forschungsstand aber keine Anhaltspunkte gibt.<ref>Scheer, T.S.: Mythische Vorväter. Zur Bedeutung griechischer Heroenmythen im Selbstverständnis kleinasiatischer Städte (München 1993)</ref> Neben der wichtigen Rolle, die Dionysos als Haus- und Familiengott der pergamenischen Könige spielte, war er aber vor allem ein Gott des [Theaters] und der unterhaltenden Künste, der Gott der musisch-heiteren Lebenskultur.<ref>Ohlemutz, E.: Die Kulte und Heiligtümer der Götter in Pergamon (Darmstadt 1968</ref> Auch noch in der römischen Kaiserzeit gab es in Pergamon einen ausgeprägten Dionysoskult, als Kultstätte diente der sog. Podiensaal
Ursprünglich hatten die Ausgräber einen am oberen Stadtmarkt der Burganlage befindlichen Tempel für den Dionysostempel gehalten. Erst einige Jahre später, Ende des 19. Jahrhunderts, erkannte man die Reste des am nördlichen Ende der Theater-Terrasse gelegenen Tempels für den Tempel des Dionysos. Er wurde vermutlich in den letzten Jahrzehnten des 2. Jahrhunderts v. Chr. unter Eumenes II errichtet. Der Tempel erhob sich über einer Freitreppe von 25 Stufen und lag 4,5 m über dem Niveau der Theaterterrasse. Er bestand aus Marmor und maß im Grundriss 21 x 12 m. Er war als ionischer Prostylos mit vier Säulen in der Front und doppelt tiefer Vorhalle gebaut und wurde unter Ausnutzung des Geländes wie in eine Felsnische hineingeschoben errichtet. Auf der Theaterterrasse lag vor dem Tempel der Opferaltar. Von dem ursprünglichen Tempel aus hellenistischer Zeit ist nicht viel erhalten. Verbrannte Marmorquadern der Cella-Innenwände lassen darauf schließen, dass das Gebäude zu großen Teilen durch Feuer zerstört wurde. In der [[Römische Kaiserzeit|römischen Kaiserzeit]] - wahrscheinlich unter Kaiser [[Caracalla]] (198-217), vielleicht aber auch unter [[Hadrian]] (117-138) – wurde der [Tempel] auf dem alten Grundriss und unter teilweiser Wiederverwendung der noch erhaltenen Bauteile erneuert. Dass der Wiederaufbau des Tempels in römischer Zeit weit weniger am hellenistischen Bau orientiert war als bislang angenommen, hat in jüngerer Zeit [[Ernst-Ludwig Schwandner]] nachgewiesen.


