Nasalvokal

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Ein Nasalvokal wird gebildet, indem das Velum gesenkt wird, so dass pulmonale Luft gleichzeitig durch den Nasenraum und den Mundraum entweichen kann. Nasale Vokale stehen den oralen Vokalen gegenüber, bei denen der Nasenraum durch das Anliegen des Velums an die Rachenrückenwand geschlossen ist.

Nasalvokale mit phonologischem Charakter sind typisch für das Französische, sie kommen allerdings phonematisch auch im Portugiesischen, Bretonischen, in sino-tibetischen Sprachen, im Polnischen und im Kaschubischen vor. Auch einige deutsche Dialekte (z. B. Schwäbisch und Bairisch) verwenden Nasalvokale.

Durch die starke Verbreitung des Französischen als Weltsprache im 17. Jahrhundert sind Nasalvokale zusammen mit dem französischen Fremdwortgut in fast alle Kultursprachen eingedrungen, so auch ins Deutsche, wo das Wort Restaurant standardsprachlich mit einem Nasalvokal ausgesprochen wird.

In der Lautschrift werden Nasalvokale durch eine Tilde (  ̃) über dem Vokal gekennzeichnet.

Von den Nasalvokalen sind die nasalen Konsonanten zu unterscheiden, bei denen die pulmonale Luft nur durch den Nasenraum entweicht.

Schreibung und Aussprache

Portugiesisch

Während bei französischen Nasalvokalen das Gaumensegel immer von Anfang des Vokals an gesenkt ist, wird es im Portugiesischen nach Beginn der Intonation des Vokals verzögert dem Zungengrund angenähert, ohne ihn zu berühren. So entsteht oft ein diphthongischer Laut. Im Gegensatz zu Französisch fin [fɛ̃] (Ende) klingt Portugiesisch bem (Adverb gut) eher wie [bɛĩ]. Und die Aussprache der Buchstabengruppe -im in fim [fĩ] (Ende), tatsächlich eher [fiĩ], unterscheidet sich nur wenig von der der Gruppe -inh- [-iɲ-] in Martinho [mɐrˈtiɲu] (Martin). Entsprechend wird bom (Adjektiv gut) eher wie [bow̃] gesprochen und nicht wie französisch bon [bõ] (Adjektiv gut).

Katalanisch

Im Katalanischen wird die Nasalierung nicht immer orthografisch angedeutet. Der Gravis auf dem à von Català [katalã] (Katalanisch) ist nur ein Betonungsszeichen.

Polnisch

Im Polnischen und Kaschubischen werden nasale Vokale durch einen Ogonek ( ̨) gekennzeichnet. Im Polnischen sind dies Ą und Ę. Das ą wird grundsätzlich [ɔ̃], das ę [ɛ̃] ausgesprochen; vor Verschlusslauten (Plosiven) wird es aber in [ɔ] bzw. [ɛ] und den entsprechenden nasalen Konsonanten getrennt: vor b und p zu [ɔm, ɛm], vor ć (ci) und dź (dzi) zu [ɔɲ, ɛɲ], vor c, d und t zu [ɔn, ɛn] und vor g und k zu [ɔŋ, ɛŋ]. Praktisch werden die Vokale nur vor Zischlauten nasal ausgesprochen, das ą auch am Wortende (dort wird das ę wie e gesprochen).

Indische Sprachen

In den indischen Schriften gibt es zwei Zeichen für die Nasalierung von Vokalen: Chandrabindu (Devanagari:  ँ, m̐) und Anusvara ( ं, ṁ). Im Hindi werden Buchstaben mit Chandrabindu immer nasaliert, beim Anusvara erfolgt vor Verschlusslauten und nasalen Konsonanten eine Trennung von Vokal und Nasal (siehe Anusvara).