„Kaffeekirschenkäfer“ – Versionsunterschied

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== Ökonomische Bedeutung ==
== Ökonomische Bedeutung ==
Der Kaffeekirschenkäfer ist der wichtigste Schädling des Kaffeeanbaus weltweit, die Schäden werden auf jährlich mehr als 500 Millionen US-Dollar abgeschätzt. Er bedroht damit die Lebensgrundlage von mehr als 25 Millionen ländlicher Haushalte, die vom Kaffeeanbau ihren Lebensunterhalt gewinnen. In unbehandelten Kaffeekulturen werden Befallsraten zwischen 60 Prozent (Mexiko) und 90 Prozent (Tansania) angegeben. Die Bekämpfung erfolgt in der Regel mit synthetischen Insektiziden, vor allem [[Endosulfan]] und [[Chlorpyrifos]]. Daneben werden eine Reihe biologischer Antagonisten zur Bekämpfung getestet, darunter die [[Parasitoid|parasitoiden]] Wespen ''Cephalonomia stephanoderis'', ''Cephalonomia hyalinipennis'' und ''Prorops nasuta'' (Familie [[Bethylidae]]), ''Phymastichus coffea'' (Familie ([[Eulophidae]]) und ''Heterospilus coffeicola'' (Familie [[Braconidae]]) und der entomophage Pilz ''[[Beauveria bassiana]]''.<ref>J. Jaramillo, C. Borgemeister, P. Baker (2006): Coffee berry borer Hypothenemus hampei (Coleoptera: Curculionidae): searching forsustainable control strategies. Bulletin of Entomological Research 96: 223–233.</ref>. Für die Zukunft werden steigende Schäden durch den Klimawandel erwartet, da die Art aus dem tropischen Tiefland stammt und in den Bergregionen, dem Zentrum des Arabica-Anbaus, durch steigende Temperaturen begünstigt wird.<ref>J. Jaramillo,E. Muchugu, F.E. Vega, A.Davis, C. Borgemeister(2011): Some Like It Hot: The Influence and Implications of Climate Change on Coffee Berry Borer (Hypothenemus hampei) and Coffee Production in East Africa. PLoS ONE 6(9): e24528. {{doi|10.1371/journal.pone.0024528}}</ref>
Der Kaffeekirschenkäfer ist der wichtigste Schädling des Kaffeeanbaus weltweit, die Schäden werden auf jährlich mehr als 500 Millionen US-Dollar abgeschätzt. Er bedroht damit die Lebensgrundlage von mehr als 25 Millionen ländlicher Haushalte, die vom Kaffeeanbau ihren Lebensunterhalt gewinnen. In unbehandelten Kaffeekulturen werden Befallsraten zwischen 60 Prozent (Mexiko) und 90 Prozent (Tansania) angegeben. Die Bekämpfung erfolgt in der Regel mit synthetischen Insektiziden, vor allem [[Endosulfan]] und [[Chlorpyrifos]]. Daneben werden eine Reihe biologischer Antagonisten zur Bekämpfung getestet, darunter die [[Parasitoid|parasitoiden]] Wespen ''Cephalonomia stephanoderis'', ''Cephalonomia hyalinipennis'' und ''Prorops nasuta'' (Familie [[Bethylidae]]), ''Phymastichus coffea'' (Familie ([[Eulophidae]]) und ''Heterospilus coffeicola'' (Familie [[Braconidae]]) und der entomophage Pilz ''[[Beauveria bassiana]]''.<ref>J. Jaramillo, C. Borgemeister, P. Baker (2006): Coffee berry borer Hypothenemus hampei (Coleoptera: Curculionidae): searching forsustainable control strategies. Bulletin of Entomological Research 96: 223–233.</ref>. Auch der [[Fransenflügler]] ''[[Karnyothrips flavipes]]'' wird zur biologischen Schädlingsbekämpfung als wirksam angesehen.<ref>Juliana Jaramillo, Eric G. Chapman, Fernando E. Vega, James D. Harwood: Molecular diagnosis of a previously unreported predator–prey association in coffee: Karnyothrips flavipes Jones (Thysanoptera: Phlaeothripidae) predation on the coffee berry borer. Naturwissenschaften: March 2010, Volume 97, Issue 3, pp 291-298. {{doi|10.1007/s00114-009-0641-7}}</ref> Für die Zukunft werden steigende Schäden durch den Klimawandel erwartet, da die Art aus dem tropischen Tiefland stammt und in den Bergregionen, dem Zentrum des Arabica-Anbaus, durch steigende Temperaturen begünstigt wird.<ref>J. Jaramillo,E. Muchugu, F.E. Vega, A.Davis, C. Borgemeister(2011): Some Like It Hot: The Influence and Implications of Climate Change on Coffee Berry Borer (Hypothenemus hampei) and Coffee Production in East Africa. PLoS ONE 6(9): e24528. {{doi|10.1371/journal.pone.0024528}}</ref>


