„Nebeltrinker-Käfer“ – Versionsunterschied

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== Merkmale ==
== Merkmale ==
Der Nebeltrinker-Käfer ist schwarz gefärbt, etwa zwei Zentimeter groß und hat auffällig lange Beine. Die [[Deckflügel]] sind wie das [[Pronotum]] fast vollständig glatt und glänzend, nur zum Hinterende hin schwach gefurcht. Die Flügeldecken sind an der Naht verwachsen, die Hinterflügel zurückgebildet. Der Raum unter den Flügeldecken ist dadurch zu einer Atemkammer umgewandelt.
Der Nebeltrinker-Käfer ist schwarz gefärbt, etwa zwei Zentimeter groß und hat auffällig lange Beine. Die [[Deckflügel]] sind wie das [[Pronotum]] fast vollständig glatt und glänzend, nur zum Hinterende hin schwach gefurcht. Die Flügeldecken sind an der Naht verwachsen, die Hinterflügel zurückgebildet. Der Raum unter den Flügeldecken ist dadurch zu einer Atemkammer umgewandelt. Die abdominalen Stigmen öffenen sich in diesen Raum, der nur über eine Spalte am Hinterende mit der Außenwelt in Kontakt tritt, die verschließbar ist. Je nach Außentemperatur muss er ale 10 bis 30 Minuten seine Atemluft erneuern. Da der Dünensand luftdurchlässig ist, müssen ssie dafür nicht unbedingt an die Oberfläche<ref>G.N. Louw, S.W. Nicholson, M.K. Seely Respiration beneath desert sand: carbon dioxide diffusion and respiratory patterns in a Tenebrionid beetle. Journal of experimental Biology 120: 443-447.</ref>.


== Lebensweise ==
== Lebensweise ==
''Onymacris unguicularis'' ist eine Art der offenen Sanddünen. Er lebt im lockeren Flugsand der Dünenkämme. Bei Annäherung von Feinden, die optisch wahrgenommen wird, taucht er blitzschnell im lockeren Sand unter.
''Onymacris unguicularis'' ist eine Art der offenen Sanddünen. Er lebt im lockeren Flugsand der Dünenkämme. Bei Annäherung von Feinden, die optisch wahrgenommen wird, taucht er blitzschnell im lockeren Sand unter. Der Käfer ist imstande, im lockeren Sand nicht nur zu graben, sondern regelrecht durch ihn zu schwimmen. Die Art ist tagaktiv, weicht aber in der heißesten Zeit in die Morgen- und Abendstunden aus. Ruheperioden verbringt er eingegraben im Sand. Zur Nahrungsaufnahme bevorzugt der Käfer die windgeschützte, sonnenabgewandte Seite der Dünen. Er ernährt sich von der spärlichen hier eingewehten pflanzlichen Substanz (Detritus). Seine Larven besitzen dieselbe Ernährungsweise, sie kommen nur selten an die Sandoberfläche.
Wüsten-Tenebrioniden des Tribus Adesmiini sind für die Wüstengebiete Namibias charakteristisch und artenreich. Unter den zahlreichen Arten besitzen aber nur zwei der Gattung ''Onymacris'' (''unguicularis'' und ''bicolor'' die Fähigkeit, mit ihrer eigenen Körperoberfläche Wasser aus den vom [[Atlantischer Ozean|Atlantik]] in die Wüste ziehenden Nebelschwaden gewinnt. Dazu balancieren die Tiere auf einem Dünenkamm mit dem Kopf nach unten gesenkt und strecken ihr Hinterteil nach oben zum Wind, einem Kopfstand ähnlich. Der Nebel kondensiert in kleinen Tröpfchen und das Wasser fließt an den Rinnen ihres Rückens direkt in ihren Mund.


