Militärputsch vom 18. November 1963
Der Militärputsch vom 18. November 1963 im Irak war der Höhepunkt jener Machtkämpfe, die zum vorübergehenden Machtverlust der Baath-Partei führten, nachdem sie erst im Februar 1963 durch einen Militärputsch gegen Abd al-Karim Qasim an die Macht gekommen war. Von Baath-Gegnern wird der Militärputsch auch als Novemberrevolution, von baathistischer Seite hingegen als November-Konterrevolution bezeichnet.
Das Vorspiel
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Hauptverantwortlich für die folgenden Ereignisse war der Generalsekretär der irakischen Sektion der Baath-Partei, ʿAlī Sālih as-Saʿdī, zugleich Innenminister und Vizepremier unter dem Baath-Premier Ahmad Hasan al-Bakr. Im Oktober 1963 hatte as-Sa'di auf dem gesamtarabischen Sechsten Parteitag (Nationalkongress) der Baath-Partei in Damaskus die Abwahl der Gründerväter Aflaq und Bitar betrieben. Am 11. November beriefen as-Sa'di und seine Anhänger eine „außergewöhnliche Parteikonferenz“ ein, um al-Bakr und andere Rivalen aus der Partei auszuschließen. Bakr-treue Baath-Offiziere verhafteten sie, woraufhin am 13. November der as-Sa'di-Vertraute Wandawi, abgesetzter (aber nicht zurückgetretener) Chef der Nationalgarde, Ziele in Bagdad bombardierte und fünf Tage lang in der Hauptstadt wütete. Hassan al-Bakr rief den an sich rein repräsentativen Präsidenten Abd as-Sallam Arif zu Hilfe, der als Oberbefehlshaber der Armee wieder Ruhe und Ordnung herstellte.
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Premier
Ahmad Hasan al-Bakr -
Innenminister
ʿAlī Sālih as-Saʿdī -
Präsident
Abd as-Sallam Arif -
Parteichef
Michel Aflaq
Der Sturz
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die um Arif versammelten Gegner der Baath-Partei nutzten den Machtzuwachs des Präsidenten. Durch einen Putsch Arif-treuer Militärs wurde al-Bakr am 18. November als Premier abgesetzt, Arif selbst übernahm zunächst die Regierungsgeschäfte. Von der Baath-Partei wird dieses Ereignis als die eigentliche Konterrevolution, die Revolte gegen ihre Herrschaft, dargestellt. Vergeblich hatten Michel Aflaq, Syriens Präsident Amin al-Hafiz und Syriens Generalstabschef Salah Dschadid mit einer Reise nach Bagdad den Sturz der dortigen Baath-Regierung noch abzuwenden versucht und waren dabei sogar für einige Stunden von irakischen Militärbehörden verhaftet worden. Hassan al-Bakr verblieb das machtlose Vizepräsidentenamt, das er im Frühjahr 1964 ebenfalls aufgeben musste. Neuer Premier wurde der Ex-Baathist und Neu-Nasserist Tahir Yahya.
Übrigens warfen sich sowohl die einander bekämpfenden Fraktionen der Baath-Partei als auch Baath-Partei und Arif gegenseitig vor, zu den „Rechten“ bzw. reaktionären Kräften zu zählen.
Auswirkungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Mit dem Militärputsch vom November 1963 wurde der Irak von einer „parlamentarischen“ Republik (unter einem Premierminister) zu einer Präsidialrepublik unter Arif (bis 1966/68). 1964 bis 1968 war allerdings das Amt des Vizepräsidenten abgeschafft.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Arabische Sozialistische Ba’th Partei (Irakische Region): Der Politische Bericht. Verabschiedet vom Achten Regionalen Kongress. Informationsministerium der Republik Irak, Januar 1974, S. 23f., 27 und 31.
- Robin Bidwell: Dictionary of Modern Arab History. An A to Z of over 2,000 Entries from 1798 to the Present Day. Kegan Paul International, London u. a. 1998, ISBN 0-7103-0505-2, S. 310.
- Marion Farouk-Sluglett, Peter Sluglett: Der Irak seit 1958. Von der Revolution zur Diktatur (= edition suhrkamp. 1661 = Neue Folge, 661). Suhrkamp, Frankfurt am Main 1991, ISBN 3-518-11661-4, S. 97ff. und 104f.
- Lothar Rathmann: Geschichte der Araber.Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Band 6: Der Kampf um den Entwicklungsweg in der arabischen Welt. Akademie-Verlag, Berlin 1963, S. 203f.