„Impressionismus (Musik)“ – Versionsunterschied

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[[Datei:Claude Monet, Impression, soleil levant, 1872.jpg|thumb|190px|Impression, soleil levant von [[Claude Monet]]]]

Als '''Musik des Impressionismus''' bezeichnet man eine Stilrichtung der Musik ungefähr von 1890 bis 1920, deren Hauptvertreter der französische Komponist [[Claude Debussy]] war.

== Impressionismus-Begriff ==

Der wesentliche Impuls für den musikalischen Impressionismus ging von der Malerei aus (siehe [[Impressionismus]]). Entgegen dem üblichen Arbeiten innerhalb des geschlossenen [[Atelier|Ateliers]] begannen einige französische Künstler, ihnen voran [[Claude Monet]], unter freiem Himmel (frz. ''plein air'') zu malen. Genaue Beobachtung der Licht- und Schattenverhältnisse ließen sie mit diesen Effekten spielen, statt klaren Konturen setzten die Impressionisten der Leinwand subjektiv wahrgenommene Farbe ein, entscheidend wurde schließlich der Eindruck (frz. ''l'impression'') des Augenblicks. Eine solche Haltung warf man [[1887]] Debussys Kompositionen als „vagen Impressionismus“ vor.

== Komponisten ==

Ein weiterer bedeutender Komponist des Impressionismus ist [[Maurice Ravel]], der allerdings auch viele Werke komponierte, welche nicht als impressionistisch bezeichnet werden können. Die Werke vieler Komponisten gehören dem Impressionismus an, oder wurden von ihm beeinflusst.
* Im französischen Sprachraum unter anderen[[ Melanie Wappler]], [[Paul Dukas]], [[Florent Schmitt]], [[Jean Francaix]], [[Joseph Ryelandt]], [[Abel Decaux]], [[Olivier Messiaen]], [[Manuel Blancafort]], [[Guillaume Lekeu]], [[Guy Ropartz]], [[Albéric Magnard]], [[Ernest Chausson]], [[Charles-Marie Widor]], [[Vincent d’Indy]], [[Charles Tournemire]], [[Gabriel Fauré]], [[Louis Vierne]], [[Gabriel Pierné]], [[Paul Ladmirault]], [[Albert Roussel]], [[Paul le Flem]], [[Reynaldo Hahn]], [[André Caplet]], [[Jehan Alain]], [[Jacques Ibert]], [[Georges Migot]], [[Dynam Victor Fumet]], [[Charles Koechlin]], [[Emmanuel Chabrier]], [[Maurice Duruflé]], [[Henri Duparc]] oder [[Maurice Emmanuel]].
* In Spanien unter anderen [[Manuel de Falla]], [[Isaac Albéniz]], [[Joaquin Turina]], [[Joaquín Rodrigo]] und [[Federico Mompou]].
* In Italien [[Ottorino Respighi]] und [[Giacomo Puccini]].
* In Osteuropa kann man bei [[George Enescu]], [[Alexander Skrjabin]] und [[Karol Szymanowski]] impressionistische Klänge entdecken.
* In England zeigen sich impressionistische Einflüsse beispielsweise bei [[Frederick Delius]], [[John Ireland (Komponist)|John Ireland]], [[Cyril Scott]] und [[Allan Willcocks]], teilweise auch bei [[Arnold Bax]].
* Zu den wenigen deutschen Komponisten, die vom Impressionismus beeinflusst wurden, zählte [[Walter Niemann]], in einigen seiner Werke auch [[Sigfrid Karg-Elert]].
* In Skandinavien ist u.a. [[Kurt Atterberg]] zu nennen.

