Frühkindliche Sprachstandsfeststellung

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Das Projekt Frühkindliche Sprachstandsfeststellung verfolgt vorrangig das Ziel, in Österreich flächendeckend den Sprachförderbedarf von Kindern 15 Monate vor Schuleintritt durch Pädagogen zu erfassen, unabhängig davon, ob die Kinder bereits einen Kindergarten besuchen oder nicht. Grundlage des Projekts ist eine 15a-Vereinbarung, die im Frühling 2008 zwischen Bund und Ländern geschlossen wurde.[1]

Der Sprachstand der Kinder in Österreich soll mit Hilfe von einheitlichen Beobachtungsinstrumenten nach denselben Kriterien festgestellt werden, um eine Vergleichbarkeit der Ergebnisse zu gewährleisten. Durch die Verwendung einheitlicher Kriterien kann eine Entscheidung über einen Sprachförderbedarf erfolgen. Die beobachteten Kinder können differenziert in der Aneignung ihrer sprachlichen Kompetenzen unterstützt bzw. vorhandene Ressourcen für diese Fördermaßnahmen innerhalb der Bundesländer entsprechend dem Bedarf aufgeteilt werden.[2] Die folgenden Beobachtungsinstrumente wurden seit 2008 im Auftrag des BMUKK vom BIFIE[3] zur Sprachstandsfeststellung im Kindergarten entwickelt:

  • BESK 4-5 für Kinder, die regelmäßig eine Bildungs- oder Betreuungseinrichtung besuchen, steht seit Frühjahr 2008 zur Verfügung.[4]
  • SSFB 4-5 für die Kinder, die keinen Kindergarten besuchen und deren Sprachstand im Rahmen eines halben Schnuppertages im Kindergarten festgestellt wird, steht seit Frühjahr 2008 zur Verfügung, wird jedoch durch das verpflichtende letzte Kindergartenjahr ab 2010 nicht mehr eingesetzt.[5]
  • BESK-DaZ zur Erfassung der deutschsprachlichen Kompetenzen von Kindern mit Deutsch als Zweitsprache, die Deutsch sukzessive erwerben, steht seit Frühjahr 2010 zur Verfügung.[6]

Das BIFIE Graz wurde beauftragt, die Sprachstandsfeststellung mit BESK 4-5 und SSFB 4-5 zu evaluieren. Die Evaluation besteht aus vier Teilen:[7]

  • Mündliche Befragung (Interviewleitfaden): Stand des Projekts bei für dieses Projekt Verantwortlichen in den Bundesländern (Herbst 2008).[8]
  • Schriftliche Erhebung: Rückmeldungen zum BESK 4-5 und SSFB 4-5 bei auf diese Instrumente eingeschulten Pädagogen (Herbst/Winter 2008/09).[9]
  • Schriftliche Befragung: Pädagogisches Personal in Kindergärten unter Berücksichtigung regionaler Unterschiedlichkeiten (bezüglich Sprachstandsfeststellung und Sprachfördermaßnahmen) zu den verschiedenen Elementen des Gesamtprojekts (Frühsommer 2009).[10]
  • Schriftliche Erhebung: Einschätzung bezüglich der Maßnahmen der frühen Sprachförderung im Kindergarten bei Schulleiter sowie Lehrpersonen der 0. und 1. Schulstufe an Volksschulen.[11]

Die Kindergärten teilen jährlich nach der Sprachstandsfeststellung im Mai den Verantwortlichen der Länder mit, wie viele der im kommenden Jahr einzuschulenden Kinder im Erwerb der Deutschen Sprache förderbedürftig sind, um Mittel für die Sprachförderung zu erhalten.

Erste Erhebung 2008

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Eine flächendeckende Erhebung des Sprachstand der Viereinhalb- bis Fünfeinhalbjährigen wurde in Österreich erstmals im Mai 2008 mit BESK 4-5 und SSFB 4-5 erhoben. Alle Daten aus dieser flächendeckenden Erhebung wurden zentral vom BIFIE gesammelt und ausgewertet.[12]

An der Sprachstandsfeststellung beteiligten sich einige Übungskindergärten sowie die fünf Bundesländer Burgenland, Kärnten, Salzburg, Steiermark und Wien. In den Bundesländern wurden Multiplikatoren ausgebildet, die im Idealfall, die Pädagogen im April und Mai 2008 in Instrumente zur Sprachstandsfeststellung regional einschulten. Parallel dazu wurden Materialien (Bilderbuch, Bildkarten, Handbücher und Erhebungsbögen) an die Kindergärten versandt und die Beobachtung von den Pädagogen durchgeführt. Nach der Beobachtung wurden die Ergebnisse der Sprachstandsfeststellung von den Pädagogen an das BIFIE übermitteln.[13]

