Quelltext der Seite Endsilbenreim

Als '''Endsilbenreim''' bezeichnet man in der [[Verslehre]] eine Form des [[Reim]]s, bei der im Gegensatz zum gewöhnlichen Reim, bei dem eine lautliche Übereinstimmung ab der letzten betonten Silbe besteht (''Stammsilbenreim''), nur in der letzten (unbetonten) Silbe übereinstimmt.

<poem>{{Zitat|Nû denchent, wîb unde <u>man</u>,
war ir sulint werdan.|Übersetzung=Nun denkt, Frau und <u>Mann</u>
was aus euch soll werden.|[[Noker von Zwiefalten]]: ''Memento mori'', um 1070}}</poem>

Stehen am Versende zwei unbetonte Silben ([[klingende Kadenz]]), so kann sich der Endsilbenreim auf beide beziehen.
Stimmt auch der vorangehende Konsonant überein, so spricht man von einem ''gestützten Endsilbenreim''. Beispiele: ''zi<u>ti</u>'' – ''no<u>ti</u>''; ''Ha<u>gene</u>'' – ''de<u>gene</u>'' (''[[Nibelungenlied]]'').

Das [[Althochdeutsche Sprache|Althochdeutsche]] kannte noch volle Endsilbenvokale (zum Beispiel ''bena'' „Beine“ oder ''bluoda'' „Blute“), ein Reim unbetonter oder nebentoniger Endsilben war daher vollwertig, nach Abschwächung der Endsilbenvokale zum [[Schwa]] ({{IPA-Phon|ə}}) im [[Frühmittelhochdeutsch]]en wurde das jedoch nicht mehr hinreichend empfunden, der Endsilbenreim wird daher selten. Nicht abgeschwächte Vokale am Versende werden aber weiterhin gereimt:
<poem>{{Zitat|… und was im sîn gevidere alrôt guld<u>în</u>.
Got sende si zesamene, die geliep wellen gerne s<u>în</u>.|[[Der von Kürenberg]]: Falkenlied|ref=<ref>''Minnesangs Frühling'' 3,17; Wortlaut nach C</ref>}}</poem>

== Literatur ==
* Otto Knörrich: ''Lexikon lyrischer Formen'' (= ''[[Kröners Taschenausgabe]].'' Band 479). 2., überarbeitete Auflage. Kröner, Stuttgart 2005, ISBN 3-520-47902-8, S.&nbsp;56&nbsp;f.
* [[Gero von Wilpert]]: ''Sachwörterbuch der Literatur.'' 8. Auflage. Kröner, Stuttgart 2013, ISBN 978-3-520-84601-3, S.&nbsp;211.

== Einzelnachweise ==
<references />

[[Kategorie:Reim]]