Quelltext der Seite Euskirchener Kreisbahnen

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'''Euskirchener Kreisbahnen''' (EKB) war der Name eines Kleinbahnnetzes von 57&nbsp;km Länge in [[Meterspur]], das der 
[[Kreis Euskirchen]] ([[Rheinland]]) betrieb („[[Eigenbetrieb]]“). Die Kosten des Bahnbaus trug der Kreis allein.

== Betriebsführung ==
Die Strecken waren von der Bahnbaufirma [[Lenz & Co GmbH]] im Auftrag des Kreises erbaut und anfangs auch betrieben worden. Diese übertrug die Betriebsführung 1897 an ihre Tochter, die [[Westdeutsche Eisenbahn-Gesellschaft]] (WEG) in Köln. Von 1928 bis 1949 lag sie in den Händen der [[Vereinigte Kleinbahnen AG|Vereinigten Kleinbahnen AG]] (VKA), bis der damalige [[Landkreis Euskirchen]] selbst diese Aufgabe übernahm. 

== Strecken ==
=== Erftstrecke ===
Schon im Herbst 1894 konnten [[Zuckerrübe]]n zwischen [[Liblar]] und [[Erp (Erftstadt)|Erp]] befördert werden. Nach der Fertigstellung der ersten Strecken begann am 26.&nbsp;Januar 1895 der öffentliche Güterverkehr und am 1.&nbsp;März 1895 auch der Personenverkehr. Den Schwerpunkt der Gütertransporte bildeten neben Rüben die [[Braunkohle]] und die daraus hergestellten [[Brikett]]s aus den großen Liblarer [[Brikettfabrik]]en (insbesondere die [[Grube Donatus]]).

Ausgangspunkt der „Erftstrecke“ war der Bahnhof ''Liblar Kleinbahnhof'' (später ''Liblar EKB''), der anfangs gemeinsam mit der [[Mödrath-Liblar-Brühler Eisenbahn]] benutzt wurde. Liblar liegt an der [[Eifelstrecke|Eifelbahn]] Köln&nbsp;– Trier (der Bahnhof heißt heute ''[[Erftstadt]]'', wovon Liblar seit 1969 ein Stadtteil ist). Von hier führte die Strecke nach Westen über die [[Erft]] bis [[Lechenich]] und wandte sich dann südlich nach Mülheim-Wichterich. Hier war der Betriebsmittel- und Ausgangspunkt der „Eifelstrecke“. Die „Erftstrecke“ erreichte nach acht Kilometern die Kreisstadt Euskirchen, wo sich der Bahnhof ''Euskirchen Kölner Straße'', 275&nbsp;Meter vom Bahnhof ''Euskirchen'' der Staatsbahn entfernt, befand. Bis 4.&nbsp;Mai 1897 endeten die Züge schon über einen Kilometer vorher im Bahnhof ''Euskirchen West'', später umbenannt in ''Euskirchen Frauenberger Straße''.

=== Eifelstrecke ===
Die vom Bahnhof ''Mülheim-Wichterich'' ausgehende und nach Südwesten führende „Eifelstrecke“ wurde bis Zülpich ebenfalls 1895 in Betrieb genommen. Sie kreuzte die [[Bördebahn]] Düren&nbsp;– Euskirchen und erreichte den Bahnhof ''[[Zülpich]] Stadt''. Dieser war seit 1908 Gemeinschaftsbahnhof mit der [[normalspur]]igen [[Dürener Kreisbahn]]. Zum Bahnhof ''Zülpich'' der Staatsbahn war ein Fußweg von 1,4&nbsp;km erforderlich. Bis 1908 hatte die „Eifelstrecke“ der Euskirchener Kreisbahn unmittelbar diesen Staatsbahnhof berührt, und die Strecke nördlich des Bahnhofes höhengleich im Zuge der Straße Zülpich–Liblar gekreuzt.

Von Zülpich führte die Trasse seit dem 11.&nbsp;August 1895 nach Süden in die [[Eifel]] hinein bis [[Kommern]] und wandte sich dann nach Osten weiter ansteigend über [[Satzvey]] EKB, wo die [[Eifelstrecke]] Köln&nbsp;– Trier höhengleich gekreuzt wurde, und [[Antweiler]]-Wachendorf, bis sie den Endpunkt in [[Arloff]] und damit auch die [[Erfttalbahn]] Euskirchen&nbsp;– Bad Münstereifel erreicht hatte.

== Abbau der Leistungen ==
Nach drei Jahrzehnten kam es zur ersten Verkürzung des Streckennetzes. Der 4&nbsp;km lange Abschnitt Antweiler-Wachendorf&nbsp;– Arloff samt dem dazwischen liegenden Haltepunkt ''Calcar'' wurde wegen Unrentabilität um 1920 stillgelegt. Außerdem fuhren auf der „Eifelstrecke“ an Sonn- und Feiertagen keine Züge mehr. Auf der „Erftstrecke“ führte der Einsatz eines [[Triebwagen]]s ab 1937 zu erhöhten Fahrgastzahlen.

