Graf Benjowsky oder die Verschwörung auf Kamtschatka

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Graf Benjowsky ist ein fünfaktiges Schauspiel von August von Kotzebue, das im Jahre 1795 veröffentlicht wurde. Der Dramatiker entnahm den Stoff aus der Autobiografie des Titelhelden Moritz Benjowski: Des Grafen Moritz August v Beniowski Reisen durch Sibirien und Kamtschatka über Japan und China nach Europa, die 1790 in Berlin bei Voss in deutscher Übersetzung erschienen war.

Handlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Graf Benjowsky gerät in russische Verbannung und wird nach Kamtschatka deportiert, um dort als leibeigener Bauer in einer Verbanntenkolonie für den Rest seines Lebens zu arbeiten. Auf der Fahrt rettet er das Schiff, das in einen Sturm gerät. Bei seiner Ankunft – hier setzt das Stück ein – ist er bereits ein gefeierter Held, so dass alle Seiten versuchen, ihn für ihre Zwecke einzuspannen.

Im Verlauf einer ebenso raschen wie dichten Entwicklung wird Benjowsky unter anderem zum Vertrauten des Gouverneurs, zum Verlobten seiner Tochter und zum Anführer einer Gefangenenrevolte. Dabei wird er mehrfach hintergangen, ausgenützt, belogen. Es gibt Mordanschläge aus Rache, Eifersucht, Gewinnsucht. In der Nacht des geplanten Aufstands muss er sich zwischen seinen mittlerweile vielfältigen Verpflichtungen entscheiden.

Am Ende glückt der Aufstand und Benjowsky kann mit seinen Mitgefangenen fliehen.

Hintergrund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Stück beruht auf dem Leben von Moritz Benjowski, einem slowakisch-ungarischen Adligen und Abenteurer. Kotzebue wird einige Jahre später selbst in Russland festgenommen und nach Sibirien deportiert. Die Ereignisse seiner Verbannung beschreibt er in „Das merkwürdigste Jahr meines Lebens“.

Aufführungsgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Graf Benjowsky wurde am 17. Dezember 1794 am Hoftheater in Weimar aufgeführt, und zwar in einer Einrichtung von Christian August Vulpius, nachdem Vulpius’ eigenes Stück zum selben Thema durchgefallen war.[1] In Berlin, wo August Wilhelm Iffland das Theater leitete, erlebte das Drama ab 1796 40 Aufführungen.[2] Weitere Inszenierungen fanden in Frankfurt, Braunschweig, Prag und an vielen anderen Orten statt.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Graf Benjowsky oder die Verschwörung auf Kamtschatka. Ein Schauspiel in fünf Aufzügen von August von Kotzebue. Leipzig: Paul Gotthelf Kummer, 1795 (keine aktuelle Ausgabe verfügbar)
  • Ulrike Leuschner: Graf Benjowsky oder die Verschwörung auf Kamtschatka. In: Kotzebues Dramen. Ein Lexikon. Herausgegeben von Johannes Birgfeld, Julia Bohnengel und Alexander Košenina. 2. Auflage. Hannover: Wehrhahn 2020. S. 87–89.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Andreas Meier: Die 'triviale Klassik'. Unterhaltungsliteratur als kulturelles Komplement. In: Christian August Vulpius: Eine Korrespondenz zur Kulturgeschichte der Goethezeit. Band 1: Brieftexte. Herausgegeben von Andreas Meier. De Gruyter, S. XI-CLXXXVII, hier: S. LVIII-LVIV.
  2. Monika Siegel: Ich hatte einen Hang zur Schwärmerey ... Das Leben der Schriftstellerin und Übersetzerin Meta Forkel-Liebeskind im Spiegel ihrer Zeit. Dissertation, Berlin 2001. Als pdf verfügbar unter http://tuprints.ulb.tu-darmstadt.de/222/1/Meta.pdf. Hier: S. 95.