Chrząszczewo (Kamień Pomorski)

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Chrząszczewo
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Chrząszczewo (Polen)
Chrząszczewo (Polen)
Chrząszczewo
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Westpommern
Powiat: Kamieński
Gmina: Kamień Pomorski
Geographische Lage: 53° 57′ N, 14° 44′ OKoordinaten: 53° 57′ 29″ N, 14° 44′ 23″ O
Einwohner: 150 (2006)
Kfz-Kennzeichen: ZKA



Chrząszczewo (deutsch Gristow) ist ein Dorf in der polnischen Woiwodschaft Westpommern. Es gehört zur Gmina Kamień Pomorski (Stadt- und Landgemeinde Cammin) im Powiat Kamieński (Camminer Kreis).

Geographische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Dorf liegt in Hinterpommern, auf der Insel Gristow, im Camminer Bodden, etwa 60 Kilometer nördlich von Stettin, drei Kilometer südwestlich der Stadt Kamień Pomorski (Cammin) und sieben Kilometer nordnordöstlich des Dorfs Sibin (Zebbin).

Dorfstraße (2016)

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Dorf Gristow, auf der Insel Gristow, mit zwei Windmühlen, hatte früher zum Domkapitel Cammin gehört.[1][2] Nachdem das Domkapitel durch das Edikt vom 30. Oktober 1810 aufgehoben worden war,[3] wurde Gristow dem Amt Cammin einverleibt.[4]

Anfang der 1930er Jahre hatte die Gemarkung der Gemeinde Gristow eine Fläche von 8,1 km², und im Gemeindebezirk standen insgesamt 64 bewohnte Wohnhäuser an zwei verschiedenen Wohnstätten:[5]

  1. Gristow
  2. Neu Gristow

Gristow hatte um 1935 einen Gasthof, eine Bäckerei, eine Mühle, eine Schmiede und eine Tischlerei.[6]

Bis 1945 bildete Gristow eine Landgemeinde im Landkreis Cammin i. Pom. der preußischen Provinz Pommern des Deutschen Reichs. Die Gemeinde Gristow war Sitz des Amtsbezirks Gristow.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Region im Frühjahr 1945 von der Roten Armee besetzt. Nach Beendigung der Kampfhandlungen wurde Gristow zusammen mit dem Landkreis Cammin und ganz Hinterpommern seitens der sowjetischen Besatzungsmacht der Volksrepublik Polen zur Verwaltung überlassen. Danach begann die Zuwanderung polnischer Zivilisten. Gristow wurde unter der polonisierten Ortsbezeichnung ‚Chrząszczewo‘ verwaltet. In der Folgezeit wurde die einheimische Bevölkerung von der polnischen Administration aus Gristow und dem Kreisgebiet vertrieben.

Demographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Einwohner Anmerkungen
1782 Dorf mit zwei Windmühlen, einem Freischulzenhof, elf Bauernstellen, zehn Kossäten, einem Schulmeister und 39 Feuerstellen (Haushaltungen), im Besitz des Domkapitel Cammin [7]
1818 178 Dorf mit zwei Windmühlen, Ortschaft des ehemaligen Domkapitels Cammin[8][9]
1852 321 Dorf[10]
1864 302 am 3. Dezember[11]
1867 317 am 3. Dezember[12]
1871 352 am 1. Dezember, sämtlich Evangelische[12]
1885 410 am 1. Dezember, sämtlich Evangelische[13]
1890 459 am 1. Dezember[14]
1910 440 am 1. Dezember[15]
1925 415 darunter 366 Evangelische, aber keine Katholiken oder Juden (für die restlichen 49 Einwohner gibt es keine Angaben zur Konfession)[5]
1933 382 [16]
1939 333 [16]

Kirche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die vor 1945 anwesende Dorfbevölkerung war mit seltenen Ausnahmefällen evangelisch und gehörten zum Kirchspiel St. Nikolai, Cammin i. Pom. Die Katholiken gehörten zum katholischen Kirchspiel Cammin i. Pomm.

Die seit 1945 zugewanderten polnischen Migranten und deren Nachfahren sind größtenteils römisch-katholisch.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Gristow, Insel (Landgemeinde) im Camminer Bodden, vor der erweiterten Dievenow-Mündung in die Ostsee, mit den beiden Dörfern Alt und Neu Gristow sowie drei Gütern, Kreis Cammin, Provinz Pommern. In: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Gristow (meyersgaz.org).
  • Heinrich Berghaus: Landbuch des Herzogthums Pommern – Schilderung der Zustände dieser Lande in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, Teil II: Landbuch des Herzogthums Stettin, von Kamin und Hinterpommern; oder des Verwaltungs-Bezirks der Königl. Regierung zu Stettin. Band 6: Kreise Kamin und Greifenberg, Anklam 1870, S. 300 (Google Books).
  • Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogthums Vor- und Hinter-Pommern. Teil II, 1. Band: Beschreibung der zu dem Gerichtsbezirk der Königl. Landescollegien Stettin gehörigen Hinterpommerschen Kreise, Stettin 1784, S. 53, Ziffer 21 (Google Books).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Chrząszczewo – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Christian Friedrich Wutstrack: Nachtrag zur Kurzen historisch-geographisch-statistischen Beschreibung von dem königlich-preußischen Herzogtum Vor- und Hinterpommern. Stettin 1795, S. 152–154, insbesondere S. 153, Ziffer 21 (Google Books).
  2. Johann Ernst Fabri: Geographie für alle Stände, Teil I, Band 4, Schwickert, Leipzig 1793, S. 437–439, insbesondere S. 438 (Google Books).
  3. Friedrich Ludwig von Medem: Das Königliche Provinzial-Archiv zu Stettin, in: Zeitschrift für Archivkunde, Diplomatik und Geschichte, Band 2, Hamburg 1835, S. 29–119, insbesondere S. 95 (Google Books).
  4. Heinrich Berghaus: Landbuch des Herzogthums Pommern – Schilderung der Zustände dieser Lande in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, Teil II: Landbuch des Herzogthums Stettin, von Kamin und Hinterpommern; oder des Verwaltungs-Bezirks der Königl. Regierung zu Stettin. Band 6: Kreise Kamin und Greifenberg, Anklam 1870, S. 300 (Google Books).
  5. a b Die Gemeinde Gristow im ehemaligen Kreis Cammin in Pommern (Gunthard Stübs und Pommersche Forschungsgemeinschaft, 2011).
  6. Klockhausʼ Kaufmännisches Handels- und Gewerbe-Adressbuch des Deutschen Reichs, Band 1 A, Berlin 1935, S. 1029 (Google Books).
  7. Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogthums Vor- und Hinter-Pommern. Teil II, 1. Band: Beschreibung der zu dem Gerichtsbezirk der Königl. Landescollegien Stettin gehörigen Hinterpommerschen Kreise, Stettin 1784, S. 53, Ziffer 21 (Google Books).
  8. Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preußischen Staats, Band 2: G–Ko, Halle 1821, S. 81, Ziffer 2933 (Google Books).
  9. Friedrich von Restorff: Topographische Beschreibung der Provinz Pommern mit einer statistischen Uebersicht, Nicolaische Buchhandlung, Berlin und Stettin 1827, S. 162, Ziffer 4 (Google Books).
  10. Kraatz (Hrsg.): Topographisch-statistisches Handbuch des Preußischen Staats. Decker, Berlin 1856, S. 202 (Google Books).
  11. Königliches Finanzministerium: Die Ergebnisse der Grund- und Gebäudesteuerveranlagung im Regierungsbezirk Stettin: 5. Kreis Kammin. Berlin 1866, S. 10–17, Ziffer 73 (Google Books).
  12. a b Königliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Pommern und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt. Berlin 1874, S. 62–63, Ziffer 39 (Google Books).
  13. Königliches statistisches Bureau: Gemeindelexikon für das Königreich Preußen. Auf Grund der Materialien der Volkszählung vom 1. Dezember 1885 und anderer amtlicher Quellen. Band 4: Provinz Pommern. Berlin 1888, S. 70–71, Ziffer 33 (Google Books).
  14. Königliches statistisches Bureau: Viehstandslexikon für den preußischen Staat. IV. Provinz Pommern, Berlin 1895. I. Regierungsbezirk Stettin. 11. Kreis Kammin, S. 28, Ziffer 33 (Google Books).
  15. Landkreis Cammin (Gemeindeverzeichnis.de) – U. Schubert (2020)
  16. a b Michael Rademacher: Cammin. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.