„Gequetschtes Licht“ – Versionsunterschied

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[[File:Fig-Squeezing5 D RS.jpg|thumb|Elektrisches Feld einer monochromatischen Lichtwelle aufgetragen über die Phase der Welle, für 5 unterschiedliche Quantenzustände. Die unscharfe Fläche beschreibt die Tatsache, dass die elektrische Feldstärke nicht präzise definiert ist. Je dunkler die Farbe, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit.]]
[[File:Fig-Squeezing5 D RS.jpg|thumb|Elektrisches Feld einer monochromatischen Lichtwelle aufgetragen über die Phase der Welle, für 5 unterschiedliche Quantenzustände. Die unscharfe Fläche beschreibt die Tatsache, dass die elektrische Feldstärke nicht präzise definiert ist. Je dunkler die Farbe, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit.]]


In der Physik ist '''gequetschtes Licht''' (engl. squeezed light) die Bezeichnung für Licht, das sich in einem speziellen [[Zustand (Quantenmechanik)|Quantenzustand]] befindet. ''Gequetschtes Licht'' hat ein elektrisches Feld ''Ԑ'', dessen [[Quantenmechanik|quantenmechanische]] [[Heisenbergsche Unschärferelation|Unschärfe]] im Vergleich zu der des kohärenten Zustandes für manche Phasen reduziert ("gequetscht") ist und für andere Phasen erhöht ("anti-gequetscht") ist. Die Phase der Welle wird durch den Winkel <math>\vartheta</math>beschrieben. (Nach einer vollen Periode der Welle erhöht sich die Phase um <math>2\pi</math>.)
In der Physik ist '''gequetschtes Licht''' (engl. squeezed light) die Bezeichnung für Licht, das sich in einem speziellen [[Zustand (Quantenmechanik)|Quantenzustand]] befindet. ''Gequetschtes Licht'' hat ein elektrisches Feld ''Ԑ'', dessen [[Quantenmechanik|quantenmechanische]] [[Heisenbergsche Unschärferelation|Unschärfe]] im Vergleich zu der des kohärenten Zustandes für manche [[Phasenwinkel|Phasen]] reduziert ("gequetscht") ist und für andere Phasen erhöht ("anti-gequetscht") ist.


== Quantenphysikalischer Hintergrund ==
== Quantenphysikalischer Hintergrund ==
Für elektromagnetische Wellen, sowie für jede andere Schwingung auch, gilt generell, dass die schwingende physikalische Größe nicht für jede Phase der Schwingung beliebig präzise definiert sein kann. Dieser Sachverhalt ist im Experiment beobachtbar und wird durch die Quantentheorie korrekt beschrieben. Im Fall von elektromagnetische Wellen betrachtet man in der Regel lediglich die Schwingung des ''elektrischen'' Feldes ''Ԑ'', weil hauptsächlich dieses in Wechselwirkung mit Materie tritt. Aber auch das schwingende magnetische Feld ist nicht präzise definiert, also ebenfalls ''unscharf''.
Für [[Elektromagnetische Welle|elektromagnetische Wellen]], sowie für jede andere [[Harmonischer Oszillator (Quantenmechanik)|Schwingung]] auch, gilt generell, dass die schwingende physikalische Größe nicht für jede Phase der Schwingung beliebig präzise definiert sein kann. Dieser Sachverhalt ist im Experiment beobachtbar und wird durch die Quantentheorie korrekt beschrieben. Im Fall von elektromagnetische Wellen betrachtet man in der Regel lediglich die Schwingung des ''elektrischen'' Feldes ''Ԑ'', weil hauptsächlich dieses in Wechselwirkung mit Materie tritt. Aber auch das schwingende magnetische Feld ist nicht präzise definiert, also ebenfalls ''unscharf''.


