Benutzer:Mediabuehler

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Das Dilemma mit der „Massen-Individualität“


Weiach.- Grundsätzlich ist jeder Mensch frei, oder zumindest hat er das Menschenrecht es zu sein. Und frei sollte der Mensch auch seinen Tätigkeiten nachgehen könnten. Nun gibt sich die Menschheit aber auch Leitplanken wie Gesetze, gesellschaftliche Regeln, die menschliche Ethik und die Moral. Diese beginnen dort wo Menschen miteinander und nebeneinander leben und leben müssen. Jeder kann selber bestimmen, wo für ihn Toleranz und Rücksichtnahme beginnen oder aufhören. An der Erziehung, der Bildung und am Stil zeigt sich das Niveau des Menschen.

Das soziale Umfeld der Menschen war und ist nach wie vor überlebenswichtig. Der Verbund macht stark. Das bedeutet aber keinesfalls, dass die individuelle Persönlichkeit des Menschen auf der Strecke bleiben sollte. Gemäss BROCKHAUS bedeutet „Persönlichkeit“ nämlich: „Der Mensch der seine Person zu besonderer Entfaltung und Ausprägung in Form individueller Eigenart, charakterlicher Originalität und sittlicher Festigkeit bringt.“ Aber vielfach schon in der frühesten Kindheit und mit Sicherheit später in der Schule und an den Universitäten werden bedauerlicherweise angepasste, technokratische Massen herangezüchtet. Für echte individuelle zwischenmenschliche Bedürnisse der heranwachsenden künftigen Elite bleibt kaum Zeit - der Schulstoff ist zu befrachtet und der Leistungsdruck viel zu gross! Es werden keine individuellen Persönlichkeiten sondern gleichgeschaltete Technokraten „produziert“. Wer nicht spurt bleibt auf der Strecke! Kein Wunder also, wenn sich viele Menschen nur noch in der anonymen Masse wohl zu fühlen glauben!

Menschenmassen sind: „....strukturlose Menschenmengen die durch starke Erregbarkeit sowie durch ein typisches Verhalten der Beteiligten bestimmt sind. Man spricht dann von Konformismus, psychischer Infektion, nachlassender rationaler Urteilsfähigkeit und Hemmung, zunehmender Impulsivität und Trieb- sowie Affektbestimmung, dem Gefühl der Macht in der Anonymität.“ - soweit BROCKHAUS. Damit verwandte Formen sind heute die Massengesellschaft, Massenkonsum, Massenhysterie und Massenkultur. Auf der Strecke bleibt die dem Menschen grundsätzlich gegebene Persönlichkeit, seine damit verbundene eigenständige Haltung und Meinung. Modeströmungen werden zum Kult, denen blind gefolgt wird, ohne dass individuell darauf geachtet würde, ob diese überhaupt zu ihm passen oder nicht. Oberfächlichkeit und (unterschwellige) Gleichschaltung sind die Folge. „Man“ macht halt mit, weil jeder es „cool“ oder „megageil“ findet!

Leute von heute wollen eigentlich Individualisten sein, möchten tun was sie wollen, freiwillig und ständig, und - machen doch dasselbe wie alle anderen auch: Sie fliegen wie die anderen Millionen in der Hochsaison an die populärsten und somit frequentiertesten Destinationen, sie begeben sich in den Stau, tauchen ein in die bald überall stattfindenden Massenveranstaltungen – ad absurdum Street-Paraden - , stehen Schlange bei Fastfood-Massenabfertigungen oder sorgen für höchste Einschaltquoten der massenverdummenden sogenannten „Reality-Soaps“. So wundert’s nicht dass auch ihr Massenlook-Outfit sich nicht unterscheidet von all den übrigen „Individualisten“. „Aber ja doch“, werden viele wohl jetzt intervenieren, „ein Mann mit Dreitagebart, der einen Ohrenring trägt, seine Kopfhaare mit Gelee senkrecht vom Kopf weg frisiert, der hat doch Mut, der hebt sich ab.“ Oder die „individuellen“ Damen mit ihren Piercings, ihrer je nach Figur mehr oder weniger schön anmutenden Bauchfrei-Mode etc., die sind doch „cool“ und up to date. Weit gefehlt, denn die Massen von „Individualisten“ die diesselben und viele andere ähnliche Gags einsetzen, beweisen damit keine Zeichen von Individualität, und mit Identität und „Klasse“ haben sie ganz sicher nichts zu tun. Im krampfhaften Bestreben, individuell zu wirken, greifen viele Damen und Herren zu Ausgefallenem, aber weil die meisten ebenfalls dasselbe tun erscheinen alle trotzdem gewöhnlich und mittelmässig. Die Frage sei erlaubt, ob die „Classe politique“ über solche Gleichschaltungen der Massen nicht einmal unglücklich ist. Schon die federführenden Politiker des „Alten Rom“ erkannten das Phänomen der Gleichschaltung („pane et circensis“) ihres „Volkes“ - wie viele Politiker ihre Wähler nennen! Solche Massen sind leichter zu kontrollieren! Die Folge davon ist, dass die Anzahl individuell denkender Menschen, die durch ihre eigenen Meinungen und Haltungen politisch unbequem sind, immer kleiner wird!

Nicht zuletzt dank des erleichterten Zugangs zu den Massenmedien bestimmt die „Classe politique“ aller Nationen weitgehend das Geschick der Völker. Bedauerlicherweise mehr und mehr auch in der Eidgenossenschaft. Man operiert vielfach mit „Angstmacherparolen“. Aktuell bietet sich die Klimadebatte hervorragend für die Werbung von Wählerstimmen an. Aussagen wie „Man muss doch...“, „Man kann doch nicht...“ oder „Die in Bern werden schon wissen, was ...“ der Stimmbürger, soweit diese überhaupt noch zu motivieren sind, ihr Stimm- und Wahlrecht wahrzunehmen, sind die Regel! Eigenständige „Querdenker“ - aus welchen politischen Richtungen diese auch kommen mögen - sind in der Minderzahl!

In den USA degenerieren unter anderem Wahlkämpfe schon seit Jahrzehnten zu unwürdigen Medienspektakeln - zu Politshows „à la Hollywood“. Und die gleichgeschalteten Massen nehmen diese Shows für „bare Münze“. Sogar mit der Todesstrafe wird auf zynische Art und Weise Politik gemacht! Die selbst ernannte „mächtigste Nation der Welt“ hat es in der Tat von der Barbarei direkt in die Dekadenz geschafft - ohne je eine nennenswerte Kultur gehabt zu haben.


Hanspeter Bühler