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==

Version vom 15. Januar 2015, 22:03 Uhr

Kaffeekirschenkäfer

Kaffeekirschenkäfer (Hypothenemus hampei)

Systematik
Klasse: Insekten (Insecta)
Ordnung: Käfer (Coleoptera)
Familie: Rüsselkäfer
Unterfamilie: Borkenkäfer
Gattung: Hypothenemus
Art: Kaffeekirschenkäfer
Wissenschaftlicher Name
Hypothenemus hampei
(Ferrari, 1867)

Der Kaffeekirschenkäfer (Hypothenemus hampei) ist ein kleiner, ursprünglich in Afrika beheimateter Käfer. Er ist der weltweit bedeutendste Schädling beim Anbau von Kaffee.

Merkmale

Es handelt sich um einen sehr kleinen Käfer mit Körperlängen zwischen 1,2 und 1,9 Millimeter, mit der typischen Körpergestalt der Borkenkäfer. Das Pronotum ist in der Mitte buckelförmig erhaben, der Kopf teilweise darin eingezogen und von oben nicht sichtbar. Der Kopf trägt Antennen mit einer dreigliedrigen, verschmolzenen Fühlerkeule, deren Glieder durch Borstenreihen abgesetzt erscheinen. Ein Tuberkel in der Mitte der Stirn fehlt bei dieser Art. Der Vorderrand des Pronotum trägt sechs Zähne, seine gesamte Oberfläche ist durch erhabene, raspelförmige Punkte gegliedert und behaart. Die Flügeldecken tragen feine Punktstreifen und eine recht dichte, abstehende Behaarung aus feinen Haaren und Schuppenhaaren. Dabei sitzt in jedem Reihenpunkt ein feines Haar. In den Zwischenräumen zwischen den Reihenpunkten sitzt eine Reihe langer, schwach abgeplatteter Schuppenhaare. Die Art ist nicht leicht von anderen Arten der artenreichen Gattung Hypothenemus zu unterscheiden.[1][2]

Biologie und Lebensweise

Hypothenemus hampei ist ein Schädling unreifer Kaffee-Kirschen und verursacht keine Schäden an Blättern, Zweigen oder Stämmen. Er befällt beide kommerziell angebaute Kaffee-Arten, Arabica-Kaffee und Robusta-Kaffee, wobei der Robusta-Kaffee Coffea canephora als Ursprungswirt gilt; daneben werden vermutlich einige Hülsenfrüchtler als Ausweichwirte akzeptiert und ermöglichen gelegentlich auch erfolgreiche Fortpflanzung. Sie fressen Gänge in das Endosperm der Samen („Kaffeebohnen“). Bei hoher Befallsrate werden auch reife Samen attackiert und geschädigt, obwohl sie keine Fortpflanzung ermöglichen. Neben der direkten Schädigung und den dadurch bedingten Ernteausfällen kommt es durch die Verletzung zu Infektionen und Befall durch sekundäre Schädlinge. Die Weibchen fressen Galerien in das Fruchtfleisch der Kaffeekirschen. An Bohnen geeigneten Reifegrads legt ein Weibchen zwischen 31 und 119 Eier ab, wobei jede Kirsche nur von einem Weibchen befallen wird. Nach etwa vier Tagen schlüpfen die Larven aus. Die Larven fressen sich durch die äußeren Schichten zum Endosperm hindurch und minieren im Inneren des Samens. Obwohl am Strauch wachsende Früchte bevorzugt befallen werden, kann die Entwicklung an zu Boden gefallenen vollendet werden. Wie bei zahlreichen anderen Borkenkäfern benötigen die Larven eventuell symbiotische Pilzarten zur Verdauung der Nahrung, dies wurde aber noch nicht sicher nachgewiesen. Bei 27 Grad Celsius werden die Larvenstadien in 15 Tagen und das Puppenstadium in sieben Tagen durchlaufen, der gesamte Lebenszyklus in 28 bis 34 Tagen. Durch die schnelle Entwicklung können zahlreiche Generationen im selben Jahr aufeinander folgen. In der Elfenbeinküste werden bis zu neun aufeinanderfolgende Generationen im Jahr angegeben, in Kolumbien sind es aber nur zwei bis drei. Die Käfer bilden meist Aggregationen aus, so dass sich ein fleckenartiges Befallsmuster ergibt. In Kaffee-Anbaugebieten mit jährlicher Trockenzeit verbleiben die Käfer in Ruhephase in trockenen Kaffeefrüchten und werden in der folgenden Regenzeit wieder aktiv. Die Aktivität wird normalerweise nicht durch Kälte limitiert, die Aktivitätässchwelle von 15 Grad liegt unter der Grenze von 16 Grad, die den Kaffeeanbau limitiert.