Wüsten-Tenebrioniden des Tribus Adesmiini sind für die Wüstengebiete Namibias charakteristisch und artenreich. Unter den zahlreichen Arten besitzen aber nur zwei der Gattung ''Onymacris'' (''unguicularis'' und ''bicolor'') die Fähigkeit, mit ihrer eigenen Körperoberfläche Wasser aus den vom [[Atlantischer Ozean|Atlantik]] in die Wüste ziehenden Nebelschwaden gewinnt<ref>William J. Hamilton & Mark K. Seely (1976): Fog basking by the Namib Desert beetle, Onymacris unguicularis. Nature 262: 284 - 285 {{doi|10.1038/262284a0}}</ref>. Dazu balancieren die Tiere auf einem Dünenkamm mit dem Kopf nach unten gesenkt und strecken ihr Hinterteil nach oben in einem Winkel von etwa 20 Grad zum Wind, einem Kopfstand ähnlich. Der Nebel kondensiert in kleinen Tröpfchen und das aufgefangene Wasser kann genutzt werden. Diese Fähigkeit ist im wesentlichen eine Verhaltensanpassung, keine morphologische Besonderheit. Wie Versuche mit toten Tieren gezeigt haben, sammelt ''Onymacris unguicularis'' Wasser nicht effizienter als verwandte Arten ohne dieses Verhalten<ref>Thomas Nørgaard & Marie Dacke (2010): Fog-basking behaviour and water collection efficiency in Namib Desert Darkling beetles. Frontiers in Zoology 7: 23. [http://www.frontiersinzoology.com/content/7/1/23 open accesss]</ref> oder Grasbüschel<ref> Thomas Nørgaard, Martin Ebner,Marie Dacke (2012): Animal or Plant: Which Is the Better Fog Water Collector? PLoS ONE 7(4): e34603. {{doi|10.1371/journal.pone.0034603}} open access</ref>. Diese Lebensweise beschränkt sein Verbreitungsgebiet weitgehend auf die vom Nebel erreichten, westlichen Teile der Wüste (vgl.<ref>[http://oldsite.biodiversity.org.na/scripts/taxondisplay.php?taxonlevel=Species&taxonnr=4214 Verbreitungskarte]</ref>. Selten ist die Art aber auch an bis etwa 45 Kilometer landein gelegenen Dünenzügen anzutreffen.
Das auf diese Weise aufgenommene Wasser entspricht etwa 40 Prozent seines Körpergewichts. Diese Lebensweise beschränkt sein Verbreitungsgebiet auf die vom Nebel erreichten, westlichen Teile der Wüste.

Tagsüber laufen die Käfer auf der Suche nach Futter sehr flink über den Sand, oder graben sich in den Sand ein, um sich vor der Mittagshitze zu schützen. Nachts graben sie sich ebenfalls in den Sand ein, dieses Mal, um sich vor der Kälte zu schützen.
Der in Namibia gebräuchliche Name „Tok Tokkie“ ist lautmalerisch. In der Paarungszeit locken die Männchen die Weibchen durch Klopfen ihres Panzers auf harten Boden oder Felsen an. Der entstehende [[Infraschall]] ist für Weibchen noch in mehreren Kilometern Entfernung wahrnehmbar.


== Aufteilung der Lebensräume ==
== Aufteilung der Lebensräume ==
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[[Bild:Onymacris rugatipennis.jpg|thumb|left|''Onymacris rugatipennis''<br />im [[Sossusvlei|Dead Vlei]]]]
[[Bild:Onymacris rugatipennis.jpg|thumb|left|''Onymacris rugatipennis''<br />im [[Sossusvlei|Dead Vlei]]]]
[[datei:Onymacris unguicularis MHNT.jpg|thumb|''Onymacris unguicularis'' in der Position zum Sammeln von Flüssigkeit.]]
[[datei:Onymacris unguicularis MHNT.jpg|thumb|''Onymacris unguicularis'' in der Position zum Sammeln von Flüssigkeit.]]

== Quellen ==
*Hubert Roer (1986): Zur Anpassung des Schwarzkäfers Onymacris unguicularis (Col., Tenebrionidae, Adesmiini) an die Nebelzone der Namibwüste. Bonner zoologische Beiträge 37 (2): 143-154.

== Einzelnachweise ==
<references />


== Weblinks ==
== Weblinks ==

Version vom 21. Februar 2013, 18:40 Uhr

Nebeltrinker-Käfer
Systematik
Klasse: Insekten (Insecta)
Ordnung: Käfer (Coleoptera)
Unterordnung: Polyphaga
Familie: Schwarzkäfer (Tenebrionidae)
Gattung: Onymacris
Art: Nebeltrinker-Käfer
Wissenschaftlicher Name
Onymacris unguicularis
(Haag, 1875)

Der Nebeltrinker-Käfer (Onymacris unguicularis) ist ein Käfer aus der Familie der Schwarzkäfer (Tenebrionidae). Er kommt endemisch in der Namibwüste vor.

Merkmale

Der Nebeltrinker-Käfer ist schwarz gefärbt, etwa zwei Zentimeter groß und hat auffällig lange Beine. Die Deckflügel sind wie das Pronotum fast vollständig glatt und glänzend, nur zum Hinterende hin schwach gefurcht. Die Flügeldecken sind an der Naht verwachsen, die Hinterflügel zurückgebildet. Der Raum unter den Flügeldecken ist dadurch zu einer Atemkammer umgewandelt. Die abdominalen Stigmen öffenen sich in diesen Raum, der nur über eine Spalte am Hinterende mit der Außenwelt in Kontakt tritt, die verschließbar ist. Je nach Außentemperatur muss er ale 10 bis 30 Minuten seine Atemluft erneuern. Da der Dünensand luftdurchlässig ist, müssen ssie dafür nicht unbedingt an die Oberfläche[1].