Befindet sich eine Schwingung in einem ''kohärenten'' Zustand, so ist die (absolute) Unschärfe nicht von der Phase der Welle <math>\vartheta</math> abhängig (Abb. rechts (a)). Für den gequetschten Zustand gilt dieses nicht. Ist die Unschärfe in den Knoten der Welle minimal, spricht man vom ''phasengequetschten'' Zustand (b). Ist die Unschärfe in den Bäuchen der Welle minimal, spricht man vom ''amplitudengequetschten'' Zustand (c). Hat eine Lichtwelle die Intensität null und damit eine Photonenanzahl null, so liegt der ''Vakuumzustand'' vor. Selbst dieser hat ein unscharfes elektrisches Feld (d). Der Vakuumzustand ist der Zustand geringster Energie und entspricht damit dem Grundzustand. Er ist ein Spezialfall des kohärenten Zustandes. Der ''gequetschte Vakuumzustand'' zeigt wie der Grundzustand keine Cosinus-Schwingung, sondern lediglich eine phasenabhängige Unschärfe um den Wert null (e).
Befindet sich eine Schwingung in einem [[Kohärenter Zustand|''kohärenten'' Zustand]], so ist die (absolute) Unschärfe nicht von der Phase der Welle, die durch den Winkel <math>\vartheta</math> beschrieben wird, abhängig (Abb. rechts (a)). Für den gequetschten Zustand gilt dieses nicht. Ist die Unschärfe in den Knoten der Welle minimal, spricht man vom ''phasengequetschten'' Zustand (b). Ist die Unschärfe in den Bäuchen der Welle minimal, spricht man vom ''amplitudengequetschten'' Zustand (c). Hat eine Lichtwelle die Intensität null und damit eine Photonenanzahl null, so liegt der ''[[Vakuumzustand]]'' vor. Selbst dieser hat ein unscharfes elektrisches Feld (d). Der Vakuumzustand ist der Zustand geringster Energie und entspricht damit dem Grundzustand. Er ist ein Spezialfall des kohärenten Zustandes. Der ''gequetschte Vakuumzustand'' zeigt wie der Grundzustand keine Cosinus-Schwingung, sondern lediglich eine phasenabhängige Unschärfe um den Wert null (e).


== Quantitative Beschreibung der (gequetschten) Quantenunschärfe ==
== Quantitative Beschreibung der (gequetschten) Quantenunschärfe ==
Damit im Experiment eine quantitative Charakterisierung der Quantenunschärfe eines Lichtstrahls (aus einem Laser) überhaupt möglich ist, benötigt man viele Messungen an gleichlangen Abschnitten des Lichtstrahls. (Wichtig dabei ist, dass der Lichtstrahl von einem hochstabilen Laser produziert wird, der keinerlei Intensitätsschwankungen aufgrund von Vibrationen oder Temperaturschwankungen während der Messungen zeigt). Die Länge eines Messabschnitts könnte beispielsweise eine Mikrosekunde betragen. Während dieser Zeitdauer schwingt das elektrische Feld unzählige Male. Gemessen wird nun die ''mittlere'' elektrische Feldstärke bei einer bestimmten, zuvor am Detektor eingestellten Phase <math>\vartheta</math>. Das Ergebnis ist eine einzelne Zahl. Liegt ein Dauerstrichlaserstrahl vor, so kann direkt in der folgenden Mikrosekunde die zweite Messung erfolgen. Nach einer Sekunde haben wir somit eine Million Messwerte. Die Streuung dieser Messwerte liefert eine gute Darstellung der Unschärfe.
Damit im Experiment eine quantitative Charakterisierung der Quantenunschärfe eines Lichtstrahls (aus einem [[Laser]]) überhaupt möglich ist, benötigt man viele Messungen an gleichlangen Abschnitten des Lichtstrahls. (Wichtig dabei ist, dass der Lichtstrahl von einem hochstabilen Laser produziert wird, der keinerlei Intensitätsschwankungen aufgrund von Vibrationen oder Temperaturschwankungen während der Messungen zeigt). Die Länge eines Messabschnitts könnte beispielsweise eine Mikrosekunde betragen. Während dieser Zeitdauer schwingt das elektrische Feld unzählige Male. Gemessen wird nun die ''mittlere'' elektrische Feldstärke bei einer bestimmten, zuvor am Detektor eingestellten Phase <math>\vartheta</math>. Das Ergebnis ist eine einzelne Zahl. Liegt ein Dauerstrichlaserstrahl vor, so kann direkt in der folgenden Mikrosekunde die zweite Messung erfolgen. Nach einer Sekunde haben wir somit eine Million Messwerte. Die Streuung dieser Messwerte liefert eine gute Darstellung der Unschärfe.


Die elektrische Feldstärke ''Ԑ'' zur Phase <math>\vartheta</math> wird in der Quantenoptik durch die dimensionslose ''Quadratur'' <math>X_\vartheta</math> beschrieben. Häufig betrachtet man das elektrische Feld in der Amplitude der Welle <math>(X_{\vartheta=0} \equiv X)</math> (die Amplitudenquadratur), und das elektrische Feld im Knoten <math>(X_{\vartheta = \pi} \equiv Y)</math> (die Phasenquadratur). Es gilt die folgende Heisenberg'sche Unschärferelation:
Die elektrische Feldstärke ''Ԑ'' zur Phase <math>\vartheta</math> wird in der [[Quantenoptik]] durch die dimensionslose ''[[Feldoperator|Quadratur]]'' <math>X_\vartheta</math> beschrieben. Häufig betrachtet man das elektrische Feld in der Amplitude der Welle <math>(X_{\vartheta=0} \equiv X)</math> (die Amplitudenquadratur), und das elektrische Feld im Knoten <math>(X_{\vartheta = \pi} \equiv Y)</math> (die Phasenquadratur). Es gilt die folgende Heisenberg'sche Unschärferelation:
: <math>\;\Delta^2 X \Delta^2 Y \geq \frac{1}{16}</math>,
: <math>\;\Delta^2 X \Delta^2 Y \geq \frac{1}{16}</math>,


wobei <math>\Delta^2</math>für ''Varianz'' steht. Für den Grundzustand ([[Vakuumzustand]]) gilt: <math> \Delta^2 X_G = \Delta^2 Y_G = 1/4</math> <ref>{{Literatur |Autor=Christopher Gerry, Peter Knight |Titel=Introductory Quantum Optics |Verlag=Cambridge University Press |Datum=2004-10 |ISBN=9780521527354 |DOI=10.1017/cbo9780511791239 |Online=https://doi.org/10.1017/CBO9780511791239 |Abruf=2018-02-03}}</ref>. (Wir verwenden hier eine Normierung, die gerade so gewählt ist, dass die Summe der beiden Varianzen direkt die [[Nullpunktsenergie|Nullpunktsanregung]] des [[Harmonischer Oszillator (Quantenmechanik)|harmonischen Oszillators]] von <math>1/2</math> ergibt.)
wobei <math>\Delta^2</math>für ''[[Varianz]]'' steht. Für den Grundzustand ([[Vakuumzustand]]) gilt: <math> \Delta^2 X_G = \Delta^2 Y_G = 1/4</math> <ref>{{Literatur |Autor=Christopher Gerry, Peter Knight |Titel=Introductory Quantum Optics |Verlag=Cambridge University Press |Datum=2004-10 |ISBN=9780521527354 |DOI=10.1017/cbo9780511791239 |Online=https://doi.org/10.1017/CBO9780511791239 |Abruf=2018-02-03}}</ref>. (Wir verwenden hier eine Normierung, die gerade so gewählt ist, dass die Summe der beiden Varianzen direkt die [[Nullpunktsenergie|Nullpunktsanregung]] des [[Harmonischer Oszillator (Quantenmechanik)|harmonischen Oszillators]] von <math>1/2</math> ergibt.)


'''''Definition'':''' Licht liegt in einem gequetschtem Zustand vor, wenn die Varianz der quantenmechanischen Unschärfe der elektrischen Feldstärke zu einer beliebigen Phase kleiner als <math>1/4</math> ist <ref>{{Literatur |Titel=A Guide to Experiments in Quantum Optics, Second Edition - Wiley Online Library |DOI=10.1002/9783527619238 |Online=http://doi.wiley.com/10.1002/9783527619238 |Abruf=2018-02-03}}</ref><ref name=":0">{{Literatur |Autor=Roman Schnabel |Titel=Squeezed states of light and their applications in laser interferometers |Sammelwerk=Physics Reports |Band=684 |Seiten=1–51 |DOI=10.1016/j.physrep.2017.04.001 |Online=http://linkinghub.elsevier.com/retrieve/pii/S0370157317300595 |Abruf=2018-02-03}}</ref>, d.&nbsp;h. wenn z.&nbsp;B. <math>\Delta^2 X</math> oder <math>\Delta^2 Y < 1/4</math> ist.
'''''Definition'':''' Licht liegt in einem gequetschtem Zustand vor, wenn die Varianz der quantenmechanischen Unschärfe der elektrischen Feldstärke zu einer beliebigen Phase kleiner als <math>1/4</math> ist <ref>{{Literatur |Titel=A Guide to Experiments in Quantum Optics, Second Edition - Wiley Online Library |DOI=10.1002/9783527619238 |Online=http://doi.wiley.com/10.1002/9783527619238 |Abruf=2018-02-03}}</ref><ref name=":0">{{Literatur |Autor=Roman Schnabel |Titel=Squeezed states of light and their applications in laser interferometers |Sammelwerk=Physics Reports |Band=684 |Seiten=1–51 |DOI=10.1016/j.physrep.2017.04.001 |Online=http://linkinghub.elsevier.com/retrieve/pii/S0370157317300595 |Abruf=2018-02-03}}</ref>, d.&nbsp;h. wenn z.&nbsp;B. <math>\Delta^2 X</math> oder <math>\Delta^2 Y < 1/4</math> ist.
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== Anwendung ==
== Anwendung ==
Gequetschtes Licht hat mehrere Anwendungen. (i) Es kann genutzt werden, um das Photonenzählrauschen in optischen Präzisionsmessungen zu verbessern. Seit 2010 ist ein „Quetschlichtlaser“ Bestandteil des [[Gravitationswellendetektor]]s [[GEO600]] <ref>[http://www.geo600.org/15581/1-High-Tech GEO600] am [[Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik|Albert Einstein Institut Hannover]]</ref> und verbessert dessen Messempfindlichkeit in Bereiche, die ohne gequetschtes Licht aus praktischen Gründen nicht erreichbar wären. Dieser neuartige Laser wurde 2009 in der Forschungsgruppe von R. Schnabel an der [[Leibniz Universität Hannover]] entworfen und gebaut <ref>{{Literatur |Autor=Roman Schnabel, Nergis Mavalvala, David E. McClelland, Ping K. Lam |Titel=Quantum metrology for gravitational wave astronomy |Sammelwerk=Nature Communications |Band=1 |Datum=2010-11-16 |Seiten=121 |DOI=10.1038/ncomms1122 |Online=https://www.nature.com/articles/ncomms1122 |Abruf=2018-02-03}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=The LIGO Scientific Collaboration |Titel=A gravitational wave observatory operating beyond the quantum shot-noise limit |Sammelwerk=Nature Physics |Band=7 |Nummer=12 |Datum=2011-12 |Seiten=962–965 |ISSN=1745-2481 |DOI=10.1038/nphys2083 |Online=http://www.nature.com/articles/nphys2083 |Abruf=2018-02-03}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=H. Grote, K. Danzmann, K. L. Dooley, R. Schnabel, J. Slutsky |Titel=First Long-Term Application of Squeezed States of Light in a Gravitational-Wave Observatory |Sammelwerk=Physical Review Letters |Band=110 |Nummer=18 |Datum=2013-05-01 |Seiten=181101 |DOI=10.1103/PhysRevLett.110.181101 |Online=https://link.aps.org/doi/10.1103/PhysRevLett.110.181101 |Abruf=2018-02-03}}</ref>. (ii) Gequetschtes Licht kann genutzt werden, um ohne kalibrierten Strahlungsstandard die Wahrscheinlichkeit zu messen, mit der ein [[Photodetektor]] Photonen in einem intensiven Lichtstrahl in Leitungselektronen umwandelt <ref name=":1">{{Literatur |Autor=Henning Vahlbruch, Moritz Mehmet, Karsten Danzmann, Roman Schnabel |Titel=Detection of 15 dB Squeezed States of Light and their Application for the Absolute Calibration of Photoelectric Quantum Efficiency |Sammelwerk=Physical Review Letters |Band=117 |Nummer=11 |Datum=2016-09-06 |Seiten=110801 |DOI=10.1103/PhysRevLett.117.110801 |Online=https://link.aps.org/doi/10.1103/PhysRevLett.117.110801 |Abruf=2018-02-03}}</ref>. (Diese Wahrscheinlichkeit ist die ''[[Quanteneffizienz]]'' des betrachteten Photodetektors). (iii) Gequetschtes Licht kann in [[Einstein-Podolsky-Rosen-Paradoxon|Einstein-Podolsky-Rosen]]–verschränktes Licht überführt <ref>{{Literatur |Autor=Z. Y. Ou, S. F. Pereira, H. J. Kimble, K. C. Peng |Titel=Realization of the Einstein-Podolsky-Rosen paradox for continuous variables |Sammelwerk=Physical Review Letters |Band=68 |Nummer=25 |Datum=1992-06-22 |Seiten=3663–3666 |DOI=10.1103/PhysRevLett.68.3663 |Online=https://link.aps.org/doi/10.1103/PhysRevLett.68.3663 |Abruf=2018-02-03}}</ref> und zur [[ Quantenschlüsselaustausch|Quantenschlüsselverteilung]] genutzt werden <ref>{{Literatur |Autor=Tobias Gehring, Vitus Händchen, Jörg Duhme, Fabian Furrer, Torsten Franz |Titel=Implementation of continuous-variable quantum key distribution with composable and one-sided-device-independent security against coherent attacks |Sammelwerk=Nature Communications |Band=6 |Datum=2015-10-30 |Seiten=8795 |DOI=10.1038/ncomms9795 |Online=https://www.nature.com/articles/ncomms9795 |Abruf=2018-02-03}}</ref>.
Gequetschtes Licht hat mehrere Anwendungen. (i) Es kann genutzt werden, um das [[Schrotrauschen|Photonenzählrauschen]] in optischen Präzisionsmessungen zu verbessern. Seit 2010 ist ein „Quetschlichtlaser“ Bestandteil des [[Gravitationswellendetektor]]s [[GEO600]] <ref>[http://www.geo600.org/15581/1-High-Tech GEO600] am [[Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik|Albert Einstein Institut Hannover]]</ref> und verbessert dessen Messempfindlichkeit in Bereiche, die ohne gequetschtes Licht aus praktischen Gründen nicht erreichbar wären. Dieser neuartige Laser wurde 2009 in der Forschungsgruppe von R. Schnabel an der [[Leibniz Universität Hannover]] entworfen und gebaut <ref>{{Literatur |Autor=Roman Schnabel, Nergis Mavalvala, David E. McClelland, Ping K. Lam |Titel=Quantum metrology for gravitational wave astronomy |Sammelwerk=Nature Communications |Band=1 |Datum=2010-11-16 |Seiten=121 |DOI=10.1038/ncomms1122 |Online=https://www.nature.com/articles/ncomms1122 |Abruf=2018-02-03}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=The LIGO Scientific Collaboration |Titel=A gravitational wave observatory operating beyond the quantum shot-noise limit |Sammelwerk=Nature Physics |Band=7 |Nummer=12 |Datum=2011-12 |Seiten=962–965 |ISSN=1745-2481 |DOI=10.1038/nphys2083 |Online=http://www.nature.com/articles/nphys2083 |Abruf=2018-02-03}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=H. Grote, K. Danzmann, K. L. Dooley, R. Schnabel, J. Slutsky |Titel=First Long-Term Application of Squeezed States of Light in a Gravitational-Wave Observatory |Sammelwerk=Physical Review Letters |Band=110 |Nummer=18 |Datum=2013-05-01 |Seiten=181101 |DOI=10.1103/PhysRevLett.110.181101 |Online=https://link.aps.org/doi/10.1103/PhysRevLett.110.181101 |Abruf=2018-02-03}}</ref>. (ii) Gequetschtes Licht kann genutzt werden, um ohne kalibrierten Strahlungsstandard die Wahrscheinlichkeit zu messen, mit der ein [[Photodetektor]] Photonen in einem intensiven Lichtstrahl in Leitungselektronen umwandelt <ref name=":1">{{Literatur |Autor=Henning Vahlbruch, Moritz Mehmet, Karsten Danzmann, Roman Schnabel |Titel=Detection of 15 dB Squeezed States of Light and their Application for the Absolute Calibration of Photoelectric Quantum Efficiency |Sammelwerk=Physical Review Letters |Band=117 |Nummer=11 |Datum=2016-09-06 |Seiten=110801 |DOI=10.1103/PhysRevLett.117.110801 |Online=https://link.aps.org/doi/10.1103/PhysRevLett.117.110801 |Abruf=2018-02-03}}</ref>. (Diese Wahrscheinlichkeit ist die ''[[Quanteneffizienz]]'' des betrachteten Photodetektors). (iii) Gequetschtes Licht kann in [[Einstein-Podolsky-Rosen-Paradoxon|Einstein-Podolsky-Rosen]]–verschränktes Licht überführt <ref>{{Literatur |Autor=Z. Y. Ou, S. F. Pereira, H. J. Kimble, K. C. Peng |Titel=Realization of the Einstein-Podolsky-Rosen paradox for continuous variables |Sammelwerk=Physical Review Letters |Band=68 |Nummer=25 |Datum=1992-06-22 |Seiten=3663–3666 |DOI=10.1103/PhysRevLett.68.3663 |Online=https://link.aps.org/doi/10.1103/PhysRevLett.68.3663 |Abruf=2018-02-03}}</ref> und zur [[ Quantenschlüsselaustausch|Quantenschlüsselverteilung]] genutzt werden <ref>{{Literatur |Autor=Tobias Gehring, Vitus Händchen, Jörg Duhme, Fabian Furrer, Torsten Franz |Titel=Implementation of continuous-variable quantum key distribution with composable and one-sided-device-independent security against coherent attacks |Sammelwerk=Nature Communications |Band=6 |Datum=2015-10-30 |Seiten=8795 |DOI=10.1038/ncomms9795 |Online=https://www.nature.com/articles/ncomms9795 |Abruf=2018-02-03}}</ref>.


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
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* {{Literatur | Autor=[[Pierre Meystre]], Murray Sargent III | Titel=Elements of Quantum Optics | Verlag=Springer | Jahr=2007 | ISBN=9783540742098 }}
* {{Literatur | Autor=[[Pierre Meystre]], Murray Sargent III | Titel=Elements of Quantum Optics | Verlag=Springer | Jahr=2007 | ISBN=9783540742098 }}
* R. Schnabel: ''Squeezed states of light and their applications in laser interferometers,'' Physics Reports 684, 1–51 (2017), [https://arxiv.org/pdf/1611.03986.pdf arXiv].
* R. Schnabel: ''Squeezed states of light and their applications in laser interferometers,'' Physics Reports 684, 1–51 (2017), [https://arxiv.org/pdf/1611.03986.pdf arXiv].
* {{Literatur | Autor=[[Harry Paul]] |Titel=Gequetschtes Licht |Sammelwerk=Photonen |Verlag= Vieweg+Teubner Verlag |Ort=Wiesbaden |DOI=10.1007/978-3-322-96700-8_9 |ISBN =978-3-519-03222-9 |Seiten=195-205 |Datum=1995 |Sprache=de}}


== Weblinks ==
== Weblinks ==

Version vom 12. Februar 2018, 10:15 Uhr

Elektrisches Feld einer monochromatischen Lichtwelle aufgetragen über die Phase der Welle, für 5 unterschiedliche Quantenzustände. Die unscharfe Fläche beschreibt die Tatsache, dass die elektrische Feldstärke nicht präzise definiert ist. Je dunkler die Farbe, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit.

In der Physik ist gequetschtes Licht (engl. squeezed light) die Bezeichnung für Licht, das sich in einem speziellen Quantenzustand befindet. Gequetschtes Licht hat ein elektrisches Feld Ԑ, dessen quantenmechanische Unschärfe im Vergleich zu der des kohärenten Zustandes für manche Phasen reduziert ("gequetscht") ist und für andere Phasen erhöht ("anti-gequetscht") ist.

Quantenphysikalischer Hintergrund

Für elektromagnetische Wellen, sowie für jede andere Schwingung auch, gilt generell, dass die schwingende physikalische Größe nicht für jede Phase der Schwingung beliebig präzise definiert sein kann. Dieser Sachverhalt ist im Experiment beobachtbar und wird durch die Quantentheorie korrekt beschrieben. Im Fall von elektromagnetische Wellen betrachtet man in der Regel lediglich die Schwingung des elektrischen Feldes Ԑ, weil hauptsächlich dieses in Wechselwirkung mit Materie tritt. Aber auch das schwingende magnetische Feld ist nicht präzise definiert, also ebenfalls unscharf.

Befindet sich eine Schwingung in einem kohärenten Zustand, so ist die (absolute) Unschärfe nicht von der Phase der Welle, die durch den Winkel beschrieben wird, abhängig (Abb. rechts (a)). Für den gequetschten Zustand gilt dieses nicht. Ist die Unschärfe in den Knoten der Welle minimal, spricht man vom phasengequetschten Zustand (b). Ist die Unschärfe in den Bäuchen der Welle minimal, spricht man vom amplitudengequetschten Zustand (c). Hat eine Lichtwelle die Intensität null und damit eine Photonenanzahl null, so liegt der Vakuumzustand vor. Selbst dieser hat ein unscharfes elektrisches Feld (d). Der Vakuumzustand ist der Zustand geringster Energie und entspricht damit dem Grundzustand. Er ist ein Spezialfall des kohärenten Zustandes. Der gequetschte Vakuumzustand zeigt wie der Grundzustand keine Cosinus-Schwingung, sondern lediglich eine phasenabhängige Unschärfe um den Wert null (e).

Quantitative Beschreibung der (gequetschten) Quantenunschärfe

Damit im Experiment eine quantitative Charakterisierung der Quantenunschärfe eines Lichtstrahls (aus einem Laser) überhaupt möglich ist, benötigt man viele Messungen an gleichlangen Abschnitten des Lichtstrahls. (Wichtig dabei ist, dass der Lichtstrahl von einem hochstabilen Laser produziert wird, der keinerlei Intensitätsschwankungen aufgrund von Vibrationen oder Temperaturschwankungen während der Messungen zeigt). Die Länge eines Messabschnitts könnte beispielsweise eine Mikrosekunde betragen. Während dieser Zeitdauer schwingt das elektrische Feld unzählige Male. Gemessen wird nun die mittlere elektrische Feldstärke bei einer bestimmten, zuvor am Detektor eingestellten Phase . Das Ergebnis ist eine einzelne Zahl. Liegt ein Dauerstrichlaserstrahl vor, so kann direkt in der folgenden Mikrosekunde die zweite Messung erfolgen. Nach einer Sekunde haben wir somit eine Million Messwerte. Die Streuung dieser Messwerte liefert eine gute Darstellung der Unschärfe.

Die elektrische Feldstärke Ԑ zur Phase wird in der Quantenoptik durch die dimensionslose Quadratur beschrieben. Häufig betrachtet man das elektrische Feld in der Amplitude der Welle (die Amplitudenquadratur), und das elektrische Feld im Knoten (die Phasenquadratur). Es gilt die folgende Heisenberg'sche Unschärferelation:

,

wobei für Varianz steht. Für den Grundzustand (Vakuumzustand) gilt: [1]. (Wir verwenden hier eine Normierung, die gerade so gewählt ist, dass die Summe der beiden Varianzen direkt die Nullpunktsanregung des harmonischen Oszillators von ergibt.)

Definition: Licht liegt in einem gequetschtem Zustand vor, wenn die Varianz der quantenmechanischen Unschärfe der elektrischen Feldstärke zu einer beliebigen Phase kleiner als ist [2][3], d. h. wenn z. B. oder ist.

Während die kohärenten Zustände als semi-klassisch bezeichnet werden, weil zu ihrer Beschreibung ein semi-klassisches Modell genügt [3], gehören die gequetschten Zustände zu den nichtklassischen Zuständen.

Gequetschtes Licht wird mit Hilfe der nichtlinearen Optik aus kohärentem Laserlicht hergestellt [3]. Dieses gelang erstmals Mitte der 1980er Jahre [4][5]. Damals sind Quetschfaktoren von bis zu 2 (3 dB) erzielt worden, d.h. . Heute werden Quetschfaktoren von über 10 (10 dB) direkt beobachtet [6][7][8].

Der Quetschfaktor in Dezibel (dB) errechnet sich folgendermaßen:

,

wobei die kleinste Varianz bei Variation der Phase ist. Die zugehörige Phase nennt man den Quetschwinkel.

Anwendung

Gequetschtes Licht hat mehrere Anwendungen. (i) Es kann genutzt werden, um das Photonenzählrauschen in optischen Präzisionsmessungen zu verbessern. Seit 2010 ist ein „Quetschlichtlaser“ Bestandteil des Gravitationswellendetektors GEO600 [9] und verbessert dessen Messempfindlichkeit in Bereiche, die ohne gequetschtes Licht aus praktischen Gründen nicht erreichbar wären. Dieser neuartige Laser wurde 2009 in der Forschungsgruppe von R. Schnabel an der Leibniz Universität Hannover entworfen und gebaut [10][11][12]. (ii) Gequetschtes Licht kann genutzt werden, um ohne kalibrierten Strahlungsstandard die Wahrscheinlichkeit zu messen, mit der ein Photodetektor Photonen in einem intensiven Lichtstrahl in Leitungselektronen umwandelt [7]. (Diese Wahrscheinlichkeit ist die Quanteneffizienz des betrachteten Photodetektors). (iii) Gequetschtes Licht kann in Einstein-Podolsky-Rosen–verschränktes Licht überführt [13] und zur Quantenschlüsselverteilung genutzt werden [14].

