„Wesensgemäße Bienenhaltung“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[gesichtete Version][ungesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
K zu großen Zeilenabstand entfernt, Abkürzung korrigiert, https
brushup: ad multi sources, format, structure, categroy; minor corrections
Markierung: Zurückgesetzt
Zeile 1: Zeile 1:
'''Wesensgemäße Bienenhaltung''' oder auch '''Ökologische Bienenhaltung''' ist eine Form der Bienenhaltung, welche 1986 von der ''Vereinigung für wesensgemäße Bienenhaltung'' erfunden wurde.<ref name="SfMuU_(2020)"/> Sie orientiert sich an den [[Anthroposophie|anthroposophischen]] Lehren [[Rudolf Steiner]]s<ref name="BuN_(2020)"/> und einigen Vorstellungen [[Ferdinand Gerstung]]s<ref name="MeV_(2015)"/>. Sie geht davon aus, dass das Bienenvolk einschließlich seiner Waben ein Organismus sei, und sieht den [[Bien]] als ein Ganzes.
'''Wesensgemäße Bienenhaltung'''<ref name="MeV_(2015)"/>, auch '''biodynamische Bienenhaltung'''<ref name="JWirz_(2014)"/>, ist eine Form der Bienenhaltung, welche 1986 von der ''Vereinigung für wesensgemäße Bienenhaltung e.V.'' (heute: ''[[Mellifera|Mellifera e.V.]]'')<ref name="SfMuU_(2020)">
{{cite web |title=Wesensgemäße Bienenhaltung
|url=https://www.deutschland-summt.de/wesensgemaesse-bienenhaltung.html
|website=Deutschland summt
|publisher=Stiftung für Mensch und Umwelt
|accessdate=2020-01-22}}
</ref> in Süddeutschland erfunden wurde.<ref name="SfMuU_(2020)"/> Sie ist Grundlage der [[Demeter (Anbauverband)|Demeter]]-Richtlinien<ref name="DemeterBioDynBien_(1995)">[https://www.demeter.de/sites/default/files/richtlinien/richtlinien_bienenhaltung_gesamt.pdf "Demeter-Richtlinie zur Bienenhaltung und für Imkereierzeugnisse] Webseite des Demeter e. V. Abgerufen am 31. Juli 2017</ref> zur Bienenhaltung. Sie orientiert sich an den [[Anthroposophie|anthroposophischen]] Lehren [[Rudolf Steiner]]s<ref name="BuN_(2020)"/> und einigen Vorstellungen [[Ferdinand Gerstung]]s<ref name="MeV_(2015)"/>, die von Steiner [[anthropomorph]] (''menschengestaltig'') umgedeutet wurden. In Norddeutschland hat sich ebenso eine anthroposophische Form der Bienenhaltung gegründet: ''De Immen'', beide Vereine arbeiten heute eng zusammen.


== Ursprünge ==
Das Konzept der ''wesensgemäßen Bienenhaltung'' wurde dann vom Verein [[Mellifera]]<ref name="SfMuU_(2020)">{{cite web |title=Wesensgemäße Bienenhaltung |url=https://www.deutschland-summt.de/wesensgemaesse-bienenhaltung.html |website=Deutschland summt |publisher=Stiftung für Mensch und Umwelt |accessdate=2020-01-22}}</ref> maßgeblich weiterentwickelt und ist auch Grundlage der anthroposophischen [[Demeter (Anbauverband)|Demeter]]-Richtlinien<ref>[https://www.demeter.de/sites/default/files/richtlinien/richtlinien_bienenhaltung_gesamt.pdf "Demeter-Richtlinie zur Bienenhaltung und für Imkereierzeugnisse] Webseite des Demeter e. V. Abgerufen am 31. Juli 2017</ref> zur Bienenhaltung. Im Norden hat sich ebenso eine Bewegung gegründet: [[De Immen]], beide Vereine arbeiten heute eng zusammen.
===Bienenzucht===
{{main|Bienenzucht|Bien}}
Mitte bis Ende des 19. Jahrhunderts waren imkerliche Techniken wie Mobilbau im [[Rähmchen]], Mittelwände aus Wachs und die wissenschaftliche Königinnenzucht bereits entwickelt und etabliert, vor allem in den USA. Sie standen im Wettstreit mit traditionellen Betriebsweisen mit Schwarmzucht und Stabilbau, bei dem die Naturwaben fest an der Bienenbeute angebaut waren. In dieser Zeit wirkte der Naturforscher [[Ferdinand Gerstung]] als Imker. Er führte den Begriff des Biens 1890 in die Bienenwissenschaften ein<ref name="FG_(1890)">{{cite book
|last1=Gerstung |first1=Ferdinand
|title=Das Grundgesetz der Brut- und Volksentwicklung des Biens.
|date=1890
|location=Bremen}}
</ref><ref name="FG_(2015)">
{{cite book
|last1=Gerstung |first1=Ferdinand
|title=Der Bien und seine Zucht
|date=2015
|location=Dresden
|isbn=978-3-95692-025-7
|edition=Auflage: 1, Nachdruck der Originalausgabe aus dem Jahre 1919}}
</ref>. Der Begriff ''Bien'' stammt von [[Johannes Mehring]]. Gerstung schilderte wie [[Bienenkönigin]], [[Drohn]]en und [[Arbeiterin (Bienen)|Arbeiterinnen]] als [[Organ (Biologie)|Organe]] des ganzheitlichen Organsimus ''Bien'' zu verstehen seien. Heute sprechen wir von einem [[Superorganismus]].


===Anthroposophie===
== Ursprung ==
{{main|Anthroposophie|Zucht}}
[[Rudolf Steiner]], „Begründer der [[Anthroposophie]] und gedanklicher Wegbereiter der wesensgemäßen Sichtweise“,<ref name="BuN_(2020)">{{cite web |last1=Wirz |first1=Johannes |last2=Poeplau |first2=Norbert |title=Wesensgemäße Bienenhaltung: Das steckt dahinter |url=https://www.bienenundnatur.de/aktuelles/wesensgemaesse-artgemaesse-bienenhaltung-das-steckt-dahinter/ |website=Biene&Natur |publisher=Deutscher Landwirtschaftsverlag GmbH |accessdate=2020-01-22}}</ref> hielt 1923 eine Reihe von Vorträgen in denen er auch über das ''Wesen der Bienen'' erzählte. Er meinte, dass man das Bienenleben auf seelische Art studieren müsse und dass Bienen den „größten Einfluß aus der Sternenwelt“ hätten. Er behauptete, ältere, weisere Menschen, die auf „ganz andere Art die Sache gewußt haben, als man sie heute weiß“, hätten das Treiben des Bienenstocks als Liebesleben aufgefasst und mit dem Planeten Venus in Zusammenhang gebracht. Er meinte, Bienenzucht fördere die Kultur ungemein und den richtigen Zusammenhang zwischen dem „Luftförmigen und dem Flüssigen“ im Menschen.<ref name="RS348_(1983)">„Ich habe Ihnen das Leben der Wespen neulich beschrieben. Im Bienenleben ist viel Ähnliches. Aber wiederum lebt der Bienenstock ein ganz merkwürdiges, eigentümliches Leben. Worauf beruht denn das? Sehen Sie, das können Sie überhaupt nicht erklären, wenn Sie nicht die Möglichkeit haben, ins Geistige hineinzuschauen. […] Daher haben schon jene älteren, weiseren Menschen, die eben auf ganz andere Art die Sache gewußt haben, als man sie heute weiß, diese weiseren Menschen haben das ganze wunderbare Treiben des Bienenstocks auf das Liebesleben zurückgewiesen, auf das Leben, das sie mit dem Planeten Venus in Zusammenhang gebracht haben. […] Die Biene saugt ihre Nahrung, die sie dann zu Honig macht, ja ganz aus denjenigen Bestandteilen der Pflanzen, die im Liebesleben drinnenstehen, bringt also gewissermaßen das Liebesleben von den Blumen in den Bienenstock hinein. So muß man sagen, daß man das Bienenleben auf seelische Art studieren muß. […] Und weiter können Sie studieren, wenn Sie nun den Honig selber essen. Was tut der Honig? […] In dem Augenblick, wo Honig gegessen wird, fördert er gerade den richtigen Zusammenhang zwischen dem Luftförmigen und dem Flüssigen im Menschen. […] Daher ist die Bienenzucht etwas, was eigentlich die Kultur ungeheuer fördert […] wenn man sich denkt, daß die Bienen den größten Einfluß aus der Sternenwelt haben […] Auf dem Umwege durch den Bienenstock zieht das ganze Weltenall herein in den Menschen und macht tüchtige Menschen. […] Und so kommt man dazu, die Menschenkunde zu einer Weltenkunde zu machen.“ {{cite book |last1=Steiner |first1=Rudolf |title=Über Gesundheit und Krankheit. Grundlagen einer geisteswissenschaftlichen Sinneslehre.' Achtzehn Vorträge, 19. Oktober 1922 bis 10. Februar 1923 (Bibl.-Nr. 348). |date=1983 |publisher=Rudolf Steiner Verlag |location=Dornach |pages=316–319}}</ref> Er verglich Prozesse im Bienenstock mit Prozessen im menschlichen Kopf, interpretierte das Schwarmgeschehen wie das Sterben eines Menschen und das Einziehen des Schwarms in eine neue Behausung mit der Geburt des Biens. Den Wabenbau bezeichnete er als Skelett, vergleichbar den Knochen des Menschen. Die Königin beschrieb Steiner als Organ der inneren Einheit des Bienenvolks. „Auf dem Umwege durch den Bienenstock“ ziehe das ganze Weltenall in den Menschen und so werde die geheimwissenschaftliche „Menschenkunde zu einer Weltenkunde“.<ref name="RS348_(1983)"/>
[[Rudolf Steiner]], „Begründer der [[Anthroposophie]] und gedanklicher Wegbereiter der wesensgemäßen Sichtweise“,<ref name="BuN_(2020)">{{cite web
Daraus zog er den Schluss, dass die mechanische Bienenhaltung, bei der neue Königinnen künstlich gezüchtet und nach belieben in Völker eingesetzt werden, im Laufe von 60 bis 100 Jahren zu einer existenziellen Schwächung der Bienengesundheit und sogar dem Verschwinden der Bienen führen müsse<ref>Martin Dettli (Hrsg.), Rudolf Steiner (Autor): ''Die Welt der Bienen.'' Rudolf Steiner Verlag, Dornach 2014, ISBN 978-3-7274-5384-7</ref>.
|last1=Wirz |first1=Johannes
Rudolf Steiner behauptete, seine „Geistes- oder Geheimwissenschaft“, „höheres Wissen“ und „hellseherische Forschung“ basiere auf einer angeborenen Fähigkeit zur [[Hellsichtigkeit]].<ref name="Leijenhorst_(2005)">Cees Leijenhorst: ''Anthoposophy.'' In: Wouter J. Hanegraaff (Hrsg.): ''Dictionary of Gnosis & Western Esotericism.'' Band 1, Brill, Leiden/ Boston 2005, S. 88 (englisch).</ref><ref name="Zinser_(2006)">Hartmut Zinser: ''Rudolf Steiners „Geheim- und Geisteswissenschaft“ als moderne Esoterik.'' {{Webarchiv |url=http://www2.hu-berlin.de/gkgeschlecht/downloads/veranstalt/2006/Zinser%20Vortrag%20HU%20210706.pdf |wayback=20090720121917 |text=Vortragsmanuskript}} (PDF; 180&nbsp;kB), 2006, S. 7 nach Theo S. 94.</ref> Er erhob sogar den Anspruch, er könne vergangene Ereignisse übersinnlich wahrnehmen, durch einen „nach rückwärts gerichteten hellseherischen Blick“.<ref name="Steiner_(1913)">Rudolf Steiner: ''Aus der Akasha-Forschung. Das fünfte Evangelium – Vortrag in Kristiana (Oslo), 2. Oktober 1913''; GA 148, S. 23; zu Steiners Anspruch, Übersinnliches wahrnehmen zu können, siehe [[Miriam Gebhardt]]: ''Rudolf Steiner. Ein moderner Prophet.'' DVA, München 2011, S. 9 ff. u.&nbsp;ö.</ref>
|last2=Poeplau |first2=Norbert
Rund 60 Jahre nach diesen Vorträgen Steiners gegründete sich die ''Vereinigung für wesensgemäße Bienenhaltung''<ref name="SfMuU_(2020)"/>.
|title=Wesensgemäße Bienenhaltung: Das steckt dahinter
|url=https://www.bienenundnatur.de/aktuelles/wesensgemaesse-artgemaesse-bienenhaltung-das-steckt-dahinter/
|website=Biene&Natur
|publisher=Deutscher Landwirtschaftsverlag GmbH
|accessdate=2020-01-22}}
</ref> hielt 1923 eine Reihe von Vorträgen in denen er auch über das ''Wesen der Bienen'' erzählte. Steiner, selbst kein Imker, erweiterte seine Meinungen zweiter und dritter Hand zur Bienenzucht um eigene fantasievolle, [[Esoterik|esoterische]] Vorstellungen. Er meinte, dass man das Bienenleben auf ''seelische Art'' studieren müsse und dass Bienen den „größten Einfluß aus der Sternenwelt“ hätten. Er behauptete, ältere, weisere Menschen, die auf „ganz andere Art die Sache gewußt haben, als man sie heute weiß“, hätten das Treiben des Bienenstocks als Liebesleben aufgefasst und mit dem Planeten Venus in Zusammenhang gebracht. Er meinte, Bienenzucht fördere die Kultur ungemein und den richtigen Zusammenhang zwischen dem „Luftförmigen und dem Flüssigen“ im Menschen.<ref name="RS348_(1983)">
„Ich habe Ihnen das Leben der Wespen neulich beschrieben. Im Bienenleben ist viel Ähnliches. Aber wiederum lebt der Bienenstock ein ganz merkwürdiges, eigentümliches Leben. Worauf beruht denn das? Sehen Sie, das können Sie überhaupt nicht erklären, wenn Sie nicht die Möglichkeit haben, ins Geistige hineinzuschauen. […] Daher haben schon jene älteren, weiseren Menschen, die eben auf ganz andere Art die Sache gewußt haben, als man sie heute weiß, diese weiseren Menschen haben das ganze wunderbare Treiben des Bienenstocks auf das Liebesleben zurückgewiesen, auf das Leben, das sie mit dem Planeten Venus in Zusammenhang gebracht haben. […] Die Biene saugt ihre Nahrung, die sie dann zu Honig macht, ja ganz aus denjenigen Bestandteilen der Pflanzen, die im Liebesleben drinnenstehen, bringt also gewissermaßen das Liebesleben von den Blumen in den Bienenstock hinein. So muß man sagen, daß man das Bienenleben auf seelische Art studieren muß. […] Und weiter können Sie studieren, wenn Sie nun den Honig selber essen. Was tut der Honig? […] In dem Augenblick, wo Honig gegessen wird, fördert er gerade den richtigen Zusammenhang zwischen dem Luftförmigen und dem Flüssigen im Menschen. […] Daher ist die Bienenzucht etwas, was eigentlich die Kultur ungeheuer fördert […] wenn man sich denkt, daß die Bienen den größten Einfluß aus der Sternenwelt haben […] Auf dem Umwege durch den Bienenstock zieht das ganze Weltenall herein in den Menschen und macht tüchtige Menschen. […] Und so kommt man dazu, die Menschenkunde zu einer Weltenkunde zu machen.“ {{cite book
|last1=Steiner |first1=Rudolf
|title=Über Gesundheit und Krankheit. Grundlagen einer geisteswissenschaftlichen Sinneslehre.' Achtzehn Vorträge, 19. Oktober 1922 bis 10. Februar 1923 (Bibl.-Nr. 348).
|date=1983
|publisher=Rudolf Steiner Verlag
|location=Dornach |pages=316–319
| url=https://archive.org/details/rudolf-steiner-ga-348}}
</ref>


Steiner [[anthropomorph|vermenschlichte]] das ''Wesen'' des Bien. Er verglich Prozesse im Bienenstock mit Prozessen im menschlichen Kopf, interpretierte das Schwarmgeschehen wie das Sterben eines Menschen und das Einziehen des Schwarms in eine neue Behausung mit der Geburt. Den Wabenbau bezeichnete er als Skelett, vergleichbar den Knochen des Menschen. Die Königin beschrieb Steiner als Organ der inneren Einheit des Bienenvolks.
Ende des 19. Jahrhunderts waren imkerliche Techniken wie Mobilbau, Mittelwände und die künstliche Königinnenzucht bereits entwickelt. Sie standen im Wettstreit mit traditionellen Betriebsweisen im Stabilbau, bei dem die Naturwaben fest an der Bienenbeute angebaut waren. In dieser Zeit wirkte der Naturforscher [[Ferdinand Gerstung]] als Imker. Er führte den Begriff des Biens 1890 in die Bienenwissenschaften ein<ref name="FG_(1890)">{{cite book |last1=Gerstung |first1=Ferdinand |title=Das Grundgesetz der Brut- und Volksentwicklung des Biens. |date=1890 |location=Bremen}}</ref>. Der Begriff ''Bien'' stammt von [[Johannes Mehring]]. Gerstung schilderte wie [[Bienenkönigin]], [[Drohn]]en und [[Arbeiterin (Bienen)|Arbeiterinnen]] als [[Organ (Biologie)|Organe]] des Biens zu verstehen seien. Heute sprechen wir von einem [[Superorganismus]].
Nach Steiners Lehren sind Menschen und Honigbienen in einer [[Mythos|mythischen]] [[Kosmogonie|Weltenordnung]] vereint. „Auf dem Umwege durch den Bienenstock“ ziehe das ganze Weltenall in den Menschen ein und so werde die [[Geheimwissen|geheimwissenschaftliche]] „Menschenkunde zu einer Weltenkunde“.<ref name="RS348_(1983)"/> Steiner behauptete, seine „Geistes- oder Geheimwissenschaft“, „höheres Wissen“ und „hellseherische Forschung“ basiere auf einer angeborenen Fähigkeit zur [[Hellsichtigkeit]].<ref name="Leijenhorst_(2005)">
Cees Leijenhorst: ''Anthoposophy.'' In: Wouter J. Hanegraaff (Hrsg.): ''Dictionary of Gnosis & Western Esotericism.'' Band 1, Brill, Leiden/ Boston 2005, S. 88 (englisch).
</ref><ref name="Zinser_(2006)">
Hartmut Zinser: ''Rudolf Steiners „Geheim- und Geisteswissenschaft“ als moderne Esoterik.'' {{Webarchiv |url=http://www2.hu-berlin.de/gkgeschlecht/downloads/veranstalt/2006/Zinser%20Vortrag%20HU%20210706.pdf
|wayback=20090720121917
|text=Vortragsmanuskript}} (PDF; 180&nbsp;kB), 2006, S. 7 nach Theo S. 94.
</ref> Er erhob sogar den Anspruch, er könne vergangene Ereignisse übersinnlich wahrnehmen, durch einen „nach rückwärts gerichteten hellseherischen Blick“<ref name="Steiner_(1913)">
Rudolf Steiner: ''Aus der Akasha-Forschung. Das fünfte Evangelium – Vortrag in Kristiana (Oslo), 2. Oktober 1913''; GA 148, S. 23; zu Steiners Anspruch, Übersinnliches wahrnehmen zu können, siehe [[Miriam Gebhardt]]: ''Rudolf Steiner. Ein moderner Prophet.'' DVA, München 2011, S. 9 ff. u.&nbsp;ö.
</ref>.
Steiner meinte, daß "[…] in hundert Jahren die ganze Bienenzucht aufhören würde, wenn man nur künstlich gezüchtete Bienen verwenden würde […]"<ref name="RS351_(1988)">{{cite book
|last1=Steiner |first1=Rudolf
|title=Mensch und Welt. Das Wirken des Geistes in der Natur. Über das Wesen der Bienen. Nach vom Vortragenden nicht durchgesehenen Nachschriften. Fünfzehn Vorträge und eine Nachbemerkung gehalten vor den Arbeitern am Goetheanumbau in Dornach vom 8. Oktober bis 22. Dezember 1923. (Bibl.-Nr. 351).
|date=1988
|publisher=Rudolf Steiner Verlag
|location=Dornach |pages=131–189
| url=https://archive.org/details/rudolf-steiner-ga-351/page/n1/mode/2up}} "Wir werden dann das nächste Mal ein bißchen tiefer hineinschauen in die Bienenzucht und sehen, daß das, was kurze Zeit eine außerordentlich günstige Maßregel ist, was heute zugrunde liegt, gut erscheinen kann, daß aber in hundert Jahren die ganze Bienenzucht aufhören würde, wenn man nur künstlich gezüchtete Bienen verwenden würde. […] So können sich die Bienenzüchter zwar außerordentlich freuen über den Aufschwung, den seit kurzer Zeit die Bienenzucht genommen hat; aber diese Freude, die wird keine hundert Jahre halten. […] Selbstverstandlich wüde ich durchaus nicht wollen, daß eine fanatische Bewegung gegen die künstliche Bienenzucht eingeleitet werden soll. […] Es laßt sich aus dem heutigen Bestand überhaupt gar nichts schließen darauf, was die künstliche Bienenzucht bedeutet oder nicht, sondern das muß man nach fünfzig, sechzig Jahren oder meinetwillen hundert Jahren ins Auge fassen […] denn die Kuhzucht wird viel schneller leiden, wird in einem Vierteljahrhundert ruiniert sein."
</ref>.


== Entstehung ==
=== Bienensterben ===
{{main|Bienensterben|Varroamilbe}}
Ende der 1970er Jahre breitete sich die [[Varroamilbe]] in Deutschland aus und führte zu ersten großen Bienenvölkerverlusten. In Süddeutschland begannen sich einige Imker vor dem Hintergrund der Vorträge Rudolf Steiners die Grundlagen der wesensgemäßen Bienenhaltung auszuarbeiten. 1986 gründeten sie die Vereinigung für wesensgemäße Bienenhaltung, die später in Mellifera e. V. umbenannt wurde. Für die Vereinsgründer war klar, dass die herkömmlichen Formen der Imkerei überdacht werden mussten. Ihnen ging es nicht nur um die Entwicklung einer ökologischen Behandlungsmethode gegen die Varroamilbe, sondern es sollten auch nachhaltige imkerliche Betriebsweisen entworfen werden, um langfristig die Gesundheit der Bienen zu stärken<ref>Thomas Radetzki: [https://www.mellifera.de/download.html?f=archiv%2F1986+Lebendige+Erde.pdf "Von der hohen Bedeutung der Bienen."] In: "Lebendige Erde" Nr. 3, 1986, {{ISSN|0023-9917}}. S.&nbsp;118–122.</ref><ref>Johannes Wirz: [https://www.mellifera.de/download.html?f=archiv%2FElemente_101_Wirz_Bienen_kleine_Datei.pdf ''Bienen verstehen, wesensgemäß imkern.''] In: ''Elemente der Naturwissenschaft'' Nr. 101, 2014, {{ISSN|0422-9630}}. S.&nbsp;92–113.</ref>.
Seit dem Mittelalter wird vom [[Bienensterben]] berichtet, so auch in den 1850er, 1880er, den 1920er, den 1960er, den 1990er und wieder in den 2000er Jahren bis heute, auch als ''colony collapse disorder'' (''CCD'') bezeichnet.<ref>{{Literatur |Autor=Dennis vanEngelsdorp, Jay D. Evans, Claude Saegerman, Chris Mullin, Eric Haubruge, Bach Kim Nguyen, Maryann Frazier, Jim Frazier, Diana Cox-Foster, Yanping Chen, Robyn Underwood, David R. Tarpy, Jeffery S. Pettis |Titel=Colony Collapse Disorder: A Descriptive Study |Sammelwerk=PLoS ONE |Band=4 |Nummer=8 |Datum=2009 |Seiten=e6481 |DOI=10.1371/journal.pone.0006481}}</ref>
Der Demeterimker Martin Dettli meint, Steiner habe gesagt, dass die Bienenhaltung, bei der neue Königinnen künstlich gezüchtet und nach belieben in Völker eingesetzt werden, im Laufe von 60 bis 100 Jahren zu einer Schwächung der Bienengesundheit und sogar dem Verschwinden der Honigbienen führen müsse.<ref>Martin Dettli (Hrsg.), Rudolf Steiner (Autor): ''Die Welt der Bienen.'' Rudolf Steiner Verlag, Dornach 2014, ISBN 978-3-7274-5384-7</ref>. Der Bienenforscher Peter Rosenkranz meinte 2018 jedoch, dass sie nicht aussterben werde, solange es imkerliche Bienenzucht gebe.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.zeit.de/zeit-magazin/2018/21/imkern-honig-hobby-bienen-grossstadt/seite-2 |titel=Honig im Kopf |werk=zeit.de |datum=2018-05-20 |abruf=2019-09-10}}</ref><ref name="RS351_(1988)"/>


== Aspekte einer wesensgemäßen Bienenhaltung ==
=== Vereinigung für wesensgemäße Bienenhaltung ===
{{main|Vereinigung für wesensgemäße Bienenhaltung}}
Die ''wesensgemäße Bienenhaltung'' drückt sich in der Wahrung der Integrität des Brutnestes, Naturwabenbau und Vermehrung über den Schwarmtrieb aus.
In Süddeutschland gründeten einige Imker 1986 vor dem Hintergrund der [[Anthroposophie|anthroposophischen]] Lehren Rudolf Steiners die „Vereinigung für wesensgemäße Bienenhaltung e.V.“, die später in „Mellifera e.V.“ umbenannt wurde. Den Vereinsgründern ging es um die Entwicklung einer anthroposophisch erweiterten Imkerei mit einer wesensgemäßen Betriebsweise, um langfristig die Gesundheit ihrer Honigbienen zu stärken<ref name="TRadetzki_(1986)">
Thomas Radetzki: [https://www.mellifera.de/download.html?f=archiv%2F1986+Lebendige+Erde.pdf "Von der hohen Bedeutung der Bienen."]
In: "Lebendige Erde" Nr. 3, 1986, {{ISSN|0023-9917}}. S.&nbsp;118–122.
</ref><ref name="JWirz_(2014)">
Johannes Wirz: [https://www.mellifera.de/download.html?f=archiv%2FElemente_101_Wirz_Bienen_kleine_Datei.pdf ''Bienen verstehen, wesensgemäß imkern.'']
In: ''Elemente der Naturwissenschaft'' Nr. 101, 2014, {{ISSN|0422-9630}}. S.&nbsp;92–113.
</ref>.
Sie entwickelten die Grundlagen der „wesensgemäßen Bienenhaltung“ weiter, bis sie 1995 zur „biodynamischen
Bienenhaltung“<ref name="JWirz_(2014)"/> gemäß der "[[Demeter (Anbauverband)|Demeter]]-Richtlinie zur Bienenhaltung und für Imkereierzeugnisse" wurde<ref name="DemeterBioDynBien_(1995)"/>.


=== Schwarmtrieb ===
== Betriebsweise ==
Johannes Wirz und Mellifera e.V. beschreiben die Grundlagen der anthroposophisch erweiterten Imkerei mit der Betriebsweise ''wesensgemäße Bienenhaltung'' oder ''biodynamische Bienenhaltung'', als eine Beziehung des Imkers zum Bien, mit Wahrung der Integrität des Brutnestes, Volksvermehrung aus Schwarmtrieb, Errichtung der Waben im Naturbau und Verzicht auf künstliche Königinnenzucht.<ref name="JWirz_(2014)"/><ref name="MeV_(2015)"/>

=== Beziehung ===
Die anthroposophisch erweiterte Imkerei ist eine Frage der Beziehung des Imkers zu seinen Honigbienen.<ref name="MeV_(2015)">{{cite web
|last1=Bude |first1=Sarah
|title=Bienen verstehen, wesensgemäß Imkern
|url=https://www.mellifera.de/blog/biene-mensch-natur-blog/bienen-verstehen-wesensgemaess-imkern.html
|publisher=Mellifera e. V. Vereinigung für wesensgemäße Bienenhaltung |accessdate=2020-01-22}}
</ref> Sie betrifft die Wahrnehmung des Biens nach den Lehren Rudolf Steiners als einen esoterisch-anthropomorphen Organismus, mit welchem der Imker eine „respektvolle, offenherzige Beziehung“<ref name="MeV_(2015)"/> eingeht.

=== Integrität des Brutnestes ===
In der wesensgemäßen Bienenhaltung sollen Brut- und Honigraum nicht geteilt werden. Mellifera e.V. vermarktet und bewirbt eine [[Trogbeute]] (''Mellifera-Einraumbeute'') mit eigens konzipiertem neuen [[Rähmchen]]maß im [[Goldener Schnitt|goldenen Schnitt]], eine [[Horizontalbeute]] nach Art des alten [[Krainer Bauernstock]]s (''Bienenkiste'') und eine Korbbeute nach Vorgaben des anthroposophischen Künstlers Günther Mancke (''Sun Hive'') als wesensgemäß, sowie Literatur und Zubehör.<ref name="SfMuU_(2020)" /> Die althergebrachte Trogbeute und die schlecht warmhaltige Horizontalbeute werden heute als wenig artgerecht eingestuft.<ref name="Schiffer_(2020a)">{{Literatur |Autor=Torben Schiffer |Titel=Evolution der Bienenhaltung: Artenschutz für Honigbienen. Bienen besser verstehen |Verlag=Verlag Eugen Ulmer |Ort=Stuttgart |Datum=2020 |ISBN=978-3-8186-0924-5 |Sprache=de}}</ref><ref name="Schiffer_(2020b)">{{Literatur |Autor=Torben Schiffer |Titel=Der wahre Preis des Honigs – Artenschutz für Honigbienen! |Sammelwerk=Imkern heute |WerkErg=Das Fachmagazin für Bienenzucht-Wirtschaft und Forschung |Nummer=Ausgabe 9, Herbst/Winter 2020 |Verlag=WV Buch-Kunst-Musik Verlag<!-- Meine Steirische Reinhard Wernbache? --> |Ort=Graz |Datum=2020-12-04 |Seiten=36–54 |Sprache=de |Online=[https://beenature-project.com/WebRoot/Store2/Shops/6aa71639-792d-4a95-9e8c-00453bab9a49/MediaGallery/Der_wahre_Preis_des_Honigs_-_Gratis.pdf beenature-project.com] |Format=PDF |KBytes=992 |Abruf=2021-07-14 |ZDB=2964915-8}}</ref> Neuste Vermarktung und Bewerbung durch Mellifera e.V. betrifft die [[Zeidlerei]] in [[Klotzbeute]]n mit Stabilbau.<ref name="AnthroZeidelei_(2015)">
{{cite web |title=moderne Zeidler
|url=https://www.mellifera.de/blog/freibeuter/moderne-zeidler.html
|website=Unser Blog
|publisher=Mellifera e.V.
|accessdate=2021-10-12}}
</ref>

=== Vermehrung ===
[[Datei:Bienenschwarm 17c.jpg|mini|Ein Bienenschwarm]]
[[Datei:Bienenschwarm 17c.jpg|mini|Ein Bienenschwarm]]
Die Vermehrung über den Schwarmtrieb gehört zu den zentralen Gesichtspunkten der wesensgemäßen Bienenhaltung. Der Schwarmtrieb ist die einzige Art, über die sich Bienenvölker natürlicherweise vermehren. Er ist ein Ausdruck von Vitalität, es gibt viele Bienen, viel Brut und viele Vorräte im Volk. Beim Schwärmen verlässt die alte Königin mit einem Teil der Arbeiterinnen den Bienenstock. Sowohl im alten wie im neu entstehenden Bienenvolk kommt es infolge des Schwärmens zu einer Brutunterbrechung. Der Schwarmakt dient zudem der Reinigung und ist eine natürliche Krankheitsvorsorge. Durch die mit dem Schwarmakt verbundene Brutunterbrechung werden bakterielle Erkrankungen wie [[Amerikanische Faulbrut]] und [[Europäische Faulbrut]] (Sauerbrut) reduziert<ref =name"Sauerbrut">Thomas Amsler, Jean-Daniel Charrière, Martin Dettli: ''Jungvolkbildung als Mittel zur Sauerbrutprävention?'' In: ''Schweizerische Bienen-Zeitung'' Nr. 4, 2013, {{ISSN|0036-7540}}. S.&nbsp;23–25.</ref><ref>Ingemar Fries, Scott Camazine: ''Implications of horizontal and vertical pathogen transmission for honey bee epidemiology'' In: ''Apidologie.'' Nr. 32, 2001, {{ISSN|0044-8435}}. S.&nbsp;199–214.</ref> und auch die Belastung mit der Varroamilbe wird vermindert<ref>Ingemar Fries, Henrik Hansen, Anton Imdorf, Peter Rosenkranz: ''Swarming in honey bees (Apis mellifera) and Varroa destructor population development in Sweden.'' In: ''Apidologie.'' Nr. 34, 2003. {{ISSN|0044-8435}}. S.&nbsp;389–397.</ref><ref>Jerzy Wilde, Stefan Fuchs, Janusz Bratkowski: "Distribution of Varroa destructor between swarms and colonies." In: "Journal of Apicultural Research" Nr. 44(4), 2005. S.&nbsp;190–194.</ref>.
Die Vermehrung über den Schwarmtrieb gehört zu den zentralen Gesichtspunkten der wesensgemäßen Bienenhaltung. Der Schwarmtrieb ist die einzige Art, über die sich Bienenvölker natürlicherweise vermehren. Er ist ein Ausdruck von Vitalität, es gibt viele Bienen, viel Brut und viele Vorräte im Volk. Beim Schwärmen verlässt die alte Königin mit einem Teil der Arbeiterinnen den Bienenstock. Sowohl im alten wie im neu entstehenden Bienenvolk kommt es infolge des Schwärmens zu einer Brutunterbrechung. Der Schwarmakt dient zudem der Reinigung und ist eine natürliche Krankheitsvorsorge. Durch die mit dem Schwarmakt verbundene Brutunterbrechung werden bakterielle Erkrankungen wie [[Amerikanische Faulbrut]] und [[Europäische Faulbrut]] (Sauerbrut) reduziert<ref =name"Sauerbrut">Thomas Amsler, Jean-Daniel Charrière, Martin Dettli: ''Jungvolkbildung als Mittel zur Sauerbrutprävention?'' In: ''Schweizerische Bienen-Zeitung'' Nr. 4, 2013, {{ISSN|0036-7540}}. S.&nbsp;23–25.</ref><ref>Ingemar Fries, Scott Camazine: ''Implications of horizontal and vertical pathogen transmission for honey bee epidemiology'' In: ''Apidologie.'' Nr. 32, 2001, {{ISSN|0044-8435}}. S.&nbsp;199–214.</ref> und auch die Belastung mit der Varroamilbe wird vermindert<ref>Ingemar Fries, Henrik Hansen, Anton Imdorf, Peter Rosenkranz: ''Swarming in honey bees (Apis mellifera) and Varroa destructor population development in Sweden.'' In: ''Apidologie.'' Nr. 34, 2003. {{ISSN|0044-8435}}. S.&nbsp;389–397.</ref><ref>Jerzy Wilde, Stefan Fuchs, Janusz Bratkowski: "Distribution of Varroa destructor between swarms and colonies." In: "Journal of Apicultural Research" Nr. 44(4), 2005. S.&nbsp;190–194.</ref>.

=== Königinnenzucht ===
In der wesensgemäßen Bienenhaltung wird auf die gängige Praxis der Königinnenzucht verzichtet. Die Bienenköniginnen paaren sich während des [[Hochzeitsflug]]es mit beliebigen Drohnen (Standbegattung). So passen sich die Bienenvölker mit ihren Königinnen im Laufe der Generationen an den Standort an<ref>Heather R. Mattila, Thomas D. Seeley: ''Extreme polyandry improves a honey bee colony’s ability to track dynamic foraging opportunities via greater activity of inspecting bees.'' In: ''Apidologie'' Nr. 45, 2014, {{ISSN|0044-8435}}. S.&nbsp;347–363 (englisch).</ref>. Dies erhöht die genetische Vielfalt und umso größer ist die Vitalität der Bienenvölker<ref>David R. Tarpy, Dennis van Engelsdorf, Jeffery Pettis: ''Genetic diversity affects colony survivorship in commercial honey bee colonies.'' In: ''Naturwissenschaften'' Nr. 100, 2013. S.&nbsp;723–726 (englisch).</ref>. Aktuelle Studien zeigen, dass sich die Einflüsse der Standbegattung positiv auf die Volksstärke beim Einwintern auswirken, die Brutnester größer sind, die Bienen weiter entfernte Nektarquellen anfliegen und im Bienenstock die Resistenz gegenüber Infektionskrankheiten höher ist<ref>Ralph Büchler et al: ''The influence of genetic origin and its interaction with environmental effects on the survival of Apis mellifera L. colonies in Europe.'' In: ''Journal of Apicultural Research'' Nr. 53, 2014. S.&nbsp;205–214 (englisch).</ref>.


=== Naturwabenbau ===
=== Naturwabenbau ===
Zeile 28: Zeile 109:
In der wesensgemäßen Bienenhaltung wird die Integrität des Biens so weit wie möglich geachtet und das Bienenvolk kann seine Waben selbst bauen. Die Waben haben viele wichtige Funktionen im Bienenvolk. In den Zellen der Waben wird die Brut herangezogen, sie garantieren somit den Fortbestand des Volkes. Sie dienen als Speicher für Honig- und Pollenvorräte und auf ihnen sind Tanzböden markiert, auf denen die Kommunikation der Bienen durch Schwänzel-, Sichel- und Rundtänze stattfindet. Der Wabenbau wurde im Laufe der Evolution über viele Millionen Jahre perfektioniert. Für die Volksgesundheit sind Wachsschwitzen und Wabenbauen zudem wichtige hygienische Maßnahmen. Hierbei sind positive Effekte bei Faul-<ref>Muhamad Munawar, Shazia Raja, Elizabeth S. Waghchoure, Muhammad Barkat: ''Controlling American Foulbrood in honeybees by shook swarm method.'' In: ''Pakistan Journal of Agricultural Research.'' Nr. 1–2, 2010. S.&nbsp;53–58 (englisch).</ref> und Sauerbrut nachgewiesen.
In der wesensgemäßen Bienenhaltung wird die Integrität des Biens so weit wie möglich geachtet und das Bienenvolk kann seine Waben selbst bauen. Die Waben haben viele wichtige Funktionen im Bienenvolk. In den Zellen der Waben wird die Brut herangezogen, sie garantieren somit den Fortbestand des Volkes. Sie dienen als Speicher für Honig- und Pollenvorräte und auf ihnen sind Tanzböden markiert, auf denen die Kommunikation der Bienen durch Schwänzel-, Sichel- und Rundtänze stattfindet. Der Wabenbau wurde im Laufe der Evolution über viele Millionen Jahre perfektioniert. Für die Volksgesundheit sind Wachsschwitzen und Wabenbauen zudem wichtige hygienische Maßnahmen. Hierbei sind positive Effekte bei Faul-<ref>Muhamad Munawar, Shazia Raja, Elizabeth S. Waghchoure, Muhammad Barkat: ''Controlling American Foulbrood in honeybees by shook swarm method.'' In: ''Pakistan Journal of Agricultural Research.'' Nr. 1–2, 2010. S.&nbsp;53–58 (englisch).</ref> und Sauerbrut nachgewiesen.


=== Beziehung ===
=== Königinnenzucht ===
In der wesensgemäßen Königinnenzucht paaren sich die Bienenköniginnen während des [[Hochzeitsflug]]es mit beliebigen Drohnen (Standbegattung). So passen sich die Bienenvölker mit ihren Königinnen im Laufe der Generationen an den Standort an<ref>Heather R. Mattila, Thomas D. Seeley: ''Extreme polyandry improves a honey bee colony’s ability to track dynamic foraging opportunities via greater activity of inspecting bees.'' In: ''Apidologie'' Nr. 45, 2014, {{ISSN|0044-8435}}. S.&nbsp;347–363 (englisch).</ref>. Dies erhöht die genetische Vielfalt und umso größer ist die Vitalität der Bienenvölker<ref>David R. Tarpy, Dennis van Engelsdorf, Jeffery Pettis: ''Genetic diversity affects colony survivorship in commercial honey bee colonies.'' In: ''Naturwissenschaften'' Nr. 100, 2013. S.&nbsp;723–726 (englisch).</ref>. Aktuelle Studien zeigen, dass sich die Einflüsse der Standbegattung positiv auf die Volksstärke beim Einwintern auswirken, die Brutnester größer sind, die Bienen weiter entfernte Nektarquellen anfliegen und im Bienenstock die Resistenz gegenüber Infektionskrankheiten höher ist.<ref>Ralph Büchler et al: ''The influence of genetic origin and its interaction with environmental effects on the survival of Apis mellifera L. colonies in Europe.'' In: ''Journal of Apicultural Research'' Nr. 53, 2014. S.&nbsp;205–214 (englisch).</ref>
Wesensgemäße Bienenhaltung ist jedoch nicht nur eine Frage der Betriebsweise, sondern auch der Beziehung des Imkers zu seinen Honigbienen.<ref name="MeV_(2015)">{{cite web |last1=Bude |first1=Sarah |title=Bienen verstehen, wesensgemäß Imkern |url=https://www.mellifera.de/blog/biene-mensch-natur-blog/bienen-verstehen-wesensgemaess-imkern.html |publisher=Mellifera e. V. Vereinigung für wesensgemäße Bienenhaltung |accessdate=2020-01-22}}</ref> Sie betrifft die Wahrnehmung des Biens als ein Organismus, mit welchem der Imker eine „respektvolle, offenherzige Beziehung“<ref name="MeV_(2015)"/> eingeht.

=== Absperrgitter ===
Die Benutzung eines [[Absperrgitter (Imkerei)|Absperrgitters]] zum trennen von [[Brutraum|Brut-]] und [[Honigraum]] ist in der wesensgemäßen Bienenhaltung sehr umstritten. Einige sagen, Imkerei ist ohne Absperrgitter unmöglich, währenddessen andere sagen, dass es unnatürlich wäre.


=== Wesensgemäße Beuten ===
Theoretisch ist in jeder [[Bienenstock|Bienenbeute]] eine wesensgemäße Haltung der Honigbiene möglich, jedoch wollen manche Bienenhalter bestimmte Bienenbeuten, z.&nbsp;B. aufgrund ihrer „natürlichen Form“. Zu diesen gehören z.&nbsp;B. der [[Top-bar hive]], die Trogbeute, die Bienenkiste oder die Klotzbeute.<ref name="SfMuU_(2020)" />
== Literatur ==
== Literatur ==
* David Gerstmeier und Tobias Miltenberger: Ökologische Bienenhaltung: Die Orientierung am Bien. Franckh-Kosmos-Verlag; Stuttgart 2018, ISBN 978-3-440-15605-6.
* Erhard Maria Klein: ''Wesensgemäße Bienenhaltung in der Bienenkiste.'' Pala-Verlag, Darmstadt 2016, ISBN 978-3-89566-341-3
* Martin Ott, Martin Dettli, Philip Rohner: ''Bienen verstehen: Der Weg durchs Nadelöhr.'' FonaVerlag, Lenzburg (CH) 2015. ISBN 978-3-03781-056-9
* Günter Friedmann: ''Bienengemäß imkern: Das Praxis-Handbuch.'' BLV Buchverlag, München 2016, ISBN 978-3-8354-1544-7.
* Ferdinand Gerstung: ''Der Bien und seine Zucht.'' Fachbuchverlag-Dresden, Dresden 2015, ISBN 978-3-95692-025-7.
* Michael Weiler: ''Der Mensch und die Bienen" Betrachtungen zu den Lebensäußerungen des Bien.'' Verlag Lebendige Erde, Darmstadt 2000, ISBN 978-3-921536-60-5
* David Heaf: ''The Bee-friendly Beekeeper.'' Northern Bee Books, Hebden Bridge 2011, ISBN 978-1-904846-60-4.
* Erhard Maria Klein: ''Wesensgemäße Bienenhaltung in der Bienenkiste.'' Pala-Verlag, Darmstadt 2016, ISBN 978-3-89566-341-3.
* Martin Ott, Martin Dettli, Philip Rohner: ''Bienen verstehen: Der Weg durchs Nadelöhr.'' FonaVerlag, Lenzburg (CH) 2015. ISBN 978-3-03781-056-9.
* Wolfgang Ritter: ''Bienen naturgemäß halten: Der Weg zur Bio-Imkerei.'' Ulmer Verlag, Stuttgart 2014, ISBN 978-3-8001-3995-8.
* Thomas D. Seeley: ''Bienendemokratie: Wie Bienen kollektiv entscheiden und was wir davon lernen können.'' S. Fischer Verlag, Frankfurt/Main 2015, ISBN 978-3-596-19407-0.
* Michael Weiler: ''Der Mensch und die Bienen" Betrachtungen zu den Lebensäußerungen des Bien.'' Verlag Lebendige Erde, Darmstadt 2000, ISBN 978-3-921536-60-5.
* Johannes Wirz: ''Bienen verstehen, wesensgemäß imkern.'' In: ''Elemente der Naturwissenschaft'' Nr. 101, 2014, {{ISSN|0422-9630}}. S.&nbsp;92–113.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* [https://www.mellifera.de/ Mellifera e. V.]
* [https://www.mellifera.de/ Mellifera e. V.]
* [https://de-immen.de/ De Immen e.V.]
* [https://de-immen.de/ De Immen e.V.]
* [https://www.demeter.de/lebensmittel-produkte/honig Demeter Bienenhaltung]


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
Zeile 57: Zeile 125:


{{SORTIERUNG:Wesensgemasse Bienenhaltung}}
{{SORTIERUNG:Wesensgemasse Bienenhaltung}}
[[Kategorie:Anthroposophie| ]]
[[Kategorie:Imkerei]]
[[Kategorie:Imkerei]]

Version vom 12. Oktober 2021, 18:15 Uhr

Wesensgemäße Bienenhaltung[1], auch biodynamische Bienenhaltung[2], ist eine Form der Bienenhaltung, welche 1986 von der Vereinigung für wesensgemäße Bienenhaltung e.V. (heute: Mellifera e.V.)[3] in Süddeutschland erfunden wurde.[3] Sie ist Grundlage der Demeter-Richtlinien[4] zur Bienenhaltung. Sie orientiert sich an den anthroposophischen Lehren Rudolf Steiners[5] und einigen Vorstellungen Ferdinand Gerstungs[1], die von Steiner anthropomorph (menschengestaltig) umgedeutet wurden. In Norddeutschland hat sich ebenso eine anthroposophische Form der Bienenhaltung gegründet: De Immen, beide Vereine arbeiten heute eng zusammen.

Ursprünge

Bienenzucht

Mitte bis Ende des 19. Jahrhunderts waren imkerliche Techniken wie Mobilbau im Rähmchen, Mittelwände aus Wachs und die wissenschaftliche Königinnenzucht bereits entwickelt und etabliert, vor allem in den USA. Sie standen im Wettstreit mit traditionellen Betriebsweisen mit Schwarmzucht und Stabilbau, bei dem die Naturwaben fest an der Bienenbeute angebaut waren. In dieser Zeit wirkte der Naturforscher Ferdinand Gerstung als Imker. Er führte den Begriff des Biens 1890 in die Bienenwissenschaften ein[6][7]. Der Begriff Bien stammt von Johannes Mehring. Gerstung schilderte wie Bienenkönigin, Drohnen und Arbeiterinnen als Organe des ganzheitlichen Organsimus Bien zu verstehen seien. Heute sprechen wir von einem Superorganismus.

Anthroposophie

Rudolf Steiner, „Begründer der Anthroposophie und gedanklicher Wegbereiter der wesensgemäßen Sichtweise“,[5] hielt 1923 eine Reihe von Vorträgen in denen er auch über das Wesen der Bienen erzählte. Steiner, selbst kein Imker, erweiterte seine Meinungen zweiter und dritter Hand zur Bienenzucht um eigene fantasievolle, esoterische Vorstellungen. Er meinte, dass man das Bienenleben auf seelische Art studieren müsse und dass Bienen den „größten Einfluß aus der Sternenwelt“ hätten. Er behauptete, ältere, weisere Menschen, die auf „ganz andere Art die Sache gewußt haben, als man sie heute weiß“, hätten das Treiben des Bienenstocks als Liebesleben aufgefasst und mit dem Planeten Venus in Zusammenhang gebracht. Er meinte, Bienenzucht fördere die Kultur ungemein und den richtigen Zusammenhang zwischen dem „Luftförmigen und dem Flüssigen“ im Menschen.[8]

Steiner vermenschlichte das Wesen des Bien. Er verglich Prozesse im Bienenstock mit Prozessen im menschlichen Kopf, interpretierte das Schwarmgeschehen wie das Sterben eines Menschen und das Einziehen des Schwarms in eine neue Behausung mit der Geburt. Den Wabenbau bezeichnete er als Skelett, vergleichbar den Knochen des Menschen. Die Königin beschrieb Steiner als Organ der inneren Einheit des Bienenvolks. Nach Steiners Lehren sind Menschen und Honigbienen in einer mythischen Weltenordnung vereint. „Auf dem Umwege durch den Bienenstock“ ziehe das ganze Weltenall in den Menschen ein und so werde die geheimwissenschaftliche „Menschenkunde zu einer Weltenkunde“.[8] Steiner behauptete, seine „Geistes- oder Geheimwissenschaft“, „höheres Wissen“ und „hellseherische Forschung“ basiere auf einer angeborenen Fähigkeit zur Hellsichtigkeit.[9][10] Er erhob sogar den Anspruch, er könne vergangene Ereignisse übersinnlich wahrnehmen, durch einen „nach rückwärts gerichteten hellseherischen Blick“[11]. Steiner meinte, daß "[…] in hundert Jahren die ganze Bienenzucht aufhören würde, wenn man nur künstlich gezüchtete Bienen verwenden würde […]"[12].

Bienensterben

Seit dem Mittelalter wird vom Bienensterben berichtet, so auch in den 1850er, 1880er, den 1920er, den 1960er, den 1990er und wieder in den 2000er Jahren bis heute, auch als colony collapse disorder (CCD) bezeichnet.[13] Der Demeterimker Martin Dettli meint, Steiner habe gesagt, dass die Bienenhaltung, bei der neue Königinnen künstlich gezüchtet und nach belieben in Völker eingesetzt werden, im Laufe von 60 bis 100 Jahren zu einer Schwächung der Bienengesundheit und sogar dem Verschwinden der Honigbienen führen müsse.[14]. Der Bienenforscher Peter Rosenkranz meinte 2018 jedoch, dass sie nicht aussterben werde, solange es imkerliche Bienenzucht gebe.[15][12]

Vereinigung für wesensgemäße Bienenhaltung

In Süddeutschland gründeten einige Imker 1986 vor dem Hintergrund der anthroposophischen Lehren Rudolf Steiners die „Vereinigung für wesensgemäße Bienenhaltung e.V.“, die später in „Mellifera e.V.“ umbenannt wurde. Den Vereinsgründern ging es um die Entwicklung einer anthroposophisch erweiterten Imkerei mit einer wesensgemäßen Betriebsweise, um langfristig die Gesundheit ihrer Honigbienen zu stärken[16][2]. Sie entwickelten die Grundlagen der „wesensgemäßen Bienenhaltung“ weiter, bis sie 1995 zur „biodynamischen Bienenhaltung“[2] gemäß der "Demeter-Richtlinie zur Bienenhaltung und für Imkereierzeugnisse" wurde[4].

Betriebsweise

Johannes Wirz und Mellifera e.V. beschreiben die Grundlagen der anthroposophisch erweiterten Imkerei mit der Betriebsweise wesensgemäße Bienenhaltung oder biodynamische Bienenhaltung, als eine Beziehung des Imkers zum Bien, mit Wahrung der Integrität des Brutnestes, Volksvermehrung aus Schwarmtrieb, Errichtung der Waben im Naturbau und Verzicht auf künstliche Königinnenzucht.[2][1]

Beziehung

Die anthroposophisch erweiterte Imkerei ist eine Frage der Beziehung des Imkers zu seinen Honigbienen.[1] Sie betrifft die Wahrnehmung des Biens nach den Lehren Rudolf Steiners als einen esoterisch-anthropomorphen Organismus, mit welchem der Imker eine „respektvolle, offenherzige Beziehung“[1] eingeht.

Integrität des Brutnestes

In der wesensgemäßen Bienenhaltung sollen Brut- und Honigraum nicht geteilt werden. Mellifera e.V. vermarktet und bewirbt eine Trogbeute (Mellifera-Einraumbeute) mit eigens konzipiertem neuen Rähmchenmaß im goldenen Schnitt, eine Horizontalbeute nach Art des alten Krainer Bauernstocks (Bienenkiste) und eine Korbbeute nach Vorgaben des anthroposophischen Künstlers Günther Mancke (Sun Hive) als wesensgemäß, sowie Literatur und Zubehör.[3] Die althergebrachte Trogbeute und die schlecht warmhaltige Horizontalbeute werden heute als wenig artgerecht eingestuft.[17][18] Neuste Vermarktung und Bewerbung durch Mellifera e.V. betrifft die Zeidlerei in Klotzbeuten mit Stabilbau.[19]

Vermehrung

Ein Bienenschwarm

Die Vermehrung über den Schwarmtrieb gehört zu den zentralen Gesichtspunkten der wesensgemäßen Bienenhaltung. Der Schwarmtrieb ist die einzige Art, über die sich Bienenvölker natürlicherweise vermehren. Er ist ein Ausdruck von Vitalität, es gibt viele Bienen, viel Brut und viele Vorräte im Volk. Beim Schwärmen verlässt die alte Königin mit einem Teil der Arbeiterinnen den Bienenstock. Sowohl im alten wie im neu entstehenden Bienenvolk kommt es infolge des Schwärmens zu einer Brutunterbrechung. Der Schwarmakt dient zudem der Reinigung und ist eine natürliche Krankheitsvorsorge. Durch die mit dem Schwarmakt verbundene Brutunterbrechung werden bakterielle Erkrankungen wie Amerikanische Faulbrut und Europäische Faulbrut (Sauerbrut) reduziert[20][21] und auch die Belastung mit der Varroamilbe wird vermindert[22][23].

Naturwabenbau

Bienen beim Wabenbau

In der wesensgemäßen Bienenhaltung wird die Integrität des Biens so weit wie möglich geachtet und das Bienenvolk kann seine Waben selbst bauen. Die Waben haben viele wichtige Funktionen im Bienenvolk. In den Zellen der Waben wird die Brut herangezogen, sie garantieren somit den Fortbestand des Volkes. Sie dienen als Speicher für Honig- und Pollenvorräte und auf ihnen sind Tanzböden markiert, auf denen die Kommunikation der Bienen durch Schwänzel-, Sichel- und Rundtänze stattfindet. Der Wabenbau wurde im Laufe der Evolution über viele Millionen Jahre perfektioniert. Für die Volksgesundheit sind Wachsschwitzen und Wabenbauen zudem wichtige hygienische Maßnahmen. Hierbei sind positive Effekte bei Faul-[24] und Sauerbrut nachgewiesen.

Königinnenzucht

In der wesensgemäßen Königinnenzucht paaren sich die Bienenköniginnen während des Hochzeitsfluges mit beliebigen Drohnen (Standbegattung). So passen sich die Bienenvölker mit ihren Königinnen im Laufe der Generationen an den Standort an[25]. Dies erhöht die genetische Vielfalt und umso größer ist die Vitalität der Bienenvölker[26]. Aktuelle Studien zeigen, dass sich die Einflüsse der Standbegattung positiv auf die Volksstärke beim Einwintern auswirken, die Brutnester größer sind, die Bienen weiter entfernte Nektarquellen anfliegen und im Bienenstock die Resistenz gegenüber Infektionskrankheiten höher ist.[27]

Literatur

  • Erhard Maria Klein: Wesensgemäße Bienenhaltung in der Bienenkiste. Pala-Verlag, Darmstadt 2016, ISBN 978-3-89566-341-3
  • Martin Ott, Martin Dettli, Philip Rohner: Bienen verstehen: Der Weg durchs Nadelöhr. FonaVerlag, Lenzburg (CH) 2015. ISBN 978-3-03781-056-9
  • Michael Weiler: Der Mensch und die Bienen" Betrachtungen zu den Lebensäußerungen des Bien. Verlag Lebendige Erde, Darmstadt 2000, ISBN 978-3-921536-60-5

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d e Sarah Bude: Bienen verstehen, wesensgemäß Imkern. Mellifera e. V. Vereinigung für wesensgemäße Bienenhaltung, abgerufen am 22. Januar 2020.
  2. a b c d Johannes Wirz: Bienen verstehen, wesensgemäß imkern. In: Elemente der Naturwissenschaft Nr. 101, 2014, ISSN 0422-9630. S. 92–113.
  3. a b c Wesensgemäße Bienenhaltung. In: Deutschland summt. Stiftung für Mensch und Umwelt, abgerufen am 22. Januar 2020.
  4. a b "Demeter-Richtlinie zur Bienenhaltung und für Imkereierzeugnisse Webseite des Demeter e. V. Abgerufen am 31. Juli 2017
  5. a b Johannes Wirz, Norbert Poeplau: Wesensgemäße Bienenhaltung: Das steckt dahinter. In: Biene&Natur. Deutscher Landwirtschaftsverlag GmbH, abgerufen am 22. Januar 2020.
  6. Ferdinand Gerstung: Das Grundgesetz der Brut- und Volksentwicklung des Biens. Bremen 1890.
  7. Ferdinand Gerstung: Der Bien und seine Zucht. Auflage: 1, Nachdruck der Originalausgabe aus dem Jahre 1919. Dresden 2015, ISBN 978-3-95692-025-7.
  8. a b „Ich habe Ihnen das Leben der Wespen neulich beschrieben. Im Bienenleben ist viel Ähnliches. Aber wiederum lebt der Bienenstock ein ganz merkwürdiges, eigentümliches Leben. Worauf beruht denn das? Sehen Sie, das können Sie überhaupt nicht erklären, wenn Sie nicht die Möglichkeit haben, ins Geistige hineinzuschauen. […] Daher haben schon jene älteren, weiseren Menschen, die eben auf ganz andere Art die Sache gewußt haben, als man sie heute weiß, diese weiseren Menschen haben das ganze wunderbare Treiben des Bienenstocks auf das Liebesleben zurückgewiesen, auf das Leben, das sie mit dem Planeten Venus in Zusammenhang gebracht haben. […] Die Biene saugt ihre Nahrung, die sie dann zu Honig macht, ja ganz aus denjenigen Bestandteilen der Pflanzen, die im Liebesleben drinnenstehen, bringt also gewissermaßen das Liebesleben von den Blumen in den Bienenstock hinein. So muß man sagen, daß man das Bienenleben auf seelische Art studieren muß. […] Und weiter können Sie studieren, wenn Sie nun den Honig selber essen. Was tut der Honig? […] In dem Augenblick, wo Honig gegessen wird, fördert er gerade den richtigen Zusammenhang zwischen dem Luftförmigen und dem Flüssigen im Menschen. […] Daher ist die Bienenzucht etwas, was eigentlich die Kultur ungeheuer fördert […] wenn man sich denkt, daß die Bienen den größten Einfluß aus der Sternenwelt haben […] Auf dem Umwege durch den Bienenstock zieht das ganze Weltenall herein in den Menschen und macht tüchtige Menschen. […] Und so kommt man dazu, die Menschenkunde zu einer Weltenkunde zu machen.“ Rudolf Steiner: Über Gesundheit und Krankheit. Grundlagen einer geisteswissenschaftlichen Sinneslehre.' Achtzehn Vorträge, 19. Oktober 1922 bis 10. Februar 1923 (Bibl.-Nr. 348). Rudolf Steiner Verlag, Dornach 1983, S. 316–319 (archive.org).
  9. Cees Leijenhorst: Anthoposophy. In: Wouter J. Hanegraaff (Hrsg.): Dictionary of Gnosis & Western Esotericism. Band 1, Brill, Leiden/ Boston 2005, S. 88 (englisch).
  10. Hartmut Zinser: Rudolf Steiners „Geheim- und Geisteswissenschaft“ als moderne Esoterik. Vortragsmanuskript (Memento vom 20. Juli 2009 im Internet Archive) (PDF; 180 kB), 2006, S. 7 nach Theo S. 94.
  11. Rudolf Steiner: Aus der Akasha-Forschung. Das fünfte Evangelium – Vortrag in Kristiana (Oslo), 2. Oktober 1913; GA 148, S. 23; zu Steiners Anspruch, Übersinnliches wahrnehmen zu können, siehe Miriam Gebhardt: Rudolf Steiner. Ein moderner Prophet. DVA, München 2011, S. 9 ff. u. ö.
  12. a b Rudolf Steiner: Mensch und Welt. Das Wirken des Geistes in der Natur. Über das Wesen der Bienen. Nach vom Vortragenden nicht durchgesehenen Nachschriften. Fünfzehn Vorträge und eine Nachbemerkung gehalten vor den Arbeitern am Goetheanumbau in Dornach vom 8. Oktober bis 22. Dezember 1923. (Bibl.-Nr. 351). Rudolf Steiner Verlag, Dornach 1988, S. 131–189 (archive.org). "Wir werden dann das nächste Mal ein bißchen tiefer hineinschauen in die Bienenzucht und sehen, daß das, was kurze Zeit eine außerordentlich günstige Maßregel ist, was heute zugrunde liegt, gut erscheinen kann, daß aber in hundert Jahren die ganze Bienenzucht aufhören würde, wenn man nur künstlich gezüchtete Bienen verwenden würde. […] So können sich die Bienenzüchter zwar außerordentlich freuen über den Aufschwung, den seit kurzer Zeit die Bienenzucht genommen hat; aber diese Freude, die wird keine hundert Jahre halten. […] Selbstverstandlich wüde ich durchaus nicht wollen, daß eine fanatische Bewegung gegen die künstliche Bienenzucht eingeleitet werden soll. […] Es laßt sich aus dem heutigen Bestand überhaupt gar nichts schließen darauf, was die künstliche Bienenzucht bedeutet oder nicht, sondern das muß man nach fünfzig, sechzig Jahren oder meinetwillen hundert Jahren ins Auge fassen […] denn die Kuhzucht wird viel schneller leiden, wird in einem Vierteljahrhundert ruiniert sein."
  13. Dennis vanEngelsdorp, Jay D. Evans, Claude Saegerman, Chris Mullin, Eric Haubruge, Bach Kim Nguyen, Maryann Frazier, Jim Frazier, Diana Cox-Foster, Yanping Chen, Robyn Underwood, David R. Tarpy, Jeffery S. Pettis: Colony Collapse Disorder: A Descriptive Study. In: PLoS ONE. Band 4, Nr. 8, 2009, S. e6481, doi:10.1371/journal.pone.0006481.
  14. Martin Dettli (Hrsg.), Rudolf Steiner (Autor): Die Welt der Bienen. Rudolf Steiner Verlag, Dornach 2014, ISBN 978-3-7274-5384-7
  15. Honig im Kopf. In: zeit.de. 20. Mai 2018, abgerufen am 10. September 2019.
  16. Thomas Radetzki: "Von der hohen Bedeutung der Bienen." In: "Lebendige Erde" Nr. 3, 1986, ISSN 0023-9917. S. 118–122.
  17. Torben Schiffer: Evolution der Bienenhaltung: Artenschutz für Honigbienen. Bienen besser verstehen. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2020, ISBN 978-3-8186-0924-5.
  18. Torben Schiffer: Der wahre Preis des Honigs – Artenschutz für Honigbienen! In: Imkern heute. Das Fachmagazin für Bienenzucht-Wirtschaft und Forschung. Ausgabe 9, Herbst/Winter 2020. WV Buch-Kunst-Musik Verlag, 4. Dezember 2020, ZDB-ID 2964915-8, S. 36–54 (beenature-project.com [PDF; 992 kB; abgerufen am 14. Juli 2021]).
  19. moderne Zeidler. In: Unser Blog. Mellifera e.V., abgerufen am 12. Oktober 2021.
  20. Thomas Amsler, Jean-Daniel Charrière, Martin Dettli: Jungvolkbildung als Mittel zur Sauerbrutprävention? In: Schweizerische Bienen-Zeitung Nr. 4, 2013, ISSN 0036-7540. S. 23–25.
  21. Ingemar Fries, Scott Camazine: Implications of horizontal and vertical pathogen transmission for honey bee epidemiology In: Apidologie. Nr. 32, 2001, ISSN 0044-8435. S. 199–214.
  22. Ingemar Fries, Henrik Hansen, Anton Imdorf, Peter Rosenkranz: Swarming in honey bees (Apis mellifera) and Varroa destructor population development in Sweden. In: Apidologie. Nr. 34, 2003. ISSN 0044-8435. S. 389–397.
  23. Jerzy Wilde, Stefan Fuchs, Janusz Bratkowski: "Distribution of Varroa destructor between swarms and colonies." In: "Journal of Apicultural Research" Nr. 44(4), 2005. S. 190–194.
  24. Muhamad Munawar, Shazia Raja, Elizabeth S. Waghchoure, Muhammad Barkat: Controlling American Foulbrood in honeybees by shook swarm method. In: Pakistan Journal of Agricultural Research. Nr. 1–2, 2010. S. 53–58 (englisch).
  25. Heather R. Mattila, Thomas D. Seeley: Extreme polyandry improves a honey bee colony’s ability to track dynamic foraging opportunities via greater activity of inspecting bees. In: Apidologie Nr. 45, 2014, ISSN 0044-8435. S. 347–363 (englisch).
  26. David R. Tarpy, Dennis van Engelsdorf, Jeffery Pettis: Genetic diversity affects colony survivorship in commercial honey bee colonies. In: Naturwissenschaften Nr. 100, 2013. S. 723–726 (englisch).
  27. Ralph Büchler et al: The influence of genetic origin and its interaction with environmental effects on the survival of Apis mellifera L. colonies in Europe. In: Journal of Apicultural Research Nr. 53, 2014. S. 205–214 (englisch).