Quelltext der Seite Internationale Elektrotechnische Ausstellung 1891

[[Datei:Lauffen-Frankfurt 1891d.jpg|mini|Zeitgenössische Darstellung des Eingangsbereichs des Ausstellungsgeländes mit Arkadenbogen und elektrisch betriebenem Wasserfall]]
[[Datei:IEAFrankfurt1891a.jpg|mini|„Internationale elektrotechnische Ausstellung“ 1891 auf dem Gelände der früheren Westbahnhöfe, Blick vom Hauptbahnhof nach Osten]]
Die '''Internationale Elektrotechnische Ausstellung''' fand vom 16. Mai bis zum 19. Oktober 1891 auf dem Gelände der ehemaligen [[Frankfurter Westbahnhöfe|Westbahnhöfe]] in [[Frankfurt am Main]] statt. Der Organisator und technische Leiter der Ausstellung war [[Oskar von Miller]]. Bei der Ausstellung wurde mit der [[Drehstromübertragung Lauffen–Frankfurt]] erstmals die leistungsstarke [[Drehstrom-Hochspannungs-Übertragung|Fernübertragung von Strom]] demonstriert, der im 176&nbsp;km entfernten [[Lauffen am Neckar]] erzeugt wurde. Aufgrund dieses erfolgreichen Feldversuchs setzte sich die Drehstromtechnik für den Aufbau elektrischer Übertragungsnetze weltweit durch.

== Geschichte ==
1881, als in Paris die erste [[Internationale Elektrizitätsausstellung]] stattfand, war in Frankfurt die ''Elektrotechnische Gesellschaft'' als Verein zur Förderung der Elektrizität entstanden. Vorrangig wurden Forschungsarbeiten über deren Anwendung in Industrie und Technik unterstützt. Drei Jahre später gab es in Frankfurt gerade etwa zehn Unternehmen, die elektrische Apparaturen herstellten. Um das Jahr 1890 herum waren aber bereits einige der späteren Frankfurter Großunternehmen gegründet: [[Hartmann & Braun]], Staudt & Voigt (ab 1891 [[Voigt & Haeffner]]) und W. Lahmeyer & Co. (ab 1893 [[Elektrizitäts-AG vormals W. Lahmeyer & Co.]]). Auch in Frankfurt zeichnete sich der Beginn der „zweiten industriellen Revolution“ ab, die ähnlich grundlegende Umwälzungen bringen sollte wie 100 Jahre zuvor der Einzug der Dampfmaschinen in die Arbeitswelt. 1891 war die deutsche Elektroindustrie so weit, mit der ''Internationalen Elektrotechnischen Ausstellung'' ihre Leistungsfähigkeit der Öffentlichkeit zu präsentieren. Als Ausstellungsfläche wurde das Gelände des ehemaligen [[Frankfurt Main-Neckar-Bahnhof|Main-Neckar-Bahnhofs]] zwischen der Stadt und dem 1888 fertiggestellten [[Frankfurt (Main) Hauptbahnhof|Hauptbahnhof]] gewählt zwischen [[Am Hauptbahnhof|Bahnhofsvorplatz]], [[Kaiserstraße (Frankfurt am Main)|Kaiserstraße]], [[Gallusanlage]], [[Frankfurt-Gutleutviertel|Gutleutstraße]] und Wiesenhüttenstraße.

[[Leopold Sonnemann]], Herausgeber der [[Frankfurter Zeitung]], hatte, angeregt durch die [[Weltausstellung Paris 1889|Pariser Weltausstellung]], die Elektrotechnische Gesellschaft für das Ausstellungsprojekt interessiert. Diese begann bereits 1889 mit den Vorbereitungen. Außer dem internationalen Überblick über den Stand der elektrotechnischen Industrie sollte auch ein akutes Frankfurter Problem gelöst werden; seit 1886 wurde der Bau eines zentralen Elektrizitätskraftwerkes für Frankfurt in allen politischen und fachlichen Gremien diskutiert, aber es gab keine Einigkeit über das geeignete Stromsystem. Ob nun besser [[Gleichstrom]], [[Wechselstrom]] oder [[Dreiphasenwechselstrom|Drehstrom]] produziert werden sollte, war umstritten. Auf der Ausstellung gelang es nun, eine wirtschaftliche Stromübertragung zu demonstrieren. Elektrische Energie wurde mit dem geringen Verlust von 25 Prozent als [[Drehstrom-Hochspannungs-Übertragung|hochgespannter Drehstrom]] von Lauffen am Neckar nach Frankfurt übertragen.