Kämpfe gegen Ende des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] verursachten erhebliche Zerstörungen. Laut Fahrplan vom Februar 1946 wurden alle Teilstrecken bis auf eine (Euskirchen Frauenberger Straße&nbsp;– Euskirchen Kölner Straße) wieder bedient.  

Trotz einer Wiederbelebung der Wirtschaft begannen bald Einschränkungen. Mit dem Aufbau eines eigenen Omnibusbetriebes ab 13.&nbsp;Februar 1950 versuchte man, die Entwicklung positiv zu beeinflussen. Konsequenterweise stellte man ab 7.&nbsp;November 1951 den Personenverkehr auf der restlichen „Eifelstrecke“ Mülheim-Wichterich&nbsp;– Zülpich Stadt&nbsp;– Satzvey EKB&nbsp;– Antweiler-Wachendorf ein, am 1.&nbsp;August 1955 folgte die Streckenabschnitt Liblar EKB&nbsp;– Niederberg-Borr der „Erftstrecke“ und am 30.&nbsp;Juni 1959 der letzte Abschnitt Mülheim-Wichterich&nbsp;– Euskirchen Kölner Straße. Der Busverkehr erfüllte die Erwartungen nicht und der Kreis verkaufte ihn 1959 an die [[Deutsche Bundespost]].

Der Güterverkehr war so stark von den Braunkohlen- und Zuckerrübentransporten abhängig, dass deren Wegfall 1959 zu dessen Einstellung auf fast allen Kreisbahnstrecken führte. Nur vom Bahnhof ''Satzvey EKB'' wurden noch Anschließer einerseits in Antweiler-Wachendorf und andererseits in Firmenich-Obergartzem mit [[Rollbock]]verkehr bedient. Hier kam das Ende zum 31.&nbsp;Dezember 1965.

== Fahrzeuge ==
=== Lokomotiven ===
[[Datei:T 44 Bruchhausen-Vilsen 23.07.06.JPG|links|mini|Euskirchener Kreisbahnen 'T1', heute DEV]]
Bei Betriebsbeginn besaß die EKB acht zweiachsige Dampfloks des [[Stettin]]er Unternehmens [[AG Vulcan Stettin|Vulcan]], wozu vier ganz ähnliche Lokomotiven des Herstellers [[Aktiengesellschaft für Lokomotivbau Hohenzollern|Hohenzollern]] kamen. Nach wenigen Jahren wurden sie innerhalb des WEG-Konzerns gegen stärkere Maschinen ausgetauscht, die aber im [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] vom Militär eingezogen wurden.
[[Datei:Euskirchener Kreisbahnen T2 - heute T102 der Selfkantbahn.jpg|links|mini|Euskirchener Kreisbahnen 'T2' im Juni 2021 in Gangelt-Schierwaldenrath]]
Etwa seit den frühen 1920er Jahren bis zur Betriebseinstellung arbeitete die EKB mit einem konstanten Bestand aus drei C-gekuppelten [[Henschel-Werke|Henschel]]-Maschinen, drei D-Kupplern von [[Krauss-Maffei|Krauss]] ([[HK 82–93]]) und zwei leicht unterschiedlichen [[Mallet (Lokomotive)|Malletlokomotiven]] von Hohenzollern und der MBK, letztere war für die Heeresfeldbahn gebaut worden ([[HK 94 bis 100]]). 1937 bis 1949 wurde ein Triebwagen [[DB-Baureihe 699|Typ ''Frankfurt'']] von der [[Waggonfabrik Wismar]] für den Personenverkehr auf der Erftstrecke eingesetzt; Anfang der fünfziger Jahre wurde noch einmal in Neuanschaffungen investiert – in zwei [[Waggonfabrik Talbot|Talbot]]-Triebwagen Typ [[Talbot Typ Eifel/Schleswig|Eifel]] und vier kleine Diesellokomotiven von [[Deutz AG|KHD]] ([[Deutz A6M 517 R (Schmalspur)|Deutz A6M 517 R]]), die mit einer einfachen Vielfachsteuerung versehen waren und häufig an der Führerstandsseite gekuppelt zu zweit eingesetzt wurden. Der ehemalige Triebwagen T&nbsp;1 von Talbot ist heute noch beim [[Deutscher Eisenbahn-Verein|Deutschen Eisenbahn-Verein]] (DEV) in Betrieb, der andere (T&nbsp;2) bei der [[Geilenkirchener Kreisbahn#Museumsbahn „Selfkantbahn“|Selfkantbahn]]. Alle vier Diesellokomotiven sind noch vorhanden: Zwei bei der Museumsbahn [[Train du Bas-Berry]] in Frankreich, eine bei der [[Montreux-Berner Oberland-Bahn]] und eine ebenfalls beim DEV.

