Konjugierte Estrogene

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Konjugierte Estrogene (auch konjugierte Östrogene oder konjugierte equine Estrogene) sind ein Gemisch von Natriumsalzen verschiedener wasserlöslicher Estrogensulfate. Sie werden für die Hormonersatztherapie (HET) bei Wechseljahresbeschwerden der Frau eingesetzt.

Eigenschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hauptkomponenten (Säureform)
Estron-3-hydrogensulfat
Equilin-3-hydrogensulfat
Sicherheitshinweise
CAS-Nummer

12126-59-9

EG-Nummer

235-199-5

ECHA-InfoCard

100.031.987

GHS-Gefahrstoffkennzeichnung [1][2]

Gefahr

H- und P-Sätze H: 315​‐​319​‐​335​‐​350​‐​360
P: ?

Die konjugierten Estrogene werden aus dem Urin trächtiger Stuten gewonnen oder synthetisch hergestellt. Die beiden Hauptkomponenten sind die Natriumsalze der 3-Sulfatester („Sulfatkonjugate“) des Estrons (52,5–61,5 %) und des Equilins (22,5–30,5 %), die gemäß Arzneibuchspezifikation in Summe 79,5–88,0 % ausmachen. Begleitend sind die Natriumsalze sulfatierter weiterer Estrogene, etwa des 17α-Dihydroequilins (13,5–19,5 %), des 17α-Estradiols (2,5–9,5 %) und des 17β-Dihydroequilins (0,5–4,0 %) enthalten.[3]

Das Stoffgemisch liegt, in einem geeigneten pulverförmigen Verdünnungsmittel dispergiert, als weißes bis bräunliches Pulver vor.[3]

Equilin ist ein bei Pferden vorkommendes Estrogen und für den Menschen nicht physiologisch.

Anwendung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die orale Anwendung erfolgt als Monotherapie oder in Kombination mit einem Progestin, z. B. Medrogeston oder mit dem selektiven Estrogenrezeptor-Modulator (SERM) Bazedoxifen.

Sonstiges[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Tierschützer kritisieren die nicht artgerechte Haltung der trächtigen Stuten, die der Gewinnung von konjugierten Estrogenen aus dem Stutenurin dient.[4]

Konjugierte equine Estrogene werden in der HET hauptsächlich (Stand 2017) in den USA verwendet, während in Europa am häufigsten das Estradiol gegeben wird.[5]

Handelspräparate[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Monopräparate (ATC-Code: G03CA57): Presomen (D, a.H.), Premarin (USA, UK, CA)

Kombinationspräparate:

Regulierung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Über den Safe Drinking Water and Toxic Enforcement Act of 1986 besteht in Kalifornien seit 27. Februar 1987 eine Kennzeichnungspflicht für Produkte, die konjugierte Estrogene enthalten.[7]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Bhagu R. Bhavnani, Frank Z. Stanczyk: Pharmacology of conjugated equine estrogens: Efficacy, safety and mechanism of action. In: The Journal of Steroid Biochemistry and Molecular Biology. 2014, Band 142, S. 16–29. DOI:10.1016/j.jsbmb.2013.10.011.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Bitte die Befreiung von der Kennzeichnungspflicht für Arzneimittel, Medizinprodukte, Kosmetika, Lebensmittel und Futtermittel beachten
  2. Vorlage:CL Inventory/nicht harmonisiertFür diesen Stoff liegt noch keine harmonisierte Einstufung vor. Wiedergegeben ist eine von einer Selbsteinstufung durch Inverkehrbringer abgeleitete Kennzeichnung von Estrogens, conjugates im Classification and Labelling Inventory der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA), abgerufen am 30. Mai 2023.
  3. a b Monographie „Estrogens, conjugated“, European Pharmacopoeia 10th Edition (Ph. Eur. 10.0), EDQM Council of Europe, 2019.
  4. PMU – Hormonpräparate aus Stutenurin, aktiontier.org, 14, April 2017.
  5. Francisco Quereda: Hormone Therapy (I): Estrogens, Progestogens, and Androgens. In: Springer eBooks. 2017, S. 181–196 doi:10.1007/978-3-319-59318-0_11.
  6. Duavive auf der Website der EMA, abgerufen am 27. Mai 2023.
  7. Conjugated Estrogens. OEHHA, 27. Februar 1987, abgerufen am 28. Mai 2023 (englisch).