<big>
==Das Attaleion==
Die Attalisten</big> Die Attalisten waren eine Künstler[gilde],ein Sonderzweig der Dionysischen Techniten<ref>Radt, W.: Pergamon: Geschichte und Bauten einer antiken Metropole (Darmstadt 1999)S.193</ref> die ihren Sitz ursprünglich in der Stadt [Teos]hatte. Teos war an der kleinasiatischen Küste, etwa 35 km südwestlich des antiken Smyrna (heutiges Izmir). Dort gab es ebenfalls ein großes Dionysos-[Heiligtum]. Diese Techniten kamen unter die Befehlsgewalt Pergamons, nachdem [Eumenes] II nach dem Frieden von [Apameia] im Jahr 188 v. Chr. auch jenes Gebiet an der Südküste [Kleinasiens] zugesprochen bekam, in dem sich die Stadt [Teos] befand. In [Pergamon] bildete sich dann ein Zweig dieser Vereinigung, der dann den Namen Attalisten (Attalai) erhielt. Diese Attalisten waren wohl Hofschauspieler und Musiker und ihre Hauptaufgabe war die Durchführung des Herrscherkults. [Inschriften], die über die Aufgaben genauer Auskunft geben, wurden in [Teos] gefunden aber man nimmt an, dass sie sich auf [Pergamon] beziehen. Wahrscheinlich handelte es sich bei den Inschriften in [Teos] um Zweitschriften von Verordnungen, Beschlüssen usw., deren Originale in [Pergamon] aufgestellt waren, sich aber nicht erhalten haben. Wahrscheinlich ist, dass ein Nischenbau neben dem Theater von Pergamon, das [[Attaleion]], den Attalisten als Vereinshaus zur Ausübung ihres Kultes gedient hat.
Dieser wegen seiner Lage unmittelbar südlich des Theaters sog. Nischenbau kann aufgrund von Inschriften mit großer Wahrscheinlichkeit als das [[Attaleion]], das Vereinshaus der Attalisten, gedeutet werden. Das Gebäude ist eine dreistufige Terrassenanlage, es war von der Theaterterrasse aus über eine Treppe zu betreten, die in den 9,5 m breiten und 7,5 m tiefen Saal führte. Die mittlere Stufe des Gebäudes war möglicherweise eine Art Wandelhalle, von der eine Eingangstreppe in den ca. 1,5 m höher gelegenen Hauptsaal führte, der eine Breite von 10,32 m und eine Tiefe von 8,74 m hatte. Hinter dem Hauptsaal, der wahrscheinlich ein mit Klinen und Abflussrinnen für die Weinspenden ausgestatteter Bankettsaal gewesen ist, befand sich eine viereckige Nische mit nach hinten etwas aufeinander zulaufenden Seitenwänden. Vielleicht wurde in dem Raum Dionysos gemeinsam mit dem regierenden Herrscher verehrt, worauf der Hauptzweck des Vereins der Attalisten - die Ausübung des Herrscherkults – schließen lässt. Unmittelbar südlich neben der Nische befand sich eine Tür, die in einen Nebenraum führte. Die Rückwand des Raumes bildete der blanke Fels. Es wird angenommen, dass es sich bei diesem Raum um einen untergeordneten Raum, etwa ein Gerätedepot, gehandelt haben könnte. Eine Nutzung des Raumes im Zusammenhang mit den Dionysos-Mysterien wird ebenfalls für möglich gehalten. Über das äußere Erscheinungsbild des Attaleions, etwa darüber, ob alle Räume unter einem Dach lagen, lässt sich anhand der vorhandenen Reste keine Klarheit gewinnen.
<big>
Der Tempel des Dionysos</big> Ursprünglich hatten die Ausgräber einen am oberen Stadtmarkt der [Burg]anlage befindlichen [Tempel] für den Dionysostempel gehalten. Erst einige Jahre später, Ende des 19. Jahrhunderts, erkannte man die Reste des am nördlichen Ende der Theater-Terrasse gelegenen Tempels für den Tempel des [Dionysos]. Er wurde vermutlich in den letzten Jahrzehnten des 2. Jahrh. v. Chr. unter [Eumenes] II errichtet. Der Tempel erhob sich über einer Freitreppe von 25 Stufen und lag 4,5 m über dem Niveau der Theaterterrasse. Er bestand aus Marmor und maß im Grundriss 21 x 12 m. Er war als [ionisch]er [Prostylos] mit vier Säulen in der Front und doppelt tiefer Vorhalle gebaut und wurde unter Ausnutzung des Geländes wie ein in eine Felsnische hineingeschobener Podiumstempel errichtet.<ref>Radt, W.: Pergamon: Geschichte und Bauten einer antiken Metropole (Darmstadt 1999)S.189</ref> Auf der Theaterterrasse lag vor dem [Tempel] der Opfer[altar]. Von dem ursprünglichen Tempel aus hellenistischer Zeit ist nicht viel erhalten. Verbrannte [Marmor]quadern der [Cella]-Innenwände lassen darauf schließen, dass das Gebäude zu großen Teilen durch Feuer zerstört wurde.<ref>Radt, W.: Pergamon: Geschichte und Bauten einer antiken Metropole (Darmstadt 1999) S.190</ref> In der [römischen Kaiserzeit] - wahrscheinlich unter Kaiser [Caracalla] (198-217), vielleicht aber auch unter [Hadrian] (117-138) – wurde der [Tempel] auf dem alten Grundriss und unter teilweiser Wiederverwendung der noch erhaltenen Bauteile erneuert.<ref>Radt, W.: Pergamon: Geschichte und Bauten einer antiken Metropole (Darmstadt 1999)S.190</ref> Dass der Wiederaufbau des [Tempel]s in römischer Zeit weit weniger am hellenistischen Bau orientiert war als bislang angenommen, hat in jüngerer Zeit [Ernst-Ludwig Schwandner] nachgewiesen.


<big>Das Attaleion</big> Dieser wegen seiner Lage unmittelbar südlich des [Theaters] sog. Nischenbau kann aufgrund von Inschriften mit großer Wahrscheinlichkeit als das Attaleion, das Vereinshaus der [[Attalisten]], gedeutet werden. Das Gebäude ist eine dreistufige Terrassenanlage, es war von der Theaterterrasse aus über eine Treppe zu betreten, die in den 9,5 m breiten und 7,5 m tiefen Saal führte. Die mittlere Stufe des Gebäudes war möglicherweise eine Art Wandelhalle, von der eine Eingangstreppe in den ca. 1,5 m höher gelegenen Hauptsaal führte, der eine Breite von 10,32 m und eine Tiefe von 8,74 m hatte. Hinter dem Hauptsaal, der wahrscheinlich ein mit [Kline]n und Abflussrinnen für die Weinspenden ausgestatteter [Bankett]saal gewesen ist, befand sich eine viereckige Nische mit nach hinten etwas aufeinander zulaufenden Seitenwänden. Vielleicht wurde in dem Raum Dionysos gemeinsam mit dem regierenden Herrscher verehrt, worauf der Hauptzweck des Vereins der Attalisten - die Ausübung des Herrscherkults – schließen lässt. Unmittelbar südlich neben der Nische befand sich eine Tür, die in einen Nebenraum führte. Die Rückwand des Raumes bildete der blanke Fels. Es wird angenommen, dass es sich bei diesem Raum um einen untergeordneten Raum, etwa ein Gerätedepot, gehandelt haben könnte. Eine Nutzung des Raumes im Zusammenhang mit den [Dionysos]-Mysterien wird ebenfalls für möglich gehalten. Über das äußere Erscheinungsbild des Attaleions, etwa darüber, ob alle Räume unter einem Dach lagen, lässt sich anhand der vorhandenen Reste keine Klarheit gewinnen.<ref>Radt, W.: Pergamon: Geschichte und Bauten einer antiken Metropole (Darmstadt 1999) S.195</ref>
==Weblinks==
<big>
* http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/pergamonga
Literatur</big>
Ohlemutz, E.: Die Kulte und Heiligtümer der Götter in Pergamon (Darmstadt 1968)
Radt, W.: Pergamon: Geschichte und Bauten einer antiken Metropole (Darmstadt 1999)
Scheer, T.S.: Mythische Vorväter. Zur Bedeutung griechischer Heroenmythen im Selbstverständnis kleinasiatischer Städte (München 1993)
Schwandner, E.-L.: Beobachtungen zur hellenistischen Tempelarchitektur von Pergamon, in: Hermogenes und die hochhellenistische Architektur (Mainz 1990)S.85-102


<big>Weblinks</big> http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/pergamonga'''
[[Kategorie:Kult des Dionysos]]

<big>Einzelnachweise</big>
<references />

Version vom 16. Januar 2011, 18:02 Uhr

1. Der Dionysoskult in Pergamon 1.1. Der Ursprung des Kultes 1.2. Die Attalisten

2. Die Heiligtümer 2.1. Der Tempel des Dionysos 2.2. Das Attaleion

3. Forschungsgeschichte

4. Literatur

5. Weblinks

6. Einzelnachweise

Der Ursprung des Kultes Die Anfänge des [Dionyoskultes] in Pergamon sind nicht fassbar. Möglicherweise wurde der [Gott], der in Pergamon den Beinamen Kathegemon (= der Anführer) trug, bereits unter dem pergamenischen König [Attalos] I (241 – 197 v. Chr.), spätestens aber unter seinem Nachfolger [Eumenes] II (197-159 v. Chr.) zum obersten Gott des Königshauses aufgebaut.[1] Die enge Verbindung zwischen [Dionysoskult] und Königshaus zeigte sich auch darin, dass der König vom [Priester] selbst und nicht vom [Demos] bestimmt wurde[2] dass er ein Mann aus der nächsten Verwandtschaft des Königs war. Der Priester brachte gemeinsam mit dem König die Opfer dar – aufgrund dieser und weiterer Eigenheiten, die im Zusammenhang mit dem [Dionysoskult] von [Pergamon] anhand von [Inschriften] ans Licht gebracht wurden, lässt sich schließen, dass die Bindungen zwischen der Königsfamilie und dem [Dionysos] Kathegemon besonders eng gewesen sein müssen Die Häufigkeit der [Weihungen] ließ manche Forscher zu dem Schluss kommen, die pergamenischen Könige hätten [Dionysos] als ihren Stammvater betrachtet, wofür es nach derzeitigem Forschungsstand aber keine Anhaltspunkte gibt.[3] Neben der wichtigen Rolle, die Dionysos als Haus- und Familiengott der pergamenischen Könige spielte, war er aber vor allem ein Gott des [Theaters] und der unterhaltenden Künste, der Gott der musisch-heiteren Lebenskultur.[4] Auch noch in der römischen Kaiserzeit gab es in Pergamon einen ausgeprägten Dionysoskult, als Kultstätte diente der sog. Podiensaal

Die Attalisten Die Attalisten waren eine Künstler[gilde],ein Sonderzweig der Dionysischen Techniten[5] die ihren Sitz ursprünglich in der Stadt [Teos]hatte. Teos war an der kleinasiatischen Küste, etwa 35 km südwestlich des antiken Smyrna (heutiges Izmir). Dort gab es ebenfalls ein großes Dionysos-[Heiligtum]. Diese Techniten kamen unter die Befehlsgewalt Pergamons, nachdem [Eumenes] II nach dem Frieden von [Apameia] im Jahr 188 v. Chr. auch jenes Gebiet an der Südküste [Kleinasiens] zugesprochen bekam, in dem sich die Stadt [Teos] befand. In [Pergamon] bildete sich dann ein Zweig dieser Vereinigung, der dann den Namen Attalisten (Attalai) erhielt. Diese Attalisten waren wohl Hofschauspieler und Musiker und ihre Hauptaufgabe war die Durchführung des Herrscherkults. [Inschriften], die über die Aufgaben genauer Auskunft geben, wurden in [Teos] gefunden aber man nimmt an, dass sie sich auf [Pergamon] beziehen. Wahrscheinlich handelte es sich bei den Inschriften in [Teos] um Zweitschriften von Verordnungen, Beschlüssen usw., deren Originale in [Pergamon] aufgestellt waren, sich aber nicht erhalten haben. Wahrscheinlich ist, dass ein Nischenbau neben dem Theater von Pergamon, das Attaleion, den Attalisten als Vereinshaus zur Ausübung ihres Kultes gedient hat. Der Tempel des Dionysos Ursprünglich hatten die Ausgräber einen am oberen Stadtmarkt der [Burg]anlage befindlichen [Tempel] für den Dionysostempel gehalten. Erst einige Jahre später, Ende des 19. Jahrhunderts, erkannte man die Reste des am nördlichen Ende der Theater-Terrasse gelegenen Tempels für den Tempel des [Dionysos]. Er wurde vermutlich in den letzten Jahrzehnten des 2. Jahrh. v. Chr. unter [Eumenes] II errichtet. Der Tempel erhob sich über einer Freitreppe von 25 Stufen und lag 4,5 m über dem Niveau der Theaterterrasse. Er bestand aus Marmor und maß im Grundriss 21 x 12 m. Er war als [ionisch]er [Prostylos] mit vier Säulen in der Front und doppelt tiefer Vorhalle gebaut und wurde unter Ausnutzung des Geländes wie ein in eine Felsnische hineingeschobener Podiumstempel errichtet.[6] Auf der Theaterterrasse lag vor dem [Tempel] der Opfer[altar]. Von dem ursprünglichen Tempel aus hellenistischer Zeit ist nicht viel erhalten. Verbrannte [Marmor]quadern der [Cella]-Innenwände lassen darauf schließen, dass das Gebäude zu großen Teilen durch Feuer zerstört wurde.[7] In der [römischen Kaiserzeit] - wahrscheinlich unter Kaiser [Caracalla] (198-217), vielleicht aber auch unter [Hadrian] (117-138) – wurde der [Tempel] auf dem alten Grundriss und unter teilweiser Wiederverwendung der noch erhaltenen Bauteile erneuert.[8] Dass der Wiederaufbau des [Tempel]s in römischer Zeit weit weniger am hellenistischen Bau orientiert war als bislang angenommen, hat in jüngerer Zeit [Ernst-Ludwig Schwandner] nachgewiesen.