=== Personenwagen ===
In ihrer gesamten Betriebszeit arbeitete die EKB mit zehn zweiachsigen Personenwagen von [[Westwaggon#Van der Zypen & Charlier|Van der Zypen]] und sechs vierachsigen Wagen der Kölner Firma [[Herbrand (Waggonfabrik)|Herbrand]]. Mit Einführung der Triebwagen konnte ein Teil davon ausgemustert werden. Hierzu kamen fünf auffällig kurze Post- und Gepäckwagen, ebenfalls von Herbrand.

=== Güterwagen ===
Da die EKB ihre Hauptaufgabe im Transport von Briketts und Zuckerrüben sah, sollte der hohe Anteil [[offener Güterwagen]] nicht überraschen: Von Beginn standen 100 zweiachsige 7,5-Tonnen-Wagen von der Dortmunder Waggonfabrik ''Both & Tilmann'' zur Verfügung, die 1906 durch Erhöhung der Aufbauten auf 10&nbsp;t umgebaut wurden; gleichzeitig kamen noch einmal 20&nbsp;Vierachser (15&nbsp;t) vom gleichen Hersteller hinzu. Nach der Verstaatlichung der [[Bergheimer Kreisbahn]] konnte die EKB 1914 von dieser über 140 weitere zweiachsige 10-Tonner verschiedener Hersteller erstehen. 1927 wurden dann 14 weitere Vierachser bei Van der Zypen bestellt; diese 20-Tonner hatten erstmals einen Stahlaufbau.

Hinzu kamen 22 zweiachsige und zwei vierachsige [[Gedeckter Güterwagen|gedeckte Güterwagen]] verschiedener Hersteller.

=== Weitere Sonderwagen ===
Ab 1936 setzte die EKB auf der Eifelstrecke auch etwa 40&nbsp;[[Rollbock|Rollböcke]] ein; dazu wurden zwei Wagen zu Zwischenwagen umgebaut. Ein anderer zweiachsiger offener Güterwagen wurde mit einem Tank versehen, um als Unkrautspritzwagen eingesetzt zu werden.

=== Relikte ===
Zahlreiche Relikte wie etwa ehemalige Bahnhofsgebäude, Brückenfundamente und Gleisreste erinnern in der Region an die Geschichte der Euskirchener Kreisbahnen.<gallery mode="packed">
Datei:Euskirchener Kreisbahnen, ehemaliger Bahnübergang bei Firmenich-Obergarzem.jpg|Ehemaliger Bahnübergang zwischen den Bahnhöfen Firmenich-Obergartzem und Satzvey EKB, Oktober 2021.
Datei:Euskirchener Kreisbahnen- Ehemaliger Bahnübergang bei Firmenich-Obergartzem.jpg|Ehemaliger Bahnübergang zwischen den Bahnhöfen Firmenich-Obergartzem und Satzvey EKB, Oktober 2021.
Datei:Euskirchener Kreisbahn OO-Wagen 519 und 520.jpg|Wagen EKB 519 und 520 im Oktober 2021 (Brohltalbahn)
Datei:Euskirchener Kreisbahn OO-Wagen 519 - 520.jpg|Wagen EKB 519 und 520 im Oktober 2021 (Brohltalbahn)
Datei:Euskirchener Kreisbahn OO-Wagen 519und520.jpg|Wagen EKB 519 und 520 im Oktober 2021 (Brohltalbahn)
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== Literatur ==
* Henning Wall: ''Die Euskirchener Kreisbahnen. Die erste Lenz-Kleinbahn im Rheinland.'' Schweers & Wall, Aachen 1999, ISBN 3-89494-107-3.
* Gerd Wolff: ''Deutsche Klein- und Privatbahnen.'' Band 4: ''Nordrhein-Westfalen, Südlicher Teil.'' EK-Verlag, Freiburg 1997, ISBN 3-88255-660-9, S.&nbsp;85–104.

== Weblinks ==
* [http://www.wisoveg.de/wisoveg/artikel/150jahre/ksta-weing03.html Erinnerungen an Euskirchener Kreisbahn und „Flutsch“] (Artikel Kölner Stadtanzeiger vom 12.&nbsp;Dezember 1985)

[[Kategorie:Bahngesellschaft (Deutschland)]]
[[Kategorie:Bahnstrecke in Nordrhein-Westfalen]]
[[Kategorie:Verkehr (Euskirchen)]]
[[Kategorie:Bauwerk in Erftstadt]]
[[Kategorie:Verkehr (Eifel)]]
[[Kategorie:Schienenverkehr (Kreis Euskirchen)]]
[[Kategorie:Spurweite 1000 mm]]
[[Kategorie:Rheinisches Braunkohlerevier]]
[[Kategorie:Ehemaliges Verkehrsunternehmen (Nordrhein-Westfalen)]]
[[Kategorie:Verkehrsbauwerk im Kreis Euskirchen]]
[[Kategorie:Verkehrsbauwerk im Rhein-Erft-Kreis]]
[[Kategorie:Schienenverkehr (Rhein-Erft-Kreis)]]