„Giftige Säugetiere“ – Versionsunterschied

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Von vier [[Taxon|Säugetiertaxa]] ist bekannt, dass sie [[gift]]ig sind. Darüber hinaus gibt es Säugetiere, die Wehrsekrete mit Reizstoffen einsetzen, wie die [[Skunks]].
Als '''giftige Säugetiere''' sind nur wenige [[Art (Biologie)|Arten]]<ref name="Nekaris" /> aus drei [[Ordnung (Biologie)|Ordnungen]] bekannt. Darüber hinaus gibt es [[Säugetiere]], die zwar nicht [[Toxin|giftige]] aber zumindest beeinträchtigende [[Wehrsekret]]e mit Reizwirkung einsetzen, wie die [[Skunks]].
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== Ordnungen ==
=== Primaten ===
Manche [[Plumploris]] (wie der [[Feuchtnasenprimaten|Feuchtnasenprimat]] ''[[Nycticebus kayan]]'' aus Südwest-Asien und Indonesien) besitzen am Arm eine [[Giftdrüse]]. Das [[Sekret]] lecken sie auf und können es mit ihren Eckzähnen applizieren. Dabei handelt es sich wohl nicht um ein Gift, sondern ein [[Allergen]].<ref name="Nekaris">K. Anne-Isola Nekaris, Richard S. Moore, E. Johanna Rode, Bryan G. Fry: ''[http://www.biomedcentral.com/content/pdf/1678-9199-19-21.pdf Mad, bad and dangerous to know: the biochemistry, ecology and evolution of slow loris venom.]'' (PDF) In: ''J Venom Anim Toxins incl Trop Dis'', Band 19, Nr. 1, 2013, S. 21–31.</ref><ref name="Krane">Sonja Krane, Yasuhiro Itagaki, Koji Nakanishi, Paul J. Weldon: ''"Venom" of the slow loris: sequence similarity of prosimian skin gland protein and Fel d 1 cat allergen.'' In: ''Naturwissenschaften'', Band 90, Nr. 2, 2003, S. 60–62, {{DOI|10.1007/s00114-002-0394-z}}.</ref><ref>M. Walker: [http://www.bbc.co.uk/nature/20704172 ''Primate species: new slow loris found in Borneo'']. BBC News, 13.&nbsp;Dezember&nbsp;2012.</ref> Von tödlich verlaufenden Bissverletzungen wurde berichtet. Daher werden ihnen vor der Heimhaltung die Eckzähne gekürzt. Infolge dieser Prozedur sterben viele der gefangenen Tiere. Vermutlich hat sich dieser Giftbiss nicht entwickelt, um besser Beute zu machen, sondern zum Schutz vor [[Prädator]]en als [[Mimikry#Müller’sche Mimikry|Müller’sche Mimikry]] mit [[Echte Kobras|Kobras]].<ref name="Nekaris" />
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=== Kloakentiere ===
Bei männlichen [[Schnabeltier]]en bestehen rund 15&nbsp;Millimeter lange [[Fersensporn]]e, welche ein Gift ausscheiden, das in Giftdrüsen im Hinterleib produziert wird.<ref>Guillaume Lecointre, Hervé Le Guyader: ''Biosystematik.'' Springer-Verlag, 2006, ISBN 978-3-540-29979-0, S.&nbsp;512 ({{Google Buch|BuchID=UxYnBAAAQBAJ|Seite=512}}).</ref> Der [[Sexualdimorphismus]] erschwert eine Deutung dieser Anlage.
[[Datei:Blarina brevicauda.jpg|mini|''[[Blarina brevicauda]]'']]
=== Insektenfresser ===
==== Spitzmäuse ====
Mindestens vier [[Spitzmäuse|Spitzmausarten]] aus den beiden Gattungen [[Wasserspitzmäuse]] (''Neomys'' mit drei Arten) und [[Amerikanische Kurzschwanzspitzmäuse]] (''Blarina'' mit vier Arten) produzieren in der [[Glandula submandibularis|Unterkieferspeicheldrüse]] das Gift [[Blarina-Toxin]] (BLTX), vermutlich zur leichteren Unterwerfung von Beutetieren.<ref>Yael T. Aminetzach, John R. Srouji, Chung Yin Kong, Hopi E. Hoekstra: [http://www.cell.com/current-biology/abstract/S0960-9822(09)01701-1 ''Convergent Evolution of Novel Protein Function in Shrew and Lizard Venom.''] In: ''Current Biology.'' Band 19, Ausgabe 22, 1.&nbsp;Dezember&nbsp;2009, S. 1925–1931, [[doi:10.1016/j.cub.2009.09.022]]</ref>
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==== Schlitzrüssler ====
Zwei Arten der [[Schlitzrüssler]], [[Kubanischer Schlitzrüssler]] (''Solenodon cubanus'') und [[Dominikanischer Schlitzrüssler]] (''Solenodon paradoxus'') produzieren in der Unterkiefer-[[Speicheldrüse]] ein [[Nervengift]]. Der giftige Speichel wird durch eine tiefe Furche an der Innenseite des zweiten unteren Schneidezahns in die Wunden auch relativer großer Beutetiere geleitet.<ref name="LigabueBraun">{{cite journal|last1=Ligabue-Braun|first1=R.|first2=H.|last2=Verli|last3=C.R.|first3=Carlini|title=Venomous mammals: A review|journal=Toxicon|year=2012|volume=59|issue=7-8|pages=680–695|doi=10.1016/j.toxicon.2012.02.012|accessdate=2012-07-01}}</ref>


