Quelltext der Seite Karl Mays Erzgebirgische Dorfgeschichten

'''Karl Mays Erzgebirgische Dorfgeschichten''' sind eine Reihe von [[Erzählung]]en aus [[Karl May]]s Frühwerk. Eine Auswahl erschien 1903 aus strategischen Gründen zusammen mit zwei Erzählungen des Spätwerks in einer [[Anthologie]] unter dem Titel ''Erzgebirgische Dorfgeschichten''. Diese Werke gehören zur [[Gattung (Literatur)|Gattung]] der [[Dorfgeschichte]]n und spielen in Mays [[Erzgebirge|erzgebirgischer Heimat]].

== Entstehung ==
=== Dorfgeschichten des Frühwerks ===
[[Datei:KarlMay Redakteur 1875.jpg|miniatur|hochkant|Karl May zur Zeit seines Frühwerks]]
Seit 1840 und noch einmal verstärkt ab 1860 waren Dorfgeschichten stark verbreitet und sehr beliebt.<ref>Mahler, ''Die Stellung von Karl Mays 'Erzgebirgischen Dorfgeschichten'.'' S.&nbsp;23.</ref> Zu ihrem Erfolg hatten die Werke [[Berthold Auerbach]]s beigetragen,<ref>Herrmann, ''Die „Erzgebirgischen Dorfgeschichten“ Karl Mays unter dem Aspekt der Dorfgeschichten-Tradition.'' S.&nbsp;26&nbsp;f.</ref> mit denen Karl May mutmaßlich bereits während seiner zweiten Haftzeit (1865–1868) in Berührung kam.<ref>Hein, ''Die »Erzgebirgischen Dorfgeschichten«.'' S.&nbsp;53&nbsp;f.</ref> Belegt für diese Zeit ist eine Beschäftigung mit dem Dorfgeschichten-Autor [[W. O. von Horn|Wilhelm Oertel von Horn]],<ref>Herrmann, ''Die „Erzgebirgischen Dorfgeschichten“ Karl Mays unter dem Aspekt der Dorfgeschichten-Tradition.'' S.&nbsp;60.</ref> den er in seinem ''Repertorium C.&nbsp;May'' (ca. 1867) aufführt<ref>May, Karl: ''Old Shatterhand in der Heimat''. Karl-May-Verlag, Bamberg / Radebeul 1997, ISBN 3-7802-0079-1, S.&nbsp;277.</ref> und dessen Figurenbeschreibungen später in ''Die Rose von Ernstthal'' (1874 oder 1875)<ref name="ReferenceA">Datierung wird derzeit neu diskutiert.</ref> eingingen.<ref>Kehl, Wolfgang: ''Die Geheimnisse der Spinnstube – Eine Quellen-Skizze.'' In: ''Mitteilungen der Karl-May-Gesellschaft.'' Nr. 32/1977, S.&nbsp;10&nbsp;f. ([https://www.karl-may-gesellschaft.de/kmg/seklit/m-kmg/032/index.htm Onlinefassung])</ref> Spätestens während seiner ersten [[Redakteur]]stätigkeit (1875/76) beschäftigte sich May näher mit Dorfgeschichten, als er die Erzählung „Fundgrube ‚Vater Abraham‘“ von Elfried von&nbsp;Taura (d.&nbsp;i. [[August Peters (Schriftsteller)|August Peters]]) für sein Blatt ''[[Schacht und Hütte]]'' redigierte.<ref>Kühne, Hartmut: ''Karl May und E.&nbsp;v.&nbsp;T.'' In: Claus Roxin (Hrsg.): ''Jahrbuch der Karl-May-Gesellschaft 1970.'' Hansa-Verlag, Hamburg 1970, S.&nbsp;198–220 (215–218). ([https://www.karl-may-gesellschaft.de/kmg/seklit/JbKMG/1970/198.htm Onlinefassung])</ref> Da sich May während seines Frühwerks an verschiedenen Richtungen der [[Unterhaltungsliteratur]] versuchte, bis er schließlich seine Profession als Autor von Reiseerzählungen fand,<ref>Martin Lowsky: ''Karl May'' (= Realien zur Literatur, Band 231). J.&nbsp;B.&nbsp;Metzlersche Verlagsbuchhandlung und Carl Ernst Poeschel Verlag, Stuttgart 1987, ISBN 3-476-10231-9, S.&nbsp;38&nbsp;ff.</ref> sehen verschiedene Autoren in Peters eine Anregung zum Verfassen von Dorfgeschichten.<ref>Schmid, ''Nachwort.'' S.&nbsp;467.</ref><ref name="ReferenceB">Hein, ''Die »Erzgebirgischen Dorfgeschichten«.'' S.&nbsp;56.</ref><ref>Lorenz, Christoph F.: ’’May auf den Spuren des Evangeliums’’ In: May, Karl: ’’Verschwörung in Wien’’. Karl-May-Verlag, Bamberg / Radebeul 2014, ISBN 978-3-7802-0090-7, S.&nbsp;537.</ref> Andererseits hatte May bereits früh begonnen, den literarischen Markt zu beobachten<ref>Scheinhammer-Schmid, Ulrich: ''[Werkartikel über] Der Scheerenschleifer.'' In: Ueding: ''Karl-May-Handbuch.'' S. 365.</ref> und verfolgte daher vermutlich auch die Entwicklung der Dorfgeschichten jener Zeit,<ref>Hein, ''Die »Erzgebirgischen Dorfgeschichten«.'' S.&nbsp;53.</ref> sodass auch ein [[Wirtschaft|ökonomischer]] Aspekt in Betracht kommt.<ref>Mahler, ''Die Stellung von Karl Mays 'Erzgebirgischen Dorfgeschichten'.'' S.&nbsp;33.</ref> Als Dorfgeschichten-Schreiber hat sich May allerdings nicht verstanden<ref>Mahler, ''Die Stellung von Karl Mays 'Erzgebirgischen Dorfgeschichten'.'' S.&nbsp;31.</ref> und darum steht er eher unbewusst in der Dorfgeschichten-Tradition.<ref>Hein, ''Die »Erzgebirgischen Dorfgeschichten«.'' S.&nbsp;57.</ref> Dies führt zu der Problematik, dass nicht alle der sogenannten ''Erzgebirgischen Dorfgeschichten'' bedingungslos als Dorfgeschichten zu bezeichnen sind<ref name="ReferenceC">Hein, ''Die »Erzgebirgischen Dorfgeschichten«.'' S.&nbsp;51.</ref> und teilweise eher in der Tradition der [[Abenteuerroman|Abenteuerliteratur]] stehen. Nach [[Pitt Herrmann]] „entzieh[en sie] sich jeder herkömmlichen [[literaturwissenschaft]]lichen [[Klassifizierung]].“<ref>Herrmann, ''Die „Erzgebirgischen Dorfgeschichten“ Karl Mays unter dem Aspekt der Dorfgeschichten-Tradition.'' S.&nbsp;114.</ref>