Das Attaleion Dieser wegen seiner Lage unmittelbar südlich des [Theaters] sog. Nischenbau kann aufgrund von Inschriften mit großer Wahrscheinlichkeit als das Attaleion, das Vereinshaus der Attalisten, gedeutet werden. Das Gebäude ist eine dreistufige Terrassenanlage, es war von der Theaterterrasse aus über eine Treppe zu betreten, die in den 9,5 m breiten und 7,5 m tiefen Saal führte. Die mittlere Stufe des Gebäudes war möglicherweise eine Art Wandelhalle, von der eine Eingangstreppe in den ca. 1,5 m höher gelegenen Hauptsaal führte, der eine Breite von 10,32 m und eine Tiefe von 8,74 m hatte. Hinter dem Hauptsaal, der wahrscheinlich ein mit [Kline]n und Abflussrinnen für die Weinspenden ausgestatteter [Bankett]saal gewesen ist, befand sich eine viereckige Nische mit nach hinten etwas aufeinander zulaufenden Seitenwänden. Vielleicht wurde in dem Raum Dionysos gemeinsam mit dem regierenden Herrscher verehrt, worauf der Hauptzweck des Vereins der Attalisten - die Ausübung des Herrscherkults – schließen lässt. Unmittelbar südlich neben der Nische befand sich eine Tür, die in einen Nebenraum führte. Die Rückwand des Raumes bildete der blanke Fels. Es wird angenommen, dass es sich bei diesem Raum um einen untergeordneten Raum, etwa ein Gerätedepot, gehandelt haben könnte. Eine Nutzung des Raumes im Zusammenhang mit den [Dionysos]-Mysterien wird ebenfalls für möglich gehalten. Über das äußere Erscheinungsbild des Attaleions, etwa darüber, ob alle Räume unter einem Dach lagen, lässt sich anhand der vorhandenen Reste keine Klarheit gewinnen.[9] Literatur Ohlemutz, E.: Die Kulte und Heiligtümer der Götter in Pergamon (Darmstadt 1968) Radt, W.: Pergamon: Geschichte und Bauten einer antiken Metropole (Darmstadt 1999) Scheer, T.S.: Mythische Vorväter. Zur Bedeutung griechischer Heroenmythen im Selbstverständnis kleinasiatischer Städte (München 1993) Schwandner, E.-L.: Beobachtungen zur hellenistischen Tempelarchitektur von Pergamon, in: Hermogenes und die hochhellenistische Architektur (Mainz 1990)S.85-102

Weblinks http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/pergamonga

Einzelnachweise

  1. Radt, W.: Pergamon: Geschichte und Bauten einer antiken Metropole (Darmstadt 1999)S.188
  2. Ohlemutz, E.: Die Kulte und Heiligtümer der Götter in Pergamon (Darmstadt 1968) S.92
  3. Scheer, T.S.: Mythische Vorväter. Zur Bedeutung griechischer Heroenmythen im Selbstverständnis kleinasiatischer Städte (München 1993)
  4. Ohlemutz, E.: Die Kulte und Heiligtümer der Götter in Pergamon (Darmstadt 1968
  5. Radt, W.: Pergamon: Geschichte und Bauten einer antiken Metropole (Darmstadt 1999)S.193
  6. Radt, W.: Pergamon: Geschichte und Bauten einer antiken Metropole (Darmstadt 1999)S.189
  7. Radt, W.: Pergamon: Geschichte und Bauten einer antiken Metropole (Darmstadt 1999) S.190
  8. Radt, W.: Pergamon: Geschichte und Bauten einer antiken Metropole (Darmstadt 1999)S.190
  9. Radt, W.: Pergamon: Geschichte und Bauten einer antiken Metropole (Darmstadt 1999) S.195