Dunkers Bernsteinschnecke

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Dunkers Bernsteinschnecke

Dunkers Bernsteinschnecke (Oxyloma dunkeri)

Systematik
Unterordnung: Landlungenschnecken (Stylommatophora)
Überfamilie: Succineoidea
Familie: Bernsteinschnecken (Succineidae)
Unterfamilie: Oxylomatinae
Gattung: Oxyloma
Art: Dunkers Bernsteinschnecke
Wissenschaftlicher Name
Oxyloma dunkeri
(L. Pfeiffer, 1865)

Dunkers Bernsteinschnecke (Oxyloma dunkeri) ist eine Schneckenart der Familie der Bernsteinschnecken (Succineidae) aus der Unterordnung der Landlungenschnecken (Stylommatophora).

Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Gehäuse von Oxyloma dunkeri ist bis 19 mm hoch und bis 8,3 mm breit[1] (bis 24 mm hoch und bis 11,5 mm breit[2]). Die letzte Windung ist sehr groß, die Mündung ist 14,5 mm hoch und 7,3 mm breit. Das Gehäuse ist durchscheinend, glänzend-bernsteinfarben mit dicker, fester Schale. Es weist in der Regel drei Windungen auf. Die Windungen sind stark abgeflacht, die erste Windung ist besonders klein. Der letzte Umgang nimmt dabei etwa zwei Drittel der Gehäusehöhe ein, das eigentliche Gewinde ist damit sehr kurz. Es ist geradseitig gestreckt, der untere Rand annähernd gerade bis leicht konkov gewölbt. Die Oberfläche weist unregelmäßige, aber deutliche Anwachsstreifen auf.

Der Weichkörper ist dunkelgrau bis schwärzlich. Die Sohle ist dreigeteilt und weiß. Im Genitaltrakt ist die herzförmige Geschlechtsdrüse im obersten Teil des Gehäuses in eine pigmentierte Kapsel eingeschlossen. Von der Drüse geht der zunächst dünne, nicht pigmentierte Eisamenleiter aus. Der Eisamenleiter ist im zentralen Teil sehr stark aufgebläht und gewunden. Der Durchmesser verringert sich wieder und mündet in eine sackartige Struktur. Von dieser Struktur zweigt der männliche Leiter ab, der in die Prostata mündet. Der obere Teil des Eileiters ist eng zickzackartig gefaltet. Die braun-gelbe Albumindrüse (Eiweißdrüse) ist zungenförmig und liegt auf den Windungen des Eisamenleiters. Der untere Teil des Eileiters ist lang und undurchsichtig. Hier zweigt der Stiel der kugeligen Spermathek ab, der an der Basis stark verdickt ist und etwa doppelt so dick wie der Eileiter ist. Die Vagina ist vergleichsweise breit, etwa doppelt so dick wie der Penis und auch vergleichsweise lang. Sie weitet sich zur Verzweigung Eileiter/Stiel der Spermathek hin.

Im männlichen Trakt ist die Prostata groß und länglich. Der Samenleiter ist dünn, und nicht gewunden. Er mündet seitlich kurz vor dem Apex in den Penis. Dieser ist von einer Penishülle umgeben. Im Innern der Penishülle befindet sich der eigentliche Penis, ein stark gewundener Epiphallus und ein sehr kleiner, zipfelförmiger Blindsack mit einem kugeligen Ende. Der Penisretraktormuskel setzt am Apex der Penishülle an. Er ist vergleichsweise dick und lang, deutlich länger als der Penis selber. Der Penis hat „normale“ Dicke (wie Oxyloma elegans und Oxyloma sarsii) ist jedoch im Vergleich mit der Vagina nur halb so breit.

Ähnliche Arten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dunkers Bernsteinschnecke (Oxyloma dunkeri) kann anhand des Gehäuses meist nicht sicher von der Schlanken Bernsteinschnecke (Oxyloma elegans) unterschieden werden. Im Genitalapparat ist der Penisretraktormuskel deutlich länger als der Penis (bei O. elegans genau umgekehrt) und die Vagina ist doppelt so weit wie der Penis breit. Die Prostata ist größer und länger als in Oxyloma elegans. Der Blindsack am Ende des Penis s. str. (in der Penishülle) besitzt ein kugeliges Ende. Im weiblichen Teil liegt der Abzweig der Spermathek deutlich „höher“, die Vagina ist damit deutlich länger als bei Oxyloma elegans. Der Stiel der Spermathek ist an seiner Basis, direkt nach der Verzweigung von Eileiter und Stiel, stark verdickt. Sie weitet sich zur Verzweigung Eileiter/Stiel der Spermathek hin. Bei Oxyloma sarsii weitet sich die Vagina zum Atrium hin. Bei dieser Art ist außerdem der Stiel der Spermathek viel kürzer.

Geographische Verbreitung und Lebensraum[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Verbreitungsgebiet der Art erstreckt sich über Österreich, Ungarn, Rumänien, Bulgarien,[3] die Ukraine und Südrussland bis nach Anatolien.[4] Ein Vorkommen in Südtirol ist fraglich.[5]

Die Tiere leben auf Schlammböden in Überschwemmungsgebieten.

Taxonomie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Taxon wurde 1865 von Ludwig Pfeiffer als Succinea dunkeri erstmals beschrieben.[6] Der Artname soll Wilhelm Dunker ehren.

Succinea hungarica Hazay, 1881 mit den zwei Varietäten hasta Hazay, 1881 und bipartita Hazay, 1881[2] wird von der Fauna Europaea als Synonym aufgefasst.[7] Die Art wird nicht von allen Autoren anerkannt, und wurde auch als Synonym der Schlanken Bernsteinschnecke (Oxyloma elegans) angesehen.

Gefährdung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dunkers Bernsteinschnecke ist in Deutschland „stark gefährdet“ (Gefährdungskategorie 2).[8]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Fechter, Rosina & Gerhard Falkner 1990: Weichtiere. 287 S., Mosaik-Verlag, München (Steinbachs Naturführer 10) ISBN 3-570-03414-3 (S. 166).
  • Kerney, Michael P., R. A. D. Cameron & Jürgen H. Jungbluth 1983: Die Landschnecken Nord- und Mitteleuropas. 384 S., Paul Parey, Hamburg & Berlin ISBN 3-490-17918-8 (S. 82).
  • Hamilton Ernest Quick: The anatomy of some African Succineae, and of Succinea hungarica Hazay, and S. australis Ferussac for comparison. Annals of the Natal Museum 8: 19-45 1936 (African Journal Archive PDF).
  • Francisco W. Welter-Schultes: European non-marine molluscs, a guide for species identification = Bestimmungsbuch für europäische Land- und Süsswassermollusken. A1-A3 S., 679 S., Q1-Q78 S., Göttingen, Planet Poster Ed., 2012, ISBN 3-933922-75-5, ISBN 978-3-933922-75-5.
  • Vollrath Wiese: Die Landschnecken Deutschlands. 352 S., Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2014, ISBN 978-3-494-01551-4 (S. 47).

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Dilian G. Georgiev: Two new species from the family Succineidae (Beck, 1837)(Gastropoda: Pulmonata). Animalia, 41: 7–11, 2006 PDF.
  2. a b Julius Hazay: Die Mollusken-Fauna von Budapest : mit besonderer Rücksichtnahme auf die embryonalen und biologischen Verhältnisse ihrer Vorkommnisse. 187 S., Cassel, Verlag von Theodor Fischer, 1881 Online bei www.biodiversitylibrary.org (S. 14ff.)
  3. Atanas Irikov, Zoltán Eröss: An updated and annotated checklist of Bulgarian terrestrial gastropods (Mollusca: Gastropoda). Folia Malacologica, 16(4): 199–207, Warschau 2008 PDF.
  4. Animal Base: Species summary for Oxyloma dunkeri (Pfeiffer, 1865)
  5. Georg Kierdorf-Traut: Erster Nachtrag zur Fauna der Land-Gehäuseschnecken Südtirols (Mollusca: Gastropoda). Gredleriana, 6: 277–286, 2006 PDF.
  6. Ludwig Georg Karl Pfeiffer: Die Mollusken der Dobrudscha. Malakozoologische Blätter, 12: Cassel/Kassel 1865 Online bei www.biodiversitylibrary.org (S. 101).
  7. Fauna Europaea: Oxyloma (Oxyloma) dunkeri (L. Pfeiffer 1865).
  8. Jungbluth, Jürgen H. & Dietrich von Knorre 2009: Rote Liste der Binnenmollusken (Schnecken (Gastropoda) und Muscheln (Bivalvia)) in Deutschland. 6. revidierte und erweiterte Fassung 2008. Mitteilungen der deutschen malakozoologischen Gesellschaft, 81: 1–28, Frankfurt/M. (PDF; 1,3 MB) (Memento des Originals vom 16. Juni 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.dmg.mollusca.de.