May war vom erzieherischen Einfluss der Literatur überzeugt und hatte bereits mit den von ihm gegründeten Blättern literatur[[Pädagoge|pädagogische]] Ziele verfolgt.<ref>Hein, ''Die »Erzgebirgischen Dorfgeschichten«.'' S.&nbsp;55&nbsp;f.</ref> Allerdings war ihm bewusst, dass Belehrung nicht übertrieben werden durfte, und darum verwendete er triviale Mittel, um [[Hochliteratur]] nachzuahmen.<ref>Mahler, ''Die Stellung von Karl Mays 'Erzgebirgischen Dorfgeschichten'.'' S.&nbsp;35&nbsp;f.</ref> Entsprechend lassen sich Mays Dorfgeschichten der sendungsbewussten [[Trivialliteratur]] zuordnen.<ref>Hein, ''Die »Erzgebirgischen Dorfgeschichten«.'' S.&nbsp;64&nbsp;f.</ref> Nach [[Hermann Wohlgschaft]] wollte May „den Leser (und den Autor) ermahnen und warnen, ihn erschrecken und aufrütteln“, „sich selbst und seine Leser zum Guten erziehen.“<ref>Wohlgschaft, Hermann: ''Karl May – Leben und Werk. 3 Bände''. Bücherhaus, Bargfeld, 2005, ISBN 3-930713-93-4, S.&nbsp;435&nbsp;f. Klammern im Original.</ref> Diese Texte dienten auch selbsttherapeutischen Zwecken nach seinen Vaganten- und Haftzeiten (1864–1874). Laut [[Rudolf Mahler]] „(übernehmen) die Dorfgeschichten eine Ordnungsfunktion durch die Betonung des gesetzlichen Elements und zwar des menschlichen wie des göttlichen“<ref>Mahler, ''Die Stellung von Karl Mays 'Erzgebirgischen Dorfgeschichten'.'' S.&nbsp;38.</ref> und [[Helmut Schmiedt]] stellt fest: „das gründliche Ausformulieren eines letztlich doch gerechten gesellschaftlichen Zustandes […] stabilisiert die Fähigkeit zur Anpassung und soll May gefeit machen gegen weitere gefährliche Irritationen.“<ref>Schmiedt, Helmut: ''Karl May. Studien zu Leben, Werk und Wirkung eines Erfolgsschriftstellers.'' 2., völlig überarbeitete und ergänzte Auflage. Athenäus Verlag GmbH, Frankfurt am Main, 1987, ISBN 3-610-08902-4, S.&nbsp;44.</ref> Fast alle Werke Mays enthalten Anspielungen auf dessen Biografie;<ref>Wohlgschaft, ''Karl May.'' S.&nbsp;355.</ref> allerdings verarbeitete er in diesen Erzählungen zudem die authentischen Eindrücke seiner erzgebirgischen Heimat und des Sozialmilieus.<ref>Petzel, Michael, Wehnert, Jürgen: ''Das neue Lexikon rund um Karl May''. Lexikon Imprint Verlag, Berlin, 2002, ISBN 3-89602-509-0, S.&nbsp;108.</ref> Im Gegensatz zu den meisten anderen Werken Mays (und den beiden späten Dorfgeschichten) fehlt der Humor,<ref name="Schmid, Nachwort. S. 473">Schmid, ''Nachwort.'' S.&nbsp;473.</ref> denn laut [[Michael Zaremba]] „(haben) die zahlreichen tragischen Episoden in den frühen ›Erzgebirgischen Dorfgeschichten‹ eine räumliche und zeitliche Nähe [zu Mays] erlebte[m] [[Trauma (Psychologie)|Trauma]], die einen heiteren Grundton erschwerte.“<ref>Zaremba, Michael: ''Strukturen des Humors bei Karl May.'' In: Claus Roxin, Helmut Schmiedt, Hans Wollschläger (Hrsg.): ''Jahrbuch der Karl-May-Gesellschaft 1998.'' Hansa Verlag, Husum 1998, ISBN 3-920421-72-8, S.&nbsp;164–176 (173). ([https://www.karl-may-gesellschaft.de/kmg/seklit/JbKMG/1998/164.htm Onlinefassung])</ref>

Folgt man Mays publizierten Angaben, begann er kurz nach 1873 die Erzgebirgischen Dorfgeschichten zu schreiben.<ref>Schmid, ''Nachwort.'' S.&nbsp;475. Laut einer privaten, undatierten Notiz schrieb May ''Erzgebirgische... von 1866 an''; abgedruckt in: Karl May: ''Auch »über den Wassern«. Mit Anmerkungen von Hansotto Hatzig und Ekkehard Bartsch.'' In: Claus Roxin, Heinz Stolte, Hans Wollschläger (Hrsg.): ''Jahrbuch der Karl-May-Gesellschaft 1976.'' Hansa-Verlag, Hamburg 1976, ISBN 3-920421-31-0, S.&nbsp;230–272 (271, Anm.&nbsp;59). ([https://www.karl-may-gesellschaft.de/kmg/seklit/JbKMG/1976/230.htm Onlinefassung])</ref> Tatsächlich erschien die älteste bekannte Erzählung, ''Die Rose von Ernstthal'', 1874 oder 1875. Dieser Text lässt sich allerdings nur bedingt der Gattung Dorfgeschichte zuordnen, sondern ist vielmehr durch Kleinstadt- und Soldatenmilieu geprägt,<ref>Hein, Jürgen: ''[Werkartikel zu] Die Rose von Ernstthal.'' In: Ueding, ''Karl-May-Handbuch.'' S.&nbsp;371–373.</ref> ist gleichfalls eine [[Karl Mays historische Erzählungen|historische Erzählung]] und bildet ein Bindeglied zu Mays [[Der alte Dessauer (Karl May)|Geschichten über den „Alten Dessauer“]].<ref name="Schmid, Nachwort. S. 473" /> Mit einem zentralen Thema in Dorfgeschichten, dem Gegensatzpaar Stadt und Land, beschäftigte sich May danach in einem gleichnamigen Kapitel seiner ''[[Schacht und Hütte|Geographischen Predigten]]'' (1875/76).<ref name="ReferenceB" /> Erst 1877 erschien mit ''Der Dukatenhof'' die nächste Dorfgeschichte. In dieser waren bereits alle wesentlichen Motive der noch folgenden Erzählungen vorhanden.<ref>Schmid, ''Nachwort.'' S.&nbsp;469.</ref> Bis 1879 folgten neun weitere Erzgebirgische Dorfgeschichten und laut [[Roland Schmid (Verleger)|Roland Schmid]] „zeichnet sich bei vergleichender Betrachtung eine unverkennbare Entwicklung der schriftstellerischen Gewandtheit ab.“<ref>Schmid, ''Nachwort.'' S.&nbsp;468.</ref>

Zwar entstanden ab 1880 zunächst keine Dorfgeschichten mehr, aber sie hatten Einfluss auf die folgenden Werke. Denn die Figuren, Handlungselemente und Schauplätze waren hier – ebenso wie auch in anderen Frühwerken – bereits vorgeformt, die May nun in seinen [[Karl Mays Kolportageromane|Kolportageromanen]] und Reiseerzählungen in fremde Länder übertrug und dort weiter ausarbeitete.<ref>Botschen, Engelbert: ''Die Vorwegnahme des Werkes am Beispiel der Humoresken und Dorfgeschichten.'' In: Meier, Herbert (Hrsg.): ''Karl May. Unter den Werbern.'' Seltene Originaltexte, Band II. Reprint der Karl-May-Gesellschaft, S.&nbsp;182&nbsp;f. ([https://www.karl-may-gesellschaft.de/kmg/primlit/erzaehl/sammlung/werber/index.php Onlinefassung])</ref><ref>Schmid, ''Nachwort.'' S.&nbsp;466.</ref> Überdies hatten die Dorfgeschichten Anteil an der Entwicklung des [[Karl Mays frühe Abenteuererzählungen#Das Ur-Ich und der Ur-Winnetou|Ur-Ich in Mays frühen Abenteuererzählungen]] zu einem Heilsbringer in den Reiseerzählungen.<ref>Rainer Jeglin: ''Herrgottsengel, Rebell und Missionar. Anmerkungen zum Rettungsstil bei Karl May.'' ''Sonderheft der Karl-May-Gesellschaft'' Nr.&nbsp;24/1980. S.&nbsp;1–56. ([https://www.karl-may-gesellschaft.de/kmg/seklit/sokmg/024/index.htm Onlinefassung])</ref>