Von insgesamt 40.017 Kindern, die zur Zielgruppe der Viereinhalb- bis Fünfeinhalbjährigen gehörten, wurden Daten von 25.167 Kindern gesammelt, was einer Rücklaufquote von 63 % entsprach. Insgesamt wurden die sprachlichen Kompetenzen von 75 % der Kinder in den Kindergärten anhand des BESK 4-5 beobachtet, von 9 % der externen Kinder konnte der Sprachstand im Rahmen eines halben Schnuppertages im Kindergarten mit Hilfe des SSFB 4-5 erfasst werden.[14]

Die Ergebnisse zeigen:[15] 76 % der beobachteten Kinder weisen altersadäquate sprachliche Kompetenzen des Deutschen auf, während 24 % der Kinder differenzierte sprachliche Förderung benötigen. Kinder, die keine Einrichtung besuchen, haben mehr Schwierigkeiten mit dem Erwerb der deutschen Sprache als Kinder, die bereits einen Kindergarten besuchen. Jedes zweite (externe) Kind, das nicht regelmäßig einen Kindergarten besucht, benötigt Unterstützung beim Spracherwerb. 60 % der Kinder mit Deutsch als Zweitsprache benötigen sprachliche Förderung in Deutsch. 10 % der einsprachig deutsch aufwachsenden Kinder weisen nicht die erforderlichen sprachlichen Kompetenzen auf, die mit BESK 4–5 und SSFB 4–5 beobachtet wurden.

Den Ergebnissen zufolge hat somit ein mehrjähriger Kindergartenbesuch einen positiven Effekt auf die sprachlichen Kompetenzen eines Kindes und kann daher als besonders bildungswirksam eingestuft werden. Geschulte Pädagogen haben im Kindergarten die Chance, die unterschiedlichen Bereiche von Sprache zielgerichtet zu betrachten. Sie beobachten und verfolgen die Sprachentwicklung eines Kindes innerhalb des Kindergartenalltags und können bei Bedarf individuelle sprachliche Unterstützung anbieten.[16]

Das obligatorische letzte Kindergartenjahr,[17] das mit Herbst 2010 in allen Bundesländern Österreichs eingeführt wurde, ist demnach sehr positiv zu bewerten und ein Schritt in die richtige Richtung in Hinblick auf die sprachliche Entwicklung und zur Vorbereitung auf den Schuleintritt.[18]

Zweite Erhebung

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Eine zweite flächendeckende Erhebung der deutschsprachlichen Kompetenzen von Vorschulkindern in Österreich wird voraussichtlich in den nächsten Jahren durchgeführt, indem der Sprachstand der Kinder mit Deutsch als Zweitsprache mit BESK-DaZ und der Sprachstand der Kinder mit Deutsch als Erstsprache mit BESK festgestellt wird.

Qualitätssicherung

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Eine Überarbeitung und genaue Abstimmung der Instrumente BESK 4-5 und BESK-DaZ (Beobachtungsbogen zur Erfassung der Sprachkompetenz in Deutsch von Kindern mit Deutsch als Zweitsprache) aufgrund von Evaluation, Gutachten und Rückmeldungen ist für das Jahr 2010 geplant. Der Einsatz der überarbeiteten Instrumente BESK und BESK-DaZ wird voraussichtlich ab dem Frühjahr 2011 möglich sein. Weitere Maßnahmen der Qualitätssicherung sind:

  • intensive Schulung in den Bereichen Linguistik, Spracherwerb, Sprachstandsfeststellung sowie Sprachförderung muss erfolgen, um Pädagogen entsprechend auszubilden, weshalb eine akademische Ausbildung der Pädagogen ehest möglich einzuführen ist.[19]
  • umfangreiche Fort- und Weiterbildungsangebote (z. B. Lehrgänge an PH) sind zu setzen.[20]
  • genügend finanzielle Ressourcen für die frühkindliche Sprachstandsfeststellung, die Sprachförderung sowie die Forschung in diesen Bereichen müssen zur Verfügung gestellt werden.[21]
  • eine Verbesserung der Betreuungssituation durch mehr Personal wird gefordert, um die Durchführung der Sprachstandsfeststellungen zeitlich leistbarer zu machen sowie die Förderung jedes einzelnen Kindes sicherzustellen.[22]

BESK 4-5 ist ein Beobachtungsinstrument, das die erstsprachliche Kompetenzen eines Kindes in Deutsch erhebt, für Kinder mit Deutsch als Zweitsprache ist es nur eingeschränkt anwendbar.[23]

