„Glätter“ – Versionsunterschied

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[[Datei:PRE.2009.0.251.2-IMG 1768.jpg|mini|Glätter aus Hirsch[[geweih]] (66 x 19 x 6 mm, 7,5 g). Fund aus Tarté, Cassagne, Haute-Garonne, aus dem [[Gravettien]] (Muséum de Toulouse).]]
Der '''Glätter''' ist ein längliches [[Werkzeug]] aus [[Elfenbein]], [[Geweih]] oder [[Knochen]] (Rippen), mit parallelen Kanten und einer konvexen Seite. Er ist oft verziert und hat ein abgerundetes Ende.
Der '''Glätter''' ist ein längliches [[Werkzeug]] aus [[Elfenbein]], [[Geweih]] oder [[Knochen]] (Rippen), mit parallelen Kanten und einer konvexen Seite. Er ist oft verziert und hat ein abgerundetes Ende.


Glätter wurden seit dem Alt[[Altsteinzeit|paläolithikum]] zum Abhäuten bei der Fell- bzw. Lederzubereitung eingesetzt. Sie treten besonders häufig im Jungpaläolithikum ([[Aurignacien]]) auf und werden im [[Jungsteinzeit|Neolithikum]] seltener. Glätter fanden sich im [[Doppelgrab von Oberkassel]] und in der [[Kreisgrabenanlage]] von Friebritz. Pfeilschaftglätter aus rotem Sandstein wurden 1981 in Niederbieber im Neuwieder Becken während der Ausgrabung entdeckt. Das 71 x 34 x 22 mm große Stück hat Gravuren auf der Rückseite. Diese wurden paarweise verwendet zum Schleifen von Holzpfeilen verwendet und sind ein indirekter Hinweis auf den Gebrauch von Pfeil und Bogen als Jagdwaffen. Die ungewöhnliche Dekoration mit stilisierten weiblichen Figuren vom Typ Gönnersdorf ist einer der seltenen Fälle künstlerischer Arbeit aus dieser Zeit.
Glätter wurden seit dem Alt[[Altsteinzeit|paläolithikum]] zum Abhäuten bei der Fell- bzw. Lederzubereitung eingesetzt. Sie treten besonders häufig im Jungpaläolithikum ([[Aurignacien]]) auf. Die ersten Glätter aus Knochenmaterial in Europa wurden noch vor Beginn der [[Mittelpaläolithikum|mittleren Altsteinzeit]] von [[Neandertaler]]n entwickelt.<ref>{{cite journal |last= Soressi|first= Marie|first2= Shannon P.| last2=McPherron|last3= Lenoir|first3= M.|last4= Dogandzic|first4= T.|last5= Goldberg|first5= P.|last6= Jacobs|first6= Z.|last7= Maigrot|first7= Y.|last8= Martisius|first8= N. L.|last9= Miller|first9= C. E.|last10= Rendu|first10= W.|last11= Richards|first11= M.|last12= Skinner|first12= M. M.|last13= Steele|first13= T. E.|last14= Talamo|first14= S.|last15= Texier|first15= J.-P.|year= 2013|title= Neanderthals made the first specialized bone tools in Europe|url= http://www.pnas.org/content/110/35/14186.full |journal= Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America |volume= 110|issue= 35|pages= 14186–90|doi=10.1073/pnas.1302730110 |pmid= 23940333}}</ref>
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Pfeilschaftglätter aus rotem Sandstein der [[Federmesser-Gruppen]], etwa 13.000&nbsp;Jahre alt, 1981 in [[Niederbieber]] im Neuwieder Becken entdeckt. Das 71 x 34 x 22&nbsp;mm große Stück trägt auf der Rückseite Gravuren.]]
Glätter fanden sich im [[Doppelgrab von Oberkassel]] und in der [[Kreisgrabenanlage]] von Friebritz. Pfeilschaftglätter wurden paarweise zum Schleifen von [[Schäftung (Vor- und Frühgeschichte)|Holzschäften]] zur Verwendung als Pfeilschäfte verwendet und sind ein indirekter Hinweis auf den Gebrauch von [[Pfeil (Geschoss)|Pfeil]] und Bogen als Jagdwaffen seit mindestens 13.000&nbsp;Jahren. Die ungewöhnliche Dekoration mit stilisierten weiblichen Figuren vom Typ Gönnersdorf ist einer der seltenen Fälle künstlerischer Arbeit aus dieser Zeit.
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Im Spätneolithikum und in der [[Bronzezeit]] fanden sich so genannte Auflieger mit rundlicher und glatter Oberfläche, auf denen Häute mit einem flachrunden [[Glättstein]] ([[Schwedische Sprache|schwed.]] ''Grindstein'') behandelt wurden, der auch noch später zum Einsatz kommt.
Aus dem [[Jungsteinzeit|Neolithikum]] wurden Glätter seltener gefunden. Im Spätneolithikum und in der [[Bronzezeit]] fanden sich so genannte Auflieger mit rundlicher und glatter Oberfläche, auf denen Häute mit einem flachrunden [[Glättstein]] ([[Schwedische Sprache|schwed.]] ''Grindstein'') behandelt wurden, der auch noch später zum Einsatz kommt.


