„Tullimonstrum“ – Versionsunterschied
[gesichtete Version] | [gesichtete Version] |
Mps (Diskussion | Beiträge) Siehe Artikel bzgl. Sallan et al. |
Mps (Diskussion | Beiträge) Keine Bearbeitungszusammenfassung |
||
Zeile 38: | Zeile 38: | ||
== Systematik == |
== Systematik == |
||
Die systematische Zugehörigkeit von ''Tullimonstrum'' ist umstritten und es wurde vorgeschlagen, dass es zu den [[Conodonten]], den [[Weichtiere]]n, den [[Schnurwürmer|Schnur-]] oder den [[Ringelwürmer]]n gehört. Bei genaueren Untersuchungen von mehr als 1200 Fossilien des rätselhaften Tieres fand ein Wissenschaftlerteam eine [[Chorda dorsalis]], Kiementaschen, Muskelsegmente wie bei Neunaugen und anderen primitiven Chordatieren und Zähne, die denen von Neunaugen und Schleimaalen ähneln. ''Tullimonstrum'' wird von ihnen als primitives Wirbeltier angesehen. Nach einer phylogenetischen Analyse steht es an der Basis der Linie, die zu den [[Neunaugen]] (Petromyzontiformes) führt.<ref>Victoria E. McCoy, Erin E. Saupe, James C. Lamsdell, Lidya G. Tarhan, Sean McMahon, Scott Lidgard, Paul Mayer, Christopher D. Whalen, Carmen Soriano, Lydia Finney, Stefan Vogt, Elizabeth G. Clark, Ross P. Anderson, Holger Petermann, Emma R. Locatelli, Derek E. G. Briggs |
Die systematische Zugehörigkeit von ''Tullimonstrum'' ist umstritten und es wurde vorgeschlagen, dass es zu den [[Conodonten]], den [[Weichtiere]]n, den [[Schnurwürmer|Schnur-]] oder den [[Ringelwürmer]]n gehört. Bei genaueren Untersuchungen von mehr als 1200 Fossilien des rätselhaften Tieres fand ein Wissenschaftlerteam eine [[Chorda dorsalis]], Kiementaschen, Muskelsegmente wie bei Neunaugen und anderen primitiven Chordatieren und Zähne, die denen von Neunaugen und Schleimaalen ähneln. ''Tullimonstrum'' wird von ihnen als primitives Wirbeltier angesehen. Nach einer phylogenetischen Analyse steht es an der Basis der Linie, die zu den [[Neunaugen]] (Petromyzontiformes) führt.<ref>{{Literatur |Autor=Victoria E. McCoy, Erin E. Saupe, James C. Lamsdell, Lidya G. Tarhan, Sean McMahon, Scott Lidgard, Paul Mayer, Christopher D. Whalen, Carmen Soriano, Lydia Finney, Stefan Vogt, Elizabeth G. Clark, Ross P. Anderson, Holger Petermann, Emma R. Locatelli, Derek E. G. Briggs |Titel=The ‘Tully monster’ is a vertebrate |Hrsg= |Sammelwerk=[[Nature]] |Band=532 |Nummer=7600 |Auflage= |Verlag= |Ort= |Datum=2016-03-16 |Seiten=496–499 |ISBN= |ISSN=0028-0836 |DOI=10.1038/nature16992 |Online=http://www.nature.com/doifinder/10.1038/nature16992 |Abruf=2018-06-03}}</ref> |
||
Jedoch geben neuere Forschungen wiederum Zweifel an dieser These. 2017 wurde von einem Team um Lauren Sallan von der University of Pennsylvania Kritik geäußert und postuliert, dass ''Tullimonstrum'' keineswegs eindeutig ein Wirbeltier sein müsse. Einerseits hätte die bisher als Beweis angebrachte Analyse der Augen keinen Hinweis auf Linsenaugen ergeben, zudem sei, da nur weiches Gewebe in den Fossilien konserviert war, die Behauptung eines harten Rückgrates nicht ausreichend beweisbar. Außerdem hätten sich Merkmale wie komplexe Augen und Zähne auch in einigen Klassen wirbelloser Tiere gebildet.<ref>Lauren Sallan, Sam Giles, Robert S. Sansom, John T. Clarke, Zerina Johanson, Ivan J. Sansom, Philippe Janvier |
Jedoch geben neuere Forschungen wiederum Zweifel an dieser These. 2017 wurde von einem Team um Lauren Sallan von der University of Pennsylvania Kritik geäußert und postuliert, dass ''Tullimonstrum'' keineswegs eindeutig ein Wirbeltier sein müsse. Einerseits hätte die bisher als Beweis angebrachte Analyse der Augen keinen Hinweis auf Linsenaugen ergeben, zudem sei, da nur weiches Gewebe in den Fossilien konserviert war, die Behauptung eines harten Rückgrates nicht ausreichend beweisbar. Außerdem hätten sich Merkmale wie komplexe Augen und Zähne auch in einigen Klassen wirbelloser Tiere gebildet.<ref>{{Literatur |Autor=Lauren Sallan, Sam Giles, Robert S. Sansom, John T. Clarke, Zerina Johanson, Ivan J. Sansom, Philippe Janvier |Titel=The ‘Tully Monster’ is not a vertebrate: characters, convergence and taphonomy in Palaeozoic problematic animals |Hrsg= |Sammelwerk=[[Palaeontology]] |Band=60 |Nummer=2 |Auflage= |Verlag= |Ort= |Datum=2017-02-20 |Seiten=149–157 |ISBN= |ISSN=0031-0239 |DOI=10.1111/pala.12282 |Online=http://doi.wiley.com/10.1111/pala.12282 |Abruf=2018-06-03}}</ref> |
||
== Literatur == |
== Literatur == |
Version vom 3. Juni 2018, 12:15 Uhr
Tullimonstrum | ||||||
---|---|---|---|---|---|---|
Abdruck von Tullimonstrum im Museo Civico di Storia Naturale di Milano. Positiv- und Negativseite. Der Schwanz zeigt nach oben, der unten liegende Kopf mit dem Rüssel nach innen. | ||||||
Zeitliches Auftreten | ||||||
Pennsylvanium (Oberkarbon) | ||||||
309 bis 307 Mio. Jahre | ||||||
Fundorte | ||||||
| ||||||
Systematik | ||||||
| ||||||
Wissenschaftlicher Name | ||||||
Tullimonstrum | ||||||
Richardson, 1966 |
Tullimonstrum ist ein ausgestorbenes Wirbeltier aus dem Oberkarbon, dessen systematische Zugehörigkeit lange Zeit rätselhaft war. Fossilien von Tullimonstrum wurden in der Fossillagerstätte von Mazon Creek in der Nähe von Morris in Illinois gefunden. Es wurde nach seinem Entdecker, dem Fossilsammler Francis Tully benannt und ist das Staatsfossil von Illinois. Seitdem wurden von professionellen Paläontologen und von Amateursammlern tausende von Fossilien der Gattung gefunden. Die einzige beschriebene Art ist Tullimonstrum gregarium.
Merkmale
Die Fossilien von Tullimonstrum weisen eine Körperlänge von 15 bis 43 Zentimeter auf, die meisten Exemplare sind zwischen 31 und 35 Zentimeter lang. Tullimonstrum hatte einen spindelförmigen Körper mit einer rautenförmigen, senkrecht stehenden Schwanzflosse am Hinterende. Am Kopfende befand sich ein Rüssel, an dessen Ende ein mit 14 kleinen, scharfen Zähnen besetzter Kiefer lag. Der Kiefer war zwischen 5,5 und 16,5 mm lang und zwischen 3,5 und 6 mm breit. Die Zähne hatten eine Länge von 0,5 bis 2,4 mm. Am Übergang vom Körper zum Rüssel kann man eine sichelförmige Struktur erkennen, dahinter liegen zwei gestielte Augen. Tullimonstrum war ein schwimmendes, räuberisch lebendes Tier, das wahrscheinlich eine ähnliche Lebensweise wie die heutigen Pfeilwürmer hatte.
Systematik
Die systematische Zugehörigkeit von Tullimonstrum ist umstritten und es wurde vorgeschlagen, dass es zu den Conodonten, den Weichtieren, den Schnur- oder den Ringelwürmern gehört. Bei genaueren Untersuchungen von mehr als 1200 Fossilien des rätselhaften Tieres fand ein Wissenschaftlerteam eine Chorda dorsalis, Kiementaschen, Muskelsegmente wie bei Neunaugen und anderen primitiven Chordatieren und Zähne, die denen von Neunaugen und Schleimaalen ähneln. Tullimonstrum wird von ihnen als primitives Wirbeltier angesehen. Nach einer phylogenetischen Analyse steht es an der Basis der Linie, die zu den Neunaugen (Petromyzontiformes) führt.[1]
Jedoch geben neuere Forschungen wiederum Zweifel an dieser These. 2017 wurde von einem Team um Lauren Sallan von der University of Pennsylvania Kritik geäußert und postuliert, dass Tullimonstrum keineswegs eindeutig ein Wirbeltier sein müsse. Einerseits hätte die bisher als Beweis angebrachte Analyse der Augen keinen Hinweis auf Linsenaugen ergeben, zudem sei, da nur weiches Gewebe in den Fossilien konserviert war, die Behauptung eines harten Rückgrates nicht ausreichend beweisbar. Außerdem hätten sich Merkmale wie komplexe Augen und Zähne auch in einigen Klassen wirbelloser Tiere gebildet.[2]
Literatur
- Johnson, Ralph Gordon, Richardson, Eugene Stanley, (1969): Pennsylvanian invertebrates of the Mazon Creek Area, Illinois: the morphology and affinities of Tullimonstrum. Fieldiana, Geology 12 (8): 119-150. http://www.archive.org/details/pennsylvanianinv128john.
- Paul Selden, John Nudds: Fenster zur Evolution – Berühmte Fossilfundstellen der Welt, Elsevier Spektrum Akademischer Verlag, München 2007, ISBN 978-3-8274-1771-8
Einzelnachweise
- ↑ Victoria E. McCoy, Erin E. Saupe, James C. Lamsdell, Lidya G. Tarhan, Sean McMahon, Scott Lidgard, Paul Mayer, Christopher D. Whalen, Carmen Soriano, Lydia Finney, Stefan Vogt, Elizabeth G. Clark, Ross P. Anderson, Holger Petermann, Emma R. Locatelli, Derek E. G. Briggs: The ‘Tully monster’ is a vertebrate. In: Nature. Band 532, Nr. 7600, 16. März 2016, ISSN 0028-0836, S. 496–499, doi:10.1038/nature16992 (nature.com [abgerufen am 3. Juni 2018]).
- ↑ Lauren Sallan, Sam Giles, Robert S. Sansom, John T. Clarke, Zerina Johanson, Ivan J. Sansom, Philippe Janvier: The ‘Tully Monster’ is not a vertebrate: characters, convergence and taphonomy in Palaeozoic problematic animals. In: Palaeontology. Band 60, Nr. 2, 20. Februar 2017, ISSN 0031-0239, S. 149–157, doi:10.1111/pala.12282 (wiley.com [abgerufen am 3. Juni 2018]).
Weblinks
- The Paleobiology Database: Tullimonstrum