„Effort-reward imbalance“ – Versionsunterschied

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Das '''Effort-reward-imbalance-Modell''' (ERI-Modell) von [[Johannes Siegrist|Siegrist]] (1996)<ref name="PMID9547031">J. Siegrist: ''Adverse health effects of high-effort/low-reward conditions.'' In: ''Journal of occupational health psychology.'' Band 1, Nummer 1, Januar 1996, S.&nbsp;27–41, PMID 9547031 (Review).</ref>
Das '''Effort-reward-imbalance-Modell''' (ERI-Modell) von Siegrist (2000) ist ein Modell zur Entstehung von [[Stress]] im Arbeitskontext, das eine soziale Perspektive einnimmt und gleichzeitig individuelle Unterschiede berücksichtigt. Siegrist nimmt an, dass es zu ''Gratifikationskrisen'' kommt, wenn die Balance zwischen Arbeitseinsatz und entsprechender Belohnung nicht ausgeglichen ist. Gratifikationskrisen können dann zu psychischer Belastung führen. Psychische Belastung kann langfristig zu psychischen Erkrankungen führen. Arbeitseinsatz wird von der Tätigkeit selbst oder auch von Vorgesetzten gefordert, aber auch vom Individuum selbst, um den eigenen Ansprüchen zu genügen oder das Bedürfnis nach Kontrolle zu befriedigen. Den Anstrengungen müssen Gratifikationen in einem ausgeglichenem Verhältnis gegenüberstehen, damit der Arbeitnehmer weiterhin Leistung zeigt, motiviert ist und keine gesundheitlichen Folgeschäden erleidet. Gratifikationen können zum Beispiel in Form von Wertschätzung, Bezahlung, beruflichem Status, Arbeitsplatzsicherheit, Weiterbildungs-, Karriere- und Einflussmöglichkeiten erfolgen. Entscheidend ist dabei aber nicht die objektive Ausgeglichenheit zwischen Anstrengung und Gratifikation, sondern als wie gerecht, das Individuum die Verteilung von Gratifikation wahrnimmt. Auf Grundlage des Modells wurde der [http://www.assessment-info.de/assessment/seiten/datenbank/vollanzeige/vollanzeige-de.asp?vid=85 Fragebogen zur Erfassung beruflicher Gratifikationskrisen] entwickelt, in dem mittels 22 Items neben den Dimensionen Verausgabung und Belohnung auch der dispositionale, intrapsychische Faktor übersteigerte berufliche Verausgabungsbereitschaft erfasst wird.
ist ein Modell zur Entstehung von [[Stress]] im Arbeitskontext, das eine soziale Perspektive einnimmt und gleichzeitig individuelle Unterschiede berücksichtigt.


Arbeitnehmer erwarten im Austausch für ihre Arbeit Gegenleistungen wie Gehalt, Wertschätzung, Sicherheit, und Aufstiegsmöglicheiten. Siegrist nimmt an, dass es zu [[Gratifikationskrise]]n kommt, wenn die Balance zwischen Arbeitseinsatz und Belohnung nicht ausgeglichen ist. Das könne langfristig zu psychischen und körperlichen Erkrankungen führen.<ref name="GatchelSchultz2012">{{cite book|author=Robert J. Gatchel, Izabela Z. Schultz|title=Handbook of Occupational Health and Wellness|url=http://books.google.com/books?id=yPPEKcKmvL8C&pg=PA91|date=21. Dezember 2012|publisher=Springer Science & Business Media|isbn=978-1-4614-4839-6|pages=91}}</ref> Die Belastung stammt einerseits von der Tätigkeit oder den Vorgesetzen (''extrinsische'' Belastung). Andererseits kann das Individuum sich selbst durch übersteigertes Kontrollbedürfnis und Selbstverpflichtung belasten. Gratifikationen in einem ausgeglichenem Verhältnis seien notwendig, damit der Arbeitnehmer weiterhin Leistung zeige und keine gesundheitlichen Folgeschäden erleide. Entscheidend sei dabei aber nicht die objektive Ausgeglichenheit, sondern die subjektive Empfindung von Gerechtigkeit.
Rydstedt, Devereux und Sverke (2007) konnten die langfristigen Vorhersagen des ERI-Modells bei Facharbeitern und qualifizierten Mitarbeitern bestätigen. Dabei konnten die ERI-Variablen etwas bessere Vorhersagen für die spätere psychische Belastung treffen als das [[Demand-Control-Support Modell]] ( Karasek & Theorell, 1990). In der Studie wurde ein Fragebogen<ref>http://www.assessment-info.de/assessment/seiten/datenbank/vollanzeige/vollanzeige-de.asp?vid=85</ref> verwendet und 2 Wochen später die psychische Stressbelastung erfasst. Bei den qualifizierten Mitarbeitern sagten hohe extrinsische und intrinsische Anstrengung sowie niedrige Belohnung signifikant hohe Belastung vorher. Bei den Facharbeitern konnten nur Zusammenhänge der extrinsischen Anstrengung mit den Stresswerten gefunden werden. Dies gibt Hinweise darauf, dass sich unterschiedliche Berufsgruppen in den Arbeitsbedingungen unterscheiden und somit auch verschiedene psychosoziale Belastungen erleben.


Das ähnliche [[Job-Demand-Control-Modell]] von Karasek (1979) stellt die extrinsische Belastung (''Job strain'') den Kontroll- und Entscheidungsspielraum des Arbeitnehmers gegenüber. Beide Modelle scheinen das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorhersagen zu können. Für psychische Erkrankungen scheint das ERI-Modell etwas bessere Voraussagen zu liefern als das JDC-Modell.<ref name="PMID22546992">M. Wahrendorf, G. Sembajwe u.&nbsp;a.: ''Long-term effects of psychosocial work stress in midlife on health functioning after labor market exit–results from the GAZEL study.'' In: ''The journals of gerontology. Series B, Psychological sciences and social sciences.'' Band 67, Nummer 4, Juli 2012, S.&nbsp;471–480, {{DOI|10.1093/geronb/gbs045}}, PMID 22546992, {{PMC|3530402}}.

Auf Grundlage des Modells entwickelte Sigrist einen Fragebogen<ref>Siegrist J: [http://www.assessment-info.de/assessment/seiten/datenbank/vollanzeige/vollanzeige-de.asp?vid=85 ''Fragebogen zur Erfassung beruflicher Gratifikationskrisen (ERI).''] Fragebogen zur Erfassung beruflicher Gratifikationskrisen]. Univ. Düsseldorf o.J., Webreferenz vom 23. Juni 2006 (zuletzt abgerufen 17. Juli 2016)</ref>, in dem mittels 22 Items neben den Dimensionen Verausgabung und Belohnung auch der dispositionale, intrapsychische Faktor übersteigerte berufliche Verausgabungsbereitschaft erfasst wird.

Rydstedt, Devereux und Sverke (2007)</ref> Rydstedt LW, Devereux J, Sverke M: ''Comparing and combining the demand-control-support model and the effort reward imbalance model to predict long-term mental strain.'' European Journal of Work and Organizational Psychology. 2007;16:261–278. {{doi|10.1080/13594320601182311}} bestätigten damit das ERI-Modell bei Facharbeitern und qualifizierten Mitarbeitern. Ihre Probanden füllten den Fragebogen aus; zwei Wochen später wurde ihre Stressbelastung erfasst. Bei den qualifizierten Mitarbeitern sagten hohe extrinsische und intrinsische Belastung sowie niedrige Belohnung signifikant hohen Streß vorher. Bei den Facharbeitern erhöhte nur die extrinsischen Belastung den Streß. Unterschiedliche Berufsgruppen scheinen verschiedene psychosoziale Belastungen zu erleben.

== Quellen und Einzelnachweise ==
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Version vom 17. Juli 2016, 12:23 Uhr

Das Effort-reward-imbalance-Modell (ERI-Modell) von Siegrist (1996)[1]

ist ein Modell zur Entstehung von Stress im Arbeitskontext, das eine soziale Perspektive einnimmt und gleichzeitig individuelle Unterschiede berücksichtigt. 

Arbeitnehmer erwarten im Austausch für ihre Arbeit Gegenleistungen wie Gehalt, Wertschätzung, Sicherheit, und Aufstiegsmöglicheiten. Siegrist nimmt an, dass es zu Gratifikationskrisen kommt, wenn die Balance zwischen Arbeitseinsatz und Belohnung nicht ausgeglichen ist. Das könne langfristig zu psychischen und körperlichen Erkrankungen führen.[2] Die Belastung stammt einerseits von der Tätigkeit oder den Vorgesetzen (extrinsische Belastung). Andererseits kann das Individuum sich selbst durch übersteigertes Kontrollbedürfnis und Selbstverpflichtung belasten. Gratifikationen in einem ausgeglichenem Verhältnis seien notwendig, damit der Arbeitnehmer weiterhin Leistung zeige und keine gesundheitlichen Folgeschäden erleide. Entscheidend sei dabei aber nicht die objektive Ausgeglichenheit, sondern die subjektive Empfindung von Gerechtigkeit.

Das ähnliche Job-Demand-Control-Modell von Karasek (1979) stellt die extrinsische Belastung (Job strain) den Kontroll- und Entscheidungsspielraum des Arbeitnehmers gegenüber. Beide Modelle scheinen das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorhersagen zu können. Für psychische Erkrankungen scheint das ERI-Modell etwas bessere Voraussagen zu liefern als das JDC-Modell.Referenzfehler: Es fehlt ein schließendes </ref>., in dem mittels 22 Items neben den Dimensionen Verausgabung und Belohnung auch der dispositionale, intrapsychische Faktor übersteigerte berufliche Verausgabungsbereitschaft erfasst wird.

Rydstedt, Devereux und Sverke (2007)</ref> Rydstedt LW, Devereux J, Sverke M: Comparing and combining the demand-control-support model and the effort reward imbalance model to predict long-term mental strain. European Journal of Work and Organizational Psychology. 2007;16:261–278. doi:10.1080/13594320601182311 bestätigten damit das ERI-Modell bei Facharbeitern und qualifizierten Mitarbeitern. Ihre Probanden füllten den Fragebogen aus; zwei Wochen später wurde ihre Stressbelastung erfasst. Bei den qualifizierten Mitarbeitern sagten hohe extrinsische und intrinsische Belastung sowie niedrige Belohnung signifikant hohen Streß vorher. Bei den Facharbeitern erhöhte nur die extrinsischen Belastung den Streß. Unterschiedliche Berufsgruppen scheinen verschiedene psychosoziale Belastungen zu erleben.

Quellen und Einzelnachweise

  1. J. Siegrist: Adverse health effects of high-effort/low-reward conditions. In: Journal of occupational health psychology. Band 1, Nummer 1, Januar 1996, S. 27–41, PMID 9547031 (Review).
  2. Robert J. Gatchel, Izabela Z. Schultz: Handbook of Occupational Health and Wellness. Springer Science & Business Media, 2012, ISBN 978-1-4614-4839-6, S. 91 (google.com).

Literatur

  • Rydstedt, L. W., Devereux, J., Sverke, M. (2007). Comparing and combining the demand-controlsupport model and the effort reward imbalance model to predict long-term mental strain. European Journal of Work and Organisational Psychology, 16(3), 261- 278.
  • Siegrist, J. (1996). Soziale Krisen und Gesundheit. Hogrefe, Göttigen Siegrist, J. (1996). Adverse health effects of high-effort/low reward conditions. Journal of Occupational Health Psychology, 1, 27 – 41.
  • Siegrist, J. (2000). The effort-reward imbalance model. Occupational Medicine: State of the Art Reviews, 15(1), 83 - 87.