== Siehe auch ==
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== Weblinks ==
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* [http://donsmaps.com/gonnersdorf.html Beschreibung engl. und Bild]
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== Einzelbelege ==
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Version vom 21. Juni 2016, 11:52 Uhr

Glätter aus Hirschgeweih (66 x 19 x 6 mm, 7,5 g). Fund aus Tarté, Cassagne, Haute-Garonne, aus dem Gravettien (Muséum de Toulouse).

Der Glätter ist ein längliches Werkzeug aus Elfenbein, Geweih oder Knochen (Rippen), mit parallelen Kanten und einer konvexen Seite. Er ist oft verziert und hat ein abgerundetes Ende.

Glätter wurden seit dem Altpaläolithikum zum Abhäuten bei der Fell- bzw. Lederzubereitung eingesetzt. Sie treten besonders häufig im Jungpaläolithikum (Aurignacien) auf. Die ersten Glätter aus Knochenmaterial in Europa wurden noch vor Beginn der mittleren Altsteinzeit von Neandertalern entwickelt.[1]

Pfeilschaftglätter aus rotem Sandstein der Federmesser-Gruppen, etwa 13.000 Jahre alt, 1981 in Niederbieber im Neuwieder Becken entdeckt. Das 71 x 34 x 22 mm große Stück trägt auf der Rückseite Gravuren.

Glätter fanden sich im Doppelgrab von Oberkassel und in der Kreisgrabenanlage von Friebritz. Pfeilschaftglätter wurden paarweise zum Schleifen von Holzschäften zur Verwendung als Pfeilschäfte verwendet und sind ein indirekter Hinweis auf den Gebrauch von Pfeil und Bogen als Jagdwaffen seit mindestens 13.000 Jahren. Die ungewöhnliche Dekoration mit stilisierten weiblichen Figuren vom Typ Gönnersdorf ist einer der seltenen Fälle künstlerischer Arbeit aus dieser Zeit.

Glättstein, Villa Arnesburg (Lich)

Aus dem Neolithikum wurden Glätter seltener gefunden. Im Spätneolithikum und in der Bronzezeit fanden sich so genannte Auflieger mit rundlicher und glatter Oberfläche, auf denen Häute mit einem flachrunden Glättstein (schwed. Grindstein) behandelt wurden, der auch noch später zum Einsatz kommt.

Siehe auch

Literatur

  • Emil Hoffmann: Lexikon der Steinzeit. Beck: München 1999, 419 S. ISBN 3-406-42125-3 (Beck’sche Reihe, 1325).

Weblinks

Einzelbelege

  1. Marie Soressi, Shannon P. McPherron, M. Lenoir, T. Dogandzic, P. Goldberg, Z. Jacobs, Y. Maigrot, N. L. Martisius, C. E. Miller, W. Rendu, M. Richards, M. M. Skinner, T. E. Steele, S. Talamo, J.-P. Texier: Neanderthals made the first specialized bone tools in Europe. In: Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America. 110. Jahrgang, Nr. 35, 2013, S. 14186–90, doi:10.1073/pnas.1302730110, PMID 23940333 (pnas.org).