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Christopher Gerry, Peter Knight: Introductory Quantum Optics. Cambridge University Press, 2004, ISBN 978-0-521-52735-4, doi:10.1017/cbo9780511791239 (doi.org [abgerufen am 3. Februar 2018]).
  2. A Guide to Experiments in Quantum Optics, Second Edition - Wiley Online Library. doi:10.1002/9783527619238 (wiley.com [abgerufen am 3. Februar 2018]).
  3. a b c Roman Schnabel: Squeezed states of light and their applications in laser interferometers. In: Physics Reports. Band 684, S. 1–51, doi:10.1016/j.physrep.2017.04.001 (elsevier.com [abgerufen am 3. Februar 2018]).
  4. R. E. Slusher, L. W. Hollberg, B. Yurke, J. C. Mertz, J. F. Valley: Observation of Squeezed States Generated by Four-Wave Mixing in an Optical Cavity. In: Physical Review Letters. Band 55, Nr. 22, 25. November 1985, S. 2409–2412, doi:10.1103/PhysRevLett.55.2409 (aps.org [abgerufen am 3. Februar 2018]).
  5. Ling-An Wu: Generation of Squeezed States by Parametric Down Conversion. In: Physical Review Letters. Band 57, Nr. 20, 1986, S. 2520–2523, doi:10.1103/physrevlett.57.2520 (aps.org [abgerufen am 3. Februar 2018]).
  6. Henning Vahlbruch: Observation of Squeezed Light with 10-dB Quantum-Noise Reduction. In: Physical Review Letters. Band 100, Nr. 3, 2008, doi:10.1103/physrevlett.100.033602 (aps.org [abgerufen am 8. Februar 2018]).
  7. a b Henning Vahlbruch, Moritz Mehmet, Karsten Danzmann, Roman Schnabel: Detection of 15 dB Squeezed States of Light and their Application for the Absolute Calibration of Photoelectric Quantum Efficiency. In: Physical Review Letters. Band 117, Nr. 11, 6. September 2016, S. 110801, doi:10.1103/PhysRevLett.117.110801 (aps.org [abgerufen am 3. Februar 2018]).
  8. Axel Schönbeck, Fabian Thies, Roman Schnabel: 13  dB squeezed vacuum states at 1550  nm from 12  mW external pump power at 775  nm. In: Optics Letters. Band 43, Nr. 1, 1. Januar 2018, ISSN 1539-4794, S. 110–113, doi:10.1364/OL.43.000110 (osapublishing.org [abgerufen am 8. Februar 2018]).
  9. GEO600 am Albert Einstein Institut Hannover
  10. Roman Schnabel, Nergis Mavalvala, David E. McClelland, Ping K. Lam: Quantum metrology for gravitational wave astronomy. In: Nature Communications. Band 1, 16. November 2010, S. 121, doi:10.1038/ncomms1122 (nature.com [abgerufen am 3. Februar 2018]).
  11. The LIGO Scientific Collaboration: A gravitational wave observatory operating beyond the quantum shot-noise limit. In: Nature Physics. Band 7, Nr. 12, Dezember 2011, ISSN 1745-2481, S. 962–965, doi:10.1038/nphys2083 (nature.com [abgerufen am 3. Februar 2018]).
  12. H. Grote, K. Danzmann, K. L. Dooley, R. Schnabel, J. Slutsky: First Long-Term Application of Squeezed States of Light in a Gravitational-Wave Observatory. In: Physical Review Letters. Band 110, Nr. 18, 1. Mai 2013, S. 181101, doi:10.1103/PhysRevLett.110.181101 (aps.org [abgerufen am 3. Februar 2018]).
  13. Z. Y. Ou, S. F. Pereira, H. J. Kimble, K. C. Peng: Realization of the Einstein-Podolsky-Rosen paradox for continuous variables. In: Physical Review Letters. Band 68, Nr. 25, 22. Juni 1992, S. 3663–3666, doi:10.1103/PhysRevLett.68.3663 (aps.org [abgerufen am 3. Februar 2018]).
  14. Tobias Gehring, Vitus Händchen, Jörg Duhme, Fabian Furrer, Torsten Franz: Implementation of continuous-variable quantum key distribution with composable and one-sided-device-independent security against coherent attacks. In: Nature Communications. Band 6, 30. Oktober 2015, S. 8795, doi:10.1038/ncomms9795 (nature.com [abgerufen am 3. Februar 2018]).

Literatur

  • GEO600, Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik und Leibniz Universität Hannover