Diese Energieübertragung war das Hauptereignis der Ausstellung, das im großen dreiteiligen Eingangstor dargestellt wurde: Den mittleren Teil bildete ein Arkadenbogen mit der Inschrift ''Kraftuebertragung Lauffen–Frankfurt 175&nbsp;km.'' Flankiert wurde dieser Eingangsbogen rechts und links von rechteckigen Tafeln, welche die beteiligten Unternehmen nannten: Auf der rechten Seite befand sich der Schriftzug der 1887 gegründeten ''[[AEG|Allgemeinen Electricitätsgesellschaft]]'', links derjenige der ''[[Maschinenfabrik Oerlikon]]''. Die gesamte Eingangsanlage war mit 1000 Glühlampen versehen worden; als weitere zentrale Attraktion gab es einen Wasserfall, der elektrisch angetrieben wurde. Mit 1,2 Millionen Besuchern aus aller Welt war die Ausstellung ein voller Erfolg. Der Preis für eine Tageskarte betrug stattliche 15 [[Mark (1871)|Mark]] pro Person.

In der Folge der Ausstellung galt in Deutschland die Frage nach der wirtschaftlichsten Form der Übertragung elektrischer Energie als gelöst. Das Kraftwerk in Lauffen nahm nach Ende der Frankfurter Ausstellung die Versorgung der nahen Oberamtsstadt [[Heilbronn]] auf. Die Stadt Frankfurt ließ für die öffentliche Stromversorgung die [[Heizkraftwerk West (Frankfurt am Main)|Städtische Elektrizitätszentrale]] in der Nähe des Hafens errichten, die Firma Lahmeyer das [[Elektrizitätswerk Bockenheim]].

Die Unternehmen [[Siemens|Siemens & Halske]] und [[Maschinenfabrik Buckau R. Wolf|Maschinenfabrik Buckau]] stellten einen mit einer 500 PS-Dampfmaschine gekoppelten [[Elektrischer Generator|Dynamo]] aus, der große Beachtung fand.<ref>''100 Jahre Buckau-Wolf'', Maschinenbaufabrik Buckau R. Wolf Magdeburg 1938, S. 132</ref> Auf einem Streckenabschnitt der [[Frankfurter Waldbahn]] zwischen Sachsenhausen und dem Oberforsthaus verkehrte während der Ausstellung viermal täglich ein zweiachsiger [[Akkumulatortriebwagen]]. Das kleine Fahrzeug stammte von der [[Bahnstrecke Hildburghausen–Lindenau-Friedrichshall|Hildburghausen-Heldburger Eisenbahn]], die wie die Waldbahn von [[Vering & Waechter|Hostmann & Cie.]] betrieben wurde, und war eigens von der [[Meterspur]] umgerüstet worden.

Ein umfangreicher Bericht über diese Ausstellung ist in der [[Deutsche Bauzeitung|Deutschen Bauzeitung]] vom 14.&nbsp;November 1891 zu finden.<ref>[https://opus4.kobv.de/opus4-btu/frontdoor/index/index/searchtype/series/id/7/start/1/rows/10/facetNumber_year/all/yearfq/1891/docId/2383 ''Die internationale elektrotechische Ausstellung in Frankfurt a.M.''] In: [[Deutsche Bauzeitung]], 25.&nbsp;Jahrgang 1891, Nr. 91 (vom 14.&nbsp;November 1891), S.&nbsp;550f (PDF; 12,8&nbsp;MB), abgerufen am 26.&nbsp;Januar 2020.</ref>