== Schnabeltier ==
== Geschichte ==
Der früheste wissenschaftliche Bericht über ein giftiges Säugetier geht auf eine Wasserspitzmaus durch Topsell 1607 zurück.<ref>R. E. Topsell: ''Historie of foure-footed beasts.'' Jaggard, London 1607.</ref>
Bei männlichen [[Schnabeltier]]en bleiben rund 15&nbsp;Millimeter lange [[Fersensporn]]e dauerhaft bestehen, welche ein Gift ausscheiden, das in [[Giftdrüse|Drüsen]] im Hinterleib produziert wird.<ref>Guillaume Lecointre, Hervé Le Guyader: ''Biosystematik.'' Springer-Verlag, 2006, ISBN 978-3-540-29979-0, S.&nbsp;512 ({{Google Buch|BuchID=UxYnBAAAQBAJ|Seite=512}}).</ref>


== Spitzmäuse ==
== Literatur ==
* Rodrigo Ligabue-Braun, Hugo Verli, Célia Regina Carlini: ''Venomous mammals: a review.'' In: ''Toxicon'', Band 59, Nr. 7, 2012, S. 680–695, {{DOI|10.1016/j.toxicon.2012.02.012}}.
[[Wasserspitzmäuse]] und [[Amerikanische Kurzschwanzspitzmäuse]] produzieren in der [[Glandula submandibularis|Unterkieferspeicheldrüse]] das Gift [[Blarina-Toxin|BLTX]].<ref>Yael T. Aminetzach, John R. Srouji, Chung Yin Kong, Hopi E. Hoekstra: [http://www.cell.com/current-biology/abstract/S0960-9822(09)01701-1 ''Convergent Evolution of Novel Protein Function in Shrew and Lizard Venom.''] In: ''Current Biology.'' Band 19, Ausgabe 22, 1.&nbsp;Dezember&nbsp;2009, S. 1925–1931, [[doi:10.1016/j.cub.2009.09.022]]</ref>


== Schlitzrüssler ==
== Einzelnachweise ==
[[Schlitzrüssler]] produzieren in der Unterkiefer-[[Speicheldrüse]] ein [[Nervengift]], der giftige Speichel wird durch eine tiefe Furche an der Innenseite des zweiten unteren Schneidezahns in die Wunden auch relativer großer Beutetiere geleitet.<ref name="LigabueBraun">{{cite journal|last1=Ligabue-Braun|first1=R.|first2=H.|last2=Verli|last3=C.R.|first3=Carlini|title=Venomous mammals: A review|journal=Toxicon|year=2012|volume=59|issue=7-8|pages=680–695|doi=10.1016/j.toxicon.2012.02.012|accessdate=2012-07-01}}</ref>

== ''Nycticebus kayan'' ==
Der [[Feuchtnasenprimaten|Feuchtnasenprimat]] [[Nycticebus kayan]] nimmt sein Gift durch Lecken an einer Drüse am Arm auf und vermischt es mit seinem Speichel.<ref>M. Walker: [http://www.bbc.co.uk/nature/20704172 ''Primate species: new slow loris found in Borneo'']. BBC News, 13.&nbsp;Dezember&nbsp;2012.</ref>

== Bilder ==
<gallery>
Platypus spur.JPG|Fersensporn des Schnabeltiers
Blarina brevicauda.jpg|''Blarina brevicauda''
Hispaniola solenodon.jpg|Schlitzrüssler
Slow Loris.jpg|''Nycticebus kayan''
</gallery>

== Belege ==
<references />
<references />



Version vom 17. Juli 2015, 16:55 Uhr

Die Eckzähne werden vor dem Verkauf von Plumploris zur Heimtierhaltung gekappt. Das führt oft zu schweren Entzündungen oder sogar zum Tod.

