„Kontextsensitive Halbwertszeit“ – Versionsunterschied

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Die '''kontextsensitive Halbwertszeit''' ist ein [[Pharmakologie|pharmakologischer]] Begriff, der die Wirkdauer eines Medikaments in Abhängigkeit von der Anwendungsdauer beschreibt, im Unterschied zur einfachen [[Halbwertszeit]], die sich nur auf die Wirkdauer bei Einmalgabe eines Medikaments bezieht. Der Begriff wurde 1992 von ''MA Hughes'' eingeführt.<ref name="Hughes">M. A. Hughes, P. S. Glass, J. R. Jacobs: ''Context-sensitive half-time in multicompartment pharmacokinetic models for intravenous anesthetic drugs.'' In: ''Anesthesiology.'' 76(3), Mar 1992, S. 334–341. PMID 1539843.</ref>
Die '''kontextsensitive Halbwertszeit''' ist ein [[Pharmakologie|pharmakologischer]] Begriff, der die Plasmakonzentration eines Medikaments in Abhängigkeit von der Anwendungsdauer beschreibt, im Unterschied zur einfachen [[Halbwertszeit]], die sich nur auf die Wirkdauer bei Einmalgabe eines Medikaments bezieht. Der Begriff wurde 1992 von ''MA Hughes'' eingeführt.<ref name="Hughes">M. A. Hughes, P. S. Glass, J. R. Jacobs: ''Context-sensitive half-time in multicompartment pharmacokinetic models for intravenous anesthetic drugs.'' In: ''Anesthesiology.'' 76(3), Mar 1992, S. 334–341. PMID 1539843.</ref>


== Begrifflichkeit ==
Der Begriff spielt eine Rolle in der [[Anästhesiologie]]. Während [[Narkose]]n werden kontinuierlich Medikamente zugeführt. Bei der Wirkstoffklasse der [[Opioid]]e, die dabei verwendet werden, ist die Kenntnis der kontextsensitiven Halbwertszeiten wichtig, um die Narkose steuern zu können.<ref name="heidegger">T. Heidegger, C. F. Minto, T. W. Schnider: ''Moderne Konzepte der Pharmakokinetik intravenöser Anästhetika.'' In: ''Anaesthesist.'' 53(1), Jan 2004, S. 95–110. PMID 14994741.</ref> Medikamente mit einer bestimmten Halbwertszeit haben dabei nicht zwangsläufig eine längere kontextsensitive Halbwertszeit als Medikamente mit einer kürzeren Halbwertszeit.
Der Begriff spielt eine Rolle in der [[Anästhesiologie]]. Während [[Narkose]]n werden kontinuierlich Medikamente zugeführt. Bei der Wirkstoffklasse der [[Opioid]]e, die dabei verwendet werden, ist die Kenntnis der kontextsensitiven Halbwertszeiten wichtig, um die Narkose besser steuern zu können.<ref name="heidegger">T. Heidegger, C. F. Minto, T. W. Schnider: ''Moderne Konzepte der Pharmakokinetik intravenöser Anästhetika.'' In: ''Anaesthesist.'' 53(1), Jan 2004, S. 95–110. PMID 14994741.</ref> Medikamente mit einer bestimmten Halbwertszeit haben dabei nicht zwangsläufig eine längere kontextsensitive Halbwertszeit als Medikamente mit einer kürzeren Halbwertszeit.


Eine Verallgemeinerung des Konzeptes ist die ''bedeutsame Konzentrationsabfallzeit'' (''relevant decrement time''<ref>J. M. Bailey: ''Context-sensitive half-times and other decrement times of inhaled anesthetics.'' In: ''Anesth Analg.'' 85(3), Sep 1997, S. 681–686. PMID 9296431.</ref>), bei der nicht ausschließlich die Zeit bis zur Halbierung der Wirkstoffkonzentration wie bei der kontextsensitiven Halbwertszeit, sondern auch andere prozentuale Konzentrationsabnahmen beschrieben werden. Diese weisen oft eine größere klinische Relevanz auf, etwa für das Aufwachen aus einer Narkose.<ref name="heidegger" />
Eine Verallgemeinerung des Konzeptes ist die ''bedeutsame Konzentrationsabfallzeit'' (''relevant decrement time''<ref>J. M. Bailey: ''Context-sensitive half-times and other decrement times of inhaled anesthetics.'' In: ''Anesth Analg.'' 85(3), Sep 1997, S. 681–686. PMID 9296431.</ref>), bei der nicht ausschließlich die Zeit bis zur Halbierung der Wirkstoffkonzentration wie bei der kontextsensitiven Halbwertszeit, sondern auch andere prozentuale Konzentrationsabnahmen beschrieben werden. Diese weisen oft eine größere klinische Relevanz auf, etwa für das Aufwachen aus einer Narkose.<ref name="heidegger" />

== Anwendung ==
Wie bereits erwähnt wurde, ist die kontextsensitive Halbwertszeit, gerade in der Anästhesiologie, eine bedeutender Faktor geworden.<ref name=":0">{{Literatur |Autor=Wilhelm, Wolfram. |Titel=Praxis der Anästhesiologie. |Ort=Berlin |ISBN=978-3-662-54568-3 |Online=https://www.worldcat.org/oclc/1030303215 |Abruf=2020-04-04}}</ref>

Natürlich muss diese pharmakologische Eigenschaft fast immer berücksichtigt werden. Trotzdem gibt es zwei Applikationsformen wo diese pharmakologische Eigenschaft besonders berücksichtig werden muss:

=== Target-Controlled-Infusion ===
Gerade bei der [[Target Controlled Infusion|Target-Controlled-Infusion]] (TCI) ist die kontextsensitive Halbwertszeit essensziel, für den applizierenden Arzt.

Bei der TCI wird konstant ein Medikament zugeführt, welches eine benutzerdefinierte Plasmakonzentration im Blut beibehält.<ref name=":0" /> Gerade für eine vernüftige Dosierung ist dies hier besonders wichtig.

Die TCI wird normalerweise für Opioide und Hypnotika verwendet.

=== Patientengesteuerte Analgesie ===
Neben der TCI ist die [[patientengesteuerte Analgesie]] (PCA) eine Applikationsform wo die kontextsensitive Halbwertszeit besonders berücksichtigt werden sollte.

Hier kann sich der Patient selber ein Medikament (i.d.R. Analgetikum) applizieren. Die Dosierung wird vorher von einem Arzt eingestellt. Um eine Kumulation zu vermeiden, sollte deshalb ein Medikament verwendet werden, wo die kontextsensitive Halbwertszeit nicht besonders hoch ist.<ref>{{Literatur |Autor=Freye, E. (Enno) |Titel=Opioide in der Medizin |Auflage=8., aktualisierte Aufl |Verlag=Springer Medizin Verlag |Ort=Heidelberg |Datum=2010 |ISBN=978-3-540-88797-3 |Online=https://www.worldcat.org/oclc/647833991 |Abruf=2020-04-04}}</ref>


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==

Version vom 4. April 2020, 22:22 Uhr

Die kontextsensitive Halbwertszeit ist ein pharmakologischer Begriff, der die Plasmakonzentration eines Medikaments in Abhängigkeit von der Anwendungsdauer beschreibt, im Unterschied zur einfachen Halbwertszeit, die sich nur auf die Wirkdauer bei Einmalgabe eines Medikaments bezieht. Der Begriff wurde 1992 von MA Hughes eingeführt.[1]

Begrifflichkeit

Der Begriff spielt eine Rolle in der Anästhesiologie. Während Narkosen werden kontinuierlich Medikamente zugeführt. Bei der Wirkstoffklasse der Opioide, die dabei verwendet werden, ist die Kenntnis der kontextsensitiven Halbwertszeiten wichtig, um die Narkose besser steuern zu können.[2] Medikamente mit einer bestimmten Halbwertszeit haben dabei nicht zwangsläufig eine längere kontextsensitive Halbwertszeit als Medikamente mit einer kürzeren Halbwertszeit.

Eine Verallgemeinerung des Konzeptes ist die bedeutsame Konzentrationsabfallzeit (relevant decrement time[3]), bei der nicht ausschließlich die Zeit bis zur Halbierung der Wirkstoffkonzentration wie bei der kontextsensitiven Halbwertszeit, sondern auch andere prozentuale Konzentrationsabnahmen beschrieben werden. Diese weisen oft eine größere klinische Relevanz auf, etwa für das Aufwachen aus einer Narkose.[2]

Anwendung

Wie bereits erwähnt wurde, ist die kontextsensitive Halbwertszeit, gerade in der Anästhesiologie, eine bedeutender Faktor geworden.[4]

Natürlich muss diese pharmakologische Eigenschaft fast immer berücksichtigt werden. Trotzdem gibt es zwei Applikationsformen wo diese pharmakologische Eigenschaft besonders berücksichtig werden muss:

Target-Controlled-Infusion

Gerade bei der Target-Controlled-Infusion (TCI) ist die kontextsensitive Halbwertszeit essensziel, für den applizierenden Arzt.

Bei der TCI wird konstant ein Medikament zugeführt, welches eine benutzerdefinierte Plasmakonzentration im Blut beibehält.[4] Gerade für eine vernüftige Dosierung ist dies hier besonders wichtig.

Die TCI wird normalerweise für Opioide und Hypnotika verwendet.

Patientengesteuerte Analgesie

Neben der TCI ist die patientengesteuerte Analgesie (PCA) eine Applikationsform wo die kontextsensitive Halbwertszeit besonders berücksichtigt werden sollte.

Hier kann sich der Patient selber ein Medikament (i.d.R. Analgetikum) applizieren. Die Dosierung wird vorher von einem Arzt eingestellt. Um eine Kumulation zu vermeiden, sollte deshalb ein Medikament verwendet werden, wo die kontextsensitive Halbwertszeit nicht besonders hoch ist.[5]

Einzelnachweise

  1. M. A. Hughes, P. S. Glass, J. R. Jacobs: Context-sensitive half-time in multicompartment pharmacokinetic models for intravenous anesthetic drugs. In: Anesthesiology. 76(3), Mar 1992, S. 334–341. PMID 1539843.
  2. a b T. Heidegger, C. F. Minto, T. W. Schnider: Moderne Konzepte der Pharmakokinetik intravenöser Anästhetika. In: Anaesthesist. 53(1), Jan 2004, S. 95–110. PMID 14994741.
  3. J. M. Bailey: Context-sensitive half-times and other decrement times of inhaled anesthetics. In: Anesth Analg. 85(3), Sep 1997, S. 681–686. PMID 9296431.
  4. a b Wilhelm, Wolfram.: Praxis der Anästhesiologie. Berlin, ISBN 978-3-662-54568-3 (worldcat.org [abgerufen am 4. April 2020]).
  5. Freye, E. (Enno): Opioide in der Medizin. 8., aktualisierte Auflage. Springer Medizin Verlag, Heidelberg 2010, ISBN 978-3-540-88797-3 (worldcat.org [abgerufen am 4. April 2020]).