== Galerie ==
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Lauffen-Frankfurt 1891b.jpg|Prominenz beim Besuch des Kraftwerks, fotografiert von [[Oskar von Miller]]. Darunter [[Karl von Leibbrand]], [[Emil Rathenau]], [[Marcel Depréz]], [[Gisbert Kapp]], [[John Hopkinson]], [[Charles Brown (Konstrukteur)|Charles Brown]], [[Peter Emil Huber-Werdmüller]] und der Telekommunikations-pionier [[William Henry Preece]].
Lauffen-Frankfurt 1891e.jpg|Der Drehstromgenerator im Lauffener Kraftwerk
IEAFrankfurt1891b.jpg|Zur Ausstellung wurden erstmals auch Passagierfahrten mit dem [[Fesselballon]] angeboten. Kapitän war der damals berühmte Luftfahrtpionier [[Georg Rodeck]].
IEAFrankfurt1891c.jpg|Das offizielle Werbeplakat zur Ausstellung
Die Gartenlaube (1891) b 688.jpg|''Der Brunnen beim „Bürgerbräu“ auf der elektrotechnischen Ausstellung'', Illustration im Magazin ''[[Die Gartenlaube]]'', 1891
Lauffen-Frankfurt1891-1991.jpg|Briefmarke zum Jubiläum „100 Jahre Drehstromübertragung. Neckarkraftwerk Lauffen – Frankfurt am Main.“ ([[Deutsche Bundespost|Deutsche Post]], 1991)
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== Literatur ==
* Jürgen Steen (Hrsg.): ''„Eine neue Zeit ...!“ Die Internationale Elektrotechnische Ausstellung 1891.'' (Ausstellungskatalog, Historisches Museum Frankfurt am Main) Frankfurt am Main 1991, ISBN 3-89282-022-8.
* Horst A. Wessel (Hrsg.): ''Moderne Energie für eine neue Zeit.'' (7. VDE-Kolloquium am 3. und 4. September 1991, anlässlich der VDE-Jubiläumsveranstaltung „100 Jahre Drehstrom“ in Frankfurt am Main) (= ''Geschichte der Elektrotechnik'', Band 11.) Berlin / Offenbach 1991, ISBN 3-8007-1813-8.
* Volker Rödel: ''Fabrikarchitektur in Frankfurt am Main 1774–1924.'' Frankfurt am Main 1986, ISBN 3-7973-0435-8, S.&nbsp;30 f.
* A. Askanasy (Hrsg.): ''Officieller Katalog der Internationalen Elektrotechnischen Ausstellung in Frankfurt am Main 1891.'' Haasenstein & Vogler, Berlin 1891. ([https://upcommons.upc.edu/handle/2099.4/989 Online-Ausgabe] der Universitat Politècnica de Catalunya)

== Weblinks ==
{{Commonscat|International Electro-Technical Exhibition - 1891|Internationale Elektrotechnische Ausstellung 1891}}
* Margit Kern: ''Der Tatzelwurm auf der „Elektrotechnischen Ausstellung“ in Frankfurt am Main 1891 – Eine Vorgeschichte der elektrischen Speicherung und Fernübertragung von Bildern aus der Perspektive der „ecocritical studies“''. In: Effinger, Maria et al. (Hrsg.): ''Von analogen und digitalen Zugängen zur Kunst. Festschrift für Hubertus Kohle zum 60. Geburtstag''. Heidelberg: arthistoricum.net, 2019, S.&nbsp;193–202, {{DOI|10.11588/arthistoricum.493.c6662}}.
* Christina Vollmert: [https://journals.sagepub.com/doi/abs/10.1177/1748372719828182 ''Staging Technology. The International Electrotechnical Exhibition in Frankfurt am Main, 1891'']. In: Nineteenth Century Theatre and Film, Vol. 45 (2), November 2018, S.&nbsp;212–231.
* [[Sabine Hock]]: [https://www.sabinehock.de/publikationen/tagespresse/archiv/tagespresse_095.html ''Mehr Licht für Frankfurt. Oskar von Miller brachte Frankfurt auf den Weg zur Elektrifizierung.'']-Version eines Artikels für den ''Wochendienst'' Nr. 16 vom 26. April 2005, herausgegeben vom Presse- und Informationsamt der Stadt Frankfurt am Main
* [https://www.fitg.de/fileadmin/FITG-Journal_pdf/FITG2007_02.pdf FITG-Journal, September 2007, Seiten 10–12] (PDF; 3,7&nbsp;MB)

== Einzelnachweise ==
<references />

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[[Kategorie:Frankfurt am Main im 19. Jahrhundert]]
[[Kategorie:Veranstaltung 1891]]
[[Kategorie:Frankfurt-Bahnhofsviertel]]
[[Kategorie:Ausstellung in Hessen]]
[[Kategorie:Internationale Elektrizitätsausstellung]]
[[Kategorie:Veranstaltung in Frankfurt am Main]]