„Pastille“ – Versionsunterschied

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'''Pastillen''' bestehen aus fest gewordenen [[Flüssigkeit]]en oder festen Lösungen in einzeldosierter Form. Somit sind sie anders aufgebaut als [[Tablette]]n oder [[Dragée]]s. Die ersten in Deutschland verfügbaren Fertigarzneimittel wurden in Pastillenform angeboten.
'''Pastillen''' (aus dem [[latein]]ischen Substantiv ''{{lang|la|lingua pastillus}}'' „Kügelchen aus Mehlteig“, eine Verkleinerungsform von ''{{lang|la|lingua panis}}'' „Brot“) bestehen aus fest gewordenen [[Flüssigkeit]]en oder festen Lösungen in einzeldosierter Form. Somit sind sie anders aufgebaut als [[Tablette]]n oder [[Dragée]]s. Die ersten in Deutschland verfügbaren Fertigarzneimittel wurden in Pastillenform angeboten.


== Herstellung ==
== Herstellung ==
Pastillen werden durch Ausgießen einer Flüssigkeit in vorgefertigte Puderformen hergestellt. Danach werden die noch flüssigen Pastillen schonend getrocknet. Die in der getrockneten Flüssigkeit enthaltenen Wirkstoffe werden beim Kauen oder Lutschen langsam freigesetzt und können so von den Schleimhäuten aufgenommen werden oder mit dem Speichel in den Magen gelangen. Nur mit diesem Verfahren können völlig unterschiedliche Substanzen verarbeitet werden. Zu diesen Stoffen gehören:
Pastillen wurden ursprünglich durch Ausgießen einer (arzneihaltigen) Flüssigkeit in vorgefertigte Puderformen hergestellt. Danach werden die noch flüssigen Pastillen schonend getrocknet. Die in der getrockneten Flüssigkeit enthaltenen Wirkstoffe werden beim Kauen oder Lutschen langsam freigesetzt und können so von den Schleimhäuten aufgenommen werden oder mit dem Speichel in den Magen gelangen. Mit diesem Verfahren können völlig unterschiedliche Substanzen verarbeitet werden. Zu diesen Stoffen gehören:

* [[ätherische Öle|ätherische]] und fette Öle,
* [[ätherische Öle|ätherische]] und fette Öle,
* flüssige – auch alkoholische – [[Tinktur]]en und [[Extraktion (Verfahrenstechnik)|Extrakte]],
* flüssige – auch alkoholische – [[Tinktur]]en und [[Extraktion (Verfahrenstechnik)|Extrakte]],
* Trockenextrakte,
* Trockenextrakte,
* lösliche und unlösliche Stoffe oder [[Arzneistoff]]e.
* lösliche und unlösliche Stoffe oder [[Arzneistoff]]e.
Seit dem 20. Jahrhundert werden Pastillen üblicherweise durch Ausrollen, Ausstechen oder Zerschneiden zäher Massen hergestellt<ref>Josef Weichherz, Julius Schröder: ''Die Pastillen und Täfelchen''. In: ''Fabrikationsmethoden für Galenische Arzneimittel und Arzneiformen'', Technisch — Gewerbliche Bücher, Band 5, Springer, Wien 1930, S. 28-33, {{doi|10.1007/978-3-7091-9895-7_4}}.</ref> oder sie werden auf ein gekühltes Förderband getropft, wo sie unter starker Ventillation rasch härten.<ref>Michael Kaiser, Wolfgang Ernhofer: [https://www.process.vogel.de/am-laufenden-band-pastilliert-a-437928/ ''Am laufenden Band pastilliert'']. März 2014, Zugriff 21. Januar 2021.</ref>


=== Hilfsstoffe ===
=== Hilfsstoffe ===
Schwierigkeiten, die viele dieser Stoffe zum Beispiel beim Tablettieren oder anderen herkömmlichen Arzneiformen bereiten, können so umgangen werden. Häufig werden Pastillen auf der Basis von [[Gummi arabicum]] hergestellt. Gummi arabicum wird vom [[Gummiarabikumbaum]], der Senegel-Akazie, gewonnen. Gummi arabicum bietet entscheidende Vorteile bei der Herstellung von Pastillen. So bietet es als [[Hydrokolloide|Hydrokolloid]] die Möglichkeit zu [[Emulsion|emulgieren]] und zu [[Suspension (Chemie)|suspendieren]] und bindet Geschmacksstoffe wie zum Beispiel ätherische Öle und Aromen. Das Gummi arabicum hält die Schleimhäute des Mund- und Rachenraums durch einen Schutzfilm feucht.
Schwierigkeiten, die viele dieser Stoffe zum Beispiel beim Tablettieren oder anderen herkömmlichen Arzneiformen bereiten, können so umgangen werden. Häufig werden Pastillen unter Zusatz von [[Gummi arabicum]] hergestellt, welches vom [[Gummiarabikumbaum]], der Senegel-Akazie, gewonnen wird. Das [[Hydrokolloide|Hydrokolloid]] bietet die Möglichkeit zu [[Emulsion|emulgieren]] und zu [[Suspension (Chemie)|suspendieren]] und bindet Geschmacksstoffe wie zum Beispiel ätherische Öle und Aromen. Gummi arabicum hält die Schleimhäute des Mund- und Rachenraums durch einen Schutzfilm feucht. Gummi arabicum trägt zu einer besseren Härtung der getrockneten Pastillen bei und macht sie haltbarer für Transport und Lagerung.


[[Kategorie:Arzneiform]]
[[Kategorie:Arzneiform]]

Version vom 21. Januar 2021, 18:17 Uhr

Lutschpastillen

Pastillen (aus dem lateinischen Substantiv lingua pastillus „Kügelchen aus Mehlteig“, eine Verkleinerungsform von lingua panis „Brot“) bestehen aus fest gewordenen Flüssigkeiten oder festen Lösungen in einzeldosierter Form. Somit sind sie anders aufgebaut als Tabletten oder Dragées. Die ersten in Deutschland verfügbaren Fertigarzneimittel wurden in Pastillenform angeboten.

Herstellung

Pastillen wurden ursprünglich durch Ausgießen einer (arzneihaltigen) Flüssigkeit in vorgefertigte Puderformen hergestellt. Danach werden die noch flüssigen Pastillen schonend getrocknet. Die in der getrockneten Flüssigkeit enthaltenen Wirkstoffe werden beim Kauen oder Lutschen langsam freigesetzt und können so von den Schleimhäuten aufgenommen werden oder mit dem Speichel in den Magen gelangen. Mit diesem Verfahren können völlig unterschiedliche Substanzen verarbeitet werden. Zu diesen Stoffen gehören:

Seit dem 20. Jahrhundert werden Pastillen üblicherweise durch Ausrollen, Ausstechen oder Zerschneiden zäher Massen hergestellt[1] oder sie werden auf ein gekühltes Förderband getropft, wo sie unter starker Ventillation rasch härten.[2]

Hilfsstoffe

Schwierigkeiten, die viele dieser Stoffe zum Beispiel beim Tablettieren oder anderen herkömmlichen Arzneiformen bereiten, können so umgangen werden. Häufig werden Pastillen unter Zusatz von Gummi arabicum hergestellt, welches vom Gummiarabikumbaum, der Senegel-Akazie, gewonnen wird. Das Hydrokolloid bietet die Möglichkeit zu emulgieren und zu suspendieren und bindet Geschmacksstoffe wie zum Beispiel ätherische Öle und Aromen. Gummi arabicum hält die Schleimhäute des Mund- und Rachenraums durch einen Schutzfilm feucht. Gummi arabicum trägt zu einer besseren Härtung der getrockneten Pastillen bei und macht sie haltbarer für Transport und Lagerung.

  1. Josef Weichherz, Julius Schröder: Die Pastillen und Täfelchen. In: Fabrikationsmethoden für Galenische Arzneimittel und Arzneiformen, Technisch — Gewerbliche Bücher, Band 5, Springer, Wien 1930, S. 28-33, doi:10.1007/978-3-7091-9895-7_4.
  2. Michael Kaiser, Wolfgang Ernhofer: Am laufenden Band pastilliert. März 2014, Zugriff 21. Januar 2021.