  • BMUKK–Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur [Hrsg.] (2009): Frühe sprachliche Förderung im Kindergarten. Allgemeine Informationen des BM:UKK. Wien: BMUKK. Verfügbar unter: [1] (PDF; 2,0 MB); 4. August 2010
  • Simone Breit (Hrsg.) (2009a): Frühkindliche Sprachstandsfeststellung. Konzept und Ergebnisse der systematischen Beobachtung im Kindergarten. Graz: Leykam. Verfügbar unter: [2]
  • Simone Breit (Hrsg.) (2009b): Handbuch zum BESK-DaZ. Salzburg: BIFIE. Verfügbar unter: [3] oder [4]; 15. April 2010
  • Simone Breit, Petra Schneider (2008a): BESK 4-5 – Beobachtungsbogen zur Erfassung der Sprachkompetenz 4- bis 5-Jähriger in Bildungs- und Betreuungseinrichtungen. Salzburg: BIFIE, 2008a. Verfügbar unter: [5] oder [6]; 15. April 2010
  • Simone Breit, Petra Schneider (2008b): Handbuch zum BESK 4-5 (Beobachtungsbogen zur Erfassung der Sprachkompetenz 4- bis 5-Jähriger in Bildungs- und Betreuungseinrichtungen). Salzburg: BIFIE, 2008b. Verfügbar unter: [7] oder [8]; 15. April 2010
  • Simone Breit, Petra Schneider (2008c): SSFB 4-5 – Sprachstandsfeststellungsbogen für 4- bis 5-Jährige ohne institutionelle Bildungs- und Betreuung im Rahmen eines halbtägigen Schnuppertags im Kindergarten. Salzburg: BIFIE. Verfügbar unter: [9] oder [10]
  • Simone Breit, Petra Schneider (2008d): Handbuch zum SSFB 4-5. Salzburg: BIFIE. Verfügbar unter: [11] oder [12]; 15. April 2010
  • Simone Breit, Petra Schneider, Rebekka Wanka (2009): Sprachstandsfeststellung im Kindergarten. Meilensteine, Ergebnisse und Perspektiven (S. 959–967). Erziehung & Unterricht (Schwerpunkt: Bildungseinrichtung Kindergarten, 9-10/2009).
  • Simone Breit, Petra Schneider, Rebekka Wanka, Barbara Rössl (2009): BESK-DaZ – Bogen zur Erfassung der Sprachkompetenz von Kindern mit Deutsch als Zweitsprache. Salzburg: BIFIE. Verfügbar unter: [13] oder http://www.sprich-mit-mir.at/pages/paedagoginnen/downloads/; 15. April 2010
  • Elisabeth Stanzel-Tischler (2009): BIFIE-Report 1/2009 & 2/2009: Evaluation des Projekts „Frühe sprachliche Förderung im Kindergarten“. Graz: Leykam. Verfügbar unter: [14]

Einzelnachweise

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  1. beispielsweise verfügbar unter: oder [http://www.tirol.gv.at/fileadmin/www.tirol.gv.at/themen/bildung/bildung/downloads/15avereinbarung.pdf@1@2Vorlage:Toter Link/www.plattform-educare.org (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis..]@1@2Vorlage:Toter Link/www.plattform-educare.org (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.htm
  2. vgl. Breit, 2009a
  3. http://www.bifie.at/
  4. vgl. Breit/Schneider, 2008a,b
  5. vgl. Breit/Schneider, 2008c,d
  6. vgl. Breit 2009b bzw. Breit/Schneider/Wanka/Rössl, 2009
  7. vgl. bifie-Webseite Archivlink (Memento des Originals vom 7. August 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bifie.at
  8. Ergebnisse nachzulesen unter: Archivlink (Memento des Originals vom 23. Dezember 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bifie.at; 15. April 2010
  9. Ergebnisse nachzulesen unter: Archivlink (Memento des Originals vom 23. Dezember 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bifie.at; 15. April 2010
  10. Ergebnisse nachzulesen unter: Archivlink (Memento des Originals vom 22. Oktober 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bifie.at
  11. Ergebnisse nachzulesen unter: Archivlink (Memento des Originals vom 22. Oktober 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bifie.at
  12. vgl. Breit, 2009a
  13. vgl. Breit, 2009a
  14. vgl. Breit, 2009a
  15. vgl. Breit, 2009a
  16. vgl. Breit, 2009a
  17. siehe bspw. Website des Bundesministeriums für Wirtschaft, Familie und Jugend: Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 1. Januar 2022 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bmwfj.gv.at
  18. vgl. Breit/Schneider/Wanka, 2009
  19. vgl. Breit, 2009; vgl. Stanzel-Tischler, 2009
  20. vgl. Breit, 2009; vgl. Stanzel-Tischler, 2009
  21. vgl. Breit, 2009; vgl. Stanzel-Tischler, 2009
  22. vgl. Breit, 2009; vgl. Stanzel-Tischler, 2009
  23. Im Jahr 2009 wurde ein Beobachtungsbogen zur Erfassung der Sprachkompetenz von Kindern mit Deutsch als Zweitsprache (BESK-DaZ) entwickelt (vgl. Breit/Schneider/Wanka/Rössl, 2009).