Viola pomposa

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Die Viola pomposa ist ein Streichinstrument in der Tenorlage. Bei der Vielfalt der Namen, den die Musiktheoretiker dem Instrument gaben, entsteht leicht Verwirrung. So findet man je nach Sprachraum die Bezeichnungen Violoncello piccolo, Viola, Violoncello da spalla, Viola di collo, Fagottegeige oder Bassetto.

Das etwa 60 cm lange Instrument wird in Armhaltung oder an einem um den Hals hängenden Gurt gespielt. Es wurde vor allem in der Barockzeit genutzt. Die Verwendung des Gurtes deutet auf eine Verwendung als Baßinstrument in Prozessionen hin. Es hat im Gegensatz zur herkömmlichen Viola (Bratsche) oder Violoncello fünf Saiten. Die Saiten sind in Quintabständen gestimmt, und zwar in den Tönen C, G, d, a und e'.

Zeitgenössischen Berichten zufolge hat Johann Sebastian Bach beim Instrumentenbauer Johann Christian Hoffmann aus Leipzig solche Tenorgeigen bestellt, welche die baulichen und klanglichen Eigenschaften eines Violoncellos haben sollten. Bach hat Werke für dieses Instrument geschrieben, die heute zumeist mit dem Violoncello aufgeführt werden, damals aber bei Mangel geeigneter Musiker auf der Viola pomposa aufgeführt werden konnten.

Der Violinist und Komponist Franz Benda (1709-1786) schrieb: "Dies Instrument ist wie ein Violoncell gestimmt, hat aber in der Höhe eine Sayte mehr, ist etwas größer als eine Bratsche, und wird mit einem Bande so befestiget, daß man es vor der Brust und auf dem Arme halten kann. Der seelige Kapellmeister Herr Bach in Leipzig hat es erfunden."

Johann Nikolaus Forkel (1748-1818) mutmaßt in seinem Musikalischen Almanach für das Jahr 1782, dass es sich bei der Viola pomposa um das von Bach in verschiedenen Werken eingesetzte Violoncello piccolo handelt.

Heute wird die Viola pomposa selten gespielt, der belgische Barockgeiger und Dirigent Sigiswald Kuijken ließ 2003 einen Nachbau des Instrumentes fertigen, den er und inzwischen auch andere Musiker in verschiedenen Bachkantaten, aber auch in dessen Solosuiten für Violoncello einsetzen.