Der Kaffeekirschenkäfer ist getrenntgeschlechtlich, wobei Weibchen etwa zehnmal häufiger sind als Männchen. Die Männchen besitzen keine funktionsfähigen Flügel und verlassen normalerweise die Bohnen nicht, die Paarung erfolgt unmittelbar nach dem Schlupf. Die Weibchen sind flugfähig. Sie verlassen die Bohne erst etwa 12 Tage nach ihrem Schlupf. Die Flugaktivität der Weibchen ist unterschiedlich, kann aber zu Neuibefall auch in recht weit entfernten Regionen führen, daneben werden sie aber sehr oft in infizierten Samen mit Transporten vom Menschen verschleppt. Die Flugaktivität fällt meist auf die Nachmittagsstunden.[3][4]

Verbreitung

Als ursprüngliche Heimat des Käfers gilt Zentralafrika. Von hier wurde er fast weltweit durch den Menschen in nahezu alle Anbaugebiete verschleppt, Ausnahmen sind: Nepal, China und Papua-Neuguinea. Nach Hawaii wurde er 2010 eingeschleppt. Die genetische Variabiliät der Art ist weltweit gering, was auf die kurze Verschleppungszeit zurückgeführt wird.

Ökonomische Bedeutung

Der Kaffeekirschenkäfer ist der wichtigste Schädling des Kaffeeanbaus weltweit, die Schäden werden auf jährlich mehr als 500 Millionen US-Dollar abgeschätzt. Er bedroht damit die Lebensgrundlage von mehr als 25 Millionen ländlicher Haushalte, die vom Kaffeeanbau ihren Lebensunterhalt gewinnen. In unbehandelten Kaffeekulturen werden Befallsraten zwischen 60 Prozent (Mexiko) und 90 Prozent (Tansania) angegeben. Die Bekämpfung erfolgt in der Regel mit synthetischen Insektiziden, vor allem Endosulfan und Chlorpyrifos. Daneben werden eine Reihe biologischer Antagonisten zur Bekämpfung getestet, darunter die parasitoiden Wespen Cephalonomia stephanoderis, Cephalonomia hyalinipennis und Prorops nasuta (Familie Bethylidae), Phymastichus coffea (Familie (Eulophidae) und Heterospilus coffeicola (Familie Braconidae) und der entomophage Pilz Beauveria bassiana.[5]. Auch der Fransenflügler Karnyothrips flavipes wird zur biologischen Schädlingsbekämpfung als wirksam angesehen.[6] Für die Zukunft werden steigende Schäden durch den Klimawandel erwartet, da die Art aus dem tropischen Tiefland stammt und in den Bergregionen, dem Zentrum des Arabica-Anbaus, durch steigende Temperaturen begünstigt wird.[7]

Einzelnachweise

  1. Walker, K. (2007) coffee berry borer (Hypothenemus hampei) Updated on 11/25/2011 10:32:06 AM Available online: PaDIL Pests and Diseases Image Library
  2. D.E. Bright & J.A. Torres (2006): Studies on West Indian Scolytidae (Coleoptera) 4. A review of the Scolytidae of Puerto Rico, U.S.A. with descriptions of one new genus, fourteen new species and notes on new synonymy (Coleoptera: Scolytidae). Koleopterologische Rundschau 76: 389–428.
  3. A. Damon (2000): A review of the biology and control of the coffee berry borer, Hypothenemus hampei (Coleoptera: Scolytidae). Bulletin of Entomological Research 90: 453–465.
  4. Fernando E. Vega , Francisco Infante, Alfredo Castillo, Juliana Jaramillo (2009): The coffee berry borer, Hypothenemus hampei (Ferrari) (Coleoptera: Curculionidae): a short review, with recent findings and future research directions. Terrestrial Arthropod Reviews 2: 129–147.
  5. J. Jaramillo, C. Borgemeister, P. Baker (2006): Coffee berry borer Hypothenemus hampei (Coleoptera: Curculionidae): searching forsustainable control strategies. Bulletin of Entomological Research 96: 223–233.
  6. Juliana Jaramillo, Eric G. Chapman, Fernando E. Vega, James D. Harwood: Molecular diagnosis of a previously unreported predator–prey association in coffee: Karnyothrips flavipes Jones (Thysanoptera: Phlaeothripidae) predation on the coffee berry borer. Naturwissenschaften: March 2010, Volume 97, Issue 3, pp 291-298. doi:10.1007/s00114-009-0641-7
  7. J. Jaramillo,E. Muchugu, F.E. Vega, A.Davis, C. Borgemeister(2011): Some Like It Hot: The Influence and Implications of Climate Change on Coffee Berry Borer (Hypothenemus hampei) and Coffee Production in East Africa. PLoS ONE 6(9): e24528. doi:10.1371/journal.pone.0024528

Weblinks

Commons: Kaffeekirschenkäfer (Hypothenemus hampei) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien