„Aggressivität“ – Versionsunterschied

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Die Begriffe ''Aggressivität'' und ''Aggression'' sollten daher ''nicht'' [[Synonymie|synonym]] gebraucht werden.
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== Hormonale Komponenten ==
== Aggressivität und Testosteron ==
Eine [[Metaanalyse]] von insgesamt 45 Studien zum Verhältnis zwischen Testosteron und Aggresivität bei Menschen ergab einen schwachen, aber signifikanten positiven Zusammenhang zwischen Aggressivität und Testosteron.<ref>Angela S. Book, Katherine B. Starzyk, Vernon L. Quinsey: ''The relationship between testosterone and aggression: a meta-analysis''. In: ''Aggression and Violent Behavior''. 6, Nr. 6, November/Dezember 2001, S. 579–599. {{doi|10.1016/S1359-1789(00)00032-X}}.</ref> Zwei [[Systematische Übersichtsarbeit|systematische Übersichtsarbeiten]] kamen zu dem Schluss, dass es nicht allein Testosteron ist, das aggresives Verhalten steigert, sondern das Verhältnis von Testosteron zu [[Cortisol]]. Ein hoher Testosteronspiegel gepaart mit einem niedrigen Cortisolspiegel sei besonders stark mit Aggressivität assoziiert.<ref>David Terburg, Barak Morgan, Jack van Honk: ''The testosterone–cortisol ratio: A hormonal marker for proneness to social aggression''. In: ''International Journal of Law and Psychiatry''. 32, Nr. 4, Juli/August 2009, S. 216–223. {{doi|10.1016/j.ijlp.2009.04.008}}.</ref><ref>Estrella R. Montoya, David Terburg, Peter A. Bos, Jack van Honk: [https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3294220/ ''Testosterone, cortisol, and serotonin as key regulators of social aggression: A review and theoretical perspective'']. In: ''Motivation and Emotion''. 36, Nr. 1, März 2012, S. 65–73. {{doi|10.1007/s11031-011-9264-3}}.</ref> Eine Studie aus dem Jahr 2012 zeigte, dass subjektiv empfundene Wut mit erhöhtem Testosteron, nicht jedoch mit Cortisol, zusammenhing.<ref>Carly K Peterson und Eddie Harmon-Jones: ''Anger and testosterone: Evidence that situationally-induced anger relates to situationally-induced testosterone.'' In: ''Emotion''. 12, Nr. 5, Oktober 2012, S. 899–902. {{doi|10.1037/a0025300}}, PMID 21910539.</ref>
Die Studie von Christoph Eisenegger, Ernst Fehr und Michael Naef an 120 Frauen kam zu dem Ergebnis, dass die einmalige Gabe von Testosteron dazu führte, dass die Versuchsteilnehmenden fairere Angebote in einem Verhlandlungsexperiment machten. Die Forscher erklären diese Wirkung damit, dass das Hormon die Sensitivität für den Status erhöht und vermuteten, dass in der sozial komplexen Umwelt des Menschen nicht Aggression, sondern pro-soziales Verhalten den Status sichert. Die Forscher schrieben, dass es nicht das Testosteron selbst sei , das Fairness fördert oder aggressiv macht, sondern das Zusammenspiel zwischen dem Hormon und der sozial differenzierten Umwelt. Die Studie zeigte zudem, dass alleine der Glaube an die vermeintlich aggressionssteigernde Wirkung das Verhalten beeinflusst. Wenn die Teilnehmerinnen glaubten, sie wären mit Testosteron behandelt worden, aber nur ein [[Placebo]] erhalten hatten, handelten sie dem voraus eilenden Ruf des Testosterons entsprechend egoistischer und risikobereiter.<ref name="Nature 1">{{BibDOI|10.1038/nature08711}}</ref><ref name="UZH 1">{{Internetquelle|titel=Testosteron macht nicht streitlustig|url=http://www.mediadesk.uzh.ch/articles/2009/testosteron-macht-nicht-streitlustig.html|hrsg=[[Universität Zürich]]|datum=2009-12-08|zugriff=2013-06-18|kommentar=zitiert nach Michael Naef und Christoph Eisenegger}}</ref>

Im Widerspruch zu den Ergebnissen anderer Untersuchungen an Tieren und Menschen kam Studie an 120 Frauen kam zu dem Ergebnis, dass die einmalige Gabe von Testosteron dazu führte, dass die Versuchsteilnehmenden fairere Angebote in einem Verhandlungsexperiment machten. Die Forscher erklären diese Wirkung damit, dass das Hormon die Sensitivität für den Status erhöht und vermuteten, dass in der sozial komplexen Umwelt des Menschen nicht Aggression, sondern pro-soziales Verhalten den Status sichert. Die Forscher schrieben, dass es nicht das Testosteron selbst sei, das Fairness fördere oder aggressiv mache, sondern das Zusammenspiel zwischen dem Hormon und der sozial differenzierten Umwelt.<ref name="Nature 1">{{BibDOI|10.1038/nature08711}}</ref><ref name="UZH 1">{{Internetquelle|titel=Testosteron macht nicht streitlustig|url=http://www.mediadesk.uzh.ch/articles/2009/testosteron-macht-nicht-streitlustig.html|hrsg=[[Universität Zürich]]|datum=2009-12-08|zugriff=2013-06-18|kommentar=zitiert nach Michael Naef und Christoph Eisenegger}}</ref> Demgegenüber kam eine Studie an Männern zu dem Ergebnis, dass exogenes Testosteron aggressives, anti-soziales Verhalten bei Verhandlungen signifikant erhöht. Männer, denen Testosteron verabreicht wurde, behielten im Vergleich zur Placebo-Gruppe 27 % mehr Geld für sich in Verhandlungssituationen. Der Effekt blieb auch nach Kontrolle individueller Komponenten wie [[Altruismus]] bestehen.<ref>Paul J. Zak et al.: [http://www.plosone.org/article/info:doi/10.1371/journal.pone.0008330 ''Testosterone Administration Decreases Generosity in the Ultimatum Game'']. In: ''PLoS ONE''. 4, Nr. 2, 2009, S. 1–7. {{doi|doi:10.1371/journal.pone.0008330}}, PMID 20016825.</ref>


== Literatur ==
== Literatur ==

Version vom 29. Juni 2013, 16:16 Uhr

Unter Aggressivität (lat. aggredi ‚herangehen‘, ‚angreifen‘) versteht man in der Verhaltensforschung die innere Bereitschaft eines Organismus zur Ausführung aggressiven Verhaltens (Aggression) gegen Artgenossen.

