Gheorghe Ghica

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Ein späteres Porträt des Gheorghe Ghica

Gheorghe Ghica (* 1600; † 1664) war von 1658 bis 1659 Herrscher des Fürstentums Moldau und anschließend für ein Jahr Herrscher des Fürstentums Walachei.[1][2]

Leben und Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

George Ghica wurde in Köprülü, dem heutigen Veles in Nordmakedonien, als Sohn einer albanischen Händlerfamilie geboren. Schon in jungen Jahren wurde er an das Geschäftswesen herangeführt. Mit seinem Vater zog er schließlich in den 1620er Jahren ins Fürstentum Moldau. Von dort wurde er als Günstling des albanischstämmigen moldauischen Herrschers Vasile Lupu als Diplomat nach Konstantinopel geschickt. Während seines Aufenthalts in Konstantinopel machte er die Bekanntschaft des Großwesirs Köprülü Mehmed Pascha, welcher ebenfalls albanischer Abstammung war. Es wurde mehrfach behauptet, dass die gemeinsame Abstammung ein Grund für Mehmed Paschas Einsatz für Ghicas Ernennung zum moldauischen Woiwoden gewesen sein könnte.[3][4] Ghicas Regentschaft in der Moldau war nicht von Erfolg gekrönt: Er befand sich im ständigen Konflikt mit dem von den siebenbürgischen Rebellen unter Georg II. Rákóczi unterstützten Constantin Șerban. Zeitweise wurde er sogar aus dem Fürstentum vertrieben und konnte nur mit der Hilfe von Krimtataren zurückkehren. Die Herrschaft Ghicas in der Moldau war nicht von Dauer. Da sein walachischer Amtskollege Minhea III sich der siebenbürgischen Rebellion gegen die osmanische Herrschaft angeschlossen hatte, wurde er abgesetzt und durch Ghica ersetzt.[3][5] In der Moldau wurde dafür der Sohn des langjährigen Herrschers Vasile Lupu eingesetzt. Der Historiker Michał Wasiucionek spricht für diese Zeit von der Herrschaft eines "albanischen Blocks" im Osmanischen Reich, bestehend aus Mehmet Pascha, Ghica und Lupu.[6] Als Fürst der Walachei verlegte Ghica die Hauptstadt von Târgoviște nach Bukarest, welches später die Hauptstadt des rumänischen Nationalstaates werden sollte. Die Herrschaft über die Walachei war jedoch ebenfalls nicht bedeutend, da der Woiwode den von Konstantinopel geforderten Tribut nicht aufbringen konnte, wurde er bald zugunsten seines Sohnes Grigorie abgesetzt. Seine letzten Lebensjahre verbrachte Gheorghe Ghica wieder als Diplomat in Konstantinopel.[7] Ghica kann als Dynastiegründer der Familie Ghica betrachtet werden, welche in den folgenden Jahrhunderten zahlreiche einflussreiche Persönlichkeiten der rumänischen Geschichte hervorbringen sollte. Darunter befinden sich mehrere Fürsten der Moldau und der Walachei sowie die rumänischen Ministerpräsidenten Dimitrie Ghica und Ion Ghica.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Gheorghe Ghica – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Oliver Jens Schmitt: Herrschaft und Politik in Südosteuropa von 1300 bis 1800. Walter de Gruyter GmbH & Co KG, 2021, ISBN 978-3-11-074443-9 (google.at [abgerufen am 14. April 2022]).
  2. Peter F. Sugar: Southeastern Europe under Ottoman Rule, 1354-1804. University of Washington Press, 2012, ISBN 978-0-295-80363-0 (google.at [abgerufen am 14. April 2022]).
  3. a b Michal Wasiucionek: The Ottomans and Eastern Europe: Borders and Political Patronage in the Early Modern World. Bloomsbury Publishing, 2019, ISBN 978-1-78831-857-0 (google.at [abgerufen am 14. April 2022]).
  4. Johann Strauß: Die Chronik des 'Isazade. Walter de Gruyter GmbH & Co KG, 2021, ISBN 978-3-11-240074-6 (google.at [abgerufen am 14. April 2022]).
  5. Kirche im Osten Band 26/1983. Vandenhoeck & Ruprecht, 1983, ISBN 978-3-525-56381-6 (google.at [abgerufen am 14. April 2022]).
  6. Michal Wasiucionek: The Ottomans and Eastern Europe: Borders and Political Patronage in the Early Modern World. Bloomsbury Publishing, 2019, ISBN 978-1-78831-857-0 (google.at [abgerufen am 14. April 2022]).
  7. (PDF) Ethnic solidarity in the wider Ottoman Empire revisited:'cins' and local political elites in 17th-century Moldavia and Wallachia. Abgerufen am 14. April 2022 (englisch).