=== Spätwerk und Buchausgabe ===
[[Datei:Ehepaar-May-1904.jpg|miniatur|hochkant|Karl May ein Jahr nach Erscheinen der Spätwerks-Dorfgeschichten (mit Ehefrau Klara)]]
Während seiner Orientreise (1899/1900) setzte bei May ein Sinneswandel ein und er begann fortan literarischer zu schreiben und komplexe [[Allegorie|allegorische]] Texte zu verfassen. Zu gleicher Zeit wurden seine Kolportageromane, die hauptsächlich pseudonym in den 1880er Jahren im [[Verlag H.&nbsp;G.&nbsp;Münchmeyer]] erschienen waren, vom neuen Verlagsinhaber Adalbert Fischer unter Mays richtigem Namen und ohne dessen Autorisierung neu herausgegeben.<ref>Sudhoff, Dieter, & Steinmetz, Hans-Dieter: ''Karl-May-Chronik II''. Karl-May-Verlag, Bamberg, Radebeul, 2005, ISBN 3-7802-0172-0, S.&nbsp;331.</ref> Dieser alten Auftragsarbeiten wegen wurde May heftig kritisiert, beispielsweise bezeichnete [[Hermann Cardauns]] sie sogar als „abgrundtief unsittlich“.<ref>Zitiert nach May, Karl: ''Mein Leben und Streben. Band I.'' Verlag von Friedrich Ernst Fehsenfeld, Freiburg&nbsp;i.&nbsp;Br., 1910, S.&nbsp;233. ([https://www.karl-may-gesellschaft.de/kmg/primlit/bio/leben/reprint/l+s.pdf Onlinefassung]; PDF; 16,9&nbsp;MB)</ref> May wollte einerseits sein frühes Schaffen, das durch den Pressestreit in Mitleidenschaft geraten war, in ein positives Licht rücken<ref>Bartsch, ''Vorwort'', S.&nbsp;V.</ref> und andererseits „die literarische Um- oder Neuorientierung — nachträglich — auch für sein bisheriges [[Gesamtwerk|Œvre]]<!--sic!--> geltend machen, somit sein gesamtes Werk als [[Kontinuum]] erscheinen lassen“.<ref>Vollmer, ''Karl Mays ›Sonnenscheinchen‹.'' S.&nbsp;160.</ref> Seine Erzgebirgischen Dorfgeschichten hatte May bereits 1878 vor Gericht als Beweis seiner [[moral]]ischen [[Integrität (Ethik)|Integrität]] aufgeführt<ref>May, Karl: Eingabe an das Amtsgericht Stollberg vom 20. Juni 1878. (Amtsgericht Stollberg, Untersuchungsakten Nr. 129, Blätter 14–15.) Zitiert nach: Maschke, Fritz: ''Karl May und [[Emma Pollmer]], Die Geschichte einer Ehe''. Karl-May-Verlag, Bamberg, 1973, ISBN 3-7802-3068-2, S.&nbsp;152.</ref> und eine literarische Gleichsetzung mit den späten Reiseerzählungen ''[[„Weihnacht!“]]'' (1897) und ''[[Am Jenseits]]'' (1899) in einer Verteidigungsschrift von 1902 vollzogen.<ref>Anonym (d. i. Karl May): ''„Karl May als Erzieher“ und „Die Wahrheit über Karl May“ oder Die Gegner Karl Mays in ihrem eigenen Lichte von einem dankbaren May-Leser''. Verlag von Friedrich Ernst Fehsenfeld, Freiburg&nbsp;i.&nbsp;Br., 1902, S.&nbsp;14&nbsp;f. ([https://www.karl-may-gesellschaft.de/kmg/primlit/bio/leser/reprint/index.php Onlinefassung])</ref><ref>Bartsch, ''Vorwort'', S.&nbsp;VI.</ref> Um nun sowohl den Beweis zu erbringen, schon in der Frühzeit sittlich und anständig geschrieben zu haben, als auch die Kontinuität seines Schaffens zu belegen, konzipierte May eine Buchausgabe: ''Erzgebirgischen Dorfgeschichten'', die den Untertitel ''Karl Mays Erstlingswerke'' trägt. Neben vier frühen Texten enthält der Band allerdings auch zwei eigens für dieses Buch verfasste Erzählungen (''Sonnenscheinchen'' und ''Das Geldmännle''), in denen May die Auseinandersetzungen um die Kolportageromane psychisch verarbeitete und [[Schlüsselroman|verschlüsselte]].<ref>Mahler, ''Die Stellung von Karl Mays 'Erzgebirgischen Dorfgeschichten'.'' S.&nbsp;38.</ref> Nicht nur stehen diese beiden an erster und letzter Position und klammern damit die frühen Werke ein, sondern May deklarierte auch an anderer Stelle die beiden neuen Texte als Erstlingswerke.<ref>May, Karl: ''Die Schundliteratur und der Früchtehunger.'' In: Claus Roxin, Heinz Stolte, Hans Wollschläger (Hrsg.): ''Jahrbuch der Karl-May-Gesellschaft 1983'', Hansa Verlag, Husum 1983, ISBN 3-920421-44-2, S.&nbsp;50–55. ([https://www.karl-may-gesellschaft.de/kmg/seklit/JbKMG/1983/50.htm Onlinefassung])</ref> Die alten Texte änderte May leicht ab, indem er [[mundart]]liche Dialoge ins [[Standarddeutsch|Hochdeutsche]] übersetzte, einige Stellen mehr verdeutlichte und einige Passagen neu schrieb.<ref>Hermann, ''Die „Erzgebirgischen Dorfgeschichten“ Karl Mays unter dem Aspekt der Dorfgeschichten-Tradition.'' S.&nbsp;60&nbsp;f.</ref>

Im Streit zwischen May und Fischer kam es 1903 vorläufig zu einem [[Vergleich (Recht)|Vergleich]], da Fischer einerseits durchblicken ließ, er wisse von Mays Vorstrafen,<ref>Seul, Jürgen: ''Old Shatterhand vor Gericht. Die 100 Prozesse des Schriftstellers Karl May.'' Karl-May-Verlag, Bamberg, Radebeul, 2009, ISBN 978-3-7802-0186-7, S.&nbsp;260.</ref> andererseits da May ihn für einen anderen Rechtsstreit für sich gewinnen wollte. In diesem Zusammenhang gab May ihm die ''Erzgebirgischen Dorfgeschichten'' in Verlag, deren Publikation sein Hauptverleger [[Friedrich Ernst Fehsenfeld]] abgelehnt hatte.<ref>Wollschläger, Hans: ''Karl May. Grundriß eines gebrochenen Lebens – Interpretation zu Persönlichkeit und Werk – Kritik.'' VEB Verlag der Kunst, Dresden, 1990, ISBN 3-364-00168-5, S.&nbsp;101&nbsp;f.</ref> May stellte allerdings die Bedingung, dass das Buch nicht unter dem alten Verlagsnamen erscheinen dürfe, woraufhin Fischer eigens dafür den „Belletristischen Verlag“, einen [[Imprintverlag]], gründete.<ref>Bartsch, ''Vorwort'', S.&nbsp;IX.</ref> In die beiden neuen Dorfgeschichten, bei denen May sehr sorgfältig Korrektur las,<ref>Wollschläger, Hans: ''Erste Annäherung an den »Silbernen Löwen«. Zur Symbolik und Entstehung.'' In: Claus Roxin, Heinz Stolte, Hans Wollschläger (Hrsg.): ''Jahrbuch der Karl-May-Gesellschaft 1979.'' Hansa-Verlag, Hamburg 1979, ISBN 3-920421-34-5, S.&nbsp;99–136 (135, Anm.&nbsp;110). ([https://www.karl-may-gesellschaft.de/kmg/seklit/JbKMG/1979/99.htm Onlinefassung])</ref> hatte er wie erwähnt die Hintergründe seiner öffentlichen Auseinandersetzungen und [[Prozess (Recht)|Prozesse]], in die auch Fischer verwickelt war, verschlüsselt dargestellt. Somit hatte Fischer, ohne es zu bemerken, seine eigene Negativdarstellung verlegt und war damit zum Opfer von Mays heimlicher Rache geworden.<ref>Lorenz, ''Gewissen des Musterwirts.'' S.&nbsp;185.</ref> Im Gegensatz zu Mays Werken, die in fernen Ländern spielen, verkaufte sich der Band wenig erfolgreich. Zu den Gründen dafür gehörten, dass man von May Abenteuererzählungen erwartete, der literarische Markt mittlerweile mit Dorfgeschichten übersättigt war und die Heimatliteratur seit etwa 1890 eine neue, [[Ideologie|ideologische]] Richtung eingeschlagen hatte.<ref>Mahler, ''Die Stellung von Karl Mays 'Erzgebirgischen Dorfgeschichten'.'' S.&nbsp;15.</ref> Dennoch erschien 1907 eine Neuauflage bei Fehsenfeld, nachdem May nach Fischers plötzlichem Tod die Verlagsrechte zurückerhalten hatte.<ref>Bartsch, ''Vorwort'', S.&nbsp;XVI.</ref> Obwohl beide Auflagen als ''Band I'' deklariert wurden, erschien nie eine Fortsetzung aus Mangel an Publikumsinteresse.<ref>Lorenz, ''Nachwort'', S.&nbsp;I.</ref>

