Villa Klinger

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Villa Baron Ottomar Klinger Klinger 2010 Südansicht
Villa Baron Ottomar Klinger 2010 Westansicht

Die Villa Ottomar Klinger ist eine Villa in Nové Město pod Smrkem in Tschechien. Die Villa gehörte zusammen mit der Villa Oskar Klinger (1873–1874) und der Villa Willi Klinger (1903–1904) zu einem Gesamtkomplex von drei Villen der Familie Klinger, der durch einen von Hugo Eck aus Dresden großzügig und weitläufig gestalteten Park verbunden war.

Geschichte

Villa Klinger 1910 Südansicht
Villa Baron Ottomar Klinger 2001 Südansicht
Villa Baron Ottomar Klinger 2001 Westansicht

Im 18. Jahrhundert betrieb Johann Georg Klinger (1708–1764) in Niederehrenberg ein Webereigeschäft. Später entwickelten aus diesen Wurzeln hauptsächlich Ignaz, Ottomar und Oskar von Klinger sowie Willi Klinger um 1900 zur Blütezeit von Neustadt an der Tafelfichte Textilfabriken in Böhmen sowie in Prato und Terni, Italien.[1] Weiterhin bestanden Vertriebsniederlassungen in Hamburg, Milano, St. Petersburg und New York.

Die Villa ließ Baron Ottomar Ignaz Klinger von Klingerstorf (24. Dezember 1852 in Neustadtl – 1. Januar 1918 Kosmanos) für sich, seine Frau und die drei Kinder 1888 bis 1891 von dem Architekt Eduard Trossin im schlossartigen Barockstil erbauen. Die Villa wurde mit italienischem Einfluss und vielen italienischen Baumaterialien repräsentativ ausgestattet und ist in Nordböhmen einzigartig. Sie steht unter Denkmalschutz. Auf ca. 900 m² bebauter Grundfläche wurde die voll unterkellerte Villa mit zwei Geschossen und einem ausgebauten Dachgeschoss mit über 2.700 m² Nutzfläche erstellt. Der Bauplatz liegt gegenüber der Tafelfichte an einem Südhang, aus dem eine Quelle mit besonders weichem Wasser die Villa speist.[2]

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges begann der langsame Verfall der einst prächtigen Villa. Es folgte eine wechselhafte Nutzung, zuletzt als Kindergarten. Dadurch und besonders durch über zehn Jahre Leerstand hatte die Villa in ihrer Substanz gelitten und der Verfall drohte.

Im Jahre 2001 wurde die Villa Klinger unter Vermittlung des Amtes für Denkmalschutz dem Krefelder Unternehmer und Inhaber der CiS-Gruppe, Peter M. Wöllner, verkauft. Sein Unternehmen produzierte seit 1992 in Ludvíkov pod Smrkem und besaß seit 1997 dort eine Tochtergesellschaft. Durch die Architekten und Statiker Thomas und Karel Myslivec aus Liberec erfolgte die Sanierung.

Im September 2002 wurde im 1. Stock eine Manufaktur von Kabelgarnituren für Medizingeräte in Betrieb genommen. Weiterhin entstand ein 600 m² großes Lager mit weiteren Nebenräumen im Keller. Bis zum Jahresende zogen auch die Personal- und Finanzbuchhaltung von Ludvíkov pod Smrkem (Lußdorf an der Tafelfichte) in die Villa um. Im Dachgeschoss entstanden Wohnungen für den Betriebsleiter und den Geschäftsführer sowie Gästezimmer.

In den Jahren 2003/04 wurde das Erdgeschoss saniert. Hier entstanden in Büros. Die Reparatur des Stucks im Spiegelsaal dauerte trotz Unterstützung der Fachschule für das Bauwesen über ein Jahr. Die Westfassade mit den Figuren an der Vorfahrt wurden restauriert und der eingestürzte Westturm originalgetreu wieder errichtet. Die Zufahrt und das Umfeld der Villa wurden gepflastert sowie der Park wiederhergestellt. Die Restauration des Vitragenfensters erfolgte durch Zdena Piverková aus Prag.

2005 wurde der Brunnen vor dem Portal gebaut und die Südfassade restauriert. Das Deckenfresko von Adolf Liebscher (1857–1919) wurde durch den Maler Jirí Látal aus Litomysl restauriert. 2006 begann die Restaurierung der Nord- und Ostfassade. Das Dach wurde neu mit Schiefer eingedeckt. 2007 wurde als letzter größerer Bauabschnitt die zerstörte Südterrasse rekonstruiert und die Vorfahrt bekam eine Balustrade.

Von 2008 bis 2010 wurde der alte Baumbestand gepflegt und kranke Bäume entfernt. 2011 findet eine Aufforstung und Gestaltung des Parks statt.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Festschrift von Neustadt an der Tafelfichte aus dem Jahre 1910
  2. "400 Jahre Stadt Neustadt an der Tafelfichte", Rüdiger Heinelt, Nüsttal

Koordinaten: 50° 55′ 57,7″ N, 15° 13′ 49,5″ O