Als giftige Säugetiere sind nur wenige Arten[1] aus drei Ordnungen bekannt. Darüber hinaus gibt es Säugetiere, die zwar nicht giftige aber zumindest beeinträchtigende Wehrsekrete mit Reizwirkung einsetzen, wie die Skunks.

Nycticebus kayan

Ordnungen

Primaten

Manche Plumploris (wie der Feuchtnasenprimat Nycticebus kayan aus Südwest-Asien und Indonesien) besitzen am Arm eine Giftdrüse. Das Sekret lecken sie auf und können es mit ihren Eckzähnen applizieren. Dabei handelt es sich wohl nicht um ein Gift, sondern ein Allergen.[1][2][3] Von tödlich verlaufenden Bissverletzungen wurde berichtet. Daher werden ihnen vor der Heimhaltung die Eckzähne gekürzt. Infolge dieser Prozedur sterben viele der gefangenen Tiere. Vermutlich hat sich dieser Giftbiss nicht entwickelt, um besser Beute zu machen, sondern zum Schutz vor Prädatoren als Müller’sche Mimikry mit Kobras.[1]

Fersensporn des Schnabeltiers

Kloakentiere

Bei männlichen Schnabeltieren bestehen rund 15 Millimeter lange Fersensporne, welche ein Gift ausscheiden, das in Giftdrüsen im Hinterleib produziert wird.[4] Der Sexualdimorphismus erschwert eine Deutung dieser Anlage.

Blarina brevicauda

Insektenfresser

Spitzmäuse

Mindestens vier Spitzmausarten aus den beiden Gattungen Wasserspitzmäuse (Neomys mit drei Arten) und Amerikanische Kurzschwanzspitzmäuse (Blarina mit vier Arten) produzieren in der Unterkieferspeicheldrüse das Gift Blarina-Toxin (BLTX), vermutlich zur leichteren Unterwerfung von Beutetieren.[5]

Schlitzrüssler

Schlitzrüssler

Zwei Arten der Schlitzrüssler, Kubanischer Schlitzrüssler (Solenodon cubanus) und Dominikanischer Schlitzrüssler (Solenodon paradoxus) produzieren in der Unterkiefer-Speicheldrüse ein Nervengift. Der giftige Speichel wird durch eine tiefe Furche an der Innenseite des zweiten unteren Schneidezahns in die Wunden auch relativer großer Beutetiere geleitet.[6]

Geschichte

Der früheste wissenschaftliche Bericht über ein giftiges Säugetier geht auf eine Wasserspitzmaus durch Topsell 1607 zurück.[7]

Literatur

  • Rodrigo Ligabue-Braun, Hugo Verli, Célia Regina Carlini: Venomous mammals: a review. In: Toxicon, Band 59, Nr. 7, 2012, S. 680–695, doi:10.1016/j.toxicon.2012.02.012.

Einzelnachweise

  1. a b c K. Anne-Isola Nekaris, Richard S. Moore, E. Johanna Rode, Bryan G. Fry: Mad, bad and dangerous to know: the biochemistry, ecology and evolution of slow loris venom. (PDF) In: J Venom Anim Toxins incl Trop Dis, Band 19, Nr. 1, 2013, S. 21–31.
  2. Sonja Krane, Yasuhiro Itagaki, Koji Nakanishi, Paul J. Weldon: "Venom" of the slow loris: sequence similarity of prosimian skin gland protein and Fel d 1 cat allergen. In: Naturwissenschaften, Band 90, Nr. 2, 2003, S. 60–62, doi:10.1007/s00114-002-0394-z.
  3. M. Walker: Primate species: new slow loris found in Borneo. BBC News, 13. Dezember 2012.
  4. Guillaume Lecointre, Hervé Le Guyader: Biosystematik. Springer-Verlag, 2006, ISBN 978-3-540-29979-0, S. 512 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  5. Yael T. Aminetzach, John R. Srouji, Chung Yin Kong, Hopi E. Hoekstra: Convergent Evolution of Novel Protein Function in Shrew and Lizard Venom. In: Current Biology. Band 19, Ausgabe 22, 1. Dezember 2009, S. 1925–1931, doi:10.1016/j.cub.2009.09.022
  6. R. Ligabue-Braun, H. Verli, Carlini C.R.: Venomous mammals: A review. In: Toxicon. 59. Jahrgang, Nr. 7-8, 2012, S. 680–695, doi:10.1016/j.toxicon.2012.02.012.
  7. R. E. Topsell: Historie of foure-footed beasts. Jaggard, London 1607.