== Inhalt ==
=== Grundzüge der Dorfgeschichten ===
[[Datei:Königreich Sachsen 1895.jpg|miniatur|Das Erzgebirge um 1895]]
[[Datei:Erzgebirge phys map de.png|miniatur|Das Erzgebirge heute]]
Mays Dorfgeschichten stellen eine Mischung aus Dorf-, [[Liebesroman|Liebes-]] und [[Kriminalroman|Kriminalgeschichte]] dar, wobei die Kriminalgeschichte meist dominiert und strukturbestimmend wirkt, die Liebesgeschichte ein Gegengewicht bildet und die Dorfgeschichte das Milieu liefert.<ref>Mahler, ''Die Stellung von Karl Mays 'Erzgebirgischen Dorfgeschichten'.'' S.&nbsp;59.</ref> Nach [[Jürgen Hein]] behandeln Dorfgeschichten im Allgemeinen bäuerliche Themen und die [[Motiv (Literatur)|Motive]] lassen sich in folgende Hauptkomplexe einteilen: „(1) die sich um den Hof drehende Problematik zwischen [[Tradition]], Besitz und [[Erbschaft]]sfolge; (2) der Zusammenhang von Heimat, Landschaft, Dorf und Dorfgemeinschaft; das Zusammenhalten der Dorfbewohner bei Unglücksfällen und Krankheiten; die Frage des [[Heimatrecht]]s und die oft feindselige Haltung gegenüber dem »Fremden« im Dorf; (3) der Gegensatz zwischen Stadt und Land; (4) [[Sitte]]nkritik am dörflichen Leben; (5) die Bedeutung kirchlicher Festtage für die ländliche Welt.“<ref name="ReferenceC" /> In Mays Erzählungen sind die Dorfgeschichten-Motive unterschiedlich stark vertreten, dienen oft nur als Hintergrund und treten daher oft fast gänzlich hinter die Kriminalerzählung zurück.<ref>Hein, ''Die »Erzgebirgischen Dorfgeschichten«.'' S.&nbsp;58–62.</ref> Während der Aufklärung des Verbrechens setzt May häufig Mystifikationen und Teilauflösungen ein und nutzt dafür auch Rückblenden.<ref>Herrmann, ''Die „Erzgebirgischen Dorfgeschichten“ Karl Mays unter dem Aspekt der Dorfgeschichten-Tradition.'' S.&nbsp;70–106.</ref> Die oft in der Vergangenheit liegenden Verbrechen werden durch Geheimnis- und [[Schauerroman|Schauermotive]] hervorgehoben.<ref>Mahler, ''Die Stellung von Karl Mays 'Erzgebirgischen Dorfgeschichten'.'' S.&nbsp;54.</ref> Auch Motive des Abenteuerromans oder biografische Motive können den Dorfgeschichten-Charakter überlagern.<ref>Herrmann, ''Die „Erzgebirgischen Dorfgeschichten“ Karl Mays unter dem Aspekt der Dorfgeschichten-Tradition.'' S.&nbsp;70–106.</ref> Während die biografischen Motive in den frühen Dorfgeschichten Mays Jugend, Vaganten- und Haftzeit zuzuordnen sind, so gehören jene in den beiden Späten zur Redakteurszeit, den Hetzkampagnen und Prozessen.<ref>Mahler, ''Die Stellung von Karl Mays 'Erzgebirgischen Dorfgeschichten'.'' S.&nbsp;83.</ref>

Ein häufiges Motiv ist die Liebe zweier Bauern zu demselben Mädchen,<ref>Hein, ''Die »Erzgebirgischen Dorfgeschichten«.'' S.&nbsp;59.</ref> welche häufig die Geliebte des Helden und Tochter des Gegenspielers ist<ref>Mahler, ''Die Stellung von Karl Mays 'Erzgebirgischen Dorfgeschichten'.'' S.&nbsp;43.</ref> und die des Geldes wegen oder zur Verstärkung verbrecherischer Freundschaften verkuppelt werden soll.<ref>Mahler, ''Die Stellung von Karl Mays 'Erzgebirgischen Dorfgeschichten'.'' S.&nbsp;48.</ref> Die Motivationen zu den Verbrechen sind entweder Rache aus verschmähter Liebe, Habgier oder die Beseitigung eines Gegenspielers. Die Ursachen liegen folglich nie in den sozialen Umständen, sondern im negativen Charakter des Täters.<ref>Mahler, ''Die Stellung von Karl Mays 'Erzgebirgischen Dorfgeschichten'.'' S.&nbsp;56.</ref> May-typische Motive sind [[Schmuggel|Pascherei]] und [[Wilderei]], die eben nicht aus der Notwendigkeit heraus, sondern aus Habgier oder Passion betrieben werden.<ref>Hein, ''Die »Erzgebirgischen Dorfgeschichten«.'' S.&nbsp;61.</ref> Entsprechend werden die Bösewichter nur von den Wohlhabenden verkörpert, während die einfachen Leute zu den Guten und Tugendhaften gehören.<ref>Plaul, Hainer: ''Redakteur auf Zeit. Über Karl Mays Aufenthalt und Tätigkeit von Mai 1874 bis Dezember 1877.'' In: Claus Roxin, Heinz Stolte, Hans Wollschläger (Hrsg.): ''Jahrbuch der Karl-May-Gesellschaft 1977.'' Hansa-Verlag, Hamburg 1977, ISBN 3-920421-32-9, S.&nbsp;114–217 (135).</ref> An weiteren Verbrechen treten Betrug, Fälschung, [[Falschmünzerei]], Einbruch, Brandstiftung, Entführung, Verstümmelung, Mordversuch und Mord auf, wobei nicht einmal vor den eigenen Familienmitgliedern zurückgeschreckt wird.<ref>Mahler, ''Die Stellung von Karl Mays 'Erzgebirgischen Dorfgeschichten'.'' S.&nbsp;54.</ref>

Die Figuren werden eindeutig als gut oder böse charakterisiert.<ref>Hein, ''Die »Erzgebirgischen Dorfgeschichten«.'' S.&nbsp;63.</ref> Zu den Helden gehören häufig Außenseiter, vorübergehend Verfemte oder Rückkehrer aus der Fremde, die über überlegene Fähigkeiten verfügen, die jenen der späteren Ich-Helden [[Kara Ben Nemsi]] bzw. [[Old Shatterhand (Romanfigur)|Old Shatterhand]] entsprechen.<ref>Herrmann, ''Die „Erzgebirgischen Dorfgeschichten“ Karl Mays unter dem Aspekt der Dorfgeschichten-Tradition.'' S.&nbsp;108.</ref> Die Gegenspieler beherrschen diese Fähigkeiten fast ebenso gut und können daher oft zunächst entkommen, um letztendlich ihren Schwächen zu erliegen.<ref>Mahler, ''Die Stellung von Karl Mays 'Erzgebirgischen Dorfgeschichten'.'' S.&nbsp;42&nbsp;f.</ref> Häufig kommt es zwischen den Konfliktparteien zur Versöhnung.<ref>Hein, ''Die »Erzgebirgischen Dorfgeschichten«.'' S.&nbsp;63.</ref> Dabei fasst der Held und nicht die staatlichen Ordnungsorgane den Verbrecher und gibt diesem dadurch die Gelegenheit, sich selbst zu stellen.<ref>Mahler, ''Die Stellung von Karl Mays 'Erzgebirgischen Dorfgeschichten'.'' S.&nbsp;57.</ref> Eine innere Umkehr der Bösewichter erfolgt allerdings nur, wenn ihre physische oder soziale Existenz gefährdet ist.<ref>Plaul, ''Redakteur auf Zeit.'' S.&nbsp;134.</ref> Bei schwerwiegenden Verbrechen hingegen wird der Bösewicht durch eine „höhere Gewalt“ bestraft – in der Dorfgeschichten-Tradition ist dies nur für May typisch<ref>Hein, ''Die »Erzgebirgischen Dorfgeschichten«.'' S.&nbsp;60.</ref> – und zwar tritt die Strafe oft am Tatort ein und spiegelt das Schicksal der Opfer wider.<ref>Hein, ''Die »Erzgebirgischen Dorfgeschichten«.'' S.&nbsp;63.</ref> Am Ende werden die Guten mit einem Hof bzw. dem geliebten Mädchen belohnt.<ref>Mahler, ''Die Stellung von Karl Mays 'Erzgebirgischen Dorfgeschichten'.'' S.&nbsp;58.</ref> Mays Dorfgeschichten gehören zu den [[Exemplum|Exempeln]] (Beispielerzählungen), also „kurze[n] Erzählung[en], die positive [bzw.] negative Verhaltensbeispiele darstell[en] und Lehrhaftigkeit mit unterhaltsam-volkstümlicher Erzählweise verbinde[n]“.<ref>Mahler, ''Die Stellung von Karl Mays 'Erzgebirgischen Dorfgeschichten'.'' S.&nbsp;63.</ref> Dabei wirken die unterhaltenden Elemente als Gegengewicht zu den moralisierenden.<ref>Mahler, ''Die Stellung von Karl Mays 'Erzgebirgischen Dorfgeschichten'.'' S.&nbsp;65.</ref>

=== Spezifisches des Spätwerks ===
Das Spätwerk wird mit einem Vorwort eingeleitet (fehlt in der Fehsenfeld-Auflage), in dem May die Kontinuität seines Schaffens darlegt: Da sich Leser nur haben unterhalten lassen wollen, ohne den tieferen Sinn seiner Dorfgeschichten zu begreifen, habe er angefangen, seine Motive in fremde Länder zu verlegen, also Reiseerzählungen zu schreiben. Da man mittlerweile gelernt habe, zum Sinn hinabzusteigen, beginne er nun erneut mit Dorfgeschichten. May deutet damit etwas versteckt an, dass sich unter den ''Erstlingswerken'' durchaus neue Texte befinden, und durch Stichworte wird auf einen allegorischen Charakter von ''Sonnenscheinchen'' und ''Das Geldmännle'' hingewiesen.<ref>Schmid, ''Nachwort.'' S.&nbsp;475.</ref> Der exemplarische Charakter der Mayschen Dorfgeschichten wird hier allegorisch umgesetzt<ref>Mahler, ''Die Stellung von Karl Mays 'Erzgebirgischen Dorfgeschichten'.'' S.&nbsp;67.</ref> und das [[dualistisch]]e Prinzip von Gut und Böse wird durch die Entwicklung des Gewalt- zum Edelmenschen abgelöst.<ref>Mahler, ''Die Stellung von Karl Mays 'Erzgebirgischen Dorfgeschichten'.'' S.&nbsp;70.</ref> Statt zu Bestrafung kommt es zu Erlösung und Vergebung.<ref>Mahler, ''Die Stellung von Karl Mays 'Erzgebirgischen Dorfgeschichten'.'' S.&nbsp;73&nbsp;f.</ref> Dieser Umschwung wird von einer stärkeren Gewichtung und Einflussnahme weiblicher Figuren begleitet.<ref>Vollmer, ''Karl Mays ›Sonnenscheinchen‹.'' S.&nbsp;173.</ref> Beide Texte sind bewusste [[Schlüsselroman|Schlüsselerzählungen]] im Gegensatz zu den unbewussten Verschlüsselungen im Frühwerk.<ref>Botschen, Engelbert: ''Die Banda Oriental – ein Umweg zur Erlösung.'' In: Claus Roxin, Heinz Stolte, Hans Wollschläger (Hrsg.): ''Jahrbuch der Karl-May-Gesellschaft 1979.'' Hansa-Verlag, Hamburg 1979, ISBN 3-920421-34-5, S.&nbsp;186–212 (207). ([https://www.karl-may-gesellschaft.de/kmg/seklit/JbKMG/1979/186.htm Onlinefassung])</ref><ref>Mahler, ''Die Stellung von Karl Mays 'Erzgebirgischen Dorfgeschichten'.'' S.&nbsp;68&nbsp;f.</ref> Auf der einen Seite lassen sich die Figuren, Handlungen und Ortschaften Personen, Begebenheiten und Stationen aus Mays Biografie zuordnen.<ref>Vollmer, ''Karl Mays ›Sonnenscheinchen‹.'' S.&nbsp;165.</ref> Sein Ich spaltet May dabei auf und überträgt Eigenschaften bzw. Entwicklungsstufen seiner Persönlichkeit auf unterschiedliche Figuren, beispielsweise den schuldig gewordenen May und sein Wunsch-Ich<ref>Lorenz, ''Das Gewissen des Musterwirts.'' S.&nbsp;193&nbsp;ff.</ref> oder den früheren, aufschneiderischen May und den gereiften Verfasser des Spätwerks.<ref>Vollmer, ''Karl Mays ›Sonnenscheinchen‹.'' S.&nbsp;165&nbsp;ff.</ref> Andererseits sind die Figuren, Handlungen und Ortschaften auch allegorische Bedeutungsträger.<ref>Vollmer, ''Karl Mays ›Sonnenscheinchen‹.'' S.&nbsp;165.</ref> Es lassen sich somit drei Leseebenen ausmachen: Handlungsebene, autobiografische Ebene und [[Philosophie|philosophisch]]-[[Religion|religiöse]] Ebene, die weitere Unterebenen enthalten können.<ref>Vollmer, ''Karl Mays ›Sonnenscheinchen‹.'' S.&nbsp;178.</ref> Dabei wird die Komplexität der Texte allerdings durch den Dorfgeschichtencharakter verschleiert.<ref>Vollmer, ''Karl Mays ›Sonnenscheinchen‹.'' S.&nbsp;177.</ref> Einige Autoren sprechen den beiden Dorfgeschichten zudem einen [[Märchen]]charakter zu,<ref>Vollmer, ''Karl Mays ›Sonnenscheinchen‹.'' S.&nbsp;177.</ref><ref>Lorenz, ''Das Gewissen des Musterwirts.'' S.&nbsp;212.</ref> der nicht unumstritten ist.<ref>Vocke, ''Der ›doppelte Geist‹'', S.&nbsp;16&nbsp;f.</ref> Ein weiteres Merkmal, das die beiden Spätwerke von den übrigen Mayschen Dorfgeschichten unterscheidet, ist der ein Einsatz von Humor.<ref name="Schmid, Nachwort. S. 473" />

Das zentrale Thema in ''Sonnenscheinchen'' auf biografischer Leseebene ist Mays literarische Wandlung,<ref>Vollmer, ''Karl Mays ›Sonnenscheinchen‹.'' S.&nbsp;173.</ref> während ''Das Geldmännle'' vornehmlich den Münchmeyer-Verlag und Mays Eheprobleme behandelt.<ref>Lorenz, ''Das Gewissen des Musterwirts.'' S.&nbsp;198.</ref> Dabei beginnt letzterer Text zudem mit einer [[mythologisch]]en Darstellung der Entstehung des Erzgebirges, die Mays eigenes literarisches Schaffen symbolisiert.<ref>Mahler, ''Die Stellung von Karl Mays 'Erzgebirgischen Dorfgeschichten'.'' S.&nbsp;39&nbsp;ff.</ref> Außerdem enthält ''Das Geldmännle'' eine deutliche [[Sozialkritik]] am [[Weber]]elend.<ref>Lorenz, ''Das Gewissen des Musterwirts.'' S.&nbsp;211&nbsp;f.</ref>

== Authentizität ==
[[Thomas Schumann]] stellt fest: „Die detaillierte Ausmalung bringt realistische Züge hervor, so daß sich der Leser in die Situation eines Beteiligten versetzt fühlt und das folgende Geschehen miterlebt. Genau diese Erzählweise ist mit dafür verantwortlich, daß sich das Lesepublikum mit dem im Text Erzählten leicht identifizieren kann.“<ref>Schumann, Thomas: ''Die Darstellung der erzgebirgischen Welt bei Karl May.'' Hausarbeit im Rahmen der Ersten Staatsprüfung für das Lehramt für die Sekundarstufe II, Brühl, 1983, S.&nbsp;104.</ref> Abgesehen von der mythologischen Erzählweise entspricht die Entstehungsgeschichte des Erzgebirges im Anfangskapitel von ''Das Geldmännle'' der tatsächlichen [[Geologie|geologischen]] Entwicklung.<ref>Schumann, ''Darstellung der erzgebirgischen Welt.'' S.&nbsp;13.</ref> Die Beschreibungen der Landschaften ebenso wie kleinerer Ausschnitte zeugen von guten [[Geografie|geografischen]] Kenntnissen<ref>Schumann, ''Darstellung der erzgebirgischen Welt.'' S.&nbsp;102&nbsp;f.</ref> und auch kleinstädtisches Milieu wird realistisch wiedergegeben.<ref>Plaul, ''Redakteur auf Zeit.'' S.&nbsp;189.</ref> Die Armut der Erzgebirgler in ihren Formen und Auswirkungen, ebenso wie die Gründe für ihr Auftreten und ihren Erhalt beschreibt May aus der eigenen Erfahrung heraus,<ref>Schumann, ''Darstellung der erzgebirgischen Welt.'' S.&nbsp;102.</ref> ebenso wie die Darstellung der Haftbedingungen in der Erzählung ''Des Kindes Ruf''.<ref>Wörner, ''Im dunkeln Hause.'' S.&nbsp;3–7.</ref>

Das Vorwort der Buchausgabe suggeriert Lesern, May habe angefangen, Reiseerzählungen zu schreiben, da der tiefere Sinn seiner Dorfgeschichten nicht verstanden worden wäre. Allerdings waren die frühen Reiseerzählungen parallel zu bzw. sogar vor den Dorfgeschichten erschienen.<ref>Lorenz, ''Gewissen des Musterwirts.'' S.&nbsp;186.</ref> Auch die Kontinuität seines Werkes, die May mit der Buchausgabe suggeriert, stimmt so nicht. Zwar lassen sich alle Werke Mays im weitesten Sinne auch [[symbol]]isch verstehen, aber so hochliterarisch und absichtsvoll symbolisch hatte er seine frühen Texte nicht verfasst.<ref>Vollmer ''Karl Mays ›Sonnenscheinchen‹.'' S.&nbsp;160.</ref>

== Kritik ==
Für die frühen Dorfgeschichten befindet [[Otto Forst de Battaglia|Otto Forst-Battaglia]], „die Handlung [sei] grobkörnig, dick aufgetragen, bar jedes Ansatzes einer Psychologie der Gestalten.“<ref>Forst-Battaglia, Otto: ''Karl May. Traum eines Lebens – Leben eines Träumers.'' Karl-May-Verlag, Bamberg, 1966, S.&nbsp;92&nbsp;f.</ref> Auch Herrmann erkennt in den Figuren „oberflächlich[…], holzschnittartig gezeichnete[…] Klischees […] bis auf ganz wenige Ausnahmen“<ref>Herrmann, ''Die „Erzgebirgischen Dorfgeschichten“ Karl Mays unter dem Aspekt der Dorfgeschichten-Tradition.'' S.&nbsp;20.</ref> und Wohlgschaft bemängelt den „übertriebenen Gegensatz von ›schlechten‹ und ›guten‹ Charakteren“.<ref>Wohlgschaft, ''Karl May.'' S.&nbsp;435.</ref> „Der Held ist ausgestattet mit allen körperlichen (Kraft, Jugend, Schönheit usw.) und geistigen (Mut, Würde, Stolz, Selbstdisziplin, [[Großmut]], Toleranz, logisches Denken usw.) Eigenschaften. […] Wie der Held mit allen positiven, so ist der Gegenspieler mit allen nur erdenklichen negativen Eigenschaften des Körpers (Alter, Häßlichkeit, Schwäche usw.) und des Geistes (Feigheit, Eitelkeit, Habsucht, Grausamkeit, Hinterlist, Lasterhaftigkeit usw.) ausgestattet.“<ref>Mahler, ''Die Stellung von Karl Mays 'Erzgebirgischen Dorfgeschichten'.'' S.&nbsp;42.</ref> Laut Mahler sind die Leistungen der Helden „manchmal so übertrieben dargestellt, daß die Situation ins Groteske verzerrt wird.“<ref>Mahler, ''Die Stellung von Karl Mays 'Erzgebirgischen Dorfgeschichten'.'' S.&nbsp;42.</ref> Ein weiterer Aspekt bezüglich der Figuren ist das Verhältnis von Männern und Frauen. Die Frauen nehmen – von wenigen Ausnahmen abgesehen – stets eine untergeordnete Position ein;<ref>Hein,
''Die »Erzgebirgischen Dorfgeschichten«.'' S.&nbsp;63.</ref> sie orientieren sich am Mann und bringen daher keinen eigenen Beitrag zur Handlung ein.<ref>Mahler, ''Die Stellung von Karl Mays 'Erzgebirgischen Dorfgeschichten'.'' S.&nbsp;51.</ref> Zudem werden die Frauen entweder idealistisch verklärt oder mit charakterlichen Makeln dargestellt.<ref>Mahler, ''Die Stellung von Karl Mays 'Erzgebirgischen Dorfgeschichten'.'' S.&nbsp;52&nbsp;f.</ref> Eine andere Problematik betrifft den Kriminalgeschichten-Charakter der Dorfgeschichten, denn ein „Lesen […] als intellektuelle Übung, wie sie bei manchen Kriminalgeschichten geradezu herausgefordert wird, wird bei MAY<!-- sic! --> sofort unterbunden; denn wer der Verbrecher ist, weiß man schon nach den ersten Seiten.“<ref>Mahler, ''Die Stellung von Karl Mays 'Erzgebirgischen Dorfgeschichten'.'' S.&nbsp;90.</ref>

Die Gründe für die Schwächen der Mayschen Dorfgeschichten sind vielfältig. May war bei Abfassung der frühen Geschichten noch ein literarischer Anfänger;<ref>Botschen, Engelbert: ''[Vorwort zu] Der Kaiserbauer.'' In: Meier, ''Unter den Werbern.'' S.&nbsp;244.</ref> [[Hans Wollschläger]] hält sie sogar für „kaum […] mehr als Talentproben“.<ref>Wollschläger, ''Grundriß eines gebrochenen Lebens.'' S.&nbsp;46.</ref> Nach Mahler hat May „die Dorfgeschichten geschrieben, um Geld zu verdienen; da kann er sich nicht um ästhetische Fragen kümmern, wenn er das auch wollte. Denn entscheidend ist das Kriterium der Reproduzierbarkeit und Konsumierbarkeit beim Leser“<ref>Mahler, ''Die Stellung von Karl Mays 'Erzgebirgischen Dorfgeschichten'.'' S.&nbsp;61.</ref> und die hauptsächlichen Leser der frühen Dorfgeschichten gehörten den unteren, weniger gebildeten Schichten an.<ref>Mahler, ''Die Stellung von Karl Mays 'Erzgebirgischen Dorfgeschichten'.'' S.&nbsp;90.</ref> Nichtsdestotrotz „blitzen allerdings (hin und wieder) Funken auf“, wie Forst-Battaglia sich ausdrückt<ref>Forst-Battaglia, ''Traum eines Lebens.'' S.&nbsp;93.</ref> und [[Engelbert Botschen]] schreibt, „schon gelingen ihm gute Farben, echte Details, empfindsame Szenen“.<ref>Botschen, ''Kaiserbauer.'' S.&nbsp;245.</ref> Die Einfachheit der Figuren liegt auch daran, dass sie teilweise mehr eine Funktion erfüllen, als dass sie echte Menschen darstellen, da sie lediglich über Handlungen, [[Physiognomie]], Kleidung und Sprache charakterisiert werden.<ref>Mahler, ''Die Stellung von Karl Mays 'Erzgebirgischen Dorfgeschichten'.'' S.&nbsp;43&nbsp;f.</ref> Das klare Gut-gegen-Böse-Schema leitet sich aus dem (Selbst-)Erziehungswillen ab. „Die dualistische Struktur […] führt fast automatisch zur Identifizierung des Lesers mit den positiven Protagonisten.“<ref>Wehnert, Jürgen: ''Old Shatterhand auf christlichen Pfaden.'' In: Lorenz, Christoph&nbsp;F. (Hrsg.): ''Zwischen Himmel und Hölle. Karl May und die Religion.'' Zweite, überarbeitete und erweiterte Auflage. Karl-May-Verlag, Bamberg, Radebeul, 2013, ISBN 978-3-7802-0165-2, S.&nbsp;57&nbsp;f.</ref> Dass May allerdings die belehrende Haltung, auf die er viel Wert legte, in den Dorfgeschichten grundsätzlich gelang, bescheinigt ihm [[Martin Lowsky]].<ref>Lowsky, ''Karl May.'' S.&nbsp;40.</ref> [[Bettina Wild]] hebt hervor, „wie geschickt er [May] es immer wieder versteht, die Themen, Räume und Figuren der Dorfgeschichte in eine einzelne kurze Erzählung zusammenzufassen“.<ref>Wild, Bettina: ''Topologie des ländlichen Raums. Berthold Auerbachs ›Schwarzwälder Dorfgeschichten‹ und ihre Bedeutung für die Literatur des Realismus. Mit Exkursen zur englischen Literatur.'' Königshausen & Neumann, Würzburg, 2011, ISBN 978-3-8260-4500-4, S.&nbsp;337.</ref> Die Geschichten des Spätwerks bezeichnet [[Christoph F. Lorenz|Christoph&nbsp;F. Lorenz]] als „Musterbeispiele für eine raffinierte Verschlüsselungstechnik“<ref>Lorenz, ''Das Gewissen des Musterwirts.'' S.&nbsp;185.</ref> und [[Ekkehard Bartsch (Verleger)|Ekkehard Bartsch]] lobt ihren „wirklich gelungene[n] und bis zum Schluß durchgeführte[n] Märchen-Ton“.<ref>Bartsch, ''Vorwort'', S.&nbsp;XIV. Eine kritischere Betrachtung des Märchentons findet sich bei Vocke, ''Der ›doppelte Geist‹.'' S.&nbsp;8.</ref>

In Bezug auf die frühen Dorfgeschichten stellt Lowsky fest: „Neue Impulse bringen Mays Stücke nicht in die Reihe der Dorfgeschichten ein, in der sie eine drittklassige Rolle spielen.“<ref>Lowsky, ''Karl May.'' S.&nbsp;40.</ref> Innerhalb des Mayschen Frühwerks gehören sie allerdings zu den besseren Werken.<ref>Forst-Battaglia, ''Traum eines Lebens.'' S.&nbsp;93.</ref><ref>Schmid, ''Nachwort.'' S.&nbsp;461.</ref><ref>Ilmer, Walther: ''Karl May vor der Schwelle.'' In: ''Karl Mays erster Grossroman. Szepter und Hammer – Die Juweleninsel.'' Sonderheft der Karl-May-Gesellschaft Nr. 23/1980, S.&nbsp;44. ([https://www.karl-may-gesellschaft.de/kmg/seklit/sokmg/023/index.htm Onlinefassung])</ref> Hierbei werden ''Der Dukatenhof'',<ref>Wohlgschaft, ''Karl May.'' S.&nbsp;454.</ref> ''Des Kindes Ruf''<ref>Hein, Jürgen: ''[Werkartikel zu] Des Kindes Ruf.'' In: Ueding, ''Karl-May-Handbuch.'' S.&nbsp;383–385.</ref> und ''Der Giftheiner''<ref>Lorenz, Christoph F.: ''Landesherr und Schmugglerfürst. Eine Rezensionsabhandlung zu den Erzählungen Karl Mays in der Zeitschrift „Für alle Welt“ (= „All-Deutschland“) in den Jahren 1879 und 1880.'' In: Claus Roxin, Heinz Stolte, Hans Wollschläger (Hrsg.): ''Jahrbuch der Karl-May-Gesellschaft 1981.'' Hansa-Verlag, Hamburg 1981, ISBN 3-920421-38-8, S.&nbsp;360–374 (371). ([https://www.karl-may-gesellschaft.de/kmg/seklit/JbKMG/1981/360.htm Onlinefassung])</ref> zu den besten gezählt. Jedoch werden die Dorfgeschichten des Spätwerks als höher stehend betrachtet<ref>Bartsch, ''Vorwort'', S.&nbsp;XIV.</ref><ref>Vollmer, ''Karl Mays ›Sonnenscheinchen‹.'' S.&nbsp;163.</ref> und von diesen wird besonders ''Das Geldmännle'' hervorgehoben.<ref>Schmid, ''Nachwort.'' S.&nbsp;477.</ref><ref>Lorenz, ''Gewissen des Musterwirts.'' S.&nbsp;214&nbsp;f.</ref><ref>Wohlgschaft, ''Karl May.'' S.&nbsp;1448.</ref><ref>Vocke, ''Der ›doppelte Geist‹.'' S.&nbsp;8.</ref> Trotz eigener negativer Kritik an den Dorfgeschichten befindet Forst-Battaglia: „Ich wüßte keine bessere Lektüre für Volk und Jugend als […] manche Erzgebirgische Dorfgeschichten“.<ref>Forst-Battaglia, ''Traum eines Lebens.'' S.&nbsp;178.</ref> Während Mahler der Ansicht ist, „Für den modernen Leser gar sind sie [Mays Dorfgeschichten] völlig belanglos geworden, sowohl was ihre Struktur, als auch was ihr Ethos anbetrifft.“,<ref>Mahler, ''Die Stellung von Karl Mays 'Erzgebirgischen Dorfgeschichten'.'' S.&nbsp;91.</ref> so hält sie [[Walther Ilmer]] für „permanent lesenswert“.<ref>Ilmer, ''Karl May vor der Schwelle.'' S.&nbsp;44.</ref>

== Bibliografie ==
Mehrere der Dorfgeschichten erschienen unter den [[Pseudonym]]en ''Karl Hohenthal'' bzw. ''Emma Pollmer''.<ref>Plaul, ''Karl-May-Bibliographie.''</ref> In folgender Tabelle sind die aktuellen Nummern des Bandes und der Erzählung aus ''[[Karl May’s Gesammelte Werke|Karl May’s Gesammelten Werken]]'' (Titel können hier abweichen), der Titel des entsprechenden [[Nachdruck|Reprint]]s der [[Karl-May-Gesellschaft]] sowie Abteilung und Bandnummer der [[Historisch-kritische Ausgabe|historisch-kritischen Ausgabe]] ''[[Karl Mays Werke]]'' (sofern bereits erschienen) angegeben.

{| class="wikitable"
|- class="hintergrundfarbe9"
! style="width:15em"|Titel
! style="width:5em"|Jahr
! style="width:15.5em"|Anmerkungen
! style="width:9.5em"|Karl May’s<br>Gesammelte Werke
! style="width:16.5em"|Reprints der<br>Karl-May-Gesellschaft
! style="width:9.5em"|Historisch-kritische<br>Ausgabe
|-
|''Die Rose von Ernstthal''||style="text-align:center"|1874 oder<br />1875<ref name="ReferenceA" />|| zugleich historische Erzählung||style="text-align:center"|[[Karl May’s Gesammelte Werke#Sonderbände|Karl May auf säch-<br />sischen Pfaden]], 02<br />([[Karl May’s Gesammelte Werke#Aus dunklem Tann|43]],08)||''Unter den Werbern''<br />(''Der Waldkönig'')||style="text-align:center"|I.5
|-
|''Der Dukatenhof''||style="text-align:center"|1877||in ''Erzgebirgische Dorfgeschichten'' enthalten||style="text-align:center"|[[Karl May’s Gesammelte Werke#Der Waldschwarze|44]],01||''Unter den Werbern''||style="text-align:center"|V.9
|-
|''Der »Samiel«''||style="text-align:center"|1877/78||später gleichnamiges Kapitel mit<br />ähnlichen Motiven im Roman<br />''[[Karl Mays Kolportageromane|Der Weg zum Glück]]'' (1886–1888)||style="text-align:center"|43,09||''Old Firehand''||style="text-align:center"|I.5
|-
|''Der Kaiserbauer''||style="text-align:center"|1877|| ||style="text-align:center"|43,05||''Unter den Werbern''||style="text-align:center"|I.5
|-
|''Der Teufelsbauer''||style="text-align:center"|1878||in ''Erzgebirgische Dorfgeschichten''<br /> u. d. Titel ''Der Einsiedel'' enthalten||style="text-align:center"|43,04||''Old Firehand''||style="text-align:center"|V.9
|-
|''Der Herrgottsengel''||style="text-align:center"|1878|| ||style="text-align:center"|44,02||''Old Firehand''||style="text-align:center"|I.5
|-
|''Des Kindes Ruf''||style="text-align:center"|1878||in ''Erzgebirgische Dorfgeschichten'' enthalten||style="text-align:center"|43,02||''Old Firehand''||style="text-align:center"|V.9
|-
|''Der Waldkönig''||style="text-align:center"|1879||in ''Erzgebirgische Dorfgeschichten''<br /> u. d. Titel ''Vergeltung'' enthalten||style="text-align:center"|44,03||''Der Waldkönig''<br />(''Die Goliaths – Die Rose von Kahira'')||style="text-align:center"|V.9
|-
|''Der Gichtmüller''||style="text-align:center"|1879|| ||style="text-align:center"|43,07||''Old Firehand''||style="text-align:center"|I.5
|-
|''Der Giftheiner''||style="text-align:center"|1879|| ||style="text-align:center"|43,06||''Der Waldkönig''||style="text-align:center"|I.5
|-
|''Im Sonnenthau''||style="text-align:center"|1879|| ||style="text-align:center"|43,03||''Unter den Werbern''||style="text-align:center"|I.5
|-
|''Vorwort [zur Buchausgabe]''<!-- aufgeführt da von Bedeutung -->||rowspan="3" style="text-align:center"|1903||rowspan="3"|erschienen erstmals in<br />''Erzgebirgische Dorfgeschichten''||style="text-align:center"|44, Nachwort|| ||style="text-align:center"|V.9
|-
|''Sonnenscheinchen''||style="text-align:center"|43,01|| ||style="text-align:center"|V.9
|-
|''Das Geldmännle''||style="text-align:center"|44,04|| ||style="text-align:center"|V.9
|-
|''Der verlorene Sohn''<ref>Nicht zu verwechseln mit dem ähnlich lautenden Kolportageroman ''Der verlorne Sohn''</ref>|| ||Nachlass, Fragment||style="text-align:center"|[[Karl May's Gesammelte Werke#Verschwörung in Wien|90]],08 || ||style="text-align:center"|I.5
|-
|''Der Herrgottsengel [Fragment]''|| ||Nachlass, Abweichender Beginn d. gleichnamigen Veröffentlichung||style="text-align:center"|90,10|| ||style="text-align:center"|I.5
|}

Der [[Karl-May-Verlag]] führt als weitere Dorfgeschichte noch ''Rache oder Das erwachte Gewissen'' (um 1873/74) unter dem Titel [[Schacht und Hütte|„Das Gewissen“]] auf, dessen Urheberschaft allerdings nicht gesichert ist.<ref>Gegenargumente bei Plaul, ''Redakteur auf Zeit.'' S.&nbsp;132–137.</ref>

Einige der Erzählungen (besonders jene an das Berliner [[LiterarischeS Institut F. C. Entrich|Literarische Institut F.&nbsp;C.&nbsp;Entrich]] verkaufte Erzählung ''Der Waldkönig''<ref>Bartsch, Ekkehard: ''[Werkartikel zu] Der Waldkönig.'' In: Ueding, ''Karl-May-Handbuch.'' S.&nbsp;385.</ref>) erfuhren mehrfache Nachdrucke, teilweise unter wechselnden Titeln und Verfasserangaben.<ref>Plaul, ''Karl-May-Bibliographie.''</ref> Während ''Der Waldkönig'' unter dem Titel ''Das Geheimnis des Stollens'' (1902) als 38. Band in [[Otto Weber Verlag|„Webers Moderner Bibliothek“]] bereits vor Mays Zusammenstellung in Buchform erschien, erfolgte eine unabhängige Buchausgabe von ''Der Dukatenhof'' als Nr.&nbsp;215/216 der „Volksbücherei“ der [[Styria Media Group|Verlagsbuchhandlung „Styria“]] erst 1909. Nur die Frühwerksfassungen liegen als Reprint der Karl-May-Gesellschaft vor, wohingegen Reprints der Mayschen Buchausgabe 1977 bei [[Georg Olms Verlag|Olms Presse]] und 1996 im Karl-May-Verlag erschienen. Einige Erzählungen wurden übersetzt und für die [[Theater|Bühne]] oder als [[Hörbuch]] adaptiert.<ref>[https://hoerspiele.karl-may-wiki.de/vvorlagen.php Hörspieldatenbank], abgerufen am 28. Januar 2017.</ref>

Den Erzgebirgischen Dorfgeschichten sehr ähnlich ist die zweite Abteilung (''Die Sclaven der Arbeit'') des Romans ''[[Karl Mays Kolportageromane|Der verlorne Sohn]]'' (1884–1886). Zu den weiteren Werken mit heimatlichem Bezug gehören [[Karl Mays Humoresken]], das gestrichene Kapitel (''In der Heimath'') aus ''Krüger Bei'' (1894) sowie das erste Kapitel (''Einleitung'') in ''[[„Weihnacht!“]]'' (1897).

== Literatur ==
* Ekkehard Bartsch: ''Vorwort.'' In: May, Karl: ''Erzgebirgische Dorfgeschichten''. Reprint: Olms Presse, Hildesheim, New York, 1977, ISBN 3-487-08123-7, S.&nbsp;V–XIX.
* [[Ralf Georg Czapla]]: ''Etablierte und Außenseiter. Soziale Figurationen und ihre narrative Inszenierung in „Dorfgeschichten“ von Karl May, [[Ludwig Ganghofer]] und [[Kuni Tremel-Eggert]]'', in: Jb-KMG 2016, S. 213–240.
* Jürgen Hein: ''Die »Erzgebirgischen Dorfgeschichten«. Zum Erzähltyp »Dorfgeschichte« im Frühwerk Karl Mays.'' In: Claus Roxin, Heinz Stolte, Hans Wollschläger (Hrsg.): ''Jahrbuch der Karl-May-Gesellschaft 1976.'' Hansa-Verlag, Hamburg 1976, ISBN 3-920421-31-0, S.&nbsp;47–68. ([https://www.karl-may-gesellschaft.de/kmg/seklit/JbKMG/1976/47.htm Onlinefassung])
* Pitt Herrmann: ''Die „Erzgebirgischen Dorfgeschichten“ Karl Mays unter dem Aspekt der Dorfgeschichten-Tradition.'' Hausarbeit der ersten Staatsprüfung für das Lehramt am Gymnasium, Bochum, 1980.
* Christoph F. Lorenz: ''Das Gewissen des Musterwirts. Karl Mays »Dorfgeschichte« ›Das Geldmännle‹.'' In: Claus Roxin, Heinz Stolte, Hans Wollschläger (Hrsg.): ''Jahrbuch der Karl-May-Gesellschaft 1985.'' Hansa Verlag, Husum 1985, ISBN 3-920421-48-5, S.&nbsp;182–217. ([https://www.karl-may-gesellschaft.de/kmg/seklit/JbKMG/1985/182.htm Onlinefassung])
* Christoph F. Lorenz: ''Nachwort.'' In: May, Karl: ''Erzgebirgische Dorfgeschichten''. Reprint. Karl-May-Verlag, Bamberg, 1996, ISBN 978-3-7802-0244-4, S.&nbsp;I–XIV.
* Rudolf Mahler: ''Die Stellung von Karl Mays 'Erzgebirgischen Dorfgeschichten' in der Heimatliteratur des 19. Jahrhunderts. Ein Beitrag zur Trivialliteraturforschung.'' Wissenschaftliche Arbeit zur Zulassung zur Ersten Staatsprüfung für das Lehramt in Gymnasien, Tübingen, 1981.
* Hainer Plaul: ''Illustrierte Karl-May-Bibliographie''. Unter Mitwirkung von [[Gerhard Klußmeier]]. Saur, München, London, New York, Paris, 1989, ISBN 3-598-07258-9.
* Roland Schmid: ''Nachwort des Herausgebers.'' In: May, Karl: ''Der Waldschwarze''. Karl-May-Verlag, Bamberg, 1971, ISBN 3-7802-0044-9, S.&nbsp;461–479.
* [[Gert Ueding]] (Hrsg.): ''Karl-May-Handbuch''. 2. erweiterte und bearbeitete Auflage. Königshausen & Neumann, Würzburg, 2001, ISBN 3-8260-1813-3.
* Willi Vocke: ''Der ›doppelte Geist‹ des Neubertbauern. Anmerkungen zur allegorischen Interpretation der beiden späten Erzgebirgischen Dorfgeschichten Sonnenscheinchen und Das Geldmännle.'' In: ''Mitteilungen der Karl-May-Gesellschaft.'' Nr.&nbsp;171/2012, S.&nbsp;5–17. ([https://www.karl-may-gesellschaft.de/kmg/seklit/m-kmg/171/171.pdf Onlinefassung])
* Hartmut Vollmer: ''Karl Mays ›Sonnenscheinchen‹. Interpretation einer späten »Erzgebirgischen Dorfgeschichte«.''  In: Claus Roxin, Heinz Stolte, Hans Wollschläger (Hrsg.): ''Jahrbuch der Karl-May-Gesellschaft 1985.'' Hansa Verlag, Husum 1985, ISBN 3-920421-48-5, S.&nbsp;160–181. ([https://www.karl-may-gesellschaft.de/kmg/seklit/JbKMG/1985/160.htm Onlinefassung])
* Hartmut Wörner: ''Im dunkeln Hause: Des Kindes Ruf.'' In: ''Mitteilungen der Karl-May-Gesellschaft.'' 65/1985, S.&nbsp;3–7. ([https://www.karl-may-gesellschaft.de/kmg/seklit/m-kmg/065/index.htm Onlinefassung])
* In den [[#Bibliografie|unter Bibliografie]] genannten Reprints der Karl-May-Gesellschaft finden sich weitere Werkartikel.

== Weblinks ==
* [https://www.karl-may-gesellschaft.de/kmg/primlit/indexa.php#ERZAEHL Volltexte] auf der Website der [[Karl-May-Gesellschaft]]
* Eintrag im Karl-May-Wiki zu den [https://www.karl-may-wiki.de/index.php/Erzgebirgische_Dorfgeschichten Erzgebirgischen Dorfgeschichten im Allgemeinen]
* Eintrag im Karl-May-Wiki zur [https://www.karl-may-wiki.de/index.php/Erzgebirgische_Dorfgeschichten_(Buch) Buchausgabe]

== Einzelnachweise ==
<references />

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[[Kategorie:Werk von Karl May]]