Aggressivität allein muss in einer Lebenssituation nicht zwangsläufig Aggressionen auslösen. Erst wenn bei vorhandener Aggressivität mehr oder weniger starke Schlüsselreize, die Aggressionen auslösen können, auf einen Organismus einwirken, wird dieser Aggressionen zeigen. Der Grad an Aggressivität kann durch innere Faktoren (zum Beispiel bestimmte Hormone wie Testosteron) oder vorausgehende Erfahrungen schwanken. Bei hoher Aggressivität kann schon ein schwacher Schlüsselreiz Aggressionen auslösen. Ist die Aggressivität gering, bedarf es stärkerer Schlüsselreize, um aggressives Verhalten zu provozieren.

Die Begriffe Aggressivität und Aggression sollten daher nicht synonym gebraucht werden.

Hormonale Komponenten

Eine Metaanalyse von insgesamt 45 Studien zum Verhältnis zwischen Testosteron und Aggresivität bei Menschen ergab einen schwachen, aber signifikanten positiven Zusammenhang zwischen Aggressivität und Testosteron.[1] Zwei systematische Übersichtsarbeiten kamen zu dem Schluss, dass es nicht allein Testosteron ist, das aggresives Verhalten steigert, sondern das Verhältnis von Testosteron zu Cortisol. Ein hoher Testosteronspiegel gepaart mit einem niedrigen Cortisolspiegel sei besonders stark mit Aggressivität assoziiert.[2][3] Eine Studie aus dem Jahr 2012 zeigte, dass subjektiv empfundene Wut mit erhöhtem Testosteron, nicht jedoch mit Cortisol, zusammenhing.[4]

Im Widerspruch zu den Ergebnissen anderer Untersuchungen an Tieren und Menschen kam Studie an 120 Frauen kam zu dem Ergebnis, dass die einmalige Gabe von Testosteron dazu führte, dass die Versuchsteilnehmenden fairere Angebote in einem Verhandlungsexperiment machten. Die Forscher erklären diese Wirkung damit, dass das Hormon die Sensitivität für den Status erhöht und vermuteten, dass in der sozial komplexen Umwelt des Menschen nicht Aggression, sondern pro-soziales Verhalten den Status sichert. Die Forscher schrieben, dass es nicht das Testosteron selbst sei, das Fairness fördere oder aggressiv mache, sondern das Zusammenspiel zwischen dem Hormon und der sozial differenzierten Umwelt.[5][6] Demgegenüber kam eine Studie an Männern zu dem Ergebnis, dass exogenes Testosteron aggressives, anti-soziales Verhalten bei Verhandlungen signifikant erhöht. Männer, denen Testosteron verabreicht wurde, behielten im Vergleich zur Placebo-Gruppe 27 % mehr Geld für sich in Verhandlungssituationen. Der Effekt blieb auch nach Kontrolle individueller Komponenten wie Altruismus bestehen.[7]

Literatur

Siehe auch

Weblinks

Wiktionary: Aggressivität – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Angela S. Book, Katherine B. Starzyk, Vernon L. Quinsey: The relationship between testosterone and aggression: a meta-analysis. In: Aggression and Violent Behavior. 6, Nr. 6, November/Dezember 2001, S. 579–599. doi:10.1016/S1359-1789(00)00032-X.
  2. David Terburg, Barak Morgan, Jack van Honk: The testosterone–cortisol ratio: A hormonal marker for proneness to social aggression. In: International Journal of Law and Psychiatry. 32, Nr. 4, Juli/August 2009, S. 216–223. doi:10.1016/j.ijlp.2009.04.008.
  3. Estrella R. Montoya, David Terburg, Peter A. Bos, Jack van Honk: Testosterone, cortisol, and serotonin as key regulators of social aggression: A review and theoretical perspective. In: Motivation and Emotion. 36, Nr. 1, März 2012, S. 65–73. doi:10.1007/s11031-011-9264-3.
  4. Carly K Peterson und Eddie Harmon-Jones: Anger and testosterone: Evidence that situationally-induced anger relates to situationally-induced testosterone. In: Emotion. 12, Nr. 5, Oktober 2012, S. 899–902. doi:10.1037/a0025300, PMID 21910539.
  5. C. Eisenegger, M. Naef, R. Snozzi, M. Heinrichs, E. Fehr: Prejudice and truth about the effect of testosterone on human bargaining behaviour. In: Nature. Band 463, 21. Januar 2010, S. 356–359, doi:10.1038/nature08711 (englisch).
  6. Testosteron macht nicht streitlustig. Universität Zürich, 8. Dezember 2009, abgerufen am 18. Juni 2013 (zitiert nach Michael Naef und Christoph Eisenegger).
  7. Paul J. Zak et al.: Testosterone Administration Decreases Generosity in the Ultimatum Game. In: PLoS ONE. 4, Nr. 2, 2009, S. 1–7. , PMID 20016825.