Lebensweise

Onymacris unguicularis ist eine Art der offenen Sanddünen. Er lebt im lockeren Flugsand der Dünenkämme. Bei Annäherung von Feinden, die optisch wahrgenommen wird, taucht er blitzschnell im lockeren Sand unter. Der Käfer ist imstande, im lockeren Sand nicht nur zu graben, sondern regelrecht durch ihn zu schwimmen. Die Art ist tagaktiv, weicht aber in der heißesten Zeit in die Morgen- und Abendstunden aus. Ruheperioden verbringt er eingegraben im Sand. Zur Nahrungsaufnahme bevorzugt der Käfer die windgeschützte, sonnenabgewandte Seite der Dünen. Er ernährt sich von der spärlichen hier eingewehten pflanzlichen Substanz (Detritus). Seine Larven besitzen dieselbe Ernährungsweise, sie kommen nur selten an die Sandoberfläche.

Wüsten-Tenebrioniden des Tribus Adesmiini sind für die Wüstengebiete Namibias charakteristisch und artenreich. Unter den zahlreichen Arten besitzen aber nur zwei der Gattung Onymacris (unguicularis und bicolor) die Fähigkeit, mit ihrer eigenen Körperoberfläche Wasser aus den vom Atlantik in die Wüste ziehenden Nebelschwaden gewinnt[2]. Dazu balancieren die Tiere auf einem Dünenkamm mit dem Kopf nach unten gesenkt und strecken ihr Hinterteil nach oben in einem Winkel von etwa 20 Grad zum Wind, einem Kopfstand ähnlich. Der Nebel kondensiert in kleinen Tröpfchen und das aufgefangene Wasser kann genutzt werden. Diese Fähigkeit ist im wesentlichen eine Verhaltensanpassung, keine morphologische Besonderheit. Wie Versuche mit toten Tieren gezeigt haben, sammelt Onymacris unguicularis Wasser nicht effizienter als verwandte Arten ohne dieses Verhalten[3] oder Grasbüschel[4]. Diese Lebensweise beschränkt sein Verbreitungsgebiet weitgehend auf die vom Nebel erreichten, westlichen Teile der Wüste (vgl.[5]. Selten ist die Art aber auch an bis etwa 45 Kilometer landein gelegenen Dünenzügen anzutreffen.

Aufteilung der Lebensräume

Ein Vertreter der Gattung Onymacris im Sesriem-Cañon

Die verschiedenen Arten der Gattung Onymacris teilen sich verschiedene Zonen in der Namib:

  • Der Nebeltrinker-Käfer Onymacris unguicularis bewohnt die Dünenkämme
  • Onymacris rugatipennis lebt im flachen Gelände vor dem Dünenfuß
  • Onymacris laeviceps bewohnt die Vegetation am Dünenfuß
  • Der Weiße Wüstenkäfer Onymacris plana bewohnt den Dünenfuß und ist häufig an Narasträuchern anzutreffen
Onymacris rugatipennis
im Dead Vlei
Onymacris unguicularis in der Position zum Sammeln von Flüssigkeit.

Quellen

  • Hubert Roer (1986): Zur Anpassung des Schwarzkäfers Onymacris unguicularis (Col., Tenebrionidae, Adesmiini) an die Nebelzone der Namibwüste. Bonner zoologische Beiträge 37 (2): 143-154.

Einzelnachweise

  1. G.N. Louw, S.W. Nicholson, M.K. Seely Respiration beneath desert sand: carbon dioxide diffusion and respiratory patterns in a Tenebrionid beetle. Journal of experimental Biology 120: 443-447.
  2. William J. Hamilton & Mark K. Seely (1976): Fog basking by the Namib Desert beetle, Onymacris unguicularis. Nature 262: 284 - 285 doi:10.1038/262284a0
  3. Thomas Nørgaard & Marie Dacke (2010): Fog-basking behaviour and water collection efficiency in Namib Desert Darkling beetles. Frontiers in Zoology 7: 23. open accesss
  4. Thomas Nørgaard, Martin Ebner,Marie Dacke (2012): Animal or Plant: Which Is the Better Fog Water Collector? PLoS ONE 7(4): e34603. doi:10.1371/journal.pone.0034603 open access
  5. Verbreitungskarte

Weblinks

Verbreitungskarte in Namibia

Commons: Nebeltrinker-Käfer – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien