„Insektensterben“ – Versionsunterschied

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Insgesamt hatte der Verein an 88 Standorten fliegende Insekten gesammelt, ihre Arten bestimmt und sie gewogen. Während dabei 1995 noch 1,6 Kilogramm in den Untersuchungsfallen gefunden worden seien, seien es heute oft nur 300 Gramm. Diese Biomasseverluste von bis zu 80 Prozent beträfen unter anderem Schmetterlinge, Bienen und Schwebfliegen.<ref>[https://www.nabu.de/news/2016/01/20033.html NABU: ''Dramatisches Insektensterben: Rückgang um 80 Prozent in Teilen Deutschlands''] Abgerufen am 17. Juli 2016.</ref> Dabei bezieht sich die Zahl 80 Prozent nur auf die Messwerte<ref name="entom">{{Internetquelle|url=https://www.boerenlandvogels.nl/sites/default/files/mitt-evk-2013-1.pdf|titel=Ermittlung der Biomassen flugaktiver Insekten im Naturschutzgebiet Orbroicher Bruch mit Malaise-Fallen in den Jahren 1989 und 2013|autor=Sorg, M.; Schwan, H.; Stenmans, W. & A. Müller|hrsg=Entomologischer Verein Krefeld|werk=Mitteilungen aus dem Entomologischen Verein Krefeld Vol. 1 (2013), pp. 1-5|datum=2013|sprache=de|zugriff=2017-07-26}}</ref> der Jahre 1989 und 2013 an zwei Messstellen im Krefelder Naturschutzgebiet [[Liste der Naturschutzgebiete in Krefeld|Orbroicher Bruch]].<ref>{{Internetquelle|url=http://www.rp-online.de/nrw/staedte/krefeld/insektensterben-krefelder-entomologen-verteidigen-ihre-zahlen-aid-1.6969850|titel=Medienkritik: Krefelder Entomologen verteidigen ihre Zahlen zum Insektensterben|autor=Jens Voss|zugriff=2017-07-26}}</ref> Die Ergebnisse der von dem Verein mit dem NABU zusammen durchgeführten Untersuchung<ref>[http://www.entomologica.de Entomologischer Verein Krefeld]</ref> wurden im Januar 2016 dem Umweltausschuss des [[Deutscher Bundestag|Bundestages]] vorgestellt.
Insgesamt hatte der Verein an 88 Standorten fliegende Insekten gesammelt, ihre Arten bestimmt und sie gewogen. Während dabei 1995 noch 1,6 Kilogramm in den Untersuchungsfallen gefunden worden seien, seien es heute oft nur 300 Gramm. Diese Biomasseverluste von bis zu 80 Prozent beträfen unter anderem Schmetterlinge, Bienen und Schwebfliegen.<ref>[https://www.nabu.de/news/2016/01/20033.html NABU: ''Dramatisches Insektensterben: Rückgang um 80 Prozent in Teilen Deutschlands''] Abgerufen am 17. Juli 2016.</ref> Dabei bezieht sich die Zahl 80 Prozent nur auf die Messwerte<ref name="entom">{{Internetquelle|url=https://www.boerenlandvogels.nl/sites/default/files/mitt-evk-2013-1.pdf|titel=Ermittlung der Biomassen flugaktiver Insekten im Naturschutzgebiet Orbroicher Bruch mit Malaise-Fallen in den Jahren 1989 und 2013|autor=Sorg, M.; Schwan, H.; Stenmans, W. & A. Müller|hrsg=Entomologischer Verein Krefeld|werk=Mitteilungen aus dem Entomologischen Verein Krefeld Vol. 1 (2013), pp. 1-5|datum=2013|sprache=de|zugriff=2017-07-26}}</ref> der Jahre 1989 und 2013 an zwei Messstellen im Krefelder Naturschutzgebiet [[Liste der Naturschutzgebiete in Krefeld|Orbroicher Bruch]].<ref>{{Internetquelle|url=http://www.rp-online.de/nrw/staedte/krefeld/insektensterben-krefelder-entomologen-verteidigen-ihre-zahlen-aid-1.6969850|titel=Medienkritik: Krefelder Entomologen verteidigen ihre Zahlen zum Insektensterben|autor=Jens Voss|zugriff=2017-07-26}}</ref> Die Ergebnisse der von dem Verein mit dem NABU zusammen durchgeführten Untersuchung<ref>[http://www.entomologica.de Entomologischer Verein Krefeld]</ref> wurden im Januar 2016 dem Umweltausschuss des [[Deutscher Bundestag|Bundestages]] vorgestellt.


Im Oktober 2017 wurden die Ergebnisse in der Fachzeitschrift [[PLOS ONE]] publiziert. Nach dieser Langzeitstudie, die anhand von Malaise-fallen die Bestandszahlen in 63 deutschen Schutzgebieten über den Zeitraum 1989 bis 2016 dokumentierte, nahm die Masse der Fluginsekten in den untersuchten Gebieten um 76 % % ab; im Hochsommer um bis zu 82 %. Der Rückgang erstreckte sich dabei über alle Habitatstypen.<ref>{{Literatur | Autor=Casper A. Hallmann et al. | Titel=More than 75 percent decline over 27 years in total flying insect biomass in protected areas | Sammelwerk=[[PLOS ONE]] | Band= | Nummer= | Jahr=2017 | Seiten= | DOI=10.1371/journal.pone.0185809}}</ref><ref>[http://www.faz.net/aktuell/wissen/leben-gene/langzeitstudie-75-prozent-weniger-insekten-min-deutschland-15250672.html ''
Der Begriff wird auch im [[Bundestagswahl 2017|Bundestagswahlkampf 2017]] von Umweltorganisationen<ref>[http://www.br.de/nachrichten/bienen-aktions-plan-100.html Insektensterben: Bund Naturschutz fordert Bienenaktionsplan], BR 25. August 2017</ref>, Politikern und Medien verwendet.<ref>[http://www.zeit.de/hamburg/2017-08/elbvertiefung-22-08-17 Bundestagswahl: "Die Jugendlichen haben eine Meinung zu den Themen"], Die Zeit, 22. August 2017</ref> Dabei war in einigen Fällen von einem Rückgang um 80 Prozent in ganz Deutschland (statt nur an einzelnen Messstellen) die Rede.<ref>{{Internetquelle | autor=Tomma Schröder | url=https://www.svz.de/deutschland-welt/panorama/merkwuerdig-still-geworden-oder-id17483886.html | titel=Insekten-Apokalypse: Merkwürdig still geworden – oder? | werk=[[Schweriner Volkszeitung]] | datum=2017-08-06 | zugriff=2017-08-07}}</ref><ref name="mee">{{Internetquelle | autor= Hasso Mansfeld | url=http://meedia.de/2017/07/18/angeblicher-insektenschwund-wie-die-medien-in-die-gruen-rote-wahlkampffalle-tappten/ | titel=Angeblicher Insektenschwund: Wie die Medien in die grün-rote Wahlkampffalle tappten | werk=[[Meedia]] | datum=2017-07-18 | zugriff=2017-08-07}}</ref>
75 Prozent weniger Insekten : „Wir befinden uns mitten in einem Albtraum“ '']. In: ''[[Frankfurter Allgemeine Zeitung]]'', 18. Oktober 2017. Abgerufen am 18. Oktober 2017.</ref>

Der Begriff wird auch im [[Bundestagswahl 2017|Bundestagswahlkampf 2017]] von Umweltorganisationen<ref>[http://www.br.de/nachrichten/bienen-aktions-plan-100.html Insektensterben: Bund Naturschutz fordert Bienenaktionsplan], BR 25. August 2017</ref>, Politikern und Medien verwendet.<ref>[http://www.zeit.de/hamburg/2017-08/elbvertiefung-22-08-17 Bundestagswahl: "Die Jugendlichen haben eine Meinung zu den Themen"], Die Zeit, 22. August 2017</ref>


== Ursachen ==
== Ursachen ==

Version vom 18. Oktober 2017, 23:09 Uhr

Der Begriff Insektensterben bezeichnet einen Rückgang der Biomasse oder der Zahl der Insekten. Öfter wird damit auch ein Rückgang der Artenvielfalt[1][2] verbunden. Der Begriff wird verstärkt seit Ende 2016 in Deutschland vor allem von Naturschutzorganisationen, Politikern und Medien verwendet. Ein Rückgang von Insektenpopulationen wird in der Ökologie als besonders problematisch angesehen, da Insekten vielen Wildtieren als Nahrung dienen. Zahlreiche Amphibien- und Vogelarten sind auf Insekten angewiesen, sodass deren Rückgang auch viele andere Arten in ihrem Bestand gefährdet.

Umfang

Es gibt wenige exakte Daten zu einem Rückgang der Biomasse bei Insekten.[1] Bei der Verwendung des Begriffs häufig zitiert ist ein Rückgang von 80 % seit Ende der 1980er Jahre. Die Zahl wurde manchmal auf ganz Deutschland bezogen, manchmal nur auf bestimmte Regionen, teilweise war von 80 %, teilweise von bis zu 80 % die Rede. Die Zahl geht zurück auf eine 2013er Veröffentlichung von unbezahlten Forschern des Entomologischen Vereins Krefeld. Diese betreiben seit Jahrzehnten Dutzende Messstellen für Fluginsekten in Nordrhein-Westfalen. In der Veröffentlichung wurden die zwei Messstellen im Orbroicher Bruch (Naturschutzgebiet Orboich, Stadt Krefeld) herangezogen, um die Jahre 1989 und 2013 zu vergleichen, bei der einen Messstelle wurde ein Gewichtsrückgang von 77 % festgestellt, bei der anderen ein Rückgang von 80 %.

Die Messung erfolgte mit einer jeweils an der Messstelle angebrachten Malaise-Falle, welche 2013 zu ähnlichen Zeiten im Jahr wie 1989 geleert wurde (z.B. Leerung 8. Mai 1989, dann Leerung 5. Mai 2013), in beiden Jahren jeweils 24 mal.[3][4] An den beiden Messstellen wurde ein Rückgang der Fluginsekten-Biomasse von 77 % und 80 % festgestellt.[5][2][4] Für ihre anderen Messstellen in Nordrhein-Westfalen hat der Verein keine Daten veröffentlicht.[6] Über die Krefelder Studie wurde 2017 in Science berichtet.[7]

Insgesamt hatte der Verein an 88 Standorten fliegende Insekten gesammelt, ihre Arten bestimmt und sie gewogen. Während dabei 1995 noch 1,6 Kilogramm in den Untersuchungsfallen gefunden worden seien, seien es heute oft nur 300 Gramm. Diese Biomasseverluste von bis zu 80 Prozent beträfen unter anderem Schmetterlinge, Bienen und Schwebfliegen.[8] Dabei bezieht sich die Zahl 80 Prozent nur auf die Messwerte[4] der Jahre 1989 und 2013 an zwei Messstellen im Krefelder Naturschutzgebiet Orbroicher Bruch.[9] Die Ergebnisse der von dem Verein mit dem NABU zusammen durchgeführten Untersuchung[10] wurden im Januar 2016 dem Umweltausschuss des Bundestages vorgestellt.

Im Oktober 2017 wurden die Ergebnisse in der Fachzeitschrift PLOS ONE publiziert. Nach dieser Langzeitstudie, die anhand von Malaise-fallen die Bestandszahlen in 63 deutschen Schutzgebieten über den Zeitraum 1989 bis 2016 dokumentierte, nahm die Masse der Fluginsekten in den untersuchten Gebieten um 76 % % ab; im Hochsommer um bis zu 82 %. Der Rückgang erstreckte sich dabei über alle Habitatstypen.[11][12]

Der Begriff wird auch im Bundestagswahlkampf 2017 von Umweltorganisationen[13], Politikern und Medien verwendet.[14]

Ursachen

Eine der Ursachen für den Rückgang der Zahl der Schmetterlingspopulationen ist, dass Pflanzen vor allem befressen werden, wenn sie Stickstoffmangel haben. Durch Dünger auf benachbarten Feldern, oder durch Stickoxide aus Autoabgasen nehmen Pflanzen jedoch mehr Stickstoff als früher auf.[15] Eine weitere Ursache für den Insekten-Rückgang ist, dass Biotopverbindungen häufiger unterbrochen werden und so eine Wanderung schwieriger wird.[15] Manche Insektenkundler vermuten als weitere Ursachen für einen Rückgang den Klimawandel, Eutrophierung, Monokulturen, Flächenverbrauch, Landnutzungsänderungen und Pestizideinsatz. In einem Fachgespräch des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit des deutschen Bundestags[16] zu dem Thema wurde unter anderem die Reduktion des Pestizideinsatzes gefordert. Ein Teilnehmer meinte, dass ein eventueller Klimawandel-bedingter Artenrückgang durch einwandernde Neozoen ausgeglichen werden könnte.

Analytik

Das Bienensterben erregt seit einigen Jahren verstärkte wissenschaftliche und mediale Aufmerksamkeit. Im Vergleich zum Monitoring von Honigbienenbeständen, die wegen des Lebens in Bienenstöcken leichter zu dokumentieren sind, hat der Rückgang von Insekten in der Landschaft bisher wenig wissenschaftliche und öffentliche Aufmerksamkeit erhalten.

Naturschützer fordern, dass möglichst schnell ein dauerhaftes bundesweites Insektenmonitoring aufgebaut wird und als kritisch bekannte Insektizide intensiv überprüft werden.[17]

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Faktencheck zum Instektensterben, WDR Wissen, 20. Juli 2017, Zitat "Das globale Insektensterben hat Anfang 2016 eine internationale Studie des Weltrats für Biodiversität bestätigt. In manchen Regionen sind bis zu 40 Prozent der Fluginsekten vom Aussterben bedroht. "
  2. a b Tina Baier: Gibt es ein Insektensterben in Deutschland? In: sueddeutsche.de. 8. August 2017. Zitat:"Von den südöstlichen Juraausläufern beispielsweise, einem Naturschutzgebiet im Osten von Regensburg, liegen Daten vor, die bis ins Jahr 1840 zurückreichen. Damals gab es dort 117 verschiedene Schmetterlingsarten. Heute sind es nur noch 71."
  3. Insektensterben: Hat es sich bald ausgekrabbelt? In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 22. Juli 2017, abgerufen am 8. August 2017.
  4. a b c Sorg, M.; Schwan, H.; Stenmans, W. & A. Müller: Ermittlung der Biomassen flugaktiver Insekten im Naturschutzgebiet Orbroicher Bruch mit Malaise-Fallen in den Jahren 1989 und 2013. In: Mitteilungen aus dem Entomologischen Verein Krefeld Vol. 1 (2013), pp. 1-5. Entomologischer Verein Krefeld, 2013, abgerufen am 26. Juli 2017.
  5. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen mee.
  6. NABU: Dramatisches Insektensterben: Rückgang um 80 Prozent in Teilen Deutschlands Abgerufen am 17. Juli 2016.
  7. Where have all the instects gone?, Science 10. Mai 2017
  8. NABU: Dramatisches Insektensterben: Rückgang um 80 Prozent in Teilen Deutschlands Abgerufen am 17. Juli 2016.
  9. Jens Voss: Medienkritik: Krefelder Entomologen verteidigen ihre Zahlen zum Insektensterben. Abgerufen am 26. Juli 2017.
  10. Entomologischer Verein Krefeld
  11. Casper A. Hallmann et al.: More than 75 percent decline over 27 years in total flying insect biomass in protected areas. In: PLOS ONE. 2017, doi:10.1371/journal.pone.0185809.
  12. [http://www.faz.net/aktuell/wissen/leben-gene/langzeitstudie-75-prozent-weniger-insekten-min-deutschland-15250672.html 75 Prozent weniger Insekten : „Wir befinden uns mitten in einem Albtraum“ ]. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18. Oktober 2017. Abgerufen am 18. Oktober 2017.
  13. Insektensterben: Bund Naturschutz fordert Bienenaktionsplan, BR 25. August 2017
  14. Bundestagswahl: "Die Jugendlichen haben eine Meinung zu den Themen", Die Zeit, 22. August 2017
  15. a b Renate Ell, Bayerischer Rundfunk: Insektensterben: Weniger Insekten - nur ein Eindruck oder eine Tatsache? 26. Juli 2017 (br.de [abgerufen am 8. August 2017]).
  16. Video des Fachgesprächs
  17. Insektensterben: Offener Brief/Resolution der Umweltbewegung. 21. Dezember 2016