== Synergie der Künste ==

[[Datei:Bakst Nizhinsky.jpg|thumb|150px|left|[[Vaslav Nijinsky]] als Faun]]

Die mit Debussy befreundeten Dichter [[Charles Baudelaire]], [[Paul Verlaine]] und [[Stéphane Mallarmé]] brachten ihn mit dem [[Symbolismus (Literatur)|Symbolismus]] der Dichtung in Verbindung. Auf ein Libretto von [[Maurice Maeterlinck]] komponierte Debussy seine Oper „[[Pelléas et Mélisande (Oper)|Pelléas et Mélisande]]“. Auch seine Lieder sind von einer hohen Konzentration auf den Textinhalt und die daraus resultierende Atmosphäre gekennzeichnet. Die Musik „[[Prélude à l'après-midi d'un faune]]“ wurde später in ein [[Ballett]] umgewandelt.

== Merkmale ==
[[Datei:Debussy_pagodes.jpg|thumb|500px|[[Claude Debussy|Debussy]]: ''Pagodes'', aus ''Estampes''.]]

Der Impressionismus kennzeichnet das Ende der [[Romantische Musik|Romantischen Musik]]. Obwohl zeitgleich noch Komponisten der Spätromantik wirkten, entwickelte der Impressionismus bereits eine eigenständige Tonsprache, die ihn von diesen Werken abhob. Als Ausgangspunkt dieser Entwicklung wird häufig der berühmte [[Tristan-Akkord]] von [[Richard Wagner]] gesehen, der erstmals mit der funktionalen Harmonik brach.

Geschlossene Melodien in einem festgelegten Schema oder [[Satz (Musik)|Satz]] wurden vermieden. Stattdessen ist die [[Melodik]] von einer fließenden, wellenförmigen, oder auch pendelnden Bewegung gekennzeichnet. In Debussys „Pelléas“ finden sich auch viele Stellen, in denen Passagen [[Rezitativ|rezitativisch]] auf einem Ton gesungen werden; hier sind die Klangfarben des Orchesters von weitaus größerer Bedeutung als die Melodie der Singstimme.

Ein stabiles [[Tonalität (Musik)|tonales]] Zentrum wurde häufig vermieden. [[Ganztonleiter]]n waren speziell ein Kennzeichen von Debussys Musik, auch [[Kirchentonleiter]]n oder kirchentonale Wendungen wurden statt festgelegten [[Tonart]]en gebraucht. Auch ein oft benutztes Kennzeichen impressionistischer Musik ist die [[Pentatonik]], welche einem fernöstlich Charakter hat und etwas ziellos wirkt, da sie weder zu [[Dur]] noch zu [[Moll]] gehört. Im Zuge dieser experimentellen Phase konnte sich die [[Dissonanz]] weiter emanzipieren. An Stelle der Dur- und Molldreiklänge der Kadenz setzt der Impressionismus Quart- und Quintklänge, außerdem benutzt er Akkorde, insbesondere Septakkorde, die er nicht im Sinne einer funktionalen Harmonik weiterführt, sondern nur parallel verschiebt. Er benutzt Ganztonleitern, mit denen sich nur übermäßige Dreiklänge erzeugen lassen und [[Pentatonik|pentatonische Skalen]], die lediglich eine beschränkte Tonauswahl zulassen.

Harmonisch fanden sich [[Rückung]]en statt [[Kadenz (Musik)|Kadenzen]] und ihren Ausweitungen, frei schwebende und harmonisch ungebundene Akkorde, [[Bordun]]quinten. Klangnuancen entwickelten sich zu äußerster Wichtigkeit, die atmosphärische Stimmungen unmerklich verändern konnten.

Die [[Rhythmus (Musik)|Rhythmik]] war ebenso von einer verschleiernden, raffinierten Ästhetik geprägt. Der Eindruck eines sich stetig verändernden Klangteppichs ohne schroffe Wechsel wurde selten aufgehoben. Häufig wurde der [[Rhythmus (Musik)|Rhythmus]] so sehr verschleiert, dass eine Taktnotation völlig überflüssig war, da man sie nicht mehr nachvollziehen konnte. Häufig verwirrt die [[Metrum (Musik)|Metrik]] sogar eher, als das sie Ordnung schafft, da sich die Musik mit ihrem frei schwebenden, verschleierten Charakter nur schwerlich mit einem [[Ordnungssystem]] vereinbaren lässt.

Das hervorstechendste Merkmal war demnach die Klangfarbe und die [[Instrumentierung]]. Typisch sind Schichtungen von musikalischen Ebenen: Ein profunder, aber nicht aufdringlicher Bass, bewegte Mittelstimmen und ein signifikantes [[Motiv (Musik)|Motiv]] in den Oberstimmen, das aber nicht den Gesetzen der üblichen klassisch-romantischen Verarbeitung ([[Diminution]], Abspaltung usw.) unterworfen war, sondern eher assoziativ behandelt wurde. Ein Sonderfall ist Maurice Ravels „Bolero“.

Durch diese Elemente war es möglich, Stimmungs- und Raumwechsel innerhalb eines Werkes subtil und changierend zu gestalten, ohne dass das Werk an sich mehrere abschließende, in sich geschlossene Kleinformen wie Lieder oder deutlich vom Rest einer Oper abgetrennte Duette benötigt hätte. Innerhalb eines Aktes verlaufen sämtliche Übergänge fließend und ohne formal bedingte Pausen. Die ambivalente Harmonik sorgt dabei heute noch für Überraschungen in den Hörgewohnheiten und lässt sich oft nicht mehr nach harmonischen Gesetzmäßigkeiten festlegen.

Typische [[Formenlehre (Musik)|Formen]] der Musik des Impressionismus sind die [[durchkomponiert]]e [[Oper]] (neben „Pelléas et Mélisande“ von Debussy auch „[[Ariane et Barbe-Bleue]]“ von [[Paul Dukas]] und „[[L'Enfant et les Sortilèges]]“ von [[Maurice Ravel]]) und [[Sinfonische Dichtung|sinfonische Dichtungen]]. Auch Klavierwerke und Lieder, die in verschiedenen Sammlungen nach Dichtern gruppiert waren, sind häufig. Ein weiteres Charakteristikum ist der Rückgriff auf vorklassische Formen, wie [[Toccata]], [[Sarabande]], [[Menuett]] und [[Passepied]]. Anknüpfungspunkt sind in diesem Fall die Cembalomeister [[Jean-Philippe Rameau]] und [[François Couperin]].

Die Impressionisten, ganz gleich ob Maler, Dichter oder Musiker, begannen sich v.a. wegen der [[Weltausstellung]] in Paris für fremde, außereuropäische Künste zu interessieren, und diese Hinwendung spiegelt sich auch in ihren Werken wider. Ein schönes Beispiel für den Exotismus in der impressionistischen Musik ist das Klavierstück ''Pagodes'' aus ''Estampes'' von [[Claude Debussy]] (siehe obige Abbildung): Der Titel ''(Pagodes'' = Pagoden) verheißt eine exotische Atmosphäre, und Debussy verwirklicht das mit kompositorischen Mitteln, die typisch sind für tonmalerischen Impressionismus. Da sind zunächst einmal die Bordunquinten im Baß. Die Akkorde sind ohne klare Funktionalität und sind klangmalerisch, die Melodie in der Oberstimme ist pentatonisch und entbehrt einer klaren Gliederung, wie sie in der [[Wiener Klassik]] üblich war. Mancherorts begleiten Quart- oder Quintparallelen die Melodie. Gelegentlich verliert die Melodie wegen des häufigen Wechsels zwischen Duolen und Triolen ihre Konturen. Der große Tonumfang auf dem Klavier (vom Kontra-G bis zum <nowiki>d''''</nowiki>) erschwert das Hören und Erkennen von Strukturen oder klaren Melodien. Der häufig geforderte Gebrauch des rechten Pedals bewirkt, dass die Töne ihre Konturen verlieren und verschwimmen. Mit diesen Mitteln spielt Claude Debussy auf die indonesische [[Gamelan]]musik an und ruft beim Zuhörer den Eindruck einer Pagode in Ostasien hervor.

== Siehe auch ==

* [[Impressionismus]]


[[Kategorie:Musik des 20. Jahrhunderts]]
[[Kategorie:Musik des 19. Jahrhunderts]]

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Version vom 10. Mai